~Kapitel 11~

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~Erinnerung~

Ich zog die dünne Jacke enger um meinen Körper. Ich hätte nicht gedacht, dass es in dieser Gegend mal kälter als zwanzig Grad sein könnte, sagte ich zu mir selbst in Gedanken. Aber eigentlich war es mir egal. Ich hatte meinen besten Freund wieder. Zufrieden schaute ich zu Sam hinab. Dieser beachtete mich natürlich keines Blickes, während er jeden zweiten Grashalm markierte, typisch Rüde halt. Aber ich hatte ihn vermisst und wie ich das hatte. Ich wusste nicht, wer ihn gefunden oder abgesetzt hatte, aber eines Tages stand er plötzlich wieder bei mir vor der Haustür un dich hatte einen Schrei losgelassen, als ich ihn gesehen hatte. Meine Eltern waren sofort vom Esstisch aufgesprungen und seit dem war ich eigentlich wieder glücklich. Meine Noten waren wieder im guten Bereich und ich fing wieder an, mich mit meinen Freunden in der Stadt zu treffen. Trotzdem hatte mich etwas verändert und ich wusste auch was oder besser gesagt wer.

Jeden Tag ging ich mit dem Hund nun spazieren, ging immer denselben Weg, weil ich wusste, dass er ihn kannte. Michael kannte den Weg. Und jeden Tag lief ich diesen Weg entlang und manchmal traf ich ihn. Nicht immer. Ich wusste nicht wieso, oft war er nicht da. Und wenn ich dann später bei ihm klingelte, war er dort ebenfalls nicht und es machte auch niemand auf.  Mir fiel auf, dass immer wenn ich erneut zu seiner Haustür kam, dass im Garten Rosensträucher dazu gekommen waren.

Ich war nicht dumm. Ich wusste, dass mit Michael etwas nicht stimmte, doch ich konnte nicht glauben, dass er wiklich böse war. Wenn ich ihn mal bei einem Spaziergang traf, dann war er ein ganz normlaer junger Mann, der mit einem ganz normlaen Mädchen durch den Park spazieren ging. Oft sahen ihn die Leute verstört an, aber er ignorierte die Blicke, als wäre sie nicht existent. Doch er erzählte nichts über sich. Ich wusste nicht wer er war oder was er sonst noch so machte. Wenn ich gerade nicht redete, schwiegen wir. Und das hatte ich noch nie erlebt, dass ein Schweigen nicht peinlich war. Es war angenehm. Wir gingen einfach nebeneinander her und ich ließ die Sonne auf mein Gesicht scheinen.

Auch heute ging ich wieder die selbe Strecke durch den Park. Ein wenig nervös schaute ich mich links und rechts um. Ich wollte, dass er kam und dieses Gefühl beunruhigte mich zutiefst. Ich hatte so etwas noch nie empfunden, jedenfalls nicht so intensiv und auf diese Weise. Es war mir unheimlich, aber alle Versuche dieses Gefühl zu unterdrücken waren ein Schuss in den Ofen gewesen. Zwischen drei Müttern mit ihren Kindern konnte ich den Mann ausfindig machen. Er trug eine schwarze Jeans sowie Shirt. Seine Haare glänzten golden in der Mittagssonne. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als er zu mir herüber kam. Sofort schob ich meine Emotionen wieder zurück. Ich wollte sicher gehen, dass nichts Unvorhergesehenes passierte. 

"Hi", begrüßte ich ihn und er hob nur die Hand und sah mit einem flüchtigen Blick Sam an. "Ist etwas passiert?", fragte er und wir gingen an einem Sandkasten vorbei. Er musterte die spielenden Kinder mit einem düsteren Blick und wandte sich ab, indem er den Weg Richtung Springbrunnen einschlug, sowie jeden Tag. Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Was ging nur in dem Kerl vor sich? "Nein, nicht wirklich. Ich habe eine zwei in dem Chemietest, von dem ich dir erzählt habe, aber mehr auch nicht." Ich atmete einmal laut aus und ließ die Leine länger. "Das ist schön für dich", erwiderte Michael, doch er schien mit den Gedanken wo anders zu sein.

"Ist etwas?", fragte ich und meine Alarmglocken aktivierten sich von alleine. Michael biss sich kurz auf die Unterlippe, dann blieb er stehen. Überrascht tat ich es ihm gleich. Ich hob eine Augenbraue, während sich jedoch ein Grinsen auf mein Gesicht stahl und das ganz von alleine.  "Wir sollten uns mal treffen", sagte er schließlich und sog zischend Luft ein. Das war ihm allem Anschein nach wirklich schwergefallen. "Aber das tun wir doch", erwiderte ich kurz angebunden und wollte weiter gehen. Er packte mich blitzschnell am Unterarm. Sein Griff war so fest, dass ich das Gesicht verzog. "Ich meine nicht diese Spaziergänge im Park", er überlegte kurz, "wir treffen uns heute Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit hier, okay?"

Evil AntichristWhere stories live. Discover now