Serendipity || h.s. ✓

By dezemberwind

58.1K 3.8K 3.9K

„Er war ihr Abenteuer und ihr Untergang zugleich." Harry Styles hat genug von der Liebe. Doch dann befindet e... More

vorwort
prelude
prolog
1 | sonorous
2 | languid
3 | quiescent
4 | murmur
5 | halcyon
6 | plethora
7 | caprice
8 | nebolous
9 | maladroit
10 | coruscate
11 | dulcet
12 | desultory
13 | radiant
14 | Susurration
15 | suffuse
16 | ebullient
17 | penumbra
18 | felicity
19 | coalesce
20 | surreptitious
21 | effervescent
22 | mellifluous
23 | pyrrhic
24 | cynical
25 | inexorable
26 | resonant
28 | felicity
29 | resplendent
30 | petrichor
31 | enchanted
32 | vestige
33 | beguile
34 | afar
35 | enrapture
36 | moiety
37 | amorphus
38 | crescent
39 | shriek
40 | zenith
41 | coarse
42 | dalliance
43 | inexorable
epilog
danksagung

27 | evocative

818 60 43
By dezemberwind

_________________

| 27 |

e v o c a t i v e

november 2013

_________________

Allison || Das erste Mal amerikanischen Boden unter den Füßen zu haben, werde ich im Leben nicht wieder vergessen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, einen anderen Kontinent zu betreten und das Fernweh in meinem Herzen wird endlich gestillt. Es verschwindet nicht, das wird es niemals, aber es hämmert leiser und lässt sich von all den Glücksgefühlen verdrängen.

Die Ankunftshalle das Flughafens Newarks sieht gar nicht so großartig anders aus als die des Londoner Flughafens. Das Licht blendet ebenso sehr, die betonierten grauen Gänge und hektischen Geräusche sind mir vertraut. Aber dennoch fühlt es sich unglaublich an, zu wissen, dass ich mich tatsächlich in Amerika befinde.

„Ich bin wirklich hier", murmele ich mit aufgerissenen Augen, während ich versuche, einen Blick nach draußen zu erhaschen. Doch tatsächlich ist der Flughafen bisher vollkommen fensterlos.

Eleanor lächelt über meine Begeisterung und schlingt mir einen Arm um die Schulter, wobei ihr fast ihre Handtasche herunterrutscht.

„Du bist wirklich hier, Ally", bestätigt sie amüsiert.

„In Amerika!" Begeistert wedele ich durch die Luft, wobei ich beinahe Louis älteste Schwester mit meinem Rucksack erschlage.

„Warte erst einmal, bis du wirklich in New York bist, Ally", meint Lottie, während wir mit all den anderen Passagieren durch die Gänge eilen. „Die Stadt ist ein absoluter Traum."

Stumm nicke ich, denn ich werde noch eine Weile brauchen, bis ich mit all den Mädchen warm werde. Eleanor hingegen geht mit Louis' Schwestern um, als wären sie ihre eigene Familie.

Mit beschwingten Schritten folge ich den anderen zur Einreise und selbst die langen Warteschlangen können mich nicht davon abhalten, pures Glück zu empfinden. Ich lebe gerade meinen Traum.

Ich will mein Handy aus der Hosentasche ziehen und Harry ein Bild schicken, weil ich meine Freude in diesem Augenblick mit ihm teilen muss. Doch dann fällt mir wieder ein, dass es momentan nicht so einfach zwischen uns ist. Seit Wochen schon habe ich ihm nicht mehr beiläufig alles geschickt, nur um ihn an meinem Leben teilhaben zu lassen und unser Kontakt ist immer weniger geworden, was vor allem meine Schuld ist.

„Handyverbot während der Einreise in die Staaten. Die Amis sind da ziemlich streng, als lass es lieber", erinnert mich Fizzy und nimmt mir damit die Entscheidung ab, ob ich Harry nun schreiben sollte oder nicht.

Das ungute Gefühl, das in meinem Magen aufkommt, kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Begegnung mit Harry gleich durchaus interessant werden wird. Doch gerade versuche ich erst einmal, an alles andere zu denken, was erstaunlich gut gelingt, weil mich diese Reise total begeistert.

Nach einer langen Wartezeit mustert mich einer der Officer schließlich mit strengem Blick. „Was ist die Intention ihrer Reise?"

„Ich besuche meinen Freund", erkläre ich und folge dann dem Procedere, das Eleanor zehn Mal während des Fluges mit mir durchspielen musste. Sie hat mir versichert, dass es keine Probleme geben wird, aber dennoch habe ich die unbekannte Situation so gefürchtet, dass ich jedes Detail über die Einreise wissen musste.

Mein Fingerabdruck wird eingelesen, das Foto geschossen und ich gebe die Adresse des Hotels durch, in dem ich während meiner Reise wohnen werde. Ein paar Sekunden mustert mich der Officer noch prüfend, dann lässt er mich endlich durch und ich erleichtert aus, als ich endlich auf die andere Seite gehen kann, auf der die Tomlinson Schwestern und Eleanor schon auf mich warten.

Gemeinsam begeben wir uns zu der Gepäckausgabe und es dauert nicht lange, bis wir alle unsere Koffer gesammelt haben. Als wir uns mit all dem Gepäck auf den Weg nach draußen machen, wirken wir wahrscheinlich wie Verrückte, weil sich alle anderen lautstark unterhalten.

Ich muss allerdings meine ganze Konzentration darauf aufwenden, mir den schwarzen Rollkoffer, den ich mir extra wegen dieser Reise gekauft habe, nicht in die Hacken zu fahren. Leider merke ich nun, warum genau er so preiswert war, denn es ist ein Kampf, ihn überhaupt zu bewegen. Umso erleichterter bin ich, als unser Gepäck schließlich in einem Großraumtaxi verstaut ist.

Einen Augenblick später finde ich mich zwischen Eleanor und Fizzy auf einer der Bänke wieder, während die Zwillinge und Lottie die hintere Rückbank erobert haben.

Eleanor gibt die Adresse des Studios durch, in dem wir mit den Jungs verabredet sind und sobald ihr Satz zu Ende ist, erfüllt sogleich wieder ein lauter Geräuschpegel den Wagen. Die Tomlinsons sind alles andere als schüchtern und lieben es, alle mit ihren Worten in den Boden zu reden. Ich kenne sie erst seit einigen Stunden, doch es ist mir unglaublich sympathisch, dass sie alle andere Persönlichkeiten besitzen und sich dennoch hervorragend miteinander verstehen.

Daisy erinnert mich mit ihrem Witz und den vorlauten Äußerungen am meisten an Louis, während Lottie auf der Reise bisher eher die Rolle der Ersatzmutter eingenommen hat. Fizzy hat mir während des Flugs alles über ihre bevorstehende Tanzaufführung sowie ihre Freundinnen in dem Verein erzählt, mitsamt all den Dramen des Teenagerlebens. Einzig Phoebe ist bisher sehr schweigsam und ich frage mich, ob es daran liegt, dass ich hier bin oder sie allgemein eher ein stilles Mädchen ist.

„Wir sollten uns im Disneyland alle diese Mickey Mouse Ohren kaufen", meint Daisy aufgeregt, die ich anfangs nur aufgrund ihres unterschiedlichen Outfits von ihrer Zwillingsschwester Phoebe unterscheiden konnte.

„Louis kriegt ebenfalls ein Paar Ohren, egal wie sehr er sich auch wehrt", beschließt Fizzy vergnügt.

Ihre Schwestern nicken alle bestätigend, als wäre das eine wichtige Entscheidung, die die Welt verändern kann, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Auch Eleanor grinst amüsiert. „Wenn Louis sich wehrt, werde ich ihn ablenken und ihr klebt ihm die Ohren an."

„Davon brauche ich unbedingt ein Foto", lache ich.

Eleanor sieht mich nachdenklich an, was ich jedoch nur aus den Augenwinkeln sehe, weil ich meine Nase gegen die Fensterscheibe presse und so viel der fremden Umgebung wie möglich in mich aufsaugen will. Alleine die Autobahn wirkt anders als all die Schnellstraßen Englands und ich erwische mich bereits zum dritten Mal dabei, wie ich kurz zusammenzucke, weil wir auf der falschen Seite der Straße fahren. Es ist herrlich ungewohnt.

„Du kannst auch mit uns ins Disneylandkommen, Ally, falls du – du weißt schon", murmelt Eleanor leise in mein Ohr.

Sie muss ihre Gedanken nicht aussprechen, ich weiß auch so, worauf sie hinauswill. Seitdem sie mich in diese Buchladung entführt hat und wir ein Gespräch über meine Beziehung haben, habe ich andauernd über ihre Worte nachgedacht. Darüber, ob ich wirklich mit Harry zusammen sein will oder das Ganze lieber beende. Seit Tagen grübele ich und ich habe mir geschworen, dass ich heute eine Entscheidung treffen werde.

Eleanors leise Worte sind ihre Art, mir zu zeigen, dass ich mit ihr ins Disneyland flüchten kann, falls ich mich von Harry trenne.

„Ich glaube, dein Freund fände das nicht so gut", merke ich seufzend an.

„Lou mag dich wirklich."

„Solange ich Harry nicht das Herz breche. Ansonsten macht er mich fertig", wiederhole ich die Worte, die Louis mir letzte Woche während eines Telefonats an den Kopf geknallt hat. Es war erfrischend ehrlich, jedoch nichts, was man je von irgendwem hören will.

„Lou hat das wirklich nicht so gemeint", versichert mir Eleanor. Sie klingt überzeugend, aber ich bin schon immer gut darin gewesen, Menschen zu lesen und ich weiß, dass sie das nur mir zuliebe sagt.

„Doch, hat er und ich bin ihm dankbar dafür", entgegne ich ehrlich. „Jeder verdient einen besten Freund, der einen immer auffängt und ich bin froh, dass Harry diesen hat."

Fizzy deutet aufgeregt auf die Skyline New Yorks, die sich in der Ferne in den Himmel schwenkt, doch ich habe nur einen kurzen Blick dafür über, weil Eleanor mich mit ernsten Augen ansieht.

„Ich will nur, dass du weißt, dass wir trotzdem Freunde bleiben", versichert sie mir mit einem traurigen Lächeln. „Egal, welche Wahl du letztendlich triffst."

Der Wagen brummt leicht, während wir uns immer weiter auf die Großstadt zubewegen. Daisy singt vergnügt das Lied im Radio mit und Fizzys Ellbogen presst sich ein wenig schmerzhaft in meinen Bauch. Es ist viel zu warm im Taxi und mit meiner Winterjacke fühle ich mich, als würde ich jeden Momenten schmelzen. Trotz allem könnte ich nicht glücklicher sein, einzig aus dem Grund, dass ich Harry gleich wiedersehen darf.

In diesem Augenblick treffe ich die Entscheidung, die eigentlich gar keine richtige ist, denn es bleibt nur eine Möglichkeit für mich, die mein Herz in die Welt hinausschreit.

Das Leben ist zu schön, um nicht jede Sekunde zu genießen und das, was mich momentan am glücklichsten macht, ist Harry. Auch wenn es sicherlich schwer wird, bin ich bereit, für unsere Beziehung zu kämpfen. Solange wir beide zusammenhalten, werden wir das schon irgendwie schaffen.

„Ich habe mich entschieden", murmele ich Eleanor zu. „Für Harry."

Sie strahlt mich an und zieht mich in eine Umarmung, die aufgrund der Anschnallgurte und einer heftigen Bremsung des Fahrers unbeholfen ausfällt. Dennoch erlaube ich mir, einfach glücklich zu sein.

All die Sorgen der letzten Wochen fallen von mir ab und stattdessen empfinde ich einfach nur noch Vorfreude darauf, meinen Freund gleich endlich wieder festhalten zu können. Am liebsten würde ich ihn dann nie wieder loslassen, aber so läuft sein Leben nicht, weswegen ich mich einfach an den Gedanken klammere, dass er immer wieder zu mir zurückkommen wird.

„Willkommen in New York", ruft Lottie begeistert, als wir schließlich durch Manhattan fahren.

Die Straßen ziehen an uns vorbei und endlich kann ich das erste Mal die Hochhäuser New Yorks vor eigenen Augen sehen, die sich wie riesige Ungeheuer aus den Böden in den Himmel strecken. Ich liebe den Anblick und komme mir einen Moment so vor, als würde ich all das Glück, was ich in dieser Sekunde empfinde, gar nicht verarbeiten können. Ich bin wirklich und wahrhaftig in dieser Stadt, die ganzen Träumen ein Zuhause bietet.

Ich kann mein Gesicht gar nicht fest genug an das Fensterglas pressen, so viele Wunder gleiten an meinen Augen vorbei und lassen mich mein Herz an New York verlieren. Das Empire State Building ist hell beleuchtet und trotzt somit der herannahenden Dunkelheit, aber auch das Rockefeller Center weiß mich direkt zu begeistern.

Der Taxifahrer manövriert uns sicher durch die Straßen der Stadt, wobei er in aller Seelenruhe damit umgeht, dass immer wieder Passanten einfach über die Straßen laufen, während ich jedes Mal beinahe einen Herzinfarkt erleide. Je näher wir dem Studio von Jimmy Fallon kommen, desto ruhiger wird auch die Umgebung und als wir schließlich vor einem beeindruckenden Gebäude halten, erwarten uns bereits zwei Angestellte.

Einer der beiden hilft dem Taxifahrer dabei, unser Gepäck zu entladen, während der andere uns allen einen Backstagepass in die Hand drückt, nachdem er unsere Ausweise kontrolliert hat.

„Wir verladen euer Gepäck in die Vans von One Direction, die euch gleich alle zurück ins Hotel bringen werden", erklärt uns der Angestellte, der uns durch den Hintereingang des Gebäudes und schließlich in den Backstagebereich führt. „Ihr könnt dann hier hinten im Aufenthaltsraum auf die Jungs warten."

Mit den Worten schließt er die Tür hinter uns und ich sehe mich neugierig in dem Raum um. Ein paar geöffnete Schminktaschen stehen noch in der Ecke und am beeindrucktesten sind die beiden roten Ledersofas, auf die sich die Tomlinson-Schwestern direkt werfen. Eleanor macht direkt mit bei dem Kampf um die besten Plätze, während Daisy und ich uns mit den Sofalehnen zufriedengeben. Ich schenke der Kleinen ein Lächeln, das sie unsicher erwidert.

Lottie ist die erste, die die Fernbedienung entdeckt und die Lautstärke des Gerätes höherstellt, auf der man Live das Interview verfolgen kann, was einige Räume weiter stattfindet. Wir haben den Anfang bereits verpasst, doch ich kann mich ohnehin nicht auf die Worte konzentrieren, weil ich viel zu abgelenkt von Harrys Anblick bin.

Seine Haare stehen gekonnt in alle Richtung ab und der Blazer steht ihm wirklich ausgezeichnet. Am allerschönsten ist es jedoch, das Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, während er gerade über seine liebsten Erlebnisse während des Recordings erzählt.

Zu wissen, dass er sich wirklich so nah wie seit Wochen nicht mehr bei mir in der Nähe befindet, lässt mein Herz höher schlagen.

Fizzy lässt vergnügt ein paar Getränkedosen aufpoppen, die sie durch die Runde reicht und ausnahmsweise sind selbst die Tomlinsons allesamt ruhig, während wir dem Interview lauschen.

Ich muss lachen, als Niall etwas von seinem letzten Bühnenunglück erzählt und Liam ihn dafür aufzieht. Es ist erstaunlich leicht, sich von den fünf Jungen um den Finger wickeln zu lassen und ich kann zum ersten Mal wirklich verstehen, warum so viele Mädchen diese Band so vergöttern. Harrys Charme nimmt noch einmal ganz andere Dimensionen an, während er mit Jimmy Fallon plaudert und ich genieße es, seine Stimme hören zu dürfen, bis das Thema zu Sprache kommt, das ich in den letzten Wochen andauernd ertragen musste. Diese Fotos aus dem Automaten werden mich bis an mein Lebensende verfolgen. Meine ganz persönliche Folter.

„Was ist mit diesen Fotos, Harry? Die können doch sicherlich auch nicht entstehen, wenn man einander nicht vertraut?"

„Ally und ich vertrauen einander tatsächlich", versucht Harry das Thema zu wechseln und wirkt dabei erstaunlich ruhig. Alleine an seiner angespannten Schulterpartie kann ich erkennen, dass es ihm nicht recht ist, darüber zu reden.

Jimmy grinst. „Lust, die Fotos zu erklären?"

„Nein", entgegnet mein Freund.

Der Moderator lässt nicht locker. „Tust du es dennoch?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich nicht aufhören kann, jede einzelne Bewegung von Harry zu verfolgen. Er fährt sich durch die Haare, wie immer, wenn er unsicher ist, wirkt jedoch ansonsten erstaunlich gefasst.

„Ich habe Zeit mit meiner Freundin verbracht und kleiner von uns beiden wusste, dass jemand die Fotos sehen würde. Dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen, denn Ally zu küssen ist einfach schön."

Harrys Worte lassen mich rot werden, während sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen legt. Es tut gut zu hören, dass ich nicht die einzige bin, die es genießt, wenn wir uns küssen.

„Solange das nicht euer erstes Mal gewesen ist?", zwinkert Jimmy meinem Freund zu.

„Keine Sorge", lacht mein Freund unbekümmert. „Das hatten wir bereits vor Monaten in Liverpool."

Hustend verschlucke ich mich an meinem Getränk, woraufhin Lottie mir sanft auf den Rücken klopft und ich mir wünschte, dass ich einfach im Boden versinken könnte.

„Bitte sagt mir, dass er das gerade nicht wirklich gesagt hat", flüstere ich überfordert.

„Hat er", verkündet Daisy, während Eleanor mir einen besorgten Blick zuwirft.

„Ally..."

Ich presse die Lippen zusammen und schüttele stumm den Kopf, während ich versuche, die Wut in meinem Inneren nicht explodieren zu lassen. Soviel dazu, dass Harry unsere Beziehung privat halten will. Er hat es mir versprochen und dieses Versprechen nun unter seinen Fußsohlen zermalmt, ohne auch nur im Geringsten reuevoll zu wirken. Stattdessen hat er ein Grinsen im Gesicht, das sich anfühlt wie tausend Tritte in den Magen.

Den Rest des Interviews bekomme ich nur noch am Rande mit, während meine Gedanken ganze Universen beinhalten. Immer wieder höre ich Harrys Worte in meinem Kopf, so unbekümmert, während sie mich vernichten.

Viel zu schnell öffnet sich die Tür des Aufenthaltsraumes und zum ersten Mal seit Wochen sehe ich mich Harry entgegen, auf dessen Lippen sich ein glückliches Lächeln legt, sobald er mich entdeckt.

Vorhin wollte ich nichts weiter, als mich in seine Arme zu werfen. Gerade jedoch will ich am liebsten schreien, also bleibe ich wie erstarrt auf dem Sofa sitzen, während Eleanor und die Tomlinsonschwestern sich auf Louis stürzen, der in einem Pulk verschwindet.

Harrys Lippen bewegen sich, murmeln immer wieder meinen Namen, während er in meine Richtung stürzt und mich in seine Arme zieht. Ich verkrampfe mich und bleibe stumm, während seine Nähe sich anfühlt wie das schönste Gefängnis der Welt.

„Du bist wirklich hier", flüstert er mir ins Ohr.

Grüne Augen strahlen mich an und ich muss seinem Blick ausweichen, weil ich ansonsten an nichts anderes mehr denken kann, als daran, wie sehr ich meinen Freund vermisst habe. Meinen Freund, der schon wieder Versprechen unter seinen Fingerspitzen zerdrückt als wären sie kostenlos.

„Lass mich los, Harry", murmele ich, als ich merke, wie meine Abwehr gefährlich bröckelt.

Er sieht mich stirnrunzelnd an, als würde er erst jetzt merken, dass ich seine Umarmung nicht erwidere und stattdessen meine Handflächen gegen meine Oberschenkel presse, um sie davon abzuhalten, sich in seinen Haaren zu vergraben.

„Al."

Ich will ihn so sehr küssen, dass es wehtut und gleichzeitig einfach rennen, bis ich all die Gefühle loswerde, die ich ihm gegenüber empfinde. Er ist mein Risiko und heute hat er den Abzug gezogen. Erneut, während ich mich bereitwillig in den Kugelsturm stelle.

„Lass mich los", wiederhole ich bestimmter.

Harry weicht langsam zurück und sobald er mich nicht mehr umklammert, fühle ich mich leer. Ich grabe meine Finger fester in meine Oberschenkel, um der Versuchung zu entgehen, mich einfach wieder in seine Arme zu werfen.

„Was ist los, Al?"

„Nichts", murmele ich.

„Das glaube ich dir nicht."

„Glaub doch, was du willst", schnaube ich, während die Wut nun gänzlich in meinem Inneren explodiert. Das Schlimmste ist, dass er nicht einmal merkt, dass er seine Versprechen schon wieder zersprengt, ohne sich um die Auswirkung der Explosion zu scheren. „Dir ist doch ohnehin egal, was ich will."

„Das ist nicht wahr", flüstert Harry mit gebrochener Stimme.

Ihn so zu sehen, tut mir im Herzen weh, dort, wo sich all die Gefühle befinden, die ich für ihn habe. Diese schreien mich an, ihn einfach in meine Arme zu ziehen und meinen Verstand abzuschalten, aber ich kann nicht. Stattdessen lasse ich ihn einfach stehen und begrüße den Rest der Jungs.

Ich kann Harrys verletzten Blick auf mir spüren und würde am liebsten einfach aus dem Raum rennen. Die vier Wände schnüren mir die Luft ab, er ist mir zu nah und gleichzeitig viel zu weit weg. Harry erstickt mich, während er gleichzeitig alles ist, was mich am Leben hält.

Auf der Fahrt ins Hotel landen mein Freund und ich mit Liam sowie Niall in einem Van. Die Bandkollegen betreiben die meiste Konversation, wofür ich dankbar bin, weil mein Kopf gerade nicht aufhören kann zu schreien und zu weinen.

„Al", murmelt mein Freund mir schließlich ins Ohr und legt mir eine Hand auf den Oberschenkel, die ich direkt abschüttele. Ich bin nicht einmal wirklich wütend auf ihn, sondern einfach nur enttäuscht.

Ich kann Harrys brennenden Blick auf mir spüren, doch ich weigere mich, ihn anzusehen und starre stattdessen aus dem Fenster.

„Redest du jetzt nicht mehr mit mir?"

„Lass uns einfach ins Hotel fahren", murmele ich tonlos.

New Yorks Wunder, die mich vorhin noch so begeistert haben, wirken plötzlich sehr viel weniger eindrucksvoll und ich bin froh, als wir endlich am Hotel vorfahren. Zumindest solange, bis schließlich nur noch Harry und ich in der Lobby zurückbleiben, was mir bewusst macht, dass ich mir in den nächsten Tagen ein Zimmer mit ihm teilen werde.

„Sollen wir dann nach oben?"
Stumm nicke ich und folge ihm in den Aufzug, der uns mit dem Schweigen zwischen uns zu erwürgen scheint. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis Harry schließlich sein Hotelzimmer aufsperrt.

Die bodentiefen Fenster ermöglichen einen direkten Blick auf das Empire State Building und mein Herz macht einen glücklichen Satz, der jedoch im nächsten Moment wieder zerstört wird, als ich merke, wie Harry sich neben mir an die Fensterfront stellt.

„Das ist ein wahnsinnig schöner Ausblick", murmele ich, als die Stille mich schließlich erledigt.

Er schnaubt. „Redest du jetzt wieder mit mir?"

„Was soll das denn bitte heißen?"

Harrys Finger legen sich auf das kühle Glas, während er in die Ferne schaut. „Ich darf dich nicht anfassen und du sagst mir nicht einmal, was los ist."

„Musst du das echt noch fragen?", entgegne ich leise.

„Ja, das muss ich anscheinend." Als Harry sein Gesicht schließlich doch von dem Ausblick abwendet, kann ich die unterdrückte Wut in seinen Augen sehen. „Du bist so wahnsinnig kompliziert, Al."

„Wenn ich so wahnsinnig kompliziert bin, solltest du vielleicht lieber mit mir Schluss machen", zische ich.

Er sieht aus, als hätte ich ihn geschlagen, während er einen Schritt von mir wegmacht. „Ist es das, was du willst?"

„Nein", seufze ich und lasse mich auf das Sofa fallen, was eine ganze Familie aufnehmen könnte. Harry folgt mir zögernd und setzt sich erst, als ich in seine Richtung nicke.

„Was habe ich falsch gemacht, Al?"

Mein Zeigefinger trommelt auf meinen Oberschenkel, in dem Versuch, meine Gedanken zu sortieren und ihm zu erklären, was genau passiert ist.  Das Schlimmste ist, dass er es nicht einmal weiß.

„Ich dachte, dass ich vielleicht nach den Fotos einfach empfindlich reagiert habe. Ich bin hierhergeflogen, weil ich dich nicht verlieren will", murmele ich leise. „Du hast mir versprochen, dass du meine Privatsphäre besser schützen willst."

„Tue ich doch auch."

„Tust du?" Ich starre ihn an, weil ich nicht glauben kann, dass er das tatsächlich ernst meint. Doch die Ehrlichkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Inwiefern schützt du denn bitte meine Privatsphäre, wenn du im Fernsehen ausplauderst, wo wir unser erstes Mal hatten?"

„Darum geht es also?" Seufzend lässt Harry sich zurücksinken. „Du bist doch diejenige, die wollte, dass wir unsere Beziehung öffentlich machen."

„Aber zwischen deinem kleinen Geheimnis zu sein und das alle Welt jedes Detail unserer Beziehung kennt, ist ein himmelsweiter Unterschied! Es muss nicht jeder wissen, dass wir in Liverpool miteinander geschlafen haben! Da kannst du auch direkt mein Tagebuch an die Sun verkaufen."

„Es tut mir leid", murmelt Harry. „Das wird in einer Woche wahrscheinlich keinen mehr interessieren."

Er streckt seine Hand nach ihm aus und ich weiche ein wenig zur Seite. „Weißt du, ich wünschte einfach, dass du einfach einmal ein einziges deiner Versprechen halten würdest."

„Ich halte alle meine Versprechen", entgegnet er mit unterdrückter Wut in der Stimme.

Schnaubend schüttele ich den Kopf. „Ach ja, welche denn? Das Versprechen, als du mir sagtest, dass du mich direkt zurückrufen würdest, nachdem wir uns kennengelernt haben? Das Versprechen, dass du mir London zeigst? Dass du dich bei mir meldest, sobald du im Hotel bist und wenn es nur ein kurzer Text ist, damit ich weiß, dass es dir gutgeht?"

„Das ist kleinlich, Al."

Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Das mag vielleicht kleinlich sein, aber das sind längst nicht alle, die du nicht gehalten hast. Es sind so viele mehr."

„Es sind doch nur Versprechen."

„Für mich sind es nicht nur Versprechen", flüstere ich.

„Es tut mir wirklich leid." Grüne Augen blitzen mich an und ich kann sehen, dass er es wirklich ernst meint.

Als Harry mir dieses Mal die Hand auf den Oberschenkel legt, schüttele ich sie nicht ab, sondern lasse mich freiwillig unter seiner Berührung verbrennen.

Seine Arme legen sich um mich und mit zittrigen Fingern klammere ich mich an ihn, während er mich immer näher zu sich zieht, bis uns kein Windhauch mehr trennt. Mein Herz schlägt schnell, vor Wut, die langsam verklingt und vor Liebe, die immer größer wird, solange Harry bei mir ist.

„Es tut mir leid."

Harry küsst meinen Mundwinkel, was mir eine Gänsehaut verpasst.

„Wirklich leid", flüstert er gegen meine Lippen.

„Wirklich, wirklich, wirklich leid."

Als er mich dieses Mal küsst, zaubert er mir ein leichtes Lächeln ins Gesicht.

„Wirklich, wirklich, wirklich."

Ein weiterer Kuss, der mich fliegen lässt.

„Lass uns bitte nicht streiten, Al. Wir haben ohnehin viel zu wenig Zeit miteinander."

Seufzend vergabe ich meine Hände in seinen Haaren und lege meine Lippen auf seine, bis wir beide keine Luft mehr bekommen. Als wir den Kuss schließlich beenden, sind Harrys Wangen gerötet und er sieht mich an, als wäre ich sein ganz persönliches Wunder.

„Lass uns zusammen weglaufen", flüstert er.

Ich grinse leicht. „Wohin denn?"

„Weg von One Direction und den Sorgen und all den Problemen, nur wir beiden. Einfach weg", murmelt er. „Wenigstens für eine Nacht."

Vorsichtig verschränke ich unsere Finger miteinander, während mir bewusst wird, dass ich mit Harry Styles überall hinrennen würde, solange er mich nicht fallen lässt.

„Einfach weg", flüstere ich gegen seine Lippen. „Für eine Nacht."

_________________

Ihr Lieben,

Könnt ihr verstehen, dass Ally Harry die Aussage im Fernsehen übel genommen hat? Oder findet ihr, sie übertreibt?

Die beiden flüchten nun auf jeden Fall eine Nacht vor der Realität und damit haben wir dann mit dem nächsten Kapitel eines meiner absoluten Lieblingskapitel erreicht 😏

Habt ihr Pläne fürs Wochenende?

Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung!

Bis zum nächsten Mal.

Continue Reading

You'll Also Like

92.9K 2.5K 78
*ੈ✩‧ Teil 1 der 𝙔𝙤𝙪-𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚‧ೃ༄ "Wie heisst du eigentlich?" "Mein Name ist Ava. Freut mich dich kennenzulernen...ähm...." "Du hast ein T-Shirt...
35.1K 2.1K 53
Can't live without you.. Das Geheimnis der Versteinerung ist das, was Senku und (y/n) versuchen zu lüften, um somit die Welt wieder zurück in die eig...
71.6K 2.7K 77
{Teil: 1} {Teil: 2}Der Bra ist Joker Victoria Fernandez ein Mädchen über das man kein schlechtes Wort hört. Man könnte meinen das dieses Mädchen nie...
62.6K 1.4K 24
"Das bezweifle ich nicht. Hat wahrscheinlich dein Ego noch größer gemacht, aber warte nur bis du arbeiten musst, dann wird dir deine Hochnäsigkeit sc...