Kapitel 30

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So trat sie aus dem Zimmer in den ebenfalls hellen Gang. Nun würde sie Meister Yoda suchen. Sie wollte endlich wissen, was hier los war.

Auf dem Weg holte sie Kiriwaa ein.

,, Suchst du auch Meister Yoda? Ich suche ihn schon lange, aber ich habe noch niemanden gesehen."

Wenn Nelja sich nicht täuschte, zitterte die Stimme der Wookiee etwas, wie als hätte sie ebenfalls gerade geweint.
Die Tatsache, dass Kiriwaa noch niemanden gesehen hatte, beunruhigt die Padawan.
Meister Yoda war doch nicht etwa verschwunden, ohne ihnen Bescheid zu sagen? Oder noch viel schlimmer: Waren sie vielleicht in der Zwischenzeit überfallen worden und Nelja hatte nichts mitbekommen? Von Piraten oder von Klonen?

Es war nirgendwo ausgeschildert, wie sie zur Brücke kamen. Nelja legte ihre Hand auf die weiße Wand des Flures. Sie war überraschend warm.
Sie dachte daran, wie ihre Meisterin ihr erklärt hatte, dass sie mit der Macht Gänge in Gebäuden entdecken konnte. Im Grunde genommen, war ein Raumschiff ja nichts anderes als ein fliegendes Haus.

,, Was machst du da? Drehst du durch?", unterbrach Kiriwaa sie.

Genervt drehte sie sich um.

,, Shht."

,, Na super. Ich stecke hier mit einer Irren fest, die mit Wänden spricht", murrte sie, sagte aber nicht mehr.

Nelja drehte sich kopfschüttelnd wieder zur Wand.
Sie versuchte, sich von allem freizumachen und ihren Geist auszuschicken.
Es funktionierte nicht. Sie hatte keine genaue Anleitung. Ihre Meisterin war der Meinung gewesen, dass sie noch nicht bereit für diese Lektion gewesen war. Wahrscheinlich hatte sie recht. Jetzt konnte sie ihr diese Lektion nicht mehr beibringen.
Jetzt konnte sie ihr gar nichts mehr beibringen, weil sie tot war.
Nelja musste sich jetzt konzentrieren. Sie griff auf einen letzten Ausweg zurück, den sie im Unterricht bei Meister Yoda gelernt hatte.
Es war schon lange her, dass sie das das letzte Mal benutzen musste, um die Macht zu nutzen.

,, Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir. Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir. Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir", murmelte sie leise.

Mit aller Kraft zwang sie die Macht dazu, ihr zu sagen, wo sie hinwollte. Sie spürte das Raumschiff und die Menschen darauf. Immerhin. Doch mehr war da nicht.
Es hatte keinen Zweck. Sie war noch nicht so weit.

Sie öffnete die Augen, von denen sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie sie überhaupt geschlossen hatte, und stieß sich von der Wand ab.

,, Wo warst du schon?", fragte Nelja resigniert.

Dann mussten sie es eben auf die schwere Tour herausfinden.

,, Hä?"

Genervt rollte Nelja mit den Augen.

,, Wo du schon geguckt hast. Wo du schon gesucht hast. Welche Gänge hast du ausprobiert?"

,, Achso. Ich bin rechts gegangen, dann wieder rechts und dann links. Dann rechts und rechts."

,, Ah."

Nelja machte sich auf. Sie würde nach links gehen. Kiriwaa folgte ihr.

,, Ein cooles Schiff, oder?"

Die Padawan zuckte mit den Schultern. Sie wollte sich jetzt nicht unterhalten. Sie wollte Meister Yoda finden, damit er ihr sagte, wie das alles passieren konnte.
Die Wookiee schien, das zu merken und sagte nichts mehr.

Nach vielen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, traten die beide Mädchen auf die Kommandobrücke.
Dort herrschte geschäftiges Treiben. Frauen und Männer liefen umher, ein paar saßen vor Computern. Durch große Fenster konnte Nelja erkennen, was sich vor dem Schiff befand.
Sie waren offenbar nach wie vor mitten im Nichts.
Es war aber möglich, dass sie in der Zwischenzeit im Hyperraum gesprungen waren. Mit dem Kopf unter Wasser hätte Nelja das übliche Ruckeln nicht bemerkt.
Meister Yoda und Senator Organa konnte Nelja allerdings nicht entdecken.
Dafür kam ein Mann auf sie zu.

,, Ich bin Captain Antilles. Wie kann ich euch behilflich sein?"

Er war ebenfalls großgewachsen und dunkelhaarig. Senator Organa und er sahen sich etwas ähnlich.

,, Wir suchen Meister Yoda."

Das Gesicht des Captains hellte sich auf.

,, Ah, aber den findet ihr hier nicht. Der Senator und Meister Yoda sind zum Hangar gegangen."

,, Wie kommen wir dahin?", fragte Nelja, während Kiriwaa gleichzeitig fragte:,, Was wollen sie im Hangar?"

,,Äh", machte Captain Antilles offensichtlich überfordert,,, Sie erwarten noch einen Jedi, glaube ich. Ihr müsst dem Gang weiterfolgen, dann die dritte Gabelung links gehen. So müsstet ihr hinkommen."

Nelja nickte und verbeugte sich.

,, Danke, Captain."

Jetzt erst realisierte sie, was das bedeutete. Sie erwarten noch einen Jedi.
Jemand hatte noch überlebt. Es gab so viele Jedi. Es könnte jeder sein, aber immerhin waren sie jetzt nicht mehr nur zwei.

Sie packte Kiriwaa am Arm und zog sie die Gänge entlang.
Nelja musste wissen, um wen es sich handelte.
Diesmal fanden sie den Hangar rechtzeitig.
Ein Jedi Starfighter landete gerade.
Captain Antilles hatte also recht gehabt.
Meister Yoda und Senator Organa standen am Rand und warteten.
Das Cockpit öffnete sich.

Die Macht im Hangar veränderte sich und plötzlich wusste Nelja sofort, um wen es sich handelte. Sie hätte die Aura wesentlich früher erkennen müssen.
Obi Wan sprang aus dem Fighter und setzte elegant auf dem Boden auf.

Ihr Vater hatte überlebt. Er lebte. Sie hatte noch Familie. Die Gefühle übermannten sie. Es war egal, dass er ihr so lange nichts gesagt hatte. Er war immer noch ihr Vater. Der Einzige, der ihr noch blieb.
Sie hatte ihre Mutter kaum gekannt, aber sie hatte die Möglichkeit durch ihren Vater vielleicht noch ein kleines bisschen Familie zu erleben.

Sie ließ Kiriwaa los und rannte auf Obi Wan zu. Sie war so unendlich dankbar dafür, dass er noch lebte. Das musste sie ihm zeigen. Sie umarmte ihn stürmisch.
Natürlich war er größer als sie. Deshalb war sie ledglich auf Brusthöhe mit ihm und konnte ihn dabei nicht ansehen.
Körperkontakt hatte sie immer verabscheut, aber dieses Mal war es etwas anderes. Es fühlte sich richtig an.
Sie merkte, wie er sich automatisch anspannte und die Arme nach oben riss.

,, Nelja", hauchte er,,, Du lebst."

Mehr als die Feststellung benötigte es nicht. Es klang überrascht, aber glücklich. Neljas Herz schmolz dahin. Ihr Vater war jetzt da und er freute sich auch, sie zu sehen.
Sie spürte, wie er sie fest an sich drückte.

,, Ich hatte gedacht,...", sagte er leise.

Die Zeit schien, stillzustehen. Sie war so froh, dass er da war.

Ein Hüsteln ließ sie aufschrecken. Das Mädchen hatte völlig vergessen, dass auch noch andere da waren.
Schnell ließ Meister Kenobi sie los und auch Nelja wich zurück. Sie fühlte sich besser, leichter. Ihr Vater lebte!

,, Was soll das bedeuten, Meister Kenobi?"

Obi Wan strich sich die Tunika glatt.
Abwartend sah seine Tochter zu ihm auf. Würde er die Wahrheit sagen oder lieber eine Ausrede erfinden?

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