drOWNing

By boohtopia

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„Wie sehr er dich hasst? Ich denke, du solltest dich eher davor fürchten, wie sehr er dich liebt!" Owen Rockw... More

eins.
zwei.
drei.
vier.
fünf.
sechs.
sieben.
acht.
neun.
zehn.
elf.
zwölf.
dreizehn.
vierzehn.
fünfzehn.
sechzehn.
siebzehn.
achtzehn.
neunzehn.
zwanzig.
einundzwanzig.
zweiundzwanzig.
dreiundzwanzig.
vierundzwanzig.
fünfundzwanzig.
sechsundzwanzig.
siebenundzwanzig.
achtundzwanzig.
neunundzwanzig.
dreißig.
einunddreißig.
zweiunddreißig.
dreiunddreißig.
vierunddreißig.
sechsunddreißig.
siebenunddreißig.
achtunddreißig.
neununddreißig.
awards.
charaktere.

fünfunddreißig.

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By boohtopia

Auf dem Couchtisch liegen zwei leere Pizzaschachteln, abgesehen von den Käseresten, die am Deckel kleben. Über den Bildschirm des Fernsehers läuft der Abspann des Films, den weder Owen noch Ida zu Ende gesehen haben.

Schmunzelnd hat Owen seine beste Freundin dabei beobachtet, wie ihre Augenlider in immer kürzer werdenden Abständen zugefallen sind. Nach und nach hat sie den Kampf gegen die Müdigkeit verloren, bis ihr Kopf schließlich auf seiner Schulter niedergesackt ist. Keinesfalls verwunderlich, sich Sorgen dieser Größenordnung zu machen, fordert eines an Energie ab. Er hat eine Decke um sie gelegt und ist letztendlich selbst vom Schlaf übermannt worden.

Die dramatisch musikalische Hinterlegung des Filmabspanns sorgt dafür, dass Ida aufwacht. Schlaftrunken reibt sie sich die Augen und braucht einen Moment, um die Orientierung zu finden. Peinlich berührt wird ihr bewusst, dass sie eng an Owen gekuschelt liegt. Im Grunde keine große Sache. Es ist nichts, was nicht schon zuvor passiert ist. Doch heute fühlt es sich anders an. Vorsichtig versucht sie, sich von ihm loszulösen, ohne ihn dabei zu wecken. Bedacht stützt sie ihre Hände auf seinem Oberkörper ab und bewegt sich in Zeitlupentempo von ihm weg. Noch bevor sie sich richtig von ihm befreit hat, vermisst sie bereits seine wohlige Wärme und seinen Geruch nach Zedernholz und Geborgenheit.

Sie nutzt die Gelegenheit, um ihn genau zu betrachten. Beginnend bei seinen langen, dunklen Wimpern, die seine blau-grünen Augen bedecken, in denen sie schon so oft versunken ist. Weiter zu seinen Wangenknochen, über die sie nur allzu gerne streichen würde, um seine Schönheit nicht nur sehen, sondern auch fühlen zu können. Bis hin zu seinem perfekt geformten Mund, der sich vor nicht allzu langer Zeit einen Kuss von ihr gestohlen hat, den sie nicht zu geben bereit gewesen ist. Zumindest nicht unter den damals gegebenen Umständen. Unter den richtigen Umständen hätte sie nichts dagegen einzuwenden. Jetzt, da sie weiß, was seine Küsse mit ihr anstellen, verzehrt sie sich regelrecht danach. Allein der Gedanke entfacht eine Gänsehaut, unterbrochen durch ein hitziges Kribbeln auf ihrer Haut. Um sich nicht weiter in diesem Gehirngespinst zu verfangen, reißt sie ihren Blick von seinen Lippen los und setzt ihre visuelle Reise an anderer Stelle fort. Ein paar lose Haarsträhnen haben sich auf seine Stirn verirrt. Zärtlich streicht sie diese aus seinem Gesicht.

Owen öffnet seine Augen und blickt Ida geradewegs an.

Ertappt zieht sie ihre Hand zurück.

„Hast du mich beim Schlafen beobachtet?", fragt er ungeniert.

„Ja", gibt sie offen und ehrlich zu. Was würde es bringen, es abzustreiten? „Ich bin so erleichtert, dass es dir wieder gut geht", versucht sie wenigstens eine Rechtfertigung abzuliefern, die nichts über ihre geheimen Sehnsüchte verrät.

Owen erwidert nichts, sondern sieht sie einfach nur an. Lächelnd stellt er fest, dass ein Klecks Tomatensoße von der Pizza neben ihrem Mund haftet. Er führt seine Hand zu ihrem Gesicht und nutzt seinen Daumen, um diesen abzureiben.

Momentan setzt Idas Atmung aus. Ihr kompletter Körper ist wie eingefroren, ausgenommen ihres Herzen, das einen Marathon zurücklegt. Was zur Hölle macht er da?

„Tomatensoße", klärt Owen auf.

„Oh." Mehr vermag sie nicht zu erwidern.

Obwohl er den Klecks längst abgerieben hat, verweilt seine Hand weiterhin auf ihrem Gesicht und sein Daumen streicht noch immer über ihre Wange.

„Nicht", haucht Ida. Sie würde gerne überzeugender klingen.

Owen hat sehr gut verstanden, was sie gesagt hat. Doch ihr Blick spricht eine andere Sprache. Auf die Gefahr hin, dass sie ihn grob abweisen wird, legt er seine andere Hand ebenfalls um ihr Gesicht. Er sieht sie eindringlich an und ist sich sicher, dass er nie zuvor etwas Wertvolleres in seinen Händen gehalten hat. Insgeheim rechnet er damit, dass sie jeden Moment Beschimpfung der Extraklasse auf ihn abfeuern wird. Ähnlich, wie damals bei dem Kuss. Die Erinnerung daran, wie seine Lippen auf den ihren lagen, treibt das Bedürfnis an, sie erneut küssen zu wollen. Dieses Mal nicht, weil er Lindsey eins auswischen will, sondern weil er danach verlangt. „Warum nicht?", fragt er.

Ida ist von seiner Frage vor den Kopf gestoßen. Ihr Verstand macht sich lautstark daran eine Antwort zu formen. Beginnend damit, dass sie beste Freunde sind und abschließend damit, dass er nicht mit ihren gottverdammten Gefühlen spielen soll. Doch nichts davon schafft es an die Oberfläche. Ihre Lippen bleiben versiegelt und kein Ton entweicht ihrer Kehle. Wie ein Stein hockt sie auf diesem verfluchten Sofa und blickt in diese noch verfluchteren Augen, die voll Begierde auf ihr brennen.

Owen kann nicht benennen, was genau über ihn kommt, als er seinen Daumen von ihrer Wange zu ihrem Mund führt und zärtlich darüber streicht. Mit seinem zweiten Kennenlernen hat er begonnen Ida mit anderen Augen zu sehen. Er versteht nicht, warum er das, was er nun in ihr sieht, nicht schon eher erkannt hat.

„Owen, bitte!", versucht sie sich erneut, unter seinem Daumen hervor, zur Wehr zu setzen. Doch beim Aussprechen ist sie selbst vom Klang ihrer Stimme überrascht. Es hört sich weniger nach einem Aufhalten, sondern viel mehr nach einem Flehen an. Sie denkt noch nicht einmal darüber nach, dies auszubessern.

Ohne sich Gedanken über Folgen und Auswirkungen zu machen, die sein Handeln mit sich bringen könnte, führt er seinen Kopf, Zentimeter für Zentimeter, auf den von Ida zu. Solange, bis er seinen Daumen durch seinen Mund ersetzt. Vorsichtig und bedacht neckt er ihre Lippen, um die Gewissheit zu finden, wie sie dazu steht.

Obwohl sie weiß, dass es das Blödeste ist, was Sie nur tun kann, nimmt sie seine Einladung zu diesem Kuss an. Sie sitzt nicht länger reglos da, sondern reckt sich ihm entgegen und öffnet ihre Lippen. Zuerst erwidert sie seinen Kuss nur zaghaft. Doch die Gewissensbisse werden zunehmend von ihrem Verlangen in die Flucht geschlagen.

Fernab aller Gedanken an irgendwelche Konsequenzen wandern Owens Hände von ihren Wangen in ihre Haare, um ihren Kopf näher an den seinen zu binden und den Kuss intensivieren zu können.

Auch Idas Tun wird nicht länger von überlegtem Denken gesteuert, sondern von ihren tiefsten Sehnsüchten und Wünschen. Sie legt ihre Hände um seinen Nacken, damit sie alles aus diesem Kuss holen kann, was er ihr anzubieten hat.

Sie verlieren sich ineinander. Flehentlich. Verlangend. Sie finden sich in einer Welt wieder, in der es nur sie beide gibt.

Solange, bis sie von dem schrillen Läuten der Klingel zurück ins Hier und Jetzt katapultiert werden.

Owen schreckt auf. Verlegen und mit sich selbst überfordert, lässt er von seiner besten Freundin ab. Er räumt sich wieder etwas Abstand ein und sieht sie verunsichert an. Ihre Augen leuchten, ihre Wangen sind gerötet und ihre Lippen von dem Kuss geschwollen. Nie zuvor ist sie schöner gewesen.

Es klingelt erneut.

„Ich sollte dann wohl ...", stammelt er.

„Ja", stimmt Ida zu, noch bevor er seinen Satz zu Ende gebracht hat, obwohl sie versucht ist, Gegenteiliges zu sagen.

Er rappelt sich auf und bestreitet räuspernd den Weg zur Eingangstür.

Unterdessen benutzt Ida ihre Hände als Kamm. Sie hofft, die verräterische Unordnung in ihren Haaren bändigen zu können.

„Oh, hi Myles", heißt Owen den Störenfried willkommen.

„In Fleisch und Blut", lässt Myles freudestrahlend verlauten, tritt überschwänglich ein und fällt seinem Kumpel um den Hals. „Alter, du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass deine Rübe wieder zuverlässig arbeitet."

Hinter Myles betritt Jebediah das Haus. Auch ihm steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. In seinen Augen ist sogar das ein oder andere Freudentränchen zu erkennen.

Owen verkneift sich den Kommentar, dass seine Rübe weit davon entfernt ist zuverlässig zu arbeiten, denn, wenn dies der Fall wäre, dann wäre er vor wenigen Sekunden nicht über seine beste Freundin hergefallen.

•••

„Danke für all den Rückhalt, den du mir die letzten Tage gegeben hast", sagt Chantara.

„Gern geschehen", entgegnet Yarrow lächelnd.

„Wie schlimm ist es für dich gewesen, Noelani zu sehen?", erkundigt sie sich. Chantara ertappt sich bei dem Gedanken, wie Lani nur so dumm sein kann, Zale Yarrow vorzuziehen.

Er muss zuerst darüber nachdenken, bevor er eine Antwort geben kann. „Ich bin mir nicht sicher." Dennoch ist sein Lächeln verflogen. „Es hat weh getan, sie zu sehen, keine Frage. Aber es hat mich nicht so hart getroffen, wie ich es erwartet habe."

Chantara nickt zustimmend. „Ähnlich ist es mir mit Zale ergangen. Ich habe es mir deutlich schlimmer ausgemalt, ihm zu begegnet. Aber er war nahe handzahm."

„Wer weiß, vielleicht hat Noelani eine sanfte Seite in ihm geweckt", überlegt Yarrow.

„Ja, vielleicht", pflichtet Chantara bei. „Es tut mir wirklich sehr leid", kann sie es nicht oft genug sagen.

„Das muss es nicht. Es ist nicht deine Schuld", entgegnet er.

„Wie geht es nun weiter?", fragt sie.

„Nun, ich habe gehofft, dass ich dich dazu bewegen kann, mit mir zurückzugehen", antwortet er.

„Wolltest du nicht in den Norden ziehen?", erinnert sie an sein Vorhaben.

Yarrow zuckt mit den Schultern. „Ja eigentlich schon. Aber jetzt, da wir festgestellt haben, dass gewisse Berührungspunkte nicht so schlimm sind, wie wir es uns gedacht haben, und wir außerdem gelernt haben, wie gefährlich es ist, alleine loszuziehen, sehe ich den Schwarm nicht mehr als die schlechteste Alternative an", hält er Chantara vor Augen. „Außerdem würden wir uns recht wenig sehen, wenn ich in den Norden ziehen würde", fügt er zwinkernd.

Ein zaghaftes Lächeln brennt sich in Chantaras Gesicht ein. „Sie hat dich überhaupt nicht verdient."

Für einen Moment verbleibt Yarrow sprachlos. Diese Bemerkung erwischt ihn eiskalt. Kurz überlegt er, ob er etwas hineininterpretieren soll, lässt dann aber davon ab. „Wie sieht es mit deinem Menschenmann aus?", wechselt er das Thema. „Bist du bereit, dich von ihm zu verabschieden?"

„Ich bin weder bereit, noch habe ich, ohne den Mondstein, die Gelegenheit dies zu tun", antwortet sie bitter.

„Nun, dann hätten wir direkt mit den anderen zurück zum Schwarm schwimmen können. Ich dachte, dir liegt viel daran, ihn ein letztes Mal zu sehen", sagt Yarrow.

•••

„Ich hoffe, wir können diesen Moment noch ein wenig auskosten, bevor eins unserer Diensttelefone klingelt", säuselt Mena an Dans Brust. Sie liegt mit nacktem, verschwitztem Körper eng an Dan gekuschelt und könnte bis in alle Ewigkeit auf diese Weise verharren.

Dan, nackt wie Adam einst im Paradies, streicht Mena durch ihre langen, schwarzen Haare. Sein Puls hat noch immer nicht in den normalen Rhythmus zurückgefunden. Doch auch in seinem Hinterkopf lauert stetig der Vergeltungs-Engel, der für seine Verhältnisse relativ lange auf sein nächstes Opfer warten lässt. Dan traut dieser Sache ebenso wenig wie Mena. „Ich fürchte, dass es die Ruhe vor dem Sturm sein könnte", spricht der Detective seine Bedenken aus.

„Denkst du an eine Art großes Finale?", interpretiert Mena.

„Ich hoffe nicht, aber für möglich halte ich es", antwortet er.

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