~Kapitel 18~

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~Realität~

"Und ich soll jetzt einen dieser Äpfel essen und dann sterben?" Ich sah ihn ungläubig und verängstigt zugleich an. "Ich würde es nicht von dir verlangen, wenn es nicht notwendig wäre", sagte er leise und aus seinen Augen sprach Verbitterung und Verzweiflung gleichermaßen. "Du wirst dich erinnern... alle Erinnerungen werden zurückkommen. Aber Cordelia muss sie dir erst geben und ihren Zauber damit auflösen", sagte er weiter und ich schaute auf meine Hände, die zusammengefaltet auf meinem Schoß lagen. Ich musste mich kurz sammeln. "Arien..." Er legte zwei Finger unter mein Kinn. Ich spürte seine Wärme und das kühle Metall seines Ringes auf meiner Haut. "Du wirst zu mir zurückkommen." Ich antwortete nicht. Denn vielleicht war es ja genau das, wovor ich Angst hatte. Vielleicht hatte ich ja Angst zu diesem Mann zurückzukehren, vielleicht war es aber auch einfach nur dieses unbekannte und doch wundervolle Gefühl in mir drin, das mir eine Botschaft sendete. Die Botschaft, dass dieser Mann mehr für mich war, als nur Michael Langdon.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und stand auf. "Also gut", sagte ich mit zittriger Stimme. "Aber wehe, ich bleib in der Hölle", sagte ich, in der verzweifelten Hoffnung mich selbst mit Sarkasmus zu beruhigen. "Und selbst da werde ich dich zu mir zurückholen", sagte er und sah mich mit einem unergründlichen Blick an. Ich schluckte und nickte anschließend. Langsam schob ich mich an ihm vorbei und ging Richtung Tür. Ich spürte seine Blicke im Nacken, als ich den Raum verließ.

Immer noch zitternd ging ich die Treppenstufen wieder hinunter, wobei ich jedoch aus den Augenwinkeln etwas erkennen konnte. Es war Coco, die mit einer maskierten Person kichernd in ihrem Zimmer verschwand. Für einen Moment vergaß ich meine Angst und zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch. Was zum... was tat sie da bitte? Sie war doch diejenige gewesen, die sich so auf diesen Maskenball gefreut hatte, hauptsächlich weil sie dann im Mittelpunkt stehen konnte. Ich schüttelte nur gedankeverloren den Kopf und ging weiter nach unten. Ich hatte Wichtigeres im Kopf als Coco.

In dem kleinen Saal wurde ich von Jubelrufen und Gelächter begrüßt. Ich sah, wie Emily mit einem Apfel in dem Mund aus einem Bottich mit Wasser wieder auftauchte. Neben ihr ein enttäuschter Timothy. "Schon gut, wir teilen uns meinen", sagte Emily lachend und legte dem Mann neben ihr eine Hand auf die Schulter. Dieser zog ein langes Geischt. "Ich bin in diesem Spiel einfach nicht gut."

Sie spielten Apfelfischen. Früher mochte ich das Spiel, doch eigentlich hatte ich es schon längst aus meinen Gedanken gedrängt. Ich wusste nicht mehr, was meine richtige Vergangenheit war und was nur ein Schwindel, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich Apfelfischen schon einmal gespielt hatte.

"Komm, du bist dran", sagte Mallory und tauchte wie aus dem Nichts neben mir auf. Glücklich grinste sie mich mit ihrem Apfel in der Hand an, auf ihrer Brust war ein Wasserfleck. Offensichtlich hatte sie das Spiel schon erfolgreich absolviert. "Ähm.. ja natürlich", sagte ich schnell, wobei ich ihrem roten Apfel einen misstrauischen Blick von der Seite zuwarf. Verdammt. Ich sollte mich jetzt vergiften. Ich sollte mich jetzt allen ernstes selbst vergiften! Das war doch der absolute Wahnsinn. Mit klopfendem Herzen ging ich vor den Bottich, nachdem Gallant mir Platz gemacht hatte. Ich hatte keine Probleme damit,  mit dem Kopf ins Wasser zu tauchen und mir einen der Äpfel zu krallen. Erst als die anderen lachend applaudierten, wurde mir bewusst, dass nicht nur die Frucht, die ich in der Hand hielt, vergiftet war, sondern alle. Sie alle würden sterben. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Gallant, die TV Tante, Emily, Timothy und ... Mallory. Das konnte ich doch nicht zulassen. Sie war meine beste Feundin. Sie war meine einzige Freundin.

Schweigend zog ich mich in den Hintergund, als promt Ms. Venable und Ms. Mead über uns an dem Geländer im ersten Stock erschienen. Wie üblich hielt die Frau ihre Reden und Ansprachen, doch ich konnte ihr nicht zuhören. Ich dachte nur an meinen Tod, an Mallorys Tod und an Michael und seine letzten Worte zu mir. Ich konnte Ms. Venable auch gar nicht verstehen, weil mein nervöser Herzschlag alles andere übertönte. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment zu platzen wie eine tickende Zeitbombe. Ich erwachte aus meinem Taghorroralptraum, als ich sah, wei alle anderen genüsslich in ihren Apfel bissen, auch Mallory. Die beiden Frauen über uns schauten dem Ganzen nur mit zufriedenen Mienen zu.

Oh mein Gott. Was tat ich hier? Ich konnte sie nicht sterben lassen. Und doch biss ich selbst in meinen Apfel, ehe ich vor Angst weglaufen konnte. Am liebsten hätte ich Mallory jedoch den Apfel aus der Hand geschlagen. Sie hatte es nicht verdient zu sterben. Das war mein letzter normaler Gedanke gewesen, bevor Panik und mein starker Überlebenswille die Oberhand übernahmen. Ich würgte und röchelte nach Luft. Mein ganzer Körper wurde von unsagbaren Schmerzen erfüllt, die kaum auszuhalten waren. Ich wollte nur noch sterben vor Schmerzen und mein Wunsch schien tatsächlich erhört worden zu sein, als ich in ein tiefes Loch der Finsternis herabfiel.

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Okay hi, das war ein eher kürzeres Kapitel, aber wenn alles so läuft, wie ich das geplant habe, dann kommt morgen ein neues... Uhmm, ja genau. Und noch was: Wie findet ihr meinen Schreibstil? Das hier ist nicht das einzige "Projekt", an dem ich arbeite und ich hätte einfach gerne viele Meinungen und Verbesserungsvorschläge, etc. Also dankschön :)



Evil AntichristWhere stories live. Discover now