Take your choice

"Ich weiß es"

Ich glaube ich habe sie verschreckt. Beide. Harry ging mir aus dem Weg. Malfoy- nun ja- war Malfoy. Aber der doofe Malfoy.
So ging es ein paar wenige Wochen lang, bis ich es nicht mehr aushielt. Ich hielt es nicht aus, dass Harry und ich nicht mehr redeten. Ich hielt es nicht aus, dass Malfoy der doofe Malfoy war und das nur wegen mir. So ungern ich es auch wollte, ich musste mit ihnen reden. Bald!
Ich begann mit Harry. Schickte ihm eine Eule:
Komm zu unserem Platz

Ich war mir nicht sicher, ob er es verstand. Vielleicht war es auch nur für mich unser Platz, aber ich wusste nicht, was ich ihm sonst schreiben sollte. Und so kam es, dass ich an einem Freitag Abend mutterseelenalleine am Ufer des schwarzen Sees auf meinen besten Freund wartete. Hatte ich Hoffnungen, dass er wirklich kam- nicht wirklich. War ich trotzdem hier- auf jeden Fall! Ich starrte gedankenverloren auf das pechschwarze Wasser und ging in Gedanken nochmal genau meinen Text durch.
Harry, ich weiß, es sind ein paar Merkwürdige Dinge zwischen uns passiert, aber du sollst wissen, dass ich dich gern habe und nicht möchte, dass unsere Freundschaft wegen einem Missgeschick zerbricht.
Ich finde es schlimm, wie die Lage gerade zwischen uns ist, da du mir unfassbar wichtig bist als bester Freund.

Bester Freund. Das beschloss ich, für ihn zu sein. Nicht mehr und nicht weniger. Plötzlich raschelte es hinter mir und augenblicklich ließ sich eine Gestalt neben mich plumsen. "Du wolltest reden?", fragte Harry. Anscheinend hatte er sich das Gespräch auch genau durchdacht.

Harrys Pov:
Ich lief aufgeregt durch den Innenhof und hinaus auf die Wiese bis zu unserem Ort. Ich war mir nie sicher, ob Y/N genauso über diesen Ort dachte, wie ich, doch wenn dieser Brief tatsächlich von ihr stammte, dann empfand sie vielleicht doch wie ich. Oder wollte sie Malfoy? Ich schauderte. Was wenn sie nicht da war? Nein, sie würde da sein! Ich sprach mir selbst Mut zu. In Gedanken ging ich nochmal genau das Gespräch durch
"Du wolltest reden?"
"Ja... Harry, ich liebe dich nicht. Ich liebe Malfoy. Das musst du verstehen. Ich möchte dich nicht mehr in meinem Leben haben. Malfoy ist nun mein Leben. Ich bin dir dankbar für alles, aber bitte lass mich in Ruhe..."

Gut, vielleicht war das ein wenig zu pessimistisch gedacht, aber lieber täusche ich mich, als wenn ich enttäuscht werden würde.
Ich konnte sie sehen. Alleine. An unserem Platz. Mit jedem Schritt kam ich ihr näher. Kam ich unserer Entfremdung näher, bis ich mich schließlich neben sie plumsen ließ. "Du willst reden?" Ich starrte auf das Wasser hinaus, als sich ihr Kopf langsam in meine Richtung drehte. Ich konnte nicht anders. Musste in ihre wunderschönen Augen sehen. Ein letztes Mal.

Y/Ns Pov:
Auch er drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mir in die Augen. Auf seinem Gesicht ein verzweifelter Blick. Und in diesem Moment vergaß ich alles. Meinen Plan. Meinen Text. Meine berechneten Gedanken. Es zählte nur noch mein Herz, das gerade einen Salto vor Glück in meiner Brust machte, als ich im tief in die Augen sah.
Ich blieb stumm, sah ihn nur an. Kein Wort wollte aus mir heraus kommen. Nach einer Weile räusperte sich Harry. "Okay, dann sag ich etwas... ich weiß, du fühlst nicht so wie ich. Ich weiß, du liebst Malfoy..." "Was meinst du?", unterbrach ich ihn verwirrt. Was hatte dieses Gespräch bitte mit Malfoy zu tun? "Du liebst ihn doch noch immer... deshalb hast du ihn auch geküsst..." "Aber das war doch... woher weißt du..." "I-ich muss dir etwas beichten..." Erwartungsvoll sah ich Harry an. Kurzzeitig sah er auf den Boden. Schöpfte Kraft. Dann blickte er zurück in meine Augen und sagte mit fester Stimme. "Ich habe gelogen. Ich liebe Cho nicht. Ich habe sie auch nicht mit einem anderen gesehen..." "Und wieso hast du dann so fertig ausgesehen?" "Ich habe dich gesehen. Mit Malfoy. Als ihr euch geküsst habt..." Ich war noch immer verwirrt. "Und wieso macht dich das dann traurig?" "Mann, Y/N, checkst dus nicht? Ich liebe dich, verdammt. Es war immer nur du..." "Aber das ist doch nicht wahr..." Ich konnte es nicht glauben. "Das ist absurd..." "Und das mit Ginny... ich dachte, ich sähe dich nie wieder. Und wenn, dann hättest du dich schon längst für Malfoy entschieden. Ich weiß doch, dass du mich nicht liebst..." "Hä, spinnst du?", rutschte es mir heraus. Harry sah mich verwirrt an. Ich seufzte. Jetzt war wohl ich dran. "Wenn ich nichts für dich empfinden würde, wieso habe ich dich dann geküsst?" "Das war doch ich...?" "Das war ich..." "Aber ich... ich habe dich doch geküsst" "Völlig egal wer wen geküsst hat. Was ich sagen möchte: wenn ich nichts für dich empfinden würde, warum hätte ich es dann überhaupt dazu kommen lassen sollen?" Harry überlegte kurz. "Aber was ist mit Malfoy..." "Draco ist... es ist kompliziert." "Er steht bei dir an erster Stelle, oder?" "Ich... um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht." Ich ließ die Schultern sinken. "Alles was ich weiß ist, dass wenn ich dich sehe, mein Herz eine Achterbahntour macht. Wenn deine Lippen meine Berühren, scheinen sie zu explodieren. Wenn du dich auch nur ein Stückchen von mir entfernst, dann scheine ich innerlich zu platzen. Harry, ich weiß nicht was ich will- noch nicht. Aber ich brauche dich. Als Freund. Solange bis ich weiß, ob da nicht noch mehr ist..." Harry sah mich an. Plötzlich löste sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. "Du wirst dich richtig entscheiden. So, wie du dich immer richtig entscheiden wirst, denn dein Herz wird dir den Richtigen Weg weisen. Ich weiß es..." Dann kam er langsam näher und drückte mir einen gefühlvollen Kuss auf die Stirn.