27. Finnland?!

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Fairytales Sicht:

Es tut mir so sehr leid für Mia! Sie fühlt sich verlassen und trauert. Ich bin jetzt gerade hunderte von Kilometern von ihr weg. Mit meiner Mutter. Ich weiß nicht genau, wo ich bin. Auf einem Flughafen. Das weiß ich. Ich glaube sogar noch in Deutschland. Sie hatte mich gefesselt und in ein Auto gestopft. Dann fuhr sie los in einem sehr rasanten Fahrstyle, so dass mir ein bisschen übel wurde. Irgendwann bin ich eingeschlafen. Als ich aufwachte, war es schon Mittag. Meine Mutter hatte mich beim Schlafen betrachtet. Ich erwischte sie dabei, wie sie nir eine Haarsträhne aus der Stirn wischte. Sie liebt mich. Aber ich weiß nicht, was ich für sie empfinden soll. Erst heißt es fast mein ganzes Leben lang, dass sie tot ist, nachdem sie mich zwei Jahre lang liebevoll großgezogen hat, dann taucht sie auf einmal Mitten in der Nacht auf, zwingt mich, dass ich mich von Mia trenne, um mich dann zu fesseln und zu entführen. Bis jetzt hat sie kaum ein Wort mit mir gewechselt. Nicht einmal gefragt, wie es mir geht, oder wie es meinem Vater geht! Weiß sie überhaupt, dass ihr Sohn gestorben ist? Ich werde es ihr nicht sagen! Ich hasse sie. Sie hat mich fest am Handgelenk. Ich werde nicht flüchten. Das hat bei ihr keinen Sinn. Es ist, als ob sie genau wüsste, welche Bewegung ich als nächstes mache. Sie hat mir etwas Ordentliches zum Anziehen gegeben und mir befohlen mich unsichtbar zu machen. Das komische ist, dass die Menschen sie sehen. Sie ist doch ein Elf, oder nicht? Das verwirrt mich. Und dann immer diese vielen Gefühle, die in mir herumwirbeln, wie Blätter im Herbstwind. Ich höre Mias Gedanken noch. Wie ein Flüstern. Leiser als normal. Liegt wahrscheinlich an der Entfernung zu ihr. Mein Herz fängt an zu ziehen. Und ich habe mir den Nacken gezerrt. Ich habe viele Fragen an meine Mutter. Aber ich darf nicht mit ihr sprechen. Wir stehen gerade am Check In. Ich habe keine Ahnung, wohin der Flug geht, den wir nehmen. Zwei Stunden später kommt eine Durchsage, während wir so rum sitzen und offensichtlich auf unser Flugzeug warten. Meine Mutter horcht auf und hebt ihre Augen von der Zeitschrift, in die sie gerade vertieft war. Ich höre auch auf. Finnland! Wir fliegen nach Finnland?! Nein! Das ist so weit weg! Kann ich dort noch ihre Gedanken hören? Das einzige, was ich von ihr höre. Ich lasse niedergeschlagen den Kopf hängen. Sie will mit Kukka reden. Finde ich gut. Kukka kann ihr helfen. Kukka weiß viel. Ich hoffe, sie brauchen nicht allzu lange. Ich hoffe, ich kann zurück zu Mia. Ich habe die ganze Zeit über Körperkontakt zu meiner Mutter. Sie muss mich ja irgendwie bei sich wissen, da sie mich schon nicht sehen kann. Wenn ich Anstalten mache mich zu lösen, packt sie mich wieder, egal wie dumm die Leute um sie herum sie anschauen. Wir machen uns auf den Weg zum Flieger. Ich bin gespannt, wie sie es mit dem Flug engagiert hat. Ich kann mich ja schlecht auf ihren Schoß setzten. Irgendwie hat sie es geschafft, dass ein Sitz neben ihr frei ist. Ich setzte nicht dorthin und darf mich jetzt nicht mehr bewegen. Auf dem Flug schlafe ich wieder ein. Ich bin völlig erledigt. Ich vermisse Mia so sehr. Ich will wieder ihre zarten Lippen berühren, ihren Duft riechen, ihre Wärme spüren, ihr Lachen hören, mit ihr rumalbern... Ich würde wirklich alles geben um bei ihr zu sein.

Mias Sicht:

Er geht immer weiter weg. Wohin? Er denkt an mich. Ich sitze wieder auf meinem Platz im Klassenzimmer neben Charlotte. Es ist schwer meinen Gefühlen nicht freien Lauf zu lassen. Ich habe heute schon mehr als genug Tränen vergossen. Weinen macht es doch auch nicht besser. Ich muss stark sein. Wir werden ihn finden, wir werden ihn finden, wir werden ihn finden,... Ich muss diesen Satz immer wieder wiederholen. Ich muss daran glauben. "Fairytale? Mein Fairytale? Hörst du mich? Bitte! Ich hoffe, dir geht es gut... Ich werde herausfinden, wer dich entführt hat! Ich finde dich! Wir schaffen das...", ich spreche in Gedanken zu ihm. Ich hoffe, er hört es noch. Ich hoffe, er ist nicht zu weit weg. "Mia!", ruft Herr Spatz mich auf. Ich schrecke zusammen. "176", flüstert mir Charlotte unauffällig zu. Ich wiederholen ist. "Gut", meint Herr Spatz nickend. Ich habe keine Ahnung, was die Aufgabe war. Ich schlage mein Heft auf, wie die anderen. Wir kontrollieren die Hausaufgabe. Ich habe sie nicht gemacht. Egal. Fabian schaut mit gerunzelter Stirn zu mir herüber. Ich lächle ihn gezwungen an. Langsam lässt er ab. Ich will so schnell wie möglich mit Kukka reden.

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