Kapitel 21

159 10 1
                                    

Nelja sah nichts, aber sie merkte, dass sie bewegt wurde. Jemand zog sie nach vorn. Ihr Kopf dröhnte. Offenbar war sie noch immer in der Höhle. Sie spürte den kalten Steinboden unter sich. Diese Höhle musste etwas magisches an sich haben. Wie auch der Gang schluckte sie alle Schritte, die die Person, die sie zog, machen musste.
Sie strengte ihren Kopf an. Wie war sie hierher gekommen?
Sie fühlte sich ausgelaugt.
Hatte sie jemanden geheilt?
Das war die einzige Möglichkeit, weshalb sie so erschöpft war.
Die Knochen in ihren Beinen schmerzten. Sie waren nicht gebrochen, aber taten trotzdem weh. Wie die Erinnerung an eine alte Wunde.
Eine alte Wunde...

Die Puzzleteile in ihrem Kopf fügten sich zusammen. Sie war ausgelaugt, weil sie es alles nochmal erlebt hatte. Seitdem musste Zeit vergangen sein. Darth Maul war da gewesen. Vielleicht war das alles nur ein Alptraum. Sie hatte oft von seinem Gesicht geträumt, als sie kleiner gewesen war.
Aber der Höhlenboden unter ihr erinnerte sie daran, dass es kein Traum war.
Es war real, sehr real.
Sie konzentrierte sich auf die Hand, die ihren Arm festhielt.
War es Meister Kenobi oder Meisterin Unduli?
Meisterin Unduli hatte sehr weiche Hände und Meister Kenobis Präsenz konnte sie unter Hunderten erkennen.
Diese Hand gehörte keinen von beiden.
Diese Hand gehörte jemand Bösem.
Es war die Hand von Darth Maul.
..............................................................

,, Warum gerade sie?"

,, Sie ist eine unschuldige Padawan. Noch ein Kind. Die Schwächste von uns", erklärte Meister Kenobi und versuchte, so viel Überzeugung wie möglich in seine Stimme zu legen.

Doch Meisterin Unduli war sehr intelligent und hatte ein Auge für Unregelmäßigkeiten. Wahrscheinlich würde sie schnell dahinter kommen, dass seine Erklärung nicht der Wahrheit entsprach.

,, Gut. Ich nehme an, dass es eine Falle sein wird?", hakte Luminara nach.

Er merkte ihrem Tonfall an, dass sie ihm nicht geglaubt hatte. Aber es gab jetzt Wichtigeres.

,, Das ist wahrscheinlich, ja. Aber je schneller wir sind, desto weniger Zeit wird er haben, um sie vorzubereiten. Wenn es nicht alles schon vorbereitet war."

Wenn letzteres der Fall war, hatten sie ohnehin keine Chance.
Darth Maul war ein Taktiker und sehr intelligent.
Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte er bekommen, was er wollte. Satines Tod.
Obi Wan konnte damals nur mit der Hilfe von Bo Katan entkommen, was Obi Wan nicht einkalkuliert hatte.

,, Habt Ihr eine Idee, Meister Kenobi? Ich glaube, es wäre unklug, wenn wir einfach so aufbrechen. Immerhin steht das Leben meiner Padawan auf dem Spiel."

Fieberhaft überlegte der Angesprochene und tigerte in der Höhle umher. Mit jeder Minute, die verloren ging, war Nelja dem Tod näher.

....................................................

In der Ferne sah Nelja nun Licht von oben einfallen. Es handelte sich dabei offenbar um einen Gully. Der Lichtkegel war nicht sehr groß, aber bestrahlte die umlegenden Höhlenwände. Der Gang, aus dem sie offenbar kamen, mündete hier in einen kleinen Hohlraum. Nach vorn und rechts zweigten zwei weitere Gänge ab, die wieder in der Dunkelheit versanken.
Nelja fühlte keine Panik mehr. Sie wusste, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. Aber ihr war nun alles egal. Sie wollte nur noch schlafen und wenn sie der Schlaf durch den Tod ereilte, dann sollte es so sein.
Sie ließ sich in den Lichtkegel zerren.

In dem Licht sah die Höhle beinahe freundlich aus, tröstend. Sie konnte nun sehen, dass die Wände tiefschwarz waren. Sie waren gleichmäßig mit etwas bearbeitet worden, dass kleine, runde Kuhlen hinterließ. Das Gestein musste sehr weich sein. Es sah geformt und nicht gehauen aus. Vermutlich war es ganz glatt. Sie stellte sich vor, wie sie mit den Händen über die Kuhlen glitt und jede Kleinigkeit nachfühlte. Dieser Stein hatte schon viel erlebt und viel ertragen. Aber er war immer noch da und strahlte seltsamerweise Macht aus.
Die Macht schien, in den Wänden zu stecken. Vielleicht war es auch der Stein selbst.

Das Licht blendete sie kurz. Nach der Dunkelheit strömten die Farben auf sie ein. Die Haut an den Händen und im Gesicht des Zabraks leuchtete rot mit schwarzen Malen. Seine gelben Augen waren zusammengekniffen. Er trug eine schwarze Tunika, war dünn, ragte aber weit über ihr auf.
Sie lag immer noch halb auf dem Boden.
Sie spürte etwas in ihren Haaren, dann riss er sie nach oben.

Der Schmerz explodierte in ihrer Kopfhaut, ließ sie Sterne sehen und aufschreien.
Als sie wieder klar sehen konnte, stand sie wieder auf ihren wackeligen Beinen.

Er hätte sie mit der Macht hochheben können. Er hätte sie an der Hand hochziehen können.
All das wäre angenehmer gewesen, als an ihren Haaren zu ziehen. Er wollte sie verletzen.
Sie spürte seinen Atem auf ihrem Haar. Er ging schnell. Das Laufen hatte ihn offenbar angestrengt. Das Mädchen spürte den Griff seines Laserschwerts im Rücken. Er hatte sie so gedreht, dass er mit einer Hand immer noch schnell an das Lichtschwert kam. Es war das rote, nicht das schwarze, was sie in Erinnerung hatte. Das Dunkelschwert, wie sie später gelernt hatte. Ein Teil der mandalorianischen Kultur.

Sie traute sich nicht, den Kopf nach oben zu recken. Von oben konnte sie keine Geräusche hören. Vielleicht waren sie schon außerhalb der Stadt.
Sie konnte sich kaum konzentrieren. Wie groß war Nijedha nochmal?
Ihre Meisterin hatte es ihr gesagt und es lag ihr auf der Zunge, aber ihr Gehirn gab es nicht her.
Sie war durcheinander und ihr tat alles weh. Ihr Gesicht war geschwollen. Sie hatte offenbar geweint und nicht zu knapp.
Sie fragte sich, was Darth Maul nun vorhatte.
Fragen konnte und wollte sie nicht. Auch er sagte nichts und schien, nur zu warten.
Also blieb ihr nichts anderes übrig, als ebenfalls zu warten.
Auch wenn sie nicht wusste, worauf.
Würden die Meister sie retten oder waren sie bereits tot?

Ansonsten hätten sie sie bestimmt nicht gehen lassen. Sie verstand nicht richtig, was das bedeutete. Es war unwirklich.

Echo of pastWhere stories live. Discover now