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>>Wer nicht in die Welt passt,
der ist immer nah dran sich zu finden.<<
-Demion-

„Kalea!" die Stimme meines großen Bruders drang durch die Badezimmertür und kurz darauf folgte ein lautes Hämmern. „Kalea, beeil dich, wir müssen los!" 

Ich seufzte genervt und tuschte mir seelenruhig die Wimpern „Jaja, ich bin ja gleich fertig."

„Wenn du in 10 Sekunden nicht da raus bist, komme ich dich eigenhändig holen!" warnte Elian.

Resigniert warf ich die Wimperntusche in meine Schminktasche und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, bevor ich die Türe des Bads überschwänglich öffnete.

„Wir können" trällerte ich gut gelaunt und lächelte meinen Bruder unschuldig an. Er warf mir nur einen bösen Blick zu und ich blieb am Treppenabsatz stehen, um mich zu ihm umzudrehen. „Worauf wartest du denn, trödle nicht so rum." Ich grinste und auch auf Elians Gesicht bildete sich ein leichtes Lächeln, wodurch eines seiner Grübchen zum Vorscheinen kam.

Mit wenigen Schritten war er bei mir und knuffte mir in die Seite.

„Du bist ganz schön frech, dafür dass du fast zwei Köpfe kleiner bist als ich" neckte er und ich zog einen Schmollmund. Mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich zu ihm hoch „Ich wachse ja noch und außerdem bist du auch kein Maßstab mit deinen zwei Metern!"

Elian lachte und zog skeptisch eine Augenbraue hoch, bevor er mich Richtung Auto schob. „Wenn du das sagst, kleine Prinzessin."

Empört warf ich mir meine langen Haare über die Schulter und stieg auf der Beifahrerseite ein. Elian würde mich nie sein Auto fahren lassen, selbst wenn er schwer verletzt wäre und ich ihn ins Krankenhaus bringen müsste. Er meinte, ich würde es schrotten, dabei hatte ich die Fahrprüfung bestanden! Zwar nur knapp, aber bestanden ist nun mal bestanden.

Mein Bruder ließ sich auf dem Platz neben mir nieder und startete den Motor, während ich mein Handy mit dem Auto verband um Musik abspielen zu lassen.

Als ich ein Lied von High School Musical anlaufen ließ, stöhnte mein Bruder und verdrehte die Augen, während ich begann mit dramatischen Handbewegungen und wilden Gesten aus vollem Hals mit zu singen.

Auch als wir an der Schule ankamen beendete ich mein Gratiskonzert nicht bevor das aktuelle Lied zu Ende war.

Da das Fenster auf meiner Seite unten war, erntete ich ein paar seltsame Blicke, die ich aber ignorierte. Mich hielten ohnehin schon alle für die komische kleine Schwester von Elian, denn im Gegensatz zu meinem gutaussehenden und unheimlich beliebten Bruder, war ich eher durchschnittlich beliebt.

Ich hatte ein paar Freunde, aber nicht wirklich viele mit denen ich auch außerhalb der Schule etwas unternahm, denn seit meine beste Freundin Elena vor zwei Jahren weggezogen ist ohne mir etwas davon zu sagen, habe ich mir nicht die Mühe gemacht eine neue Freundschaft mit jemandem aufzubauen, die genauso stark ist. Ich wollte nicht noch einmal so sehr verletzt werden können.

In den Pausen hing ich meistens mit ein paar Leuten aus meinem Sportkurs ab. Wir hatten uns nur kennengelernt, weil wir alle etwa gleich große Nieten in Sport waren und dementsprechend ständig gemeinsam auf der Bank saßen, weil wir uns diverse Ausreden überlegten.

Zwei von ihnen sah ich schon von weitem an der Mauer des einen Endes vom Parkplatz lehnen und sich unterhalten.

Sobald das Lied beendet war und mein Bruder sich eine Parklücke gesucht hatte, schwang ich die Beifahrertür auf und stieg aus dem Auto. 

Ein Paar Schüler blickten in unsere Richten, oder vielmehr in Elians Richtung.

Mein Bruder war einer der beliebtesten Schüler, was vermutlich zum Großteil an seinem Körperbau und dem Aussehen lag. Besonders bei den Mädchen kam er gut an und wenn ich ehrlich bin, war er ein ziemlicher Herzensbrecher, aber mir war es egal, denn solange er niemandem das Herz brach, den ich mochte war es nicht mein Problem.

my brother's enemy is my best friend's brotherWhere stories live. Discover now