"Komm mir noch einmal zu nahe und du bist tot"

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~Mad world~

Die letzte Schulwoche war angebrochen. Scheinbar war jeder wieder in sein altes Leben zurückgeschlüpft. An Cedric und seinen Tod erinnerten nun nur noch das Gemälde mit den unzähligen Bildern und Kerzen und Abschiedskärtchen vor der großen Halle. Es war nun eine Woche her seit... nun ja, seit er gestorben ist. Sein Vater ließ ihn auf dem Friedhof in seiner Heimat beerdigen. Ich war nicht eingeladen. Seit dem Tag aß und trank ich kaum noch etwas. Ich war immer alleine. Wollte keinen sehen. Ich war wohl nur noch ein Häufchen Dreck. Zumindest fühlte ich mich so. Snapes Trank gegen die Schmerzen war das einzige das half. Ich wusste, dass ich nicht zu viel davon nehmen durfte, doch es schmerzte alles so. Ich versuchte es. Ich versuchte es wirklich. Doch dann kam der Tag, an dem ich selbst meine letzte Hoffnung verlor.
Ich saß am schwarzen See und schaute traurig auf das Wasser hinaus. Ich spürte, wie Snapes Trank langsam aber sicher die Wirkung verlor. Meine Gefühle kamen wieder zurück. Plötzlich weckten Geräusche meine Aufmerksamkeit. Es interessierte mich eigentlich nicht wirklich, woher sie kamen, doch ich drehte trotzdem meinen Kopf. Und da stand er. Draco Lucius Malfoy. Mit ein paar anderen Slytherins stand er unter einem Baum und genoss die Sonne. Ich konnte mein Herz sich in meiner Brust zusammenziehen fühlen. Wir hatten seit unserem Streit nicht mehr geredet. Kein einziges Wort. Um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl, dass Draco mir aus dem Weg ging. Und so tat ich es ihm gleich. Ich brauchte meine Ruhe. Zeit, damit meine Wunden heilen konnten. Doch nun, als ich ihn da so stehen sah, hielt ich es nicht mehr aus.

Dracos POV:
Wir hatten nicht mehr geredet seit der tot war, der ihr Leben bedeutet hatte. Ich versuchte sie irgendwo anzutreffen. Mit ihr zu reden. Tief im Herzen wusste ich, dass sie das, was sie bei unserem Streit gesagt hatte, nicht so meinte. Sie liebte mich doch und ich sie. Glaube ich. Wieso ignorierte sie mich? Ich ließ meinen Blick über das Gelände schweifen und plötzlich sah ich sie.
Alleine. Traurig. Am Ufer des schwarzen Sees. Es zerbrach mir das Herz. Ich wollte so gerne zu ihr gehen. Sie in den Arm nehmen.
Als spürte sie meinen Blick, hob sie plötzlich ihren Kopf. Unsere Blicke trafen sich.
"Hey Draco, was starrst du das Schlammblut so an?" Pansy stellte sie mir in den Weg. "Halt den Mund, Pansy." "Wirst du etwa sensibel? Sag bloß nicht, dass du sie magst." Angeekelt verzog sie das Gesicht. Ich lachte verächtlich. "Pansy. Du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich mich niemals mit einem Schlammblut abgeben würde." Die Worte auszusprechen taten weh. Doch ich musste meine Rolle spielen. Wenn herauskommen würde, dass ich... "Draco?", eine leise zitternde Stimme erklang neben mir. Erschrocken drehte ich meinen Kopf um. Da stand sie. Direkt vor mir. Ihre Augen glitzernden enttäuscht und verletzt auf. Hatte sie es gehört? Ich hörte Blaise neben mir kichern. "Hey, Malfoy. Ich glaube deine Hufflepuff-Freundin braucht dich..." Es zog mir die Brust zusammen. Ich wusste, was ich tun musste. So sehr ich mich auch dagegen sträuben wollte. Es musste sein. Ich wusste, dass das, was ich jetzt sagen würde, das Ende bedeuten würde. Dass sie mich auf ewig hassen wird und ich es für immer bereuen würde. Aber dennoch flüsterte ich in dem abschätzigsten Ton, den ich drauf hatte: "Süße, ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. Ich würde niemals ein Schlammblut wie dich daten." Ich lachte kalt auf und richtete mich dann an Blaise. "Aber eines kannst du mir glauben, Bro. Diese Schlampe ist erstaunlich gut im Bett." Nun blickte ich wieder in das Gesicht von Y/N. Es war schmerzverzerrt. Ich legte noch einen oben drauf. "Mehr war da nämlich nicht. Du warst für mich nichts weiter als eine billige Schlampe." Es tat weh. Und eh ich es ausgesprochen hatte, wollte ich mich selbst ohrfeigen. Für alles.
Die Slytherins lachten gehässig hinter mir. Y/N sah mich einfach nur an. Fassungslos.

Y/Ns POV:
Soeben hatte er mein Herz herausgerissen und war darauf herumgetrampelt. Ich dachte wirklich, es könnte nicht mehr schmerzhafter werden. Doch da hatte ich mich wohl geirrt. Es kostete mich alle Kraft, meinen Blick von seinem emotionslosen Gesicht zu lösen. Die Stücke meines Gesichts wieder an seinen Ort zu packen. Dann holte ich aus. Und flatsch. Meine rechte Hand knallte mit Wucht in sein Gesicht. Es war so doll, dass es selbst mir noch weh tat. Er zischte überrascht und schmerzverzerrt auf. "Du kleines dreckiges Schlammblut!" Blaise kam auf mich zu. Mit festen Schritten. Doch ich hielt ihm schon meinen Zauberstab unter die Nase. "Was willst du tun, Schlammblut. Du armes Ding bist so allein auf der Welt. Keine Mami, kein Papi. Und ach warte. Cedric, der Bastard, ist auch tot." Blaise lachte. "Niemand verletzt meine Familie und lebt. Niemand." Das war das letzte, was ich herausbrachte, bevor ich leise flüsterte: "Sectumsempra." Schon wand sich Blaise am Boden vor Schmerz. Und ich? Ich drehte mich um und lief ins Schloss. Tränen rannten wie wild an meinen Wangen hinunter. Ich merkte, wie sich eine Panikattacke anbahnte. Schnell griff ich die Flasche in meiner Tasche und trank sie fast vollständig leer. Ich beruhigte mich. Wischte meine Tränen weg.
"Y/N!" Malfoy! Was wollte er? Mir nochmal sagen, wie schwach ich war. Dass ich ein Schlammblut war? Ich leif unbeirrt weiter. "Bitte, Y/N. Lass mich erklären..." Seine Stimme brach. "Was willst du, Malfoy? Möchtest du mir sagen, dass du mich liebst? Möchtest du mit mir schlafen? Das ist ja das einzige, zu dem ich gut war.", erwiderte ich kalt. "Nein, Y/N. Bitte", flehte er. Das war mir zu viel. Mit großen Schritten ging ich nun auf ihn zu und hielt ihm meinen Zauberstab an die Kehle. "Du hast mich benutzt", sagte ich wütend. "Ich war für dich nicht mehr als ein dreckiges Schlammblut, das gerade gut genug war zum ficken." "Nei..." "Halt's Maul, Malfoy! Du denkst vielleicht, ich bin nichts wert. Aber glaub mir eines. Egal, wie viele Verluste ich in meinem Leben gemacht habe. Mum. Dad. Cedric." Ich schluckte. "Ich bin trotz allem noch ein Mensch. Eine Person, die einfach nur geliebt werden möchte. Und wenn ihre Familie weg ist, dann von ihrem Freund. Aber du, du hast mich in meinem schlimmsten Moment in den Dreck gezogen. Ich werde immer mehr wert sein als du. Immer. Und weißt du warum? Weil ich ein Herz habe!" Ich machte eine Pause. "Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht einfach hier und jetzt in Stücke zerreißen sollte?!" "Weil du ihn liebst." Eine Hand legte sich vorsichtig auf meine Schulter und zog mich behutsam weg von Malfoy. Der begann wieder schnappend zu atmen. Harry drehte mich zu ihm um und zwang mich, in seine Augen zu sehen. "Und weil du besser bist, als das. Du hast besseres verdient als ihn. Er ist es nicht wert, Y/N. Du würdest es bereuen, denn wie du gesagt hast. Du hast ein Herz. Und ein wundervolles noch dazu." Er strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich mit warmen Blick an. Ich jedoch fühlte nichts. Ich fühlte mich wie ein Block Eis. Ich riss mich aus seinem Griff und drehte mich erneut zu Malfoy um. So sehr ich es auch wollte. So sehr ich ihn ebenfalls verletzten wollte. Etwas von Harrys Worten ist zu mir durchgedrungen.
"Komm mir noch einmal zu nahe, dann und das schwöre ich dir, Malfoy, bist du tot!" Nach diesen Worten machte ich kehrt und zischte ab.

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