Kapitel 44

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Ohne überhaupt darüber nachzudenken, lässt Maria ihre Beine entscheiden wo der Weg hingehen soll nachdem sie die Eingangshalle des Stark-Towers durchquert hat.
Natürlich ist sie nicht sonderlich überrascht als sie sich kurz darauf im Zellentrackt des Gebäudes wiederfindet und geradewegs auf die Zelle Lokis zusteuert.
Sie weiß nicht einmal warum aber aus irgendeinem Grund muss sie einfach mit dem Schwarzhaarigen sprechen, da sie das Gefühl hat, dass er der Einzige ist, der sie und ihre Probleme wirklich versteht.
Die Frau bleibt schließlich vor der richtigen Zelle stehen und sieht durch das Laisergitter den Halbgott auf der anderen Seite auf seinem Bett liegen und friedlich schlafen. Einen Moment noch beobachtet sie den Mann und überlegt ob sie ihn wirklich wecken sollte, doch als sie sich nach einer geschlagenen Minuten beginnt wie ein Psychopath vorzukommen, der andere Menschen beim Schlafen beobachtet, beschließt sie es einfach zu wagen.
Maria befiehlt Jarvis im Flüsterton die Zelle zu öffnen und steht ein paar Sekunden später schon in der Zelle des Mannes, welcher von den Geräuschen um ihn herum langsam erwacht und sich grummelnd auf seiner Liege umdreht.
Als er jedoch die Psychologin vor sich stehen sieht, wird er mit einem Mal wach, seine zuvor noch fast verschlossenen Augen weiten sich für einen kurzen Moment und er setzt sich schlagartig aufrecht hin.
"Was bei Odins Namen tust du hier?! Ist es nicht mitten in der Nacht?", fragt er seine absolut gerechtfertigt Fragen und mustert die Erdbeerblonde vor sich mit einem skeptischen Blick ganz so als hätte diese den Verstand verloren.
"Ja, das stimmt und eigentlich sollte ich auch nicht hier sein... aber ich wusste nicht wohin", murmelt die Frau und senkt betreten den Kopf, da sie sich augenblicklich für ihr absolut unvernünftiges Verhalten schämt.
Was hat sie überhaupt gedacht, was Loki wir tun können, wenn sie ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt?
"Was ist passiert?", fragt der Schwarzhaarige besorgt.
"I-Ich... E-es-", plötzlich fühlt sich Maria absolut fehl am Platz und ohne Plan. Der Klos in ihrem Hals ist wieder da und hindert sie daran einen anständigen Satz herauszubringen. Ihre Augen füllen sich erneut mit aufsteigenden Tränen.
"Hat es was mit deiner Freundin zu tun? Hast du mit ihr gesprochen?", fragt der Mann weiter, die Besorgnis deutlich aus seiner Stimme herauszuhören.
Die Frau ist nur in der Lage mit einem Nicken zu antworten, welches sich jedoch schnell in ein leichtes Kopfschütteln verwandelt und schließlich mit einem kraftlosen Schulterzucken endet, da sie selbst nicht genau weiß, was jetzt endgültig der Auslöser für ihre aktuelle Stimmung ist. Wahrscheinlich eine Mischung aus allem zusammen, was in den letzten Stunden passiert ist.
"Hey, komm her", murmelt Loki, der die Psychologin trotzdem irgendwie zu verstehen scheint und klopf auf den Platz neben sich.
Maria lässt sich neben den Mann fallen, der sogleich seine Arme beruhigend um sie legt, und lässt ihren Kopf gegen dessen Schulter sinken nachdem sie ihre Beine fest an die Brust gezogen hat.
Eine Weile sagt keiner etwas und es ist so still, dass man eine Stecknadel hätte auf den Boden fallen hören können.
"Was ist passiert?", durchbricht der Halbgott dann irgendwann mit ruhiger Stimme die Stille.
Die Frau atmet noch einmal tief durch und schluckt den Klos in ihren Hals herunter.
"Ich habe mit Kim gesprochen. Naja, zumindest habe ich es versucht aber sie blockt jede Entschuldigung ab und lässt sich von ihm neuen ach so toller Freund beeinflussen, der mich anscheinend von Anfang an nicht leiden konnte!", erzählt sie und spürt wie bei den Gedanken von dem erneuten Streit mit ihrer Freundin am frühen Abend wieder die Wut in ihr hochkocht.
"Wow, die scheint nachtragend zu sein", murmelt Loki halblaut und anscheinend mehr zu sich selbst.
"Lass mich dir einen Rat geben", spricht er dann nach einer kurzen Pause weiter,"Halte dich nicht mit Solchen auf, die dich nicht so wahrnehmen, wie du es verdienst und vergesse sie."
Maria lacht trocken auf.
"Das ist leichter gesagt als getan. Ich im Gegensatz zu dir bin ich jemand, dem seine Freude wichtig sind und die er nicht so leicht ersetzen kann", schnaubte sie dann und ignoriert, dass sie den Schwarzhaarigen mit ihren Worten womöglich ziemlich verletzt, da dieser ganz so klang, als würde er aus eigener Erfahrung sprechen.
Falls das jedoch der Fall sein sollte, lässt es sich der Mann nicht anmerken, da er unbeirrt fortfährt.
"Was ich damit sagen will ist, dass du dich nicht krampfhaft an den Personen festhalten sollst, die nichts von dir wissen wollen. Daran wirst du früher oder später schmerzhaft zerbrechen. Wenn du deiner Freundin wirklich wichtig bist, dann wird sie sich früher oder später gewiss bei dir melden. Und wenn nicht, dann ist sie deine Tränen nicht wert."
Auch wenn ihr seine Worte nicht gefallen, muss die Psychologin zugeben, dass Loki recht hat. Seine Worte klingen so überzeugend, dass sie sich sicher ist, dass er aus eigenen Erfahrungen sprechen muss.
Die Frau überrollt eine Welle von Schuldgefühlen und sie fühlt sich augenblicklich schrecklich, dass sie mit dem Halbgott neben ihr all ihre Probleme teilt und dabei erwartet, dass er auch noch einen guten Rat für sie hat. Auf seinen Schultern lastet schließlich im Moment eine viel größere Last und den Mann jetzt auch noch mit ihren eigenen Sorgen zu bedrücken, ist mehr als nur unfair und egoistisch.
"Tut mir leid", murmelt die Erdbeerblonde kleinlaut und schluckt einmal schwer.
Doch von Loki ist nur ein fragendes Grummeln zu hören, da er anscheinend nicht zu verstehen scheint, für was sich die Frau so plötzlich bei ihm entschuldigt.
"Tut mir leid, dass ich dir schon wieder die Ohren mit meinen Problemen vollheule, anstatt mich um die Deinen zu kümmern. Das ist unfair", erklärt sie und blinzelte energisch eine Träne weg, die sich bei ihren Worten in ihrem Auge gebildet hat.
Einen Moment herrscht absolute Stille und die Psychologin befürchtet schon, dass der Schwarzhaarige wirklich wütend ist und sie jeden Moment wegschicken wird, als dieser jedoch nur den Kopf schüttelt.
"Hör auf dir so etwas einzureden! Du musst dich für rein gar nichts entschuldigen", sagt er dann mit überzeugter Stimme und verfestert seinen Griff um die Frau neben sich ein wenig.
"Aber ich-", beginnt diese wieder, doch wird von dem Mann unterbrochen noch bevor sie richtig anfangen kann.
"Nein, kein aber. Du hast genausogut das Recht deine Sorgen mit jemandem zu teilen wie jeder andere. Und deshalb wirst du mit jetzt alles erzählen, was dich bedrückt. Ich weiß, dass da mehr ist als nur deine Freundin", sagt Loki mit so fester Stimme, dass sich Maria nicht traut ihm noch einmal zu wiedersprechen und stattdessen erneut beginnt zu erzählen.
"Meine Eltern sind mich besuchen gekommen und ich habe ihnen von allem erzählt. Dir, den Avengers und Kim. Sie haben wie alle anderen nicht verstanden, dass du mehr bist, als der gewissenlose Bösewicht und versucht mich davon abzuhalten weiterhin herzukommen. Ich weiß, dass sie sich nur Sorgen machen aber mir sind einfach die Sicherungen durchgebrannt und ich bin hier her gekommen weil ich nicht wusste, wohin ich sonst gehen sollte."
Als die Frau geendet hat herrscht wieder für einen Moment Stille bevor der Schwarzhaarige das Wort ergreift.
"Das tut mir leid für dich, wirklich. Du hast in deinem Leben durch mich so viele Probleme bekommen, dass ich mich frage, warum du überhaupt noch wieder zu mir kommst", seufzt er leise woraufhin die Psychologin nur alarmiert den Kopf hebt.
"Oh nein, fang jetzt nicht auch noch an dir meinetwegen Vorwürfe zu machen! Du hast genug eigene Probleme Loki und das ist auch genau der Grund, warum ich wieder komme. Ich will dir immer noch helfen und es irgendwie schaffen der Welt da draußen klar zu machen, wer du wirklich bist", protestiert sie und ist beinahe überrascht, wie fest ihre Stimme mit einem Mal wirkt.
"Danke", erwiedere der Halbgott nach ein paar Sekunden des Schweigens dann zögerlich,"Danke, dass du immer noch an mich glaubst."

- I'm here for you - (Loki FF) Where stories live. Discover now