Gefährliche Obsession (31)

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Kapitel 28

"Keine Nerven und so allein; das Paradies kann das nicht sein."

Sobald ich in der Wohnung ankam, schloss ich die Tür hinter mir mehrfach ab, bis der Schlüssel sich nicht mehr drehen wollte. Dann lief ich durch alle Räume, machte sämtliche Fenster zu und zog die Vorhänge vor.

Nicht wirklich beruhigt von diesem Sichtschutz machte ich mir in der Küche einen Kakao und verkroch mich in meinem Zimmer. Auch hier schloss ich die Tür ab, um ganz sicher sein zu können, dass niemand hereinkam, der nicht hier rein gehörte.

Ich setzte mich auf mein Sofa, deckte mich mit meiner Wolldecke zu und versuchte, etwas für die Uni zu lesen. Wenn ich wie so oft zur Zeit wieder einen Tag außerhalb der Uni verbrachte, musste ich wenigstens versuchen, das Lerndefizit auszugleichen.

Wirklich gelingen wollte es mir aber nicht. Das Bild der toten Katze erschien immer wieder vor meinen Augen und ich stellte den Kakao zur Seite. Selbst auf ihn hatte ich nun keine Lust mehr.

Und wenn ich nicht mal mehr meinen Kakao trinken wollte, war wirklich etwas nicht in Ordnung.

*Wie hab ich es vorhin nur geschafft, etwas zu Essen?* Der Pfannkuchen machte sich nun unangenehm in meinem Magen bemerkbar. Ich warf das Buch beiseite und zog die Wolldecke fester an mich.

*Er war nur durch eine Haustür von mir getrennt! Er hat ein Tier umgebracht, direkt vor der Tür! Was, wenn er reingekommen wäre?* Inzwischen traute ich dem Irren wirklich alles zu.

Wenn er bei Daniel eingebrochen wäre, hätte er die schlimmsten Dinge anstellen können. Aber vielleicht war da doch noch eine Grenze, die er nicht überschreiten wollte?

*Was kann das für eine Grenze sein, wenn er Tiere tötet, um sie auf der 'Willkommensmatte' abzulegen und blutige Botschaften zu hinterlassen??*

Fürs erste musste ich mich darüber freuen, dass er nicht eingestiegen war. So konnte ich mir einbilden, dass der Typ so was niemals machen würde. Mir einreden, ich sei sicher.

Ein Schauer lief mir über den Rücken, als mir all die Möglichkeiten einfielen, was in dem Fall hätte passieren können.

*Wie kann er denken, dass ich mit ihm zusammen sein will? Wie krank ist der nur?* Denn genau das hatte er in seinen Briefen ja immer wieder angedeutet. Dass wir zusammen kommen würden.

Aber wieso sollte ich mich auch nur im selben Raum wie er aufhalten wollen? Nach einer Weile stand ich vom Sofa auf und machte 'Benny & Joon' an, um mich abzulenken. Sobald die Musik ertönte, konnte ich ruhiger durchatmen, auch wenn das beklemmende Gefühl noch nicht ganz verschwand.

Ich lehnte mich zwanghaft entspannt zurück und schob alle Gedanken beiseite. * Konzentrier dich auf den Film. Es geht einzig und allein um Johnny! Johnny und seine kleinen Gags.*

Ich ließ mich von der Handlung mitreißen und sah Joon dabei zu, wie sie Johnny beim Poker gewann. Oder eher verlor? Meine Gedanken verließen die düsteren Winkel und drifteten zu dem Tag, an dem Daniel und ich den Film zusammen gesehen hatten.

Es war wirklich Zufall gewesen, dass ich ihn im Café getroffen hatte, nachdem Mara und Tobi abgezischt waren. Mir fiel erst jetzt auf, wie viel besser es mir gegangen war, direkt nachdem ich Daniel kennen gelernt hatte.

Seine Art hatte mich von Stefan abgelenkt und dazu beigetragen, über ihn hinweg zu kommen. Und jetzt sollte ich Abstand zu ihm halten?

*Das schaffe ich doch niemals? Ich bin schon viel zu... Nein, das ist nicht verhandelbar! Es wäre meine Schuld, würde ihm etwas passieren!*

Gefährliche ObsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt