Kapitel 27

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Erschöpft schließt Maria am späten Abend die alte Tür zu ihrer Wohnung auf und tritt mit einem erleichterten Seufzen in den kleinen Fluhr.
Nach den Terminen mit ihren Patienten hatte sie noch einen nicht kleiner werdenden Stapel Papierkram auf ihrem Schreibtisch, der um einiges mehr Zeit in Anspruch nahm, als auf den ersten Blick vermuten ließ. Und weil die Frau sich ohnehin schon so unglaublich gerne mit solchen langweiligen und eintönigen Aufgaben beschäftigt, muss sie am morgigen Tag noch das zuende machen, was sie heute nicht geschafft hat.
Gerade als sich Maria Schuhe und Jacke ausgezogen hat, beginnt ihr Handy zu klingeln und sie geht ohne auf den Namen des Anrufers zu achten dran.
"Maria, ich habe tolle Neuigkeiten! Du wirst es nicht glauben!"
Durch die viel zu laute und aufgeregt Stimme ihrer besten Freundin, muss sich die Psychologin ihr Handy etwas weiter von ihrem Ohr weghalten, da sie sonst befürchtet noch taub zu werden.
"Was ist denn bitte passiert? Hast du im Lotto gewonnen?", fragt sie dann und versucht die Erschöpfung so gut es geht aus ihrer Stimme zu verbannen.
In letzter Zeit hat Kim schon viel zu oft unter ihren miserablen Launen leiden und sich ihre Probleme anhören müssen, da sollte sie jetzt zumindest einmal nicht so wirken, als würde ihr Leben in voller Geschwindigkeit den Bach runter gehen, was es ja eigentlich auch gar nicht tut. Dennoch fällt Maria, wenn sie etwas genauer darüber nachdenkt auf, dass sie in den letzten Tagen und Wochen fast ausschließlich mit ihrer Freundin gesprochen hat, wenn sie einen Rat oder eine Schulter zum ausweinen brauchte. Und schon zum zweiten Mal an diesem Tag wird die Erdbeerblonde von Schuldgefühlen erfüllt. Sie sollte wirklich positiver sein und Kim nicht ausschließlich als Pflaster für ihre Probleme missbrauchen, denn das ist offengesagt ziemlich unfair.
"Hey, hörst du mir überhaupt zu?"
Die verletzt klingende Stimme ihrer Freundin reißt die Psychologin aus ihren Gedanken wieder zurück in die Realität und sie brauch einen Moment um zu begreifen, dass sie anscheinend irgendetwas nicht mitbekommen zu haben scheint.
Na toll, dass mit dem aufmerksamer und netter sein klappt ja schon mal ganz großartig.
"Tut mir leid, ich war in Gedanken. Der Tag war echt lang. Was hast du gesagt?", entschuldigt sich die Frau und hofft die Journalistin am anderen Ende der Leitung nicht allzu sehr gekränkt zu haben.
"Ich hab dir von meinem Date erzählt", fasst Kim in einem kurzen Satz zusammen und wartet auf eine Reaktion ihrer Freundin, die länger dauert als vermutlich gut.
"Adam King, schon vergessen?", fragt sie dann und dieses Mal ist der verletzte Unterton in ihrer Stimme nicht mehr zu überhören, was jedoch auch durchaus berechtigt ist.
Maria könnte sich am liebsten selbst dafür schlagen, dass sie in letzter Zeit gedanklich bei jedem ist, nur nicht bei ihrer besten Freundin. Die Tatsache, dass sie ihr Date mit King vergessen hat, machen ihre Schuldgefühle nicht gerade besser und sie will sich gar nicht vorstellen, wie diese ganze Situation in letzter Zeit für Kim sein muss.
"Natürlich nicht! Wie war's, erzähl?", fragt die Frau dann nach einer kurzen Zeit der Stille enthusiastisch, in der Hoffnung ihr schlechtes Gewissen so zu überspielen und ihre Freundin möglichst davon abhalten zu können verletzt zu sein.
"Geb's doch zu, du hast es komplett vergessen", lacht die Stimme aus dem Hörer, doch Maria kennt sie schon zu lange um nicht zu merken, dass die Journalisten damit nur versucht ihre verletzte Stimme zu verstecken.
Sie schluckt schwer und entscheidet sich gerade dazu, sich noch einmal aufrichtig entschuldigen zu wollen, als Kim schon weiter redet und somit von ihrem Vorhaben abbringt.
"Wir waren Essen in so einem mega schönen kleinen Restaurant. Es war soo romantisch! Und er ist so nett und zuvorkommend! Ich könnte mich Stundenlang mit ihm unterhalten und die ganze Zeit über einfach nur in diese schokobraunen Augen starren! Maria dieser Mann ist perfekt!"
Bei dem zum Ende hin wirklich aufrichtig begeisterte Erzählungen ihrer besten Freundin, vergisst Maria ihr schlechtes Gewissen und muss schmunzeln, da sich dieser aufgedreht Teenager am anderen Ende der Leitung so aufführt, als hätte er sein allererstes Date gerade erst hinter sich und wäre schwer verknallt.
"Ich entnehme dieser Aussage, dass es toll war und du bald einen neuen Freund haben wirst?", fragt die Psychologin dann grinsend, doch weiß die Antwort darauf eingentlich schon.
"Toll? Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts! Es war einfach fantastisch! Ich hoffe so sehr, er mag mich genauso, wie ich ihn. Mein Gott Maria das wäre alles so mega super klasse! Adam ist so viel besser als mein oller Ex!", dröhnt es aus dem Handy der Endbeerblonden und diese muss sich das kleine Gerät abermals etwas von ihren Ohr weghalten.
"Das hast du bei ihm am Anfang auch schon gesagt. Und bei dem davor", erinnert sie Kim, das Kichern nicht unterdrücken könnend.
"Aber dieses Mal ist es wirklich anders! Er ist so anders. Adam ist nett, lustig, gutaussehend und ein riesen Gentleman. Ich bin mir sicher, dieses Mal habe ich den Richtigen gefunden!", betäuert die Frau und scheint aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauszukommen.
"Du musst ihn wirklich bald mal kennenlernen, dann wirst du mich verstehen können! Es ist einfach", ein glückliches Seufzen ist aus dem Hörer zu hören, "Ich bin froh ihn gefunden zu haben."
Für einen Moment ist es still in der Leitung und die Erdbeerblonde sieht ihre Chance etwas zu sagen, als Kim doch wieder beginnt zu sprechen.
"Naja, es ist echt schon spät und du hattes einen langen Tag. Ich will gar nicht länger stören, du solltest schlafen gehen damit du genug Energie hast um deinen Super-Helden-Kram zu machen. Wie läuft's eigentlich mit dem Problemkind?"
"Ich war heute morgen bei ihm. Mit Informationen ist er zwar immer noch ziemlich verhalten aber ich glaube nach dem Vorfall von letzter Woche wurde irgendein Schalter umgelegt", antwortet Maria ohne auch nur darüber nachzudenken, dass sie ein weiteres Mal höchst geheime Informationen einfach weitergibt.
"Das klingt doch gut. Aber du scheinst mir echt müde zu sein. Du solltest schlafen gehen Maria", rät Kim.
"Ja, das sollte ich wohl", nickt die Psychologin und muss demonstrativ ihr Gähnen unterdrücken, "Danke, dass du angerufen hast und viel Glück mit Adam."
"Oh, ich glaube da brauche ich kein Glück mehr. Es ist jetzt schon alles genau so, wie ich es gerne haben würde!" flötet Kim glücklich.
"Na dann, gute Nacht."
"Gute Nacht."
Lächelnd schüttelt Maria den Kopf als sie auflegt. Wie hat sie nur so eine Freundin verdient?
Sie sollte umgehend alles daran setzen, sie nicht zu verlieren nur weil sie zu viel Stress hat und ihre Probleme dann andauernd bei ihr loswerden muss. Kim kann zwar machmal ziemlich nervig und aufgedreht sein, doch im großen und ganzen wüsste die Frau echt recht wenig mit sich anzufangen, wenn sie sie nicht hätte. Außerdem ist sie gerade so glücklich und dieser Adam scheint wirklich toll zu sein und ihr gut zu tun. Vielleicht hat Kim in ihm endlich den Mann gefunden, den sie schon sucht seit sich die beiden kennen und bisher nie Glück gehabt hat. Die Psychologin würde sich unglaublich für ihre beste Freundin freuen, wenn sie endlich den wirklich richtigen Mann finden würde.
Das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommend, geht Maria schließlich wirklich ins Bett und schläft schnell ein, in Gedanken bei all den Dingen, die in den nächste Tagen noch auf sie warten werden.

- I'm here for you - (Loki FF) Where stories live. Discover now