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In zügigem Tempo ritt Lùana durch den Wald. Es war ihr nicht ganz geheuer, nachdem was sie erfahren hatte, hier zu sein, aber schließlich hatte sie etwas vor. 

Sanft strich sie mit ihren Fingern über die Krokusse in ihrer Satteltasche, als hätte sie Angst, sie könnte plötzlich verschwinden.

Der Wald erschien ihr so friedlich, kaum konnte sie glauben, dass sich Böses darin aufhielt. Es dauerte nicht lange, als die Elbin die kleine Lichtung, die Legolas ihr gezeigt hatte, erblickte. 

Wieder bewunderte sie die Schönheit diese Ortes, der Wasserfall rauschte und die Vögel zwitscherten. Sie stieg von ihrer Stute und nahm vorsichtig die Blumen aus ihrer Satteltasche. Erde verschmutzte ihre Hände, doch das kümmerte sie nicht.

Sie ging zu einem Grasfleck nahe des Ufers, an dem keine Blumen wuchsen und legte die Krokusse sanft auf die Erde. Dann fing sie an, mit ihren Händen die weiche Erde aufzugraben. 

Die dunkle Erde bildete einen starken Kontrast zu ihrer hellen Haut, die in der Sonne schimmerte. Als sie ein kleines Loch ausgegraben hatte, nahm sie die Blumen und ließ sie vorsichtig hineingleiten. Sie bedeckte die Ränder mit Erde und kniete sich hin, um ihr Werk zu begutachten. 

Die Blumen strahlten in einem hellen lila, es schien als wären sie nur für diesen Ort geschaffen worden, ein weiterer Farbfleck, der in der Natur erstrahlte.

 Doch für Lùana waren sie nur eines.

Erinnerung.

Behutsam strich sie über eine Blüte. Ihr Vater hatte diese Blüten geliebt, wie sein Land, seine Familie... 

Die Elbin war sein einziges Kind gewesen, hatte ihn vergöttert und geliebt, von ganzem Herzen. Seine Frau war schon früh gestorben, Lùana erinnerte sich nicht mehr an sie, aber trotzdem hatte immer die Fröhlichkeit sein Leben bestimmt.

Eine Träne rollte ihr über die Wange. Er hatte immer Frieden gewollt, und dann? Er hatte diesen Tod nicht verdient.

Leises Schluchzen schüttelte sie. Sie vermisste ihn so sehr, dass es sie schmerzte.  Sein sanftes, liebevolles Wesen, seine ruhige Stimme, die Sicherheit, die er ihr gegeben hatte. 

Der Schmerz die Lùana durchflutete war schlimmer als ein Schwertstich. Sie würde nie wieder seine Stimme hören, nie wieder seien Duft einatmen...

"Auch wenn der Schmerz uns das Herz zerreißt, es ist kein Abschied für immer. Ihr werdet euren Vater wiedersehen. Er passt auf euch auf und wacht über euch. Menschen, die wir lieben, gehen nie ganz von uns. Sie bleiben immer in unseren Herzen. " 

Die Worte kamen ihr in den Sinn, als ob sie ihr jemand zuflüsterte. Thranduil hatte ihr diese Worte gesagt und wie an diesem Tag trösteten sie die Elbin auch jetzt. Sie wusste, den Schmerz würde sie nie überwinden, aber es gab andere Menschen in ihrem Leben, die ihr Herz erwärmten.

Thranduil

Bei dem Gedanken an den Elbenkönig stieg Wärme in ihr auf. Egal wie kalt und hart er manchmal war, sein liebevolles Lächeln würde sie nie vergessen. Automatisch hoben sich ihre Mundwinkel etwas und sie seufzte leise.

Sie hatte genug getrauert. Ihr Vater hätte nicht gewollt, dass sie in Trauer versank. Ein letztes Mal schloss sie die Augen und sah sein liebevolles Gesicht vor sich, dann stand sie auf und wusch ihre Hände und ihr Gesicht im Fluss.

Erfrischt ging sie zu ihrer Stute Nessa und schwang sich auf sie. 

Ich werde wiederkommen.

Mit diesem Versprechen drehte sie sich um und ritt von der Lichtung. Wieder schlich sich Thranduils Gesicht in ihre Gedanken. Und sein Verbot, in den Wald zu gehen. Ein ungutes Gefühl beschlich sie und sie hoffte von ganzem Herzen, dass er das hier nicht mitbekommen würde.

Sie trieb ihre Stute noch mehr an, welche mit kräftigen Sprüngen vorwärts galoppierte.

Es war nicht mehr weit zum Schloss, doch plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es klang ein bisschen wie ein Knurren oder Brummen und Lùana sah sich erschrocken um.

Auch Nessa hatte wohl ein ungutes Gefühl, denn sie schnaubte unruhig und rannte schneller, als plötzlich ein riesiges Wesen in den Büschen vor ihnen auftauchte. Mit einem erschrockenen Wiehern bäumte sich die silberne Stute auf, dann blieb sie zitternd stehen. 

Lùana krallte sich am Sattel fest, um nicht herunterzufallen und als sie das Wesen sah, schrie sie panisch auf.

Auch ohne jemals solch ein Wesen gesehen zu haben, wusste sie sofort was das war. 

Ein Ork.

Er hatte eine blasse, vernarbte Haut und kleine, grausame Augen, die die Elbin anstarrten. Sein Mund war durch eine Verletzung aufgerissen und an seinem gesamten Körper waren Schürfwunden und Narben. Er überragte Lùana auf ihrer Stute, sein Körper war schwerfällig aber robust. Wieder stieß er ein Knurren aus und seine kleinen Augen fixierten die Elbin.

Zu Tode erschrocken sah diese das Wesen an. Tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch sie war unfähig, sich zu bewegen.

Langsam stampfte der Ork auf sie zu, sie erwachte aus ihrer Starre, stieß einen Schrei aus und zog ihr Schwert, doch ohne Vorwarnung wurde etwas Hartes mit voller Wucht gegen ihren Hinterkopf geschleudert. 

Ein furchtbarer Schmerz durchstieß ihren Körper wie ein Blitzschlag, dann wurde alles schwarz um sie...





Drama, wie erwünscht ;) Ob das wohl gut ausgeht? 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, lasst mir Rückmeldungen und Votes da und genießt den restlichen Tag noch ^^

Lulu <3

Ein Herz aus EisWhere stories live. Discover now