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„Okay" erwidert Niall monoton, nachdem ich ihm alles erklärt habe, wobei ich ein paar Details ausgelassen oder verändert habe.
„Wir sollten uns Gedanken um unsere Zukunft machen" Nun ist seine Stimme viel besinnlicher und ruhiger, sein Blick neutral.

Ich schlucke. Ich will mir keine Gedanken über die Zukunft machen. Früher war mein Leben wie durchgeplant. Damals waren aber weder Männer, noch Kinder in meinem Plan, also habe ich diesen längst verworfen oder besser gesagt verloren. Durch Harry. Und so sehr ich dieses Leben immer gehasst und mir geschworen habe, niemals so zu enden, bereue ich es nicht. Ganz im Gegenteil. Ich würde es wieder genauso tun. Wenn dies bedeutet, noch einmal dieses Glück zu empfinden, welches ich einst mit Harry hatte. Bis gestern, um genau zu sein. Und dann hat es aufgehört. Aber trotz meines veränderten Plans, erklärt das noch nicht meine Angst vor der Zukunft, die ich neuerdings zu haben scheine. Ich wusste immer direkt, was ich möchte, wie ich es möchte und wie es weitergeht. Angst habe ich nie gekannt, das war was für loser - nichts für mich. Aber trotzdem habe ich sie nun. Und die Tatsache Angst zu empfinden, macht mir noch viel mehr Angst als die Zukunft, vor der ich eben Angst habe. Ja, mein Kopf ist kompliziert. War er schon immer. Aber momentan ist es ganz besonders schlimm und ich hasse das. 

Und ja, ich mag Niall, aber ich glaube nicht, dass ich eine Zukunft mit ihm möchte. Nicht nach gestern Nacht mit Harry. Und erst recht möchte ich, dass mein Kind von Harry großgezogen wird. Auch wenn Harry ihm nicht den Luxus bieten kann oder viel Liebe, aber letzendlich wäre es mir doch lieber diese Eltern Sache mit Harry durchzuleben, als mit Niall. Niall ist toll, Harry ist toller.  Aber er wird seine Meinung nicht ändern. Er will kein Kind. Auch keins großziehen. Und er will kein Vater sein. Ich wollte auch nie Mutter sein. Und ohne Harry will ich das noch immer nicht sein. Aber habe ich denn eine andere Wahl? Nein. Ich muss dadurch, kann nicht einfach meinen Bauch abschnallen, das Kind zurücklassen und wie Harry wegrennen. So einfach wird es mir nicht gemacht. Und so sehr ich Harry auch hassen will, dass er mich hier alleine zurücklässt und zu Niall abschiebt, liebe ich ihn doch immer noch bedingungslos. Traurigerweise würde ich jederzeit in seine Arme zurückrennen, wenn er jetzt hier auftauchen würde. Egal wie sehr er mich auch verletzt, könnte ich ihm nie böse sein. Und das hasse ich auch. Und es macht mir ebenso Angst. Angst, weil ich jetzt von einem Mann so besessen bin, dass ich mich selbst dafür vollkommen aufgeben würde. Ich korrigiere. Ich habe mich bereits vollständig aufgegeben. Modeln bedeutet mir nichts mehr, das sollte wohl beweis genug sein.

Ich bin nicht mehr das Mädchen, dass ich einst war. Früher war Perfektion das wichtigste in meinem Leben, aber seit Harry da ist, hat sich das geändert. Niall hätte zu meinem früheren Ich perfekt gepasst – Perfektionistisch und verständnisvoll. Aber das will ich nicht mehr. Ich will Harry.

Und vielleicht ist es egoistisch von mir, weil ich Niall so ausnutze, aber ich wüsste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Meine Familie ist weg und Harry auch. Ohne Niall wäre ich ganz auf mich gestellt. Meine Mutter sagte immer zu mir, dass man alles immer zu seinen Vorteil nutzen sollte. Ich würde gerne sagen, ich habe mich verändert – und vermutlich habe ich das auch – aber nicht soweit, dass ich meine Intrigen von früher aufgeben würde. Meine Selbstsucht sind doch alles was ich noch habe. Ich muss mich wieder an erste Stellen. Nicht das Kind. Nicht Harry. Und auch nicht Nialls Gefühle. Es geht nur um mich.

„Alles okay?" holt mich Niall aus meinen Gedanken.

Ich nicke. „Ich denke, ich bin einfach müde" Mit diesen Worten stehe ich schnell auf - oder eben so schnell es mir möglich ist mit diesem Kind in mir drin - und laufe in Nialls Schlafzimmer. Dort breite ich mich auf dem großen Doppelbett aus und scrolle durch Instagram um mich abzulenken. Während ich meine alten Beiträge durchsehe, frage ich mich, wie das nur passieren konnte. Wann ist mein Leben bitte so außer Kontrolle geraten?

Als alte Bilder von Liam und mir auftauchen, schlucke ich hart. Wieso habe ich die nie gelöscht? Schnell hole ich dies nach und sobald keine Spur von Liam mehr zu sehen ist, atme ich erleichtert aus.

Ich lege mein Handy zur Seite und kuschle mich in die große Decke. Ich rieche kurz daran und Nialls Duft schlägt mir entgegen. Ich kann Niall lieben, das kann ich wirklich. Ich brauche nur Zeit.

Als ich von meinem kurzen Nickerchen aufwache, liegt Niall neben mir und betrachtet mich gedankenverloren. Etwas erschrocken spanne ich mich an, bleibe aber unverändert liegen und sehe ihn nur ausdruckslos an.

„Entschuldige" Er nimmt schnell seinen Arm von mir. „Ich habe Essen bestellt" Erschrocken stelle ich fest, dass ich nur eine Stunde geschlafen habe.

Gemeinsam gehen wir in die Küche, setzen uns an den Tisch und essen die ersten Minuten schweigend. Einem unangenehmen Schweigen. Keiner weiß so wirklich, was er sagen soll und dieses große Apartment kommt mir plötzlich viel zu groß vor. So als hätte ich mich hier drin verlaufen, wäre verloren gegangen.

„War zwischen dir und ähh" Niall kratzt sich am Nacken. „Zwischen dir und Harry, war da mal was?" Seine Worte lassen mich aufhorchen.

„Nur einmal" antworte ich ehrlich. Ich hoffe er lässt das Thema nun fallen.

Er nickt enttäuscht, aber nicht überrascht. „Du solltest einen Vatertest machen"

Ich zucke erschrocken zusammen, lasse meine Gabel fallen. „Was?" frage ich fassungslos.

„Ich liebe dich Ashley. Aber ich möchte die Bestätigung, dass ich der Vater bin." Gesteht er nervös. „Da ist doch nichts dabei, oder?"

Ich schüttle langsam den Kopf. „Okay, dann machen wir einen Test" zwinge ich mich zu sagen. Ich habe nie darüber nachgedacht einen Test zu machen. Ist auch unsinn, schließlich war es Niall, mit dem ich zuletzt geschlafen habe und somit muss Niall der Vater sein. Er muss. 

„Danke" Niall steht ruckartig auf, räumt seinen Teller in die Spülmaschine und verlässt den Raum. Was ist denn los mit ihm? Er lässt mich einfach alleine hier sitzen, ohne irgendwelche Erklärungen. Das ist Harrys Art aber Niall war anders. Verzweifelt lasse ich meinen Kopf auf den Tisch fallen und atme tief durch. Atmen, Ashley, Atmen. Alles wird gut. Bei diesem Test ist nichts dabei. Er wird Nialls Vaterschaft bestätigen, dann wirst du weiterhin bei ihm wohnen dürfen und er wird sich um alle Ausgaben für das Kind kümmern.

Aber was, wenn doch Harry der Vater ist? So unwahrscheinlich wie dies ist, besteht doch eine geringe Chance. Niall würde mich rausschmeißen, zu Harry kann ich auch nicht und nach Hause zu meinen Eltern ebenso nicht. 

Ach bitte Gott, wenn du da oben irgendwo existiert, lass doch bitte Niall der Vater sein. Ich weiß sonst wirklich nicht, wie es weitergehen soll.

Langsam erhebe ich mich, räume den Tisch ab und gehe in direktem Weg ins Gästezimmer. Nein, Nialls Gesellschaft will ich heute nun wirklich nicht mehr. Auf dem Weg dorthin werde ich mit Bauchschmerzen geplagt. Diese scheiß Schwangerschaft ruiniert meinen Körper. Keiner wird ein Model buchen, das lose Haut und einen untrainierten Körper hat. Am Ende muss ich noch einen langweiligen Bürojob annehmen und das ist nun wirklich nichts für mich.

"Weißt du eigentlich, dass du mein Leben ruiniert hast?" flüstere ich dem kleinen Ding in meinem Bauch zu und lege mich erschöpft schlafen.

Plötzlich kam er in das Leben eines Topmodelsजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें