Gefährliche Obsession (4)

16K 157 5
                                    

Kapitel 4

"I cannot go to the ocean, I cannot drive the streets at night, I cannot wake up in the morning without you on my mind. So you're gone and I'm haunted and I bet you are just fine. Did I make it that easy to walk right in and out of my life?" Leise vor mich hin schluchzend hörte ich mir nun schon zum vierzehnten Mal dasselbe Lied an.

Wie hatte er mir das nur antun können? Er war mir nicht einmal hinter her gelaufen?! Mein Körper bebte, als ich immer wieder auf mein Kissen einschlug. Wie hatte ich nur so blind sein können? Nahezu jeder hatte mich gewarnt! Er sei ein Aufreißer, keiner, der sich auf etwas Festes einließ.

*Aber er ist nicht so. Natürlich ist er so! Du hast es soeben mit eigenen Augen ansehen müssen! Er hat dich benutzt... betrogen.* Meine Gedanken- Engel und Teufel- stritten miteinander.

*Du bist naiv! Du hättest ihn durchschauen müssen! Wie hätte ich das? Er ist... war immer ganz anders, wenn wir zu zweit waren. Aber nicht in Anwesenheit von anderen! Ausgerechnet Giselle? Was hat sie...? Fang nicht damit an! Er holt sich nur das, was er von mir nicht bekommen konnte. Ich habe ihn zweimal zurück gewiesen... Nein! Er hat wie ein Hund, der sein Futter verteidigen muss, um sich gebissen- wie soll man da noch Lust verspüren?*

Und über allem nur die eine Frage... *WARUM???* Immer wieder schüttelte ich den Kopf, als würden die Bilder so aus meinem Kopf verschwinden.

Wie seine Hand auf ihrem Bein lag, langsam weiter hinauf wanderte... Ihr Gesicht... Vor Erregung und Lust gerötet... Ihr Geschrei, als ich herein kam... Der Moment, als er seine Zähne in meine Schulter grub, um mich dafür zu bestrafen, dass ich über die Verzögerung lachte...

„Wie konntest du nur?" flüsterte ich in mein leeres Zimmer hinein. Ausgerechnet heute war Mara nicht da. Niemand, mit dem ich hätte reden können. Kelly war beschäftigt- auf dem besten Weg in eine feste Beziehung. Ich rollte mich zusammen, umfasste meine Beine mit den Händen.

*Wieso? Wieso? Wieso?* Auch als ich weiter über die Antwort nachdachte, fand ich keine. Nur ein leeres Schulterzucken. *Vielleicht, wenn ich mich mehr um ihn bemüht hätte? Hatte er das Gefühl, ich wollte ihn nicht mehr?*

Immer wieder ging mir die Sekunde durch den Kopf, als ich die Tür öffnete und ins Bad stürmte. Warum war ich nicht einfach nach unten gegangen? Es hätte nicht passieren müssen... *Nein, du hättest es dann nur nicht gesehen. Passiert wäre es so oder so!*

Momente unserer ersten Begegnung kamen immer wieder wie Blitze zum Vorschein. Sein Lächeln, das er nur mir geschenkt hatte. Seine Aufmerksamkeit im Gespräch und seine interessierten Fragen. Die Art, wie er nach einem Date gefragt hatte. Die erste Berührung, der erste Kuss, der erste Sex...

Und dann... Der Satz, den er mir entgegen geschleudert hatte. *Was stellst du dich denn so an? Es ist ja nicht so, als hätten wir's noch nie getrieben! Oder wirst du langsam wählerisch und lässt nicht mehr jeden ran?* Wie hatte er so etwas auch nur denken können? Ich war ihm immer treu gewesen!

*War er mir immer treu?* Ich richtete mich auf, konnte an nichts anderes mehr denken. Hatte er schon einmal mit einer anderen geschlafen? War es nicht nur Giselle, die ihn herum bekommen hatte? Hatte er mich jemals geliebt? Nach einer mir endlos vorkommenden Zeit stand ich noch immer weinend auf, drehte die Musik leiser und machte das Radio an.

Es wollte mir nicht in den Kopf, dass es vorbei war. Aber wie konnte ich zurück zu Stefan? Seine vorherigen Saufgelage, seine Beleidigungen, Verletzungen waren nichts im Vergleich zu diesem Abend.

Konnte ich ihn jetzt noch lieben? Ich war total erschöpft, meine Augen brannten. Zurück in meinem Bett zog ich mir die Bettdecke über den Kopf und versuchte, an nichts mehr zu denken. Keine Bilder zu sehen, einfach zu schlafen. Ich bezweifelte, dass es mir möglich sein würde.

________________________________________________

Diesmal ein kurzes Kapitel...

Auf dem Foto zu sehen: Kelly

________________________________________________

Copyright © literaturegirl, Hamburg, 2010

Gefährliche ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt