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>>Geliebt zu werden kann eine Strafe sein.
Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter.<<

-Robert Lembke-

„So, ich habe die Ohrringe." Rief die Stimme des Verkäufers von der Theke aus.

Ich fuhr zusammen und Kian entfernte sich ein Stück von mir.

Zusammen gingen wir zu dem Verkäufer, der mir die Ohrringe zeigte und nachdem ich sie mir angesehen hatte, sagte ich, dass sie perfekt wären und ich sie nehmen würde.

Nachdem der Verkäufer sie eingepackt und ich bezahlt hatte, verließen wir den Laden.

Ich steuerte auf den Ausgang zu, aber Kian blieb stehen und hielt mich am Handgelenkt fest.

„Sollen wir noch etwas essen?" fragte er mich und lächelte erneut.

Er lächelte heute entschieden zu viel. Vor allem, weil es nicht sein normales eher herablassendes oder amüsiertes Lächeln, sondern ein wirklich aufrichtiges war. Eins das einfach lieb gemeint war. Und das gab mir zu denken.

Ich zögerte einen Moment. Ich war von oben bin unten durchnässt und eigentlich wollte ich warm duschen und mir trockene Sachen anziehen.

Allerdings ließ Kian mir gar keine wirkliche Wahl und zog mich hinter sich her zu einem Chinesen.

„Wir können etwas zum Mitnehmen holen, wenn du gerne nach Hause möchtest." Sagte er.

Er sah auf die Karte über der Ausgabe und sah zu mir „Was willst du?"

Ich hob die Schultern „Keine Ahnung, ich esse selten chinesisch." Ich ließ meinen Blick über die Tafel schweifen. „Was nimmst du?" 

Er überlegte einen Moment, dann sagte er „Ich glaube ich nehme die Nudelbox mit Ente." 

„Gut dann nehme ich dasselbe."

Kian bestellte und bezahlte für uns beide, auch wenn ich anbot, mein Essen selber zu bezahlen.
Wir machten uns mit dem Essen bewaffnet auf den Weg zu seinem Auto.

Als ich mich angeschnallt hatte fiel mir dann aber etwas auf.

„Du kannst doch beim Fahren gar nicht essen." Keine Ahnung warum mir das erst jetzt auffiel, aber Plötzlich schien es mir blöd, alleine zu essen. 

Er zuckte mit den Achseln. „Iss ruhig, ich esse es einfach zuhause."

„Dann ist es doch schon kalt." Klagte ich „Nein, wenn wir das essen, dann zusammen."

Er sah mich an und ich wippte ungeduldig mit dem Fuß.

„Na los, mach den Motor aus." Forderte ich.

Er gehorchte und drehte den Schlüssel.

Dann nahm er seine Nudel box und wir begannen zu essen.

„Was hat dein Bruder eigentlich noch dazu gesagt, dass du mich zu der Party eingeladen hast?" fragte Kian und sah mich fragend an.

„Er hat gar nicht wirklich die Gelegenheit gehabt, um mich auszuschimpfen. Am nächsten Morgen hat er es versucht, aber dann bin ich umgekippt und danach hat er mich damit in Ruhe gelassen."

Ich bildete mir ein, eine Spur von Schuldgefühlen in seinem Gesicht zu erkennen. „Ging es dir sehr schlecht?"

„Ja schon ziemlich." Ich sah auf meine Essen.

„Lag dann wohl nicht am Alkohol, dass du dich so viel übergeben hast." Er lachte schwach.

„Danke nochmal."

„Wofür?"

Ich wich seinem Blick aus „Dass du mir am Abend der Party so geholfen hast und dich um mich gekümmert hast."

„Das war doch selbstverständlich." 

„Nein." Widersprach ich. „Du hättest mich auch alleine lassen können, es war nicht deine Aufgabe, dich um mich zu kümmern."

Er räusperte sich „Ich hätte dich niemals dort auf dem Klo liegen lassen können." Sagte er leise. 

Die Ehrlichkeit in seiner Stimme bescherte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich wünschte ich hätte ihn ansehen können, aber ich traute mich nicht.

Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Ich wollte ihn so gerne auf den Kuss ansprechen, aber es ging nicht.

Ich schluckte „Naja, jedenfalls danke." Der Kuss spukte in meinem Kopf herum.

Ich bemerkte, wie Kian sein Gesicht verlagerte. „Ich wollte dich besuchen kommen." Sagte er leise „Als Lilian mir gesagt hat, dass du im Krankenhaus bist, wollte ich sofort zu dir fahren, aber ich konnte nicht."

Jetzt hob ich doch den Blick. Ich hatte das Gefühl, dass jetzt etwas besonderes folgen würde. Es fühlte sich an, als wollte er mir etwas sagen und ich hoffte, er dachte auch an unseren Kuss.
„Warum nicht?" flüsterte ich.

Er sah mir in die Augen. Sein Blick wanderte über mein Gesicht.

„Wegen dem, was davor passiert ist." Er machte eine Pause „Wegen dem Kuss." 

Ich hielt die Luft an. Was würde jetzt folgen?

„Wir sollten das klären, oder?" er suchte nach Zustimmung in meinen Augen. „Du warst betrunken, richtig? Und ich war auch ein wenig angetrunken und müde." Ich hörte ihm weiter zu und spürte wie die Hoffnung in mir langsam zerbröckelte. „Es war ein Fehler. Ich mag dich echt gerne. Mehr als ich erwartet habe, aber eben nur als Freundin."

Ich nickte automatisiert. Ohne nachzudenken. „Genau, wir sind Freunde." Wiederholte ich stumpfsinnig.

Kian lächelte und atmete scheinbar erleichtert aus. „Gut. Ich meine, schön, dass du das genauso siehst. Es wäre irgendwie blöd gewesen, wenn du jetzt zu viel in die Sache rein interpretier hättest." Er beugte sich zu mir und klopfte mir auf die Schulter.

Dann sah er in seine Nudel box, die bereits leer war.

„Sollen wir dann fahren?" fragte er und verstaute die Box in dem Seitenfach der Autotür.

Ich nickte nur und starrte mein eigenes Essen an, während er vom Parkplatz fuhr.

Mein Blick war wahrscheinlich so leer, wie ich mich fühlte.

Ich mag dich echt gerne. Seine Worte schwirrten mir im Kopf herum. Er mochte mich.

Aber eben nur als Freundin. Aber wir waren nur Freunde.

Nur Freunde. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber es war verdammt schwer in die Friendzone gesteckt zu werden. 

Ich versuchte mich zusammenzureißen.

Wir sind nur Freunde. Nur Freunde.

Aber wenn ich mir das einredete dann log ich mich selbst an.

Ich empfand etwas für Kian, etwas das über das hinaus ging, was man für einen guten Freund empfand. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, um ihm das zu sagen, aber stattdessen saß ich einfach schweigend da und kämpfte darum, vor ihm nicht in Tränen auszubrechen.

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Heyyy,

Ich glaube Kalea wurde gerade ein wenig das Herz gebrochen...

Mich würde mal interessieren, was ihr von der ganzen Sache haltet. Also was Kian gesagt hat und was ihr glaubt, dass vielleicht als nächstes passiert.

LG Kat

my brother's enemy is my best friend's brotherWhere stories live. Discover now