~Kapitel 2~

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Warum war er überrascht? Kannte er mich? Aber woher sollte er? Zudem fiel ich momentan nicht wirklich auf, sodass man hätte meinen können, er hätte sowas wie Interesse an mir. Nicht mit dieser Frisur und ganz sicherlich nicht mit dem Gesichtsausdruck, den ich an den Tag legte. Eigentlich war nicht hässlich. Lange braune Haare und dunkle Augen, aber in diesem Loch konnte doch niemand gut aussehen, außer er...

"Die anderen Bunker wurden überrant, viele davon", fuhr der Mann Michael Langdon fort, als wäre nichts gewesen.  "Es wird nun nicht mehr lange dauern, dann wird es hier ähnlich zugehen. Deshalb hat die Kooperative eine Schutzzone errichtet, die von niemandem zerstört werden kann." Es wurden misstrauische Blicke gewechselt und Gallants Granny richtete sich etwas auf.  "Allerdings werden nur wenige in den Genuss kommen, diese zu erreichen. Ich werde euch auswählen oder es ein lassen. Vielleicht nehme ich auch gar keinen mit." "Und wofür soll das gut sein? Warum kann nicht jeder mitkommen?", fragte Gallant und verschränkte die Hände im Schoß. Sein fast schon weißes Haare schimmerte im Kerzenschein.  "Weil nicht jeder dafür geeignet ist, die Menschheit am leben zu erhalten", entgegnete Mr. Langdon aus kalten Augen.

"Was ist das denn für ein Schwachsinn?!", beschwerte sich Coco lautstark und ich musste ein Augenrollen unterdrücken. "Ich habe für diesen Platz hier teuer bezahlt!" "Was passiert, wenn wir nicht gewählt werden?", fragte Timothy und hätte dabei fast Emilys Hand gepackt, konnte sich aber noch zurückhalten.

"Ihr werdet hier bleiben und sterben", sagte Langdon wieder ohne jede Emotion. Gallant atmete tief ein, während Timothys Hand doch ein Stück näher Richtung Emilys wanderte. Die alte Truller schnappte lautlos nach Luft und sah sich im Raum um, als wollte sie ihre Konkurrenz begutachten. Cocos Gesicht schien vor Wut fast zu platzen, während Mallory und ich besorgte Blicke tauschten.

"Ich werde mit jedem einzelnen ein paar Unterhalten führen und danach entscheiden. Die Kriterien werden euch natürlich nicht verraten." Ich sah meine Freundin noch einmal an. Es war so gut wie klar, dass keiner von uns Grauen auserwählt werden würde. Und hier zu sterben...? Ich konnte mir Schöneres vorstellen. 

"Was ist, wenn wir uns weigern, diese dummen Gespräche zu führen?", fragte Coco herausfordernd und verschränkte die Arme vor der Brust. Mr. Langdons Augen funkelten bedrohlich und seine ganze Ausstrahlung sprach Böses. Er hatte etwas Gefährliches an sich, zu gefährlich für meinen Geschmack.  "Dann wird es euch ergehen, wie meinen Pferden", sagte er schlicht und Coco runzelte die Stirn. Ich konnte mir schon denken, was mit seinen Pferden passiert war. Immerhin standen sie nicht mit uns hier im Bunker und außer dem Bunker gab es hier nichts, außer Strahlung, Tod und Krebs.

"Ich möchte anfangen", meldete sich Gallant zu Wort und hob die Hand, ließ sie abe rsosfort wieder sinken, als Langdons Blick ihn traf. War der Typ noch zu retten? Ich fürchtete mich etzt schon vor dem Gespräch, zudem ich beim besten Willen nicht verstand, warum er mit uns Grauen reden wollte. Wir blieben sowieso hier.

Die Versammlung wurde aufgelöst und Mallory und ich gingen wieder zurück an unsere Arbeit. Wir sprachen kein Wort darüber. Weder über Michael Langdon, noch über Gallants Dummheit sich als erster zu melden oder über die Tatsache, dass wir wohl in diesem Außenposten verfaulen müssten oder wir von halb toten Menschen überrannt werden würden.

Evil AntichristWhere stories live. Discover now