drOWNing

By boohtopia

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„Wie sehr er dich hasst? Ich denke, du solltest dich eher davor fürchten, wie sehr er dich liebt!" Owen Rockw... More

eins.
zwei.
drei.
vier.
fünf.
sechs.
sieben.
acht.
neun.
zehn.
elf.
zwölf.
dreizehn.
vierzehn.
fünfzehn.
sechzehn.
siebzehn.
achtzehn.
neunzehn.
zwanzig.
einundzwanzig.
zweiundzwanzig.
dreiundzwanzig.
vierundzwanzig.
fünfundzwanzig.
siebenundzwanzig.
achtundzwanzig.
neunundzwanzig.
dreißig.
einunddreißig.
zweiunddreißig.
dreiunddreißig.
vierunddreißig.
fünfunddreißig.
sechsunddreißig.
siebenunddreißig.
achtunddreißig.
neununddreißig.
awards.
charaktere.

sechsundzwanzig.

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By boohtopia

„Wie wird es jetzt für dich weitergehen?", erkundigt sich Chantara.

Yarrow zuckt mit den Schultern. „Es ist schon immer ein Traum von mir gewesen, mir den Norden anzusehen. Ich denke, dazu wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt."

„Du hast dich also entschieden, nicht zum Schwarm zurückzukehren?", entnimmt Chantara seiner Aussage.

Er nickt. „Es gibt nichts, wofür es sich lohnen würde zurückzukehren."

„Zale wird es nicht gefallen", sagt sie mit einem Hauch von Schadenfreude. Ihr gefällt es, dass sich erneut jemand gegen den Anführer auflehnt. Es fühlt sich gut an, einen Gleichgesinnten in Yarrow gefunden zu haben.

„Wer hätte gedacht, dass uns eines Tages das gleiche Schicksal verbindet", sinniert Yarrow.

„Das scheint aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit zu sein, die wir teilen", entgegnet sie. „Keine zehn Wale würden mich in die Kälte des Nordens bringen. Aber ich habe gehört, dass die Meermänner dort größer und stärker sein sollen."

„Höre ich da heraus, dass du es in Erwägung ziehst, vielleicht doch mitzukommen?", spekuliert Yarrow darauf, diese Reise nicht alleine antreten zu müssen.

„Nein, ich ziehe es höchstens in Erwägung, dich dort irgendwann Besuchen zu kommen", antwortet sie. „Aber zuerst muss ich hier noch etwas in Ordnung bringen."

„Bist du dir sicher, dass ich dich allein lassen kann?", überkommen Yarrow Zweifel.

„Ja. Ich habe dir bereits genug zu verdanken", erwidert sie. „Wann soll es bei dir losgehen?"

„In den nächsten Minuten. Ich denke, je mehr Vorsprung ich habe, desto schwerer wird es für Zale sein, mich zu finden." Er schenkt Chantara ein wehmütiges Lächeln.

„Danke für alles", ist es ihr wichtig dies noch einmal zu sagen.

„Schau an, schau an", mischt sich Aenon in das Gespräch ein, dessen Kopf, wie aus dem Nichts, auf der Wasseroberfläche zu sehen ist. „Was der überaus mächtige Zale dazu sagen würde, wenn er wissen würde, dass sich seine rechte Hand mit seiner Geliebten auf derart vertraute Art und Weise abgibt?" Um seiner Bemerkung mehr Aussagekraft zu verleihen, bedenkt er Yarrows nackte Erscheinung mit einem abschätzigen Blick.

„Du kannst gerne los und ihn davon unterrichten", pokert Yarrow. Aenons Machtspiele gehen ihm an seinem menschlichen, blanken Allerwertesten vorbei.

Aenon versucht abzuwägen, wie viel Berechnung dieser Aussage zu entnehmen ist.

„Zale hat ein neues Spielzeug gefunden", setzt Chantara nach, um Aenon zu verdeutlichen, wie inhaltslos seine Drohung ist. „Somit ist unser Deal genau in diesem Moment geplatzt", reibt sie ihm genüsslich unter die Nase. „Mit einer neuen Gespielin an seiner Seite macht sich Zale sicher nicht mehr viel aus meinem Verbleib", speit sie dem feindlichen Anführer mit Genugtuung ins Gesicht.

„Wenn du glaubst, dass ich auf diesen armseligen Bluff hereinfalle, meine Liebe, dann hast du dich getäuscht!", entgegnet Aenon.

„So nett ich diese Unterhaltung auch finde, langweilt sie mich dennoch", bringt sich Yarrow wieder mit ein. Er richtet sich an Chantara, sodass nur sie ihn hören kann. „Ich werde mich jetzt auf den Weg machen." Nebenbei schließt er den Mondstein, den er noch immer um seinen Hals trägt, in seiner Faust ein. „Nachdem ich mich verwandelt habe, gebe ich das gute Stück an dich zurück. Und keine Angst, bevor ich aufbreche, werde ich mich darüber vergewissern, dass diese verabscheuungswürdige Kreatur verschwunden ist."

Aenon gefällt es nicht, dass er zum Narren gehalten wird. Noch weniger gefällt es ihm, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hat, was die beiden tuscheln. Er erhebt seine Hand aus dem Wasser, an der er seinen eigenen Mondstein, in der Form eines klobigen Ringes, trägt. Unter Einfluss des Steins setzt er seine Kraft ein, die dadurch ein gewaltiges Ausmaß erlangt.

Als wäre ein Magnetismus freigesetzt worden, bricht das Band von Yarrows Kette und der Mondstein schießt, wie der Hammer Thors, direkt auf Aenon zu. Stein prallt auf Stein und die beiden Teile verbinden sich zu einer Einheit, die Aenon ein übertriebenes Lächeln ins Gesicht zaubert.

Es ist unnötig, Chantara und Yarrow zu erklären, was dies zu bedeuten hat. Jeder Schwarm ist im Besitz von genau einem einzigen Mondstein. Dieser wertvolle Schatz wird seit Anbeginn der Zeit, von Anführer zu Anführer, innerhalb eines Schwarms gewissenhaft weitergereicht. Nie zuvor, hat es jemand gewagt, dieser Regelung den Kampf anzusagen.

Bis heute.

Aenon hat mit der Errungenschaft des schwarmfremden Steins nicht nur den Ehrenkodex, der unter den Allianzen seit jeher herrscht, gebrochen, sondern er hat damit zusätzlich seine Kraft verdoppelt. Er bricht in ohrenbetäubendes Gelächter aus. „Wer sich mit mir anlegen will, der muss mehr zu bieten haben, als ein paar armselige, leere Worte", feiert er seinen Sieg und schwimmt davon, schneller und kraftvoller, als es jemals einem Meermann möglich gewesen ist.

Schock und Entsetzen stehen in den Gesichtern von Chantara und Yarrow geschrieben. Aenons Handeln lässt sie sprachlos zurück. Sie benötigen einen Moment, bis ihnen die Tragweite dessen bewusst wird, was eben geschehen ist. Nicht nur, dass sie behilflich dabei gewesen sind, ein Monster zu erschaffen, zudem haben sie eine Lawine gravierender Folgen losgetreten, die ihnen erst nach und nach ins Bewusstsein rücken.

„Ohne den Mondstein wirst du deinen Weg in den Norden nicht in Angriff nehmen können", bricht Chantara als Erste das belastende Schweigen. Bewusst blendet sie die schwerlastenderen Punkte aus. Sie ist nicht bereit, diese an die Oberfläche dringen zu lassen.

Yarrow hat weniger Probleme damit, die Dinge unverhüllt auszusprechen. „Ohne den Mondstein werden wir bald überhaupt nichts mehr in Angriff nehmen. Wenn wir uns nicht zurückverwandeln können, dann werden wir an Land qualvoll verenden. Wir brauchen die Kraft des Wassers, um uns am Leben zu halten."

Chantara wäre es lieber gewesen, dass er seine deutlichen Worte für sich behalten hätte. Durch das Aussprechen ist es zu etwas Realem geworden, etwas, das sie nicht länger verdrängen kann. „Ohne den Mondstein wird es mir auch nicht gelingen, Owen sein Gedächtnis zurückzugeben", haucht sie schmerzlich. Bitter wird ihr bewusst, dass es für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn ihr Yarrow nicht zur Hilfe gekommen wäre, sondern sie dem Sog überlassen hätte.

•••

„Wo bist du so lange gewesen?", empfängt Ida ihren Freund Myles mit einem Vorwurf. „Ich habe dich neun Mal angerufen!"

„Warum sitzt du hier draußen?", antwortet Myles mit einer Gegenfrage. Ihm erschließt sich nicht, warum sie vor Owens Haustür sitzt, anstatt ihn nicht aus den Augen zu lassen, wie es abgemacht war.

„Wenn du an dein bescheuertes Handy gegangen wärst, dann wüsstest du, dass Owen mich rausgeworfen hat", klärt Ida auf.

„Was genau hast du getan, dass er sich dazu veranlasst fühlte?", will Myles mit einem verschmitzten Lächeln wissen.

„Du schiebst mir den schwarzen Peter zu?", fragt Ida fassungslos.

„Nun, du bist es, die hier sitzt", antwortet er kaltschnäuzig.

„Und du bist ein riesengroßer Idiot!", lässt sie ihren Emotionen freien Lauf. „Owen ist der Annahme, dass ich eine verrückte Stalkerin bin, die es auf ihn abgesehen hat. Ida, seine beste Freundin, ist nun ebenfalls komplett aus seiner Erinnerung verschwunden."

„Ach, du Scheiße!", ist alles, was Myles dazu einfällt.

„Ganz genau!", bestätigt Ida.

„Er hat dich nicht erkannt?", kann er es einfach nicht fassen.

„Anstatt darauf herumzureiten, magst du mir vielleicht erzählen, warum du ohne die Hexe zurück bist", lenkt Ida das Gespräch auf den Ursprung.

Myles geht vor Ida in die Hocke. „Ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nicht so genau, wo ich nach ihr suchen soll. Und anstatt planlos umherzufahren, habe ich kurzerhand gedacht, dass ich stattdessen Lindsey aufsuchen könnte."

Mehr als ein Augenrollen hat Ida für dieses dürftige Geständnis nicht übrig.

„Ich weiß nicht, ob es uns weiterhilft. Beziehungsweise, ob es Owen weiterhilft. Gabriel Rockwell hütet ein Geheimnis. Zweifelsohne. Aber zuerst zu dem Punkt, der rechtfertigt, weswegen ich so lange gebraucht habe: Ich bin anschließend bei mir zu Hause vorbei und habe geschaut, ob ich im Internet irgendetwas über Tara White finden kann."

Ida weiß, dass Myles einen Haufen Ahnung von Computern hat, und allem, was damit zusammenhängt. Deswegen ist sie gespannt, was er zu sagen hat. „Und?"

„Jene Tara Whites, die ich hier in der Umgebung ausfindig gemacht habe, sind nicht besonders stimmig mit der, die sich Owen angelacht hat. Sechs Kilometer von hier wohnt eine, die gerade einmal fünf Jahre alt ist. Oder soll ich lieber jung sagen? Dreiundzwanzig Kilometer weiter gibt es eine, die dreiundsiebzig Jahre alt ist. Hier sage ich ganz bewusst alt. Im Umkreis von fünfzig Kilometern gibt es noch zwei weitere, doch deren Führerschein-Fotos haben keinerlei Ähnlichkeit mit Owens Tara", enthüllt er seine neu gewonnenen Informationen.

„Nenn sie nicht so!", fällt Ida ihrem Freund ins Wort.

„Wir haben keine Zeit für deine Eifersüchteleien", bläfft er zurück. „Also entweder hat die besagte Tara White verdammt viele Schönheits-OPs hinter sich. Oder sie heißt in Wirklichkeit überhaupt nicht Tara White."

„Wow", lässt Ida unbeeindruckt verlauten, als würde Myles ihr gerade erzählen, dass eine Orange orange ist. „All das hätte ich dir sagen können, ohne dass du Gefahr laufen musst, strafrechtlich verfolgt zu werden, für deine illegalen Ausflüge in virtuellen Welten. Owen hat uns mit ihrem Namen angelogen. Das ist mir von Anfang an klar gewesen."

„Deine weibliche Intuition in allen Ehren, aber jetzt haben wir den Beweis", entgegnet Myles.

„Und was sollen wir damit?", will Ida wissen. „Es ist ja nicht so, dass es Owen in irgendeiner Art und Weise interessieren würde."

Myles zuckt mit den Schultern.

„Ich denke, es ist das Beste, wenn wir Owen an einen Arzt übergeben. Vermutlich hätten wir das längst tun sollen." Ida zieht ihr Handy aus der Tasche, um einen Krankenwagen zu rufen, genau in dem Moment, als ein Polizeiauto in der Einfahrt zum Halten kommt.

„Was zum Henker hat das denn nun schon wieder zu bedeuten?", wundert sich Myles.

„Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung", antwortet Ida unnötigerweise.

Detective Cox und Office Schrader steigen aus dem Wagen.

„Sind Sie Owen Rockwell?", richtet sich Cox an Myles.

„Nein", antwortet Myles.

„Wissen Sie, wo Owen Rockwell ist?", fragt Cox.

„Ich nehme an, im Haus", antwortet Myles.

„Darf ich Sie fragen, warum Sie vor seinem Haus herumlümmeln?", will Cox wissen.

Myles würde gerne mit einer plausiblen Antwort auftrumpfen, doch ihm will keine einfallen. „Zum Rauchen gehen wir für gewöhnlich immer nach draußen."

Der Detective sieht sich nach verräterischen Zigarettenstummeln auf dem Boden um, entdeckt aber keine. Er beäugt die beiden ganz genau, beschließt dann aber, dass er zuerst Rockwell aufsuchen sollte, bevor er Argwohn walten lässt. „Nun dann", sagt er und deutet auf die Eingangstür. „Nach Ihnen." Sicher ist sicher, bevor ihm einer dieser beiden einen Knüppel über den Hinterkopf zieht.

Myles betritt das luxuriöse Strandhaus, gefolgt von Ida und den beiden Polizisten.

Owen liegt auf der Couch und schläft.

Chantara, deren Haare und Klamotten noch immer nass sind, und Yarrow, der im Adamskostüm auf Anziehbares von Owen spekuliert, kommen gerade durch die Verandatür geschlichen. Als sie die Ansammlung von Menschen bemerken, bleiben sie wie angewurzelt stehen.

Cox zieht seine Augenbrauen weit nach oben. „Allmählich fängt es wirklich an, spannend zu werden."

Yarrow zieht eindeutig die meisten Blicke auf sich. „Ich bin ihr Bruder", bricht es aus ihm heraus, als würde er damit einfach alles erklären.

„Wo kommt dieser Spinner denn auf einmal her?", richtet sich Myles an Ida. „Wurde er vom Meer ausgespuckt?", fügt er spöttisch hinzu, ohne zu ahnen, wie richtig er damit liegt.

Aufgrund all des Trubels in seinem Haus wacht Owen auf. Schlaftrunken öffnet er seine Augen, setzt sich unter Anstrengung auf und sieht sich um. Seine Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben.

„Owen Rockwell?", erkundigt sich Cox.

Owen nimmt sich einen Moment, bevor er darauf antwortet. Ganz so, als müsste er zuerst darüber nachdenken, ob er es wirklich ist. „Ja?"

„Ich bin Detective Dan Cox", stellt er sich vor, während er sich nebenher ausweist. „Und das ist Office William Schrader", klärt er über seinen Kollegen auf. „Es tut uns sehr leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Vater, Gabriel Rockwell, tot aufgefunden wurde. Er wurde ermordet."

Vollkommen emotionslos ziehen diese Worte an Owen vorüber. Vielleicht könnte er etwas fühlen, wenn er sich an seinen Vater erinnern könnte.

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