7

8K 308 7
                                    

Miro

Dákiti dröhnt durch den Club. Wieso mein Bruder spanische Musik spielt, ist mir ein Rätsel. Aber die Menge scheint es zu mögen. Die Stimmung ist ausgelassen und der Alkohol fließt in Mengen. Auch mein Bruder hat sich schon das ein oder andere Glas Schnaps gegönnt. Ich selbst hänge immer noch an meinem ersten Drink, den ich vor einer Stunde erhalten habe. Auf einem der Sofas auf der Empore sitzend, beobachte ich das Geschehen um mich.
Der Club ist voll mit betrunkenen Menschen, die Musik ist laut. Auf dem Schoß meines Bruders klettert eine betrunkene Frau, mit der er sich lachend unterhält. Wegen des Lärmpegels im Raum ist es unmöglich, zu verstehen, um was es geht. Das möchte ich auch nicht. Es reicht mir schon, dass ich mir das ansehen muss. Können die sich nicht verziehen? Er soll froh sein, dass ich hier bin und nicht vor mir fast rummachen. Angewidert trinke ich aus dem schweren Kristallglas, wende meine Augen von den beiden ab als er ihr an den Arsch grabscht. Ich höre Sie lachen, kurz darauf wildes Geknutsche. Ekelhaft. Das ist nur einer der Gründe, wieso ich es meide, herzukommen. Eldaro ist kein Heiliger, gönnt sich, wann immer er es für richtig hält. Ihm hat es nicht mal, was ausgemacht als unsere Haushaltshilfe ihn mit einer seiner Affären erwischt hat. Er hat sie glatt eingeladen mitzumachen. Zugegeben war es recht amüsant anzuhören. Die arme Frau war so sauer wie noch nie. Zu allem Überfluss ist auch noch Mutter dazugekommen, hat Eldaro fast eine mit ihrem Hausschuh übergebraten. Es war so amüsant, dass ich mich fast eingenässt habe.

Meine Augen fallen auf den Luftraum, nach unten auf die Tanzfläche durch den Raum. An der Bar tummeln sich einige Menschen, die wild durcheinander Drinks bestellen. Zwischen ihnen erkenne ich ein vertrautes Gesicht.   Überrascht lehne ich mich nach vorn, stütze die Ellenbogen neugierig auf die Knie und lasse mein Glas in den Händen kreisen. Wenn das mal nicht meine Angreiferin ist. In dem schwarzen Kleid und den gewellten Haaren habe ich sie fast nicht zwischen den anderen erkannt. Neben ihr entdecke ich ihre blonde Freundin, die schon Betrunkener als sie selbst scheint. Fröhlich wirft sie die Arme in die Luft, singt lautstark mit. Die Brünette kippt lächelnd einen Drink nach dem anderen herunter, versucht aber ihre Freundin etwas unter Kontrolle zu halten. Vergeblich. Sie stürmt auf die Tanzfläche davon, lässt sie allein zurück.
Meine heiße Angreiferin bestellt sich noch einen Drink, streicht sich wartend durch die Haare. Meine Augen wandern über ihren Körper. Das enge Kleid presst sich wie eine zweite Haut an ihren kurvigen Körper. Wie eine Sanduhr wirkt ihre Figur, angestrahlt von den bunten Lichtern. Fuck - sie löst etwas in mir aus.
Unerwartet berührt mich eine Hand an der Schulter, streicht mir über mein schwarzes Hemd. »Na süßer«, säuselt eine Frau mit billigen Plastiknägeln neben mir. Das pink brennt mir in den Augen. Ohne sie direkt anzusehen, leere ich mein Glas. »Zisch ab«, fahre ich sie autoritär an. Sofort verschwindet sie beleidigt wieder. Mir doch egal.
Den letzten Schluck kippe ich auch noch hinunter, presse die Lippen fest aufeinander. Ich habe im Moment kein Interesse an einer schnellen Nummer. Zumindest nicht mit ihr. Konzentriert beobachte ich die britische Schönheit, kann meine Augen nicht von ihr lassen. Als ich Stefan und Lew vor ein paar Tagen gebeten habe sie zu beschatten, habe ich herausgefunden, dass ihr Name Elena ist. Elena Reynolds. Es rollt nur so von der Zunge. Der Name passt perfekt zu ihr. Elena ...
Je länger ich daran denke, desto wärmer wird mir. Ich will sie haben, mich in ihr spüren, sie die Augen rollen sehen - unbedingt. Sie wird meinen Namen stöhnen wie noch keine zuvor, das werde ich ihr versprechen. Ich will sie heute Nacht, am besten sofort. Je länger sie dort sitzt und mit ihrem Hintern auf dem Stuhl wackelt, desto mehr turnt sie mich an. Gerade danke ich Eldaro für diesen beschissenen Themenabend, denn dieses Kleid steht ihr perfekt.
Die Männer gaffen sie an, seit sie zusammen mit dieser Lynn angekommen ist. Aber meine hübsche Angreiferin scheint davon nichts mitbekommen zu haben. Ihre Augen sind auf ihren Drink gesenkt, ihr Fuß wippt gleichmäßig im Takt des Liedes mit, das durch das Mercury schallt. Sie ist schüchtern in diesem Moment. Unwiderstehlich heiß.

Stunden vergehen, in denen ich sie beobachte. Sie tanzt mit ihrer Freundin, kehrt aber nach einer Weile wieder an die Bar zurück als diese Lynn sich einen Typen angelt. Sie scheint meinem Bruder ähnlich zu sein, denn es ist nicht der Erste heute Abend und sicher nicht der Letzte. Gerade als ich meinen Plan in die Tat umsetzen will, spricht die Dunkelhaarige jemand an. Ein Mann Mitte dreißig setzt sich dreist auf den Hocker ihrer besten Freundin, verstrickt sie in ein Gespräch. »Eldaro!«, fahre ich meinen Bruder sauer an, schlage ihm gegen den Arm - ich kenne den Mann, der sie anspricht. Der Angesprochene reagiert nicht.
Mein Brustkorb hebt und senkt sich schneller, heftiger, öfter. Meine Fingerknöchel treten weiß hervor, das Glas zwischen meinen Händen zerbricht jeden Moment. Schnell knalle ich es auf den Tisch, erlange so endlich die Aufmerksamkeit meines Bruders. Eldaro löst sich von den Lippen der Frau, schaut mich verwirrt an.
»Was machen Zakhars Leute hier?«, will ich bissig wissen. Wie kann der Penner nur solche Menschen reinlassen? Seine Stirn runzelt sich, er drückt die junge Russin von seinem Schoß. »Was?«, will er ungläubig wissen.
»Na unten an der Bar, was tut der Mistkerl hier?« Meine Stimme gleicht einem lauten poltern. Mein Blut beginnt zu kochen als ich nur daran denke, was das für ein Kerl ist. Und was will er von Elena?
»Wen? Ich sehe keinen«, antwortet mein Bruder. Mein Kopf schnippt Richtung Bar. Tatsächlich sind die Plätze nun leer. Sofort schnelle ich auf, schnaube. Eine unglaubliche Wut bäumt sich in mir auf, als mir klar wird, dass meine Angreiferin mit ihm gegangen sein muss. »Verdammte Scheiße Eldaro!«, schreie ich, werfe die Hände in die Luft und marschiere auf die Treppe zu. Dieser blöde Kerl wird mir den Abend nicht versauen!
Elena gehört mir!

Saints and SinnersWhere stories live. Discover now