Gefährliche Obsession (24 - Teil 2)

13.2K 125 6
                                    

Nach dem Essen in der Mensa hatte ich noch Zeit bis zum nächsten Seminar. Ich nutzte die Zeit, um ein wenig an dem geforderten Songtext zu schreiben.

Es fiel mir immer noch schwer, ein passendes Thema zu finden, denn zu persönlich wollte ich es nicht machen. Wir würden die Lieder mit Sicherheit präsentieren müssen.

Ich hatte noch eine weitere Stunde Zeit und entschied mich, schon in den Raum zu gehen. Wenn ich Glück hatte, war er frei und ich konnte mich dort aufhalten. Auf dem Weg blieb ich an einem der Musikräume stehen und sah, dass er frei war.

Ich hatte darin im Semester zuvor Gesangsunterricht gehabt und wusste, dass dort ein Flügel stand. Kurz entschlossen ging ich hinein und ließ meine Tasche neben den schwarzen, länglichen Klavierhocker fallen.

Die Ärmel meiner Jacke krempelte ich hoch und setzte mich dann auf den Hocker. Ich strich erst leicht mit den Fingern über die geschwollenen Knöchel meiner ‚Schlaghand‘, dann über die Tasten des Flügels.

Sie schienen mich fröhlich anzublinzeln. Da niemand im Raum war und ich schon lange nicht mehr gespielt hatte, entschied ich mich, die Zeit zu nutzen.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann das letzte Mal gewesen war, dass meine Hände Tasten unter sich gefühlt hatten, geschweige denn, dass ich gesungen hatte. Abgesehen von dem kleinen ‚Auftritt‘ in Tom’s Cafe.

Also fing ich an, die Tasten herunter zu drücken. Erst klimperte ich nur ein wenig vor mich hin, doch schon bald ging ich automatisch dazu über, ein ums andere Lied zu spielen.

Schließlich spielte ich mein Lieblingslied und fing an, mit ruhiger Stimme dazu zu singen.

„I'm still alive but I'm barely breathing, just praying to a god that I don't believe in. 'cause I got time while she got freedom, 'cause when a heart breaks, no it don't break even…“.

(Wer möchte, kann jetzt rechts den Link anklicken :) )

Meine Finger glitten über die Tasten des Klaviers. Die Melodie und die nötigen Griffe waren mir so vertraut, dass ich keinen Blick auf meine Hände werfen musste. Sie folgten dem Lied wie von allein und meine Stimme klang klar und kräftig durch den Raum.

„Her best days will be some of my worst, she finally met a man that's gonna put her first. While I'm wide awake she's no trouble sleeping, 'cause when a heart breaks no it don't breakeven. What am I supposed to do when the best part of me was always you and what am I supposed to say when I'm all choked up and you're ok? I'm falling to pieces, yeah.. I'm falling to pieces! They say bad things happen for a reason, but no wise words gonna stop the bleeding. 'cause she's moved on while I'm still grieving and when a heart breaks no it don't break even, even, no…“

Dass es so hervorragend auf meine derzeitige Situation passte, war eher Zufall. Mein Vater hatte mir das Spielen beigebracht, bevor ich Stunden bei einem Lehrer nahm.

Das Lied hörte ich das erste Mal in Tom’s Cafe, als Offene Musiknacht war und ein Typ es sang. Mir war ein Schauer den Rücken hinab gelaufen und seitdem hatte ich immer wieder verschiedene Versionen davon versucht.

Ich spielte den Song am liebsten etwas langsamer, als er eigentlich gespielt wurde. Meine Stimme hielt ich gern auf den tieferen Tönen, so dass das Lied ruhiger wurde und ich all meine Gefühle hinein legen konnte.

Heute spielte ich mit den Tonlagen, sang gegen Ende doch hoch, ließ meine Stimme brechen.

„Oh you got his heart and my heart and none of the pain. You took your suitcase, I took the blame. Now I'm trying to make sense of what little remains, 'cause you left me with no love, with no love to my name. I'm still alive but I'm barely breathing. Just prayed to a god that I don't believe in, 'cause I got time while she got freedom, 'cause when a heart breaks, no it don't break, no it don't break, no it don't break even…”

Gefährliche ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt