46 - Hayat

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In der Nacht bekam ich kein Auge zu, denn meine Gedanken waren bei Zeynel

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In der Nacht bekam ich kein Auge zu, denn meine Gedanken waren bei Zeynel. Ich weiß nicht wieso doch es fühlte sich irgendwie wie eine Prüfung an, die ich ihm aufgebürdet hatte. Würde er auf das hören, was ich ihm gesagt hatte und dementsprechend handeln oder einfach blind weitermachen wie gewohnt. Dass ich bisher keine Antwort auf diese Frage hatte trieb mich in den Wahnsinn.

Dass Zeynel zu so etwas fähig war wusste ich leider, auch wenn es mir alles andere als gefiel. Doch dieses Mal war es etwas anderes. Es handelte sich um einen Menschen den ich kannte. Mit dem ich aufgewachsen und Jahre meines Lebens verbracht hatte, auch wenn Can nicht mehr derselbe war wie damals. Vielleicht war er auch schon immer so und ich hatte erst jetzt sein wahres Gesicht erkannt. Das erste Mal, dass ich einen Blick auf sein wahres Ich erhaschen konnte war tatsächlich als ich erfahren hatte, dass er mich Monate lang mit meiner eigenen Schwester betrogen hatte.

Ich seufzte und warf die Decke von meinem Körper. Es hatte keinen Sinn es weiterhin zu versuchen, schlafen würde ich sowieso nicht mehr. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es kurz nach 5 Uhr Morgens war. Heute war Sonnntag, das bedeutete keine Uni und keine Arbeit. Na toll, nichts womit ich meine Gedanken ablenken konnte. Also entschied ich mich etwas zu lernen, vielleicht würde es mir gut tun.

Und tatsächlich schaffte ich es mehrere Stunden konzentriert zu lernen und in dem Vorlesungsstoff voran zu kommen. Ich sah auf mein Handy. 9:41 Uhr - doch keine Nachricht, kein Anruf. Immer wieder stellte ich mir das Szenario vor, wie Zeynel in Handschellen abgeführt wird oder Demet mich anrief um mich zu verfluchen für das was Zeynel womöglich Can angetan hatte.

Ich hielt es nicht weiter aus und entsperrte entschieden mein Handy um Zeynel anzurufen. Gerade als ich seine Nummer wählen wollte klingelte es an meiner Tür. Ich stand so energisch auf, dass der Stuhl des Esstisches umfiel, doch das war mir egal.

Ich riss die Tür auf und erblickte Zeynel. Außer Atem, warum auch immer sah ich ihn an und versuchte an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen was passiert war, doch so kühl wie Zeynel sein konnte konnte man rein gar nichts darin lesen.

Er kam einen Schritt näher und legte seine weichen Lippen auf meine Stirn und sofort wusste ich es. Er hatte die Prüfung bestanden. Ein erleichtertes Lächeln zierte meine Lippen und ich krallte mich in seinem T-Shirt fest.

"Ich muss schlafen" flüsterte er und zog mich an der Hand in mein Schlafzimmer, als würde er ohne mich nicht schlafen können.

Er legte sich auf mein Bett und fuhr sich mit zusammen gezogenen Augenbrauen über die Stirn während er ernst an die Decke starrte. Ich spürte seine angespannte Art und legte mich neben ihn. Mit dem Kopf auf seiner regelmäßig atmenden Brust lauschte ich seinem Herzklopfen.

"Erzähl es mir" bat ich ihn leise.

Er atmete laut aus "Er lebt" war das einzige was er sagte und ich wusste, dass ich nicht unnötig auf eine weitere Erklärung warten brauchte. Auch wenn ich gerne mehr gewusst hätte reichte es mir aus zu wissen, dass er auf mich gehört hatte, für den Moment.

Wir schliefen ein paar Stunden friedlich und ehrlich auch ich hatte den Schlaf gebraucht. Leider musste Zeynel gleich danach los, um etwas zu erledigen, wie er sagte und ich nahm es schweigend hin, da ich merkte dass ihn etwas bedrückte und ich ihn nicht weiter nerven wollte.

Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken und mein Display verriet mir, dass es der Arzt meines Vaters aus der Klinik war. Aufgeregt ging ich ran, wobei mir einfiel, dass Cans Vater derjenige war, der seinen Aufenthalt dort finanzierte und sich ein mulmiges Gefühl in mir breit machte, nachdem was Zeynel mit Can vor hatte. Egal ob er es verdiente, oder nicht.

"Guten Tag Frau Tekin" begrüßte der Arzt mich "Es freut mich ihnen endlich mitteilen zu können, dass der Zustand Ihres Vaters sich deutlich bessert"

Sofort erhellte sich meine Laune "Wirklich? Wie geht es ihm?" fragte ich glücklich.

"Er redet mittlerweile, auch wenn nicht viel jedoch führt er wieder kleinere Unterhaltungen und auch seine Stimmungslage hat auf die Medikamente und die Therapie reagiert. Ich rufe Sie an um Sie zu bitten, sobald möglich ihrem Vater mal einen Besuch abzustatten. Ich glaube in diesem Punkt der Behandlung würde es ihm gut tun ein bekanntes Gesicht zu sehen und einen Anhaltspunkt in seinem Leben wieder zu finden"

Ich hörte dem Arzt gespannt zu und konnte nicht anders als lächelnd ein paar Tränen zu vergießen.

"Natürlich!" rief ich euphorisch "Wann kann ich kommen?"

"Je nachdem wann es ihnen in der kommenden Woche zeitlich passt. Ich gebe ihren Namen an der Rezeption ab, damit sie rein kommen" erklärte er.

"Alles klar" bestätigte ich "Ich danke Ihnen vielmals!"

Wir verabschiedeten uns und auch nachdem wir aufgelegt hatten lächelte ich vor mich hin und dankte Gott in Gedanken. Ich hatte meinen Vater so unbeschreiblich vermisst und wusste gar nicht mehr wie es ist jemanden aus meiner Familie in meinem Leben zu haben. In den letzten Monaten waren Zeynel und seine Familie alles was ich hatte, doch mein Vater war natürlich etwas anderes. Ich nahm mir vor morgen nach der Uni gleich zur Klinik zu fahren, auch wenn sie so gesehen am Arsch der Welt lag. Das war es mir wert.

Am nächsten Morgen lief ich müde zum Parkplatz vor der Siedlung und erblickte auch gleich meinen Freund der an seinem Auto angelehnt telefonierte. Ich lächelte ihn an, als sich unsere Blicke trafen und er beendete schnell sein Gespräch um mich anschließend in seine Arme zu ziehen. Mit den Händen an meiner Hüfte lächelte er mich schief an.

"Günaydin" hauchte er und platzierte eine Strähne hinter meinem Ohr.

"Günaydin" grinste ich ihn an und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Woraufhin er mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue ansah. Ich kicherte, da ich verstand und näherte mich seinen Lippen, bis diese nur noch eine Haaresbreite von meinen entfernt waren.

"Hättest du wohl gerne" hauchte ich und wollte mich lachend von ihm entfernen.

Doch falsch gedacht. Er packte mich an meinem Handgelenk und zog mich so zurück, dass jetzt ich es war die gegen das Auto gelehnt stand und er förmlich an mir klebte.

"Und wie ich es gerne hätte" hauchte er grinsend und kam mir näher. Ich versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu kriegen als sein Griff um meine Hüfte fester wurde und seine Lippen auf meine trafen. Sanft küsste er mich, bis ich den Kuss erwiderte und meine Hand liebevoll um seinen Hinterkopf schlang. Unsere Lippen bewegten sich synchron, bis er sich von mir löste und seine Stirn an meine legte während ich die Augen immer noch geschlossen hielt.

"Gözlerime bak" (Guck mir in die Augen) flüsterte er.

Ich öffnete die Augen und sah wie sein Lächeln sich bei dem Blick in meine Augen intensivierte. Sofort lächelte ich ihn auch an und genoss diese Nähe.

"Deli oluyorum sana" (Ich bin verrückt nach dir) gab er zu, wodurch mein Herz nur noch wilder gegen meine Brust schlug.

In solchen Momenten genoss ich seine Zuneigung und das Glück dass ich fühlte so sehr, dass ich vergass zu reden oder zu denken, also lächelte ich ihn an und versank in der schönsten Dunkelheit, die ich kannte. Seine Augen.

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Bin wieder baaaaack und ab jetzt kommt wieder regelmäßiger was keine Sorge hab endlich meine Blockade überwunden 🤙

> C.

HayatOù les histoires vivent. Découvrez maintenant