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Mitten in der Nacht wachte Lùana auf. Sie wusste nicht, warum sie aufgewacht war. Vielleicht weil ihre Hüfte wieder anfing zu schmerzen. Vielleicht auch, weil es so stickig in ihrem Zimmer zu sein schien. Seufzend schloss sie wieder die Augen, doch der Schlaf wollte sie einfach nicht überkommen.

Schließlich stand sie leise auf und öffnete das Fenster. Sie spürte, wie ihre Hüfte unter der Belastung wieder anfing zu schmerzen und sie lehnte sich mit den Armen auf den Fensterrahmen, der angenehm kühl war. Nachdenklich sah sie nach draußen, der Mond war schon beinahe voll und sein Licht warf einen glänzenden Schein über die Baumwipfel. Die Sterne leuchteten sanft und der Wind fuhr durch die Haare der Elbin, die ihr lose über die Schultern hingen.

Schließlich hielt sie es nicht mehr in ihrem Zimmer aus, immer mehr Gedanken strömten auf sie ein, wo sie doch nur Ruhe wollte. Sie schlich sich leise aus ihrer Tür und lief barfuß den menschenleeren Gang entlang. Als sie eine Weile so gegangen war sah sie ein großes Fenster und ging darauf zu, denn ihre Hüfte machte sich wieder bemerkbar.

Sie öffnete die Fensterflügel, die verräterisch quietschten und sofort umhüllte sie die kühle Nachtluft. Die Tatsache ignorierend, dass sie nur ein leichtes Nachtgewand anhatte, setzte sie sich auf den Fensterrahmen, umschlang ihre Beine mit den Armen und lehnte den Kopf hinter sich an. So saß sie, gehüllt in weißes Mondlicht und umfangen von der frischen Nachtluft die nach Blättern und Gras roch und versank in der Aussicht auf die hin- und herwiegenden Baumwipfel.

Sie sah verträumt zum Mond, der groß am Himmel stand und mit seinem Licht den Himmel erhellte. Dann wanderten ihre Augen zu den Sternen. Sie bedeckten den ganzen Himmel und leuchteten wie kleine, funkelnde Edelsteine. 

Müde schloss sie die Augen, in der Hoffnung nun etwas Ruhe und Frieden finden zu können, doch sofort schlichen sich wieder dunkle Gedanken in ihren Kopf. Gedanken an ihren Vater, sein sanftes Lächeln, seine liebevollen Augen. Er hatte das Sternenlicht geliebt und oft hatte sie mit ihm als junges Mädchen den Nachthimmel beobachtet.

Die Erinnerungen schnitten wie Messerschnitte in ihr Herz und sie klammerte sich an ihre Beine, suchend nach Halt und Trost, den sie selbst nirgends finden konnte. Tränen rannen unter ihren geschlossenen Augenliedern hervor und rollten ihr sanft die Wange herab. Sie glänzten silbern im Mondlicht und tropften auf den kalten Steinboden. Ein leises Schluchzen entfuhr ihr und sie vergrub den Kopf zwischen ihren Armen.



Thranduil hatte bis jetzt mit einem Glas Wein in der Hand auf seinem Thron gesessen und war seinen Gedanken nachgehangen. Doch nun ergriff auch ihn die Müdigkeit, oder wenigstens das Verlangen, sich in die weichen Laken seines Bettes zu legen und etwas Frieden zu finden. Leise stand er auf und machte sich auf den Weg in sein Gemach. Als er den langen Gang, der zu den Schlafgemächern führte entlangging, hörte er plötzlich ein leises Schluchzen. Er hielt inne und sah sich um. Hatte er sich verhört? Es war schon spät, vielleicht spielten seine Sinne einfach verrückt.

Doch nein, ein leises, fast tonloses Wimmern erklang erneut am Ende des Ganges. Langsam ging der Elbenkönig darauf zu, nach der Ursache des Geräusches Ausschau haltend. Schließlich erblickte er eine schmale Gestalt die an einem offenen Fenster zusammengekauert saß, sie hatte den Kopf zwischen den Armen vergraben und allem Anschein nach weinte sie.

Als der Elb schließlich auf die Gestalt zuging, sah er, dass es Lùana war, die dort saß. Einen Moment kam ihm der Gedanke in den Sinn umzudrehen und wegzugehen, bevor sie ihn bemerkte, denn er hatte das Gefühl, etwas sehr zerbrechliches, intimes zu stören, doch dafür war es nun zu spät. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, ging er auf sie zu und sagte leise: "Was tut ihr hier?"

Ein Herz aus EisWhere stories live. Discover now