Gefährliche Obsession (38)

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Als ich über den Parkplatz der Uni lief, hörte ich meinen Namen und drehte mich um. Anstelle von Daniel, den ich fast erwartet hatte, sah ich Xena auf mich zukommen.

Ihre Piercinge glänzten matt und mit ihrem finsteren Gesichtsausdruck konnte sie einem gehörig Respekt einjagen. Sie sah also aus wie immer.

*Oh nein, jetzt werde ich zerfleischt...* Als sie stumm vor mir stehen blieb, lächelte ich sie etwas unsicher an. *Wie hat sie so schnell davon gehört? Schickt Daniel sie vor?*

„Ähm, hallo?" Anstatt mir zu antworten, musterte sie mich stillschweigend. Erst nach einer Minute, die sich nach zwei Stunden anfühlte, löste sie sich aus ihrer Starre.

„Ich habs nicht so mit dem Smalltalk, deshalb komme ich direkt zur Sache." Ich verzog mein Gesicht und verlagerte mein Gewicht auf mein anderes Bein.

„Ja?"

„Heute Abend ist so eine Art Party und... na ja..."

Sie schwieg wieder einen ganzen Moment, ehe sie weitersprach: „Willst du kommen?" Meine Augenbrauen rasten hoch zu meinem Haaransatz.

„Du... Du lädst mich zu einer Party ein?" Sie kratzte sich am Kinn und spielte an ihrem Septum Piercing herum.

„Japp. Sieht so aus." Das ‚p' ließ sie ploppen und wirkte dabei, als würde sie sich über sich selbst wundern. „Muss ich ein Kreuzverhör bestehen, um rein gelassen zu werden?"

Ich fühlte mich total überrumpelt und fragte das Erste, das mir in den Sinn kam. Ich dachte dabei an unsere erste Begegnung, bei der sie mir lauter merkwürdige Fragen gestellt hatte. Dass sie mich nun zu einer Feier einladen wollte, kam mir doch komisch vor, da sie vorher nie besonders herzlich gewesen war.

Obwohl wir uns die letzten Male zumindest irgendwie verstanden hatten. Sie blickte mich wieder ausdruckslos an und ich bildete mir ein, dass ihre Augen dunkler wurden.

*Gleich frisst sie dich!*

„Das sehen wir dann." Kurz kam mir der Gedanke, dass es eine Art Falle war, bei der Daniel eine Rolle spielte.

Doch dann fragte ich ohne weiter nachzudenken: „Wo soll ich hinkommen?"

„Ähm... Warte." Xena griff nach meinem Handgelenk und schob den Ärmel meines Mantels bis zum Ellbogen hoch. Danach zauberte sie einen schwarzen Filzstift in ihre Hand und schrieb mir etwas auf den Arm.

„Moment, ich hab auch..." Schon war sie fertig und steckte den Stift wieder ein. „...einen Zettel..."

*Ach nicht nötig, ich hab ja jede Menge unbeschriebener Haut...*

„Da. Fängt um 19 Uhr an. Kannst also ab 20 Uhr da auftauchen. Musst nichts mitbringen." Nach ihren Worten blieb sie wieder stumm stehen und sah mich an, als wäre sie gern woanders, um dem Gespräch mit mir zu entgehen. Also erlöste ich sie- und mich.

„Okay. Danke. Dann... sehen wir uns später?" Sie nickte, sah mich kurz an und wandte sich direkt wieder um. Ich schaute ihr nach und fragte mich, ob das tatsächlich passiert war. Ein Blick auf meinen Unterarm bestätigte mir das.

*Wäre ich heute Morgen doch nur im Bett liegen geblieben...* Mit einem Seufzen wandte ich mich um und ging vom Parkplatz runter in Richtung Stadt.  

Auf dem Weg zur Wohnung ging ich noch kurz einkaufen und trug alles in zwei großen Tüten zurück. Am Briefkasten lief ich vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen und stieß mit dem Fuß die Tür auf.

Die wenigen Treppenstufen kosteten mich meinen letzten Atem und als ich endlich in der Wohnung war, lehnte ich mich erschöpft gegen die Wand.

„Puh." Mit der rechten Hand stopfte ich mir den Haustürschlüssel in die Manteltasche und zog ihn dann aus. Danach schleifte ich die Taschen über den Boden in die Küche, um alles einzuräumen.

Gefährliche ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt