Kapitel 24

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Das Aufsetzen des Schiffes riss Nelja aus ihrem Schlaf. Blinzelnd und mit klopfendem Herzen setzte sie sich auf. Den Stein, den sie noch immer fest in der Hand hielt, ließ sie schnell in ihre Tasche verschwinden. Wenn sie ein paar Nachforschungen angestellt hatte, würde sie ihrer Meisterin davon berichten. Vorher nicht.
Sie wollte nicht, dass man ihn ihr wegnahm.
Es gab Jedi, die zwei Lichtschwerter besaßen. Dazu zählten auch schon Padawane wie zum Beispiel Ahsoka Tano, die ehemalige Padawan von Meister Skywalker.
Aber Nelja wusste nicht, ob man sich ein zweites Lichtschwert irgendwie verdienen musste oder ob das bewilligt werden musste.
Es war ihr Stein. Sie hatte ihn gefunden und würde ihn auch behalten.

Die beiden Jedi Meister traten in den Raum. Auch wenn Meisterin Unduli bei ihrem Gespräch ihr Missfallen gegenüber Meister Kenobi unterdrücken konnte, war es nun anders.
Die Stimmung war kühl und Luminara warf Obi Wan immer wieder warnende Blicke zu.

Nelja sah ihn nicht an. Sie war nicht bereit, ihn zu konfrontieren. Es würde ohnehin nichts bringen. Nichts, was er sagen könnte, würde das besser machen, was er zu ihrer Meisterin gesagt hatte. Sie fürchtete, dass sie ihm gegenüber ausrasten könnte.
Das würde sicherlich nicht gut beim Jedirat ankommen, wenn sie darüber debattierten, ob sie bleiben durfte.

Sie stand auf und gähnte. Sie hatte zwar geschlafen, aber fühlte sich immer noch so, als könnte sie noch einen weiteren Tag durchschlafen. Die beiden Meister traten in den Hangar und Nelja folgte ihnen.
Es war angenehm, wieder in einem bekannten Umfeld zu sein, auch wenn alles nicht mehr so war wie beim letzten Mal.
Alles sah noch gleich aus. Nur ein paar Schiffe waren gegangen, während ein paar neu dazu gekommen waren.
Aber Nelja fand, dass es alles ganz anders aussehen müsste. Schließlich war sie jetzt auch anders. Sie war nicht mehr die Ausnahme-Jedi, die durch ihre Fähigkeiten glänzte.
Nein, sie war jetzt das ungewollte Kind eines Jedi Meisters. Ein Fehler.

Sie schluckte die aufkommende Verbitterung herunter. Dieses Gefühl gehörte sich für eine Jedi nicht.

,, Ich werde zum Jedirat gehen und das weitere Vorgehen besprechen. Nelja, ruh dich solange noch aus. Ich werde dir nachher das Neueste berichten."

Mit diesen Worten verschwand Meisterin Unduli und ließ Nelja bei Meister Kenobi zurück.

,, Kann ich mit dir sprechen, Nelja?"

Vehement schüttelte die Padawan den Kopf. Sie wollte nicht mit ihm reden. Das würde nur weh tun.
Bevor er weiter auf sie einreden konnte, machte sie sich auf den Weg zu den Aufzügen.
Zwar wollte sie am liebsten auf direktem Weg in ihre Kammer gehen, aber noch etwas anderes hatte Vorrang.
Deshalb begab sie sich zunächst in die Bibliothek und danach in die Werkstatt.

Mit Büchern und einigen Materialien bewaffnet betrat sie dann ihr Zimmer, ihren kleinen Zufluchtsort.
Der Bau ihres ersten Lichtschwerts war noch nicht lange her, aber er war unter Aufsicht geschehen. Dieses Mal wollte sie das Risiko nicht eingehen. Wenn sie erstmal ein Lichtschwert gebaut hatte, könnte man es ihr wohl kaum wieder weg nehmen.
An die Materialien zu gelangen, war einfacher als gedacht gewesen. Sie hatte sich im Kopf eine Liste zusammengestellt, anhand eines Buches, dass sie in der Bibliothek gefunden hatte.
Dann war sie in die Werkstatt geschlichen und hatte sich die Sachen geholt.
Die Werkstatt wurde von Droiden verwaltet und stand den Jedi zur freien Verfügung. Demnach stahl sie rein theoretisch gesehen nichts.
Andererseits hätte sie sich eigentlich sowohl anmelden als auch erklären müssen.
Deshalb war sie heimlich hineingegangen und hatte sich alles geholt.

Im Zimmer breitete sie die Sachen auf dem kleinen Tischchen aus und verriegelte die Tür. Keiner konnte sie dabei ertappten.
Nun zählte sie durch, ob sie alles parat hatte. Intuitiv hatte sie sich dieses Mal bei der Wahl des Materials, aus dem der Griff gestaltet sein würde, nicht für Beskar entschieden. Zumal es Beskar nicht einmal zur Auswahl gab.

Dieses Mal wollte sie sich an dem Lichtschwert ihrer Meisterin orientieren. Diese hatte immer zu ihr gestanden. Ganz im Gegenteil zu Meister Kenobi.
Stundenlang stand Nelja vor dem Tisch und arbeitete.

Nach mehreren Fehlversuchen und mit der Hilfe von zwei Büchern hielt sie endlich ihr zweites Lichtschwert in der Hand.
Es war dunkler als das aus Beskar und schwerer, lag aber ebenso gut in der Hand. Die Klinge leuchtete ebenso blau. Schnell verbarg sie es unter ihrer Tunika. Nun legte sie sich mit einem weiteren Buch auf ihr Bett und las über die Kunst des Lichtschwertkampfes mit zwei Schwertern. Einfach war es nicht und teilweise unpraktisch, da sie keine Hand mehr frei hatte, um sich abzustützen oder mit der Macht zu erwidern. Wenn sie ihr Lichtschwert austesten wollte, kam sie nicht drumherum, mit ihrer Meisterin darüber zu reden. Sie könnte ihr wahrscheinlich mit ihrer Erfahrung weiterhelfen. Sie hoffte nur, dass sie dafür keinen Ärger bekommen würde.
In den Archiven hatte nichts darüber gestanden, dass man sich ein zweites Lichtschwert irgendwie verdienen musste. Explizit verboten war es nicht, aber erlaubt eben auch nicht.

Ihre Augen wurden schwerer. Jetzt, wo sie da so lag, fiel ihr wieder ein, wie müde sie noch war. Die Wörter verschwammen vor ihren Augen. Sie blinzelte mehrfach, erkannte aber, dass es keinen Zweck mehr hatte. Gähnend legte sie das Buch zur Seite und schloss die Augen.

Schnell fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Sie sah ein panisches Mädchen im Feuer. Überall war Rauch. Sie wollte eine Tür öffnen, doch diese klemmte. Hustend brach sie zusammen.

Verschreckt setzte Nelja sich auf. Draußen war es dunkel. Sie war verschwitzt. Diese Vision hatte sie seit einer sehr langen Zeit nicht mehr gehabt. Sie war davon ausgegangen, dass sie sich erübrigt hatte.
Doch nun sah sie sie klarer als je zuvor.
Sie hatte immer gedacht, dass es sich um eine junge Frau handelte, aber jetzt erst erkannte sie, dass es ein noch Mädchen war.
Sie selbst.

Das Mädchen in ihren Visionen war sie selbst. Auch ihr jetziges Alter passte. Was stand ihr da nur bevor?
Sie erkannte den Raum nicht. Im Jeditempel war er wahrscheinlich nicht. Aber sie kannte wiederum auch nicht alle Räume. Vielleicht war es doch dort. Wahrscheinlich würde sie es nie wissen, bis sie in dieser Situation war.

Endspurt.

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