Serendipity || h.s. ✓

Galing kay dezemberwind

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„Er war ihr Abenteuer und ihr Untergang zugleich." Harry Styles hat genug von der Liebe. Doch dann befindet e... Higit pa

vorwort
prelude
prolog
1 | sonorous
2 | languid
3 | quiescent
4 | murmur
5 | halcyon
6 | plethora
7 | caprice
8 | nebolous
9 | maladroit
10 | coruscate
11 | dulcet
12 | desultory
13 | radiant
14 | Susurration
15 | suffuse
16 | ebullient
17 | penumbra
18 | felicity
20 | surreptitious
21 | effervescent
22 | mellifluous
23 | pyrrhic
24 | cynical
25 | inexorable
26 | resonant
27 | evocative
28 | felicity
29 | resplendent
30 | petrichor
31 | enchanted
32 | vestige
33 | beguile
34 | afar
35 | enrapture
36 | moiety
37 | amorphus
38 | crescent
39 | shriek
40 | zenith
41 | coarse
42 | dalliance
43 | inexorable
epilog
danksagung

19 | coalesce

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Galing kay dezemberwind

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| 19 |

c o a l e s c e

märz 2013

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Harry || Das warme Wasser gießt sich in Strömen über mich und an normalen Nächten würde ich minutenlang unter der Dusche stehen, meine Muskeln entspannen und das restliche Adrenalin genießen, das sich nach einem Bühnenauftritt jedes Mal wieder unglaublich anfühlt.

Doch heute ist es anders, denn heute ist kein normaler Tag. Heute wartet Ally auf mich und egal wie gut sich die Dusche auch anfühlt, es ist nichts verglichen mit dem Glück, in ihrer Nähe sein zu dürfen.

In den letzten Wochen haben wir uns bloß über Skype gesehen und auch wenn ich unseren abendlichen Telefongesprächen jedes Mal entgegengefiebert habe, ist es noch einmal ein ganz anderes Gefühl, wirklich bei ihr sein zu können. Eine Fernbeziehung ist um einiges schwerer, als ich erwartet hätte, aber ich habe nicht vor aufzugeben, denn Ally ist all das Vermissen wert.

Umso mehr genieße ich nun allerdings den Anblick, der sich mir bietet, als ich nur mit einem Handtuch bekleidet zurück in das eigentliche Hotelzimmer trete. Meine Freundin sitzt mit verschränkten Beinen auf dem Bett und scrollt auf ihrem Handy herum, noch vollkommen ahnungslos darüber, dass ich wieder da bin.

„Hey", murmele ich und lege meine Arme um sie.

Ally schenkt mir ein Lächeln. „Selber hey. Wie war die Dusche?"

„Warm", kommentiere ich trocken und nehme ihr dann ihr Handy aus der Hand, um sie wirklich begrüßen zu können.

Vor dem Konzert standen wir unter ständiger Beobachtung und nach dem Auftritt sind wir alle in die Vans gehetzt, um dem Stau zu entgehen, weswegen ich heute noch gar keine Gelegenheit gehabt habe, überhaupt einen Augenblick mit Ally alleine zu verbringen. Desto verzweifelter küsse ich sie jetzt, bis sie sich lachend von mir löst.

„Wenn du mich nicht ersticken willst, muss ich ein wenig atmen, Harry."

Ich stupse sie grinsend an. „Atmen wird überbewertet. Es gibt so viele bessere Dinge, die man tun kann.

„Ach ja?" Sie kuschelt sich in meine Arme und ich hätte nichts dagegen, die restliche Nacht einfach gemeinsam mit ihr auf diesem Bett sitzen zu bleiben.

„Ja", erwidere ich überzeugt und küsse sie erneut.

Allys Lippen fühlen sich jedes Mal aufs Neue an, als würde ich alle Gefühle der Welt auf einmal in mich aufsaugen können. Als wir uns außer Atem wieder voneinander lösen, funkeln ihre Augen heller als der Sternenhimmel und ich bin sicher, dass ich nicht anders aussehe.

„Du hast ausgesehen, als hättest du Spaß gehabt auf dem Konzert, Al."

Während ich mich mit ihr in den Armen auf dem Bett zurücksinke, bis wir auf der Matratze landen, denke ich mit einem Lächeln an die Erinnerungen des heutigen Abends zurück. Ally ist gemeinsam mit Eleanor vor der Bühne herumgesprungen, als würde sie allein durch ihre Bewegung die Welt retten können.

„Ja", murmelt sie.

Irgendeine versteckte Botschaft liegt hinter ihren Worten, aber selbst nach all den Wochen, die ich sie bereits kenne, kann ich das Geheimnis nicht lösen. Sie gibt mir immer noch Rätsel auf und einen Augenblick lang habe ich Angst, doch als ich sie stirnrunzelnd ansehe, liegt ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.

„Ich habe dich übrigens noch nie wirklich tanzen gesehen", entgegne ich ebenfalls lächelnd. „Das ist mir aufgefallen, als du mit El vor der Bühne herumgesprungen bist. Es hat Spaß gemacht, euch zuzusehen."

„Wir haben doch auf deinem Geburtstag getanzt."

„Aber das heute war etwas anders", erwidere ich überzeugt. „Du hast einfach total glücklich ausgesehen, Al. So als wäre nichts anderes auf der Welt wichtig."

„Das macht Tanzen manchmal mit mir."

Ihre Wangen werden rot, doch als sie ihr Gesicht wegdrehen will, halte ich sie sanft am Kinn fest.

„Ich könnte dir stundenlang dabei zusehen", gebe ich zu.

Lächelnd gibt sie mir einen Kuss.

„Ich habe dich übrigens vermisst wirklich", flüstere ich, als ich wieder in ihre unglaublich blauen Augen sehen kann. Sie sind nicht einmal wirklich ozeanblau, sondern mit einem leichten Grauschimmer verzogen. Wie ein Sturm, der sich nicht entscheiden kann, ob er sich in ein Gewitter wandeln oder die Welt mit dem schönsten Himmel beschenken will.

Ally fährt mit sanften Fingern die Konturen des Tattoos auf meinem Bauch ab, was jeden Muskel in meinem Körper zum Brennen bringt. „Dieser Schmetterling ist übrigens total gruselig, Harry. Er starrt mich an."

Ich lache laut. „Dann werde ich mir wohl ein Shirt anziehen müssen."

Sie zieht mich grinsend wieder zurück auf die Matratze, als ich Anstalten mache, aufzustehen. „Ich kann auch einfach die Augen schließen."

Ich male kleine Kreise auf ihren Oberarm, während mein Herz sich anfühlt, als würde es jeden Moment explodieren. Es macht mir Angst, aber gleichzeitig ist es auch einfach wundervoll.

„Bist du müde, Al?", flüstere ich schließlich, als der Mond bereits lange am Himmel steht und wir einfach nur schweigend die Anwesenheit des anderen genossen haben.

Sie stützt sich auf einen Ellbogen, um mir besser ins Gesicht sehen zu können. „Nein. Du?"

„Ich kann nach Konzerten nie direkt schlafen. Zu viel Adrenalin", antworte ich ihr. „Wenn du willst, könnten wir noch woanders hin."

„Ich dachte, wir dürften das Hotel nicht verlassen?"

Grinsend springe ich vom Bett und ziehe sie dann ebenfalls auf die Beine. „Wir verlassen das Hotel auch nicht. Komm schon, lass uns ein wenig Abenteuer erleben."
Während ich mir wahllos ein Shirt überwerfe und in meine löchrige Jogginghose schlüpfe, sieht Ally mich unsicher an.

„Ist das denn erlaubt?"

Ich schnappe mir zwei große, flauschige Handtücher aus dem Badezimmer, die wir behelfsmäßig als Decken umwandeln werden.

„Erlaubt ist alles, was nicht direkt verboten ist", scherze ich, doch sie sieht mich bloß mit gerunzelter Stirn an. Seufzend nehme ich ihre Hand in meine und ziehe sie aus dem Hotelzimmer, nachdem ich mich versichert habe, dass ich auch die Zimmerkarte eingesteckt habe. „Es ist wirklich erlaubt, Al. Wir dürfen uns in diesem Hotel frei bewegen, solange wir nicht einfach herausspazieren."

Mit Erleichterung stelle ich fest, dass sich ihre Schulterpartie endlich lockert.

„Wo genau gehen wir denn hin?", fragt sie mich neugierig, während ich sie durch den Hotelflur in Richtung der Aufzüge ziehe.

„Das ist eine Überraschung."

Ally verdreht die Augen. „Du weißt, dass ich Überraschungen hasse."

„Und du weißt, dass ich es liebe, dich zu überraschen", kontere ich und schweige eisern, während ich sie erst in den Aufzug ziehe und dann in Richtung einer Glastür, nachdem wir die oberste Etage erreichen.

Gekonnt ignoriere ich das Schild, das Hotelgäste darüber aufklärt, dass die Nutzung außerhalb der Öffnungszeiten untersagt ist. Die Tür ist dennoch nie abgeschlossen, wie ich bereits bei meinem letzten Besuch in dieser Luxusunterbringung festgestellt habe und auch heute haben wir Glück, denn die Zimmerkarte sperrt die Tür problemlos auf.

„Das hat einfach bloß versicherungstechnische Gründe. Versprochen", schwindele ich, als meine Freundin erneut besorgt wirkt. In Wirklichkeit habe ich keine Ahnung, ob das der Wahrheit entspricht, aber eigentlich ist das auch egal, solange die Unsicherheit wieder aus ihren Augen verschwindet.

Allys funkelnde Augen, als wir schließlich die Dachterrasse betreten, ist die Geheimnistuerei ohne Zweifel wert gewesen. Sie tritt mit aufgerissenem Mund einen Schritt nach vorne, erst zögerlich, dann voller Elan, bis sie schließlich an den Rand des Daches reicht. Ich folge ihr.

„Dieser Ausblick ist unglaublich", flüstert sie, während wir beide auf die Stadt zu unseren Füßen sehen. Liverpools Lichter sind deutlich spärlicher gesät als zu den frühen Abendstunden, was kein Wunder ist, denn wir haben Mitternacht bereits seit langem überschritten. Aber dennoch funkelt die Stadt noch und lädt einen zum Träumen ein.

„Ja, oder? Alleine deswegen lohnt sich der Ausflug auf dieses Dach schon", erwidere ich, während ich sie lächelnd beobachte, um auch jeden Funken ihrer Begeisterung in mir aufsaugen zu können.

Schließlich breite ich ein Handtuch auf einer der Liegen aus und ziehe Ally auf meinen Schoß, bevor ich uns mit dem anderen Handtuch behelfsmäßig zudecke.

Es ist still hier auf dem Dach, als wären wir in unserer eigenen Welt. Einzig der Wind ist zu hören und mein Herzschlag, der in meinen Augen unaufhörlich laut klingt.

„Wo geht es als nächstes für euch hin?", fragt Ally schließlich.

„Noch ein paar Konzerte in England, dann folgen die Termine in Europa", entgegne ich. „Ich könnte dir etwas mitbringen von einigen Orten, wenn du willst?"

Sie sieht mich lächelnd an. „Das wäre schön, Harry."

„Was willst du denn haben?"

Sie beißt sich auf die Unterlippe, während sie über meine Frage nachdenkt. Allison Baker ist keiner der Menschen, die in Sekunden Entscheidungen treffen, das habe ich bereits gelernt. Sie muss alle Optionen sorgsam abwägen, ihre Gedanken kreisen lassen, bis sie dann endlich eine Antwort gibt.

„Ich hätte gerne einen Magneten. Einen von diesen typischen mit einem Landschaftsbild oder einer Sehenswürdigkeit."

Überrascht sehe ich sie an. „Wieso? Habt ihr irgendwo in eurem Haus eine geheime Magnetsammlung? Ich habe am Kühlschrank von euch nämlich keinen gesehen."

„Nein, die würden bei uns im Haus wahrscheinlich auch nicht lange überleben", meint Ally mit einem kleinen Lachen. „Aber ich mag es, mir fremde Orte zumindest ansehen zu können, wenn ich Fernweh habe."

Aus ihren Worten spricht eine Sehnsucht, die sie schon immer in sich getragen hat. Das ist mir bereits bei unserem ersten Treffen aufgefallen, auch wenn sie mich damals nicht wirklich hinter ihre Fassade hat sehen lassen. Sie hat mir bereits in diesem Café in Manchester damals so viele Rätsel aufgegeben, doch heute wird ihre Leinwand, die ich von ihr in meinen Gedanken male, wieder ein wenig bunter. Es dauert, bis ich Allison Baker gänzlich verstehen werde, aber sie ist jede Sekunde wert.

„Warum dann keine Postkarten, Al?"

Sie zuckt mit den Schultern und sieht nach vorne auf die vereinzelt strahlenden Lichter Liverpools, die dennoch nicht über die leichte Röte auf ihren Wangen hinwegtäuschen können. „Magneten wirken irgendwie beständiger. Papier lässt sich viel leichter zerstören."

Diese Erklärung macht für mich überhaupt keinen Sinn und ist dennoch so sehr die Wahrheit wie nichts anderes. Sie passt so wahnsinnig gut zu dem Mädchen, das das Risiko als ihren größten Feind betrachtet und Angst davor hat, dass ihre Welt auseinandergerissen wird. Doch letztendlich können Magneten genauso brechen wie Versprechen, letztendlich sind wir alle nicht sicher vor den Abenteuern dieser Welt und je eher wir das verstehen, desto intensiver können wir unser Leben leben.

Das ist der Grund, warum ich inmitten der Dunkelheit der Nacht und der Helligkeit des Universums endlich bereit bin, die Frage zu stellen, die mich schon seit langem beschäftigt.

„Hast du mal darüber nachgedacht, in London zu studieren, Al?"

Mein Versuch, beiläufig zu klingen, scheitert in allen Größen, wie Allys stirnrunzelnder Blick mir mehr als deutlich macht. Ich weiche ihrem Blick mit geröteten Wangen aus.

„Ich werde nicht wegen dir nach London ziehen, Harry", murmelt Ally langsam, als wäre jedes Wort zu viel. „Ich werfe meine Zukunft nicht einfach wegen eines Jungen weg, egal wie sehr ich dich auch mag."

„Das weiß ich und das will ich auch gar nicht", versichere ich ihr hastig und verschränke unsere Hände miteinander, während ich gleichzeitig versuche, das Handtuch so um uns herumzuwickeln, dass es den Wind der Nacht aussperrt. „Aber zumindest ansehen könntest du dir die Unis in London doch, oder? Ich wäre einfach nur ein netter Bonus."

Langsam küsse ich sie und grinse dann. „Wenn du in London bist, könnten wir das auch eindeutig öfter machen."

„Das ist ein guter Ansatz", lacht Ally.

„Ich will einfach nur, dass du dich ein wenig informierst, okay?", bitte ich sie leise. „Wähle nicht einfach die Uni in Manchester, weil es der bequeme Weg bist. Es würde dir guttun, mal etwas Neues zu wagen. Und das sage ich gar nicht, weil ich in London bin. Meinetwegen geh auch nach Leeds oder Oxford oder wer weiß wohin. Aber bitte versuche einfach einmal ein wenig Abenteuer, Al."

„Aber das bin nun einmal nicht ich, Hazza." Sie schüttelt mit einem kleinen Lächeln den Kopf. „Außerdem sind die Bewerbungsfristen schon vorbei. Ich habe schon meinen Studienplatz in Manchester."

Ich schweige, während ich sie mustere. Sie weicht meinem Blick aus, aber ich kann dennoch den kleinen Funken in ihren Augen sehen, selbst in tiefster Nacht und mit spärlicher Beleuchtung. Selbst ohne ihn wäre ich nicht auf ihre Worte hereingefallen.

„Bitte lüg mich nicht an, Al. Wir wissen beide, dass es bis Juni noch möglich ist, sich zu bewerben und man sogar im September noch einzelne Plätze kriegen kann."
Sie starrt mich an. „Woher weißt du das?"

„Es hat mich einfach interessiert und dann habe ich es gegoogelt. Und ganz vielleicht auch meine Schwester gefragt", murmele ich, während ich mir durch die Haare fahre. Sie sind immer noch ein wenig nass und wenn ich Pech habe, liege ich morgen mit einer Erkältung flach. Aber das ist egal, solange ich ein paar Stunden mit ihr auf diesem Dach bekomme. „Denk wenigstens darüber nach und sieh dir ein paar Unis in London und vielleicht auch noch woanders an, okay? Bitte."

Allys Finger streichen sanft durch meine Haare, die mittlerweile wahrscheinlich aussehen, als würden sie ein ganzes Vogelnest beherbergen. „Das habe ich bereits. Ich habe mich sowohl in London als auch Manchester bewerben und wurde bei beiden angenommen. Leeds habe ich auch gekriegt. Aber eigentlich ist Manchester meine erste Wahl."

„Warum? Weil Manchester Sicherheit verspricht? Oder weil das Studium dir dort wirklich besser gefällt?"

Sie beißt sich auf die Unterlippe, während sie meinem Blick ausweicht. „Weil es kein Risiko ist", gibt sie schließlich zu. „Und weil ich bei meinen Eltern wohnen kann, was billiger ist."

„Wenn du das Geld und die Sicherheit mal außer Acht lässt, welches Studium findest du dann passender?", frage ich sie.

„Ich weiß nicht", meint Ally achselzuckend. „Eigentlich ist es nie eine Option gewesen, dass ich nach London gehe, wenn ich Manchester bekomme."

„Denkst du wenigstens darüber nach? Ich glaube, dass das wirklich gut sein könnte, Al", bitte ich sie und suche ihren Blick. „Und das sage ich nicht nur, weil ich in London wohne."

Wir schweigen kurz, während meine Worte wie ein eiserner Vorhand zwischen uns hängen, bis der Wind der Nacht ihn endlich durchbricht.

„Ich werde darüber nachdenken, okay?"

„Versprichst du es, Al?"

Sie lächelt und setzt die Welt damit in Flammen. „Versprochen, Hazza."

Ich weiß nicht, wie lange wir schon hier auf diesem Dach sitzen, denn jedes Mal wenn ich mit Ally zusammen bin, scheint die Welt still zu stehen, während wir doch gleichzeitig viel zu wenig Zeit miteinander haben. Auch heute beginnt der schwarze Nachthimmel sich bereits in unglaublichen Rottönen zu färben, doch noch ist keiner von uns beiden bereit, zu gehen.

Noch ist die ganze Stadt im Land der Träume versunken, bloß wir beiden trotzdem der Wirklichkeit und erschaffen unsere eigene Realität.

„Vermisst du deine Familie eigentlich, während du unterwegs bist, Harry?", fragt sie mich schließlich.

„Ja, aber nicht immer. Manchmal genieße ich es auch einfach, die Welt erleben zu dürfen. Aber dann gibt es die Nächte, in denen ich nicht schlafen kann, weil ich mir ein paar Stunden mein altes Leben zurückwünsche", gebe ich zu. Bloß mit einem Flüstern, weil ich den Worten nicht zu viel Gewicht verleihen will. Eine Sekunde habe ich Angst davor, dass Ally mich verurteilen wird, doch natürlich tut sie das nicht.

„Das tut mir leid", murmelt sie bloß und gibt mir einen federleichten Kuss auf die Wange.

Ihre Haarsträhnen kitzeln mich an der Nase, als der Wind sie durch die Luft fliegen lässt, dennoch stört mich das gerade nicht im Geringsten. Nicht solange ich sie so nah bei mir haben darf.

„Hast du dich sehr verändert, seitdem du von Zuhause nach London gezogen bist, Hazza?"

„Ja, irgendwie schon." Ich zucke mit den Achseln. „Aber gleichzeitig auch wieder nicht. Ich glaube, dass die wichtigen Dinge alle immer noch gleich geblieben sind."

Ihre Daumen streicht leicht über meinen Handrücken, was mir eine Gänsehaut beschert. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr überhaupt bewusst ist, welche Macht sie über mich hat.

„Ich bin immer noch derselbe Junge, bloß ein wenig Erwachsener und mit ein paar Erinnerungen mehr, Al."

Sie sieht mich an aus ihren blauen Augen, wie schon so oft, seitdem ich sie kennengelernt habe. Doch in diesem Augenblick kommt es mir zum ersten Mal so vor, als würde sie mich wirklich sehen. Jeden einzelnen Teil von mir, auch die, die ich mühsam hinter Käfigtüren sperre.

„Ich habe manchmal einfach das Gefühl, dass ich dich nie wirklich begreifen werde", murmelt sie nachdenklich. „Es gibt da diesen Jungen auf der Bühne, der scherzt und wirklich Spaß hat. Und dann gibt es diesen Jungen, so viel leiser, der mich gerade in seinen Armen hält und einfach so anders ist."

„Das bin aber beides ich."

Sie schenkt mir ein Lächeln. „Das weiß ich. Ich mag beide Versionen von dir gerne, das ist es auch gar nicht. Ich bin heute einfach ein wenig überrascht gewesen, wie anders du auf der Bühne gewesen bist."

„Deswegen die ganzen Fragen über den Jungen, der ich vor One Direction gewesen bin?", hake ich leise nach.

Sie nickt bloß stumm und ich hebe sanft ihr Kinn in die Höhe, damit sie meinem Blick nicht ausweichen kann.

„Al?"                                                                                                                        

„Hazza?"

„Ich werde dir irgendwann einmal alle Orte in Holmes Chapel zeigen, die mir etwas bedeuten", flüstere ich. „Vielleicht verstehst du mich dann ein wenig besser."

Sie sieht mich unsicher an. „Versprochen?"

„Versprochen", sage ich mit klopfendem Herzen. Ich glaube, ihr ist nicht einmal bewusst, dass sie das erste Mädchen ist, von dem ich möchte, dass es jeden Teil von mir kennt.

Ich vereine unsere Lippen, bis ich davon überzeugt bin, dass jede Faser ihres Herzens meine Worte aufgenommen haben.

„Lass uns wieder reingehen", murmele ich schließlich, als Ally trotz unserer behelfsmäßigen Decke Gänsehaut auf den Armen hat. „Du frierst mir sonst noch zu einem Schneemann zusammen."

„Mir ist nicht kalt", protestiert sie leise, während ich mit ihr in den Armen aufstehe und sie dann auf die Füße stelle. „Das ist nicht der Grund, warum – Mir ist wirklich nicht kalt."

Ich lache leicht, weil sie keinen Sinn ergibt und nehme einfach ihre Hand in meine. „Du bist das größte Rätsel dieser Welt, Allison Baker."

„Bin ich gar nicht", entgegnet sie augenverdrehend.

„Doch, das bist du", versichere ich ihr. „Und ich werde alles tun, um dieses Rätsel zu lösen."

Der Sonnenaufgang taucht uns in warmes Licht, während wir die Dachterrasse verlassen und damit unsere eigene kleine Welt. Im Aufzug wird mir bewusst, dass wir uns bereits wirklich in den frühen Morgenstunden befinden. Die Zeit ist schneller verflogen, als ich gedacht hätte und dennoch bin ich noch nicht müde, als wir schließlich im Hotelzimmer ankommen.

Achtlos ziehe ich mir das Shirt sowie die Jogginghose aus und werfe die Kleidungsstücke quer durchs Zimmer, bevor ich mich aufs Bett fallen lasse. Erst in diesem Moment wird mir bewusst, dass Ally mich mit roten Wangen anstarrt und keinen Schritt in das Zimmer gemacht hat.

„Ich äh, ich schlafe immer höchstens in Boxershorts", murmele ich und fahre mir durch die Haare. „Aber wenn du willst, kann ich die Jogginghose auch wieder anziehen."

Sie macht ein paar zögerliche Schritte in Richtung des Bettes. In Richtung von mir. „Das ist nicht das Problem."

„Was ist es dann, Al?"

„Erinnerst du dich an das Gespräch, dass ich dich erst näher kennenlernen muss, bevor ich –" Sie räuspert sich. „ – du weißt schon."

„Bevor du mit mir schläfst?", ergänze ich gespielt beiläufig, während mein Herz explodiert und das Blut meines Körpers in gefährliche Regionen wandert.

„Nein, bevor ich mit dir Skat spiele", erwidert Ally trocken, was mich zum Lachen bringt. „Natürlich bevor wir miteinander schlafen."

Ich nehme ihre Hand vorsichtig in meine und verschränke unsere Finger miteinander. „Ich erinnere mich daran und weiß auch, dass ich dir versprochen habe zu warten. Glaubst du echt, dass ich das nicht tue?"

„Nein", meint sie mit einem halben Grinsen. „Es ist nur so, dass ich glaube, dass ich dich jetzt gut genug kenne. Schätze ich."

„Oh", stoße ich aus, während ich sie unsicher ansehe.

Ally beißt sich auf die Unterlippe. „Es sei denn, du willst nicht?"

Alleine die Idee ist so absurd, dass ich anfangen muss zu lachen. „Ich bitte dich, Al. Als würde ich das nicht wollen."

Sie drückt kurz meine Hand, während ihr Blick unsicher auf meine Boxershorts hinabwandert, die meine Gedanken ohnehin spätestens jetzt verraten hätten. „Also."

„Also", murmele ich.

Wir schweigen, während ich mich ein wenig in Allys Richtung beuge. Bevor ich meine Lippen jedoch auf ihre lege, stocke ich und sehe sie unsicher an. „Also – ich küsse dich jetzt, okay?"

„Okay. Mach es einfach ohne Ankündigung, das ist nämlich irgendwie merkwürdig."

Lachend lege ich meine Hand an ihre Wange und genieße es einen Augenblick einfach, sie ansehen zu dürfen. Das Funkeln in ihren Augen strahlt wie tausend Welten, doch gerade brauche ich nur diese hier. Dann lehne ich mich noch ein wenig vor, bringe die letzten Millimeter zwischen uns zum Einsturz und baue unser eigenes Universum.

„Sorry", murmele ich, als ich nur ihren Mundwinkel erwische.

Lachend zieht Ally mich näher an sich heran und vereint unsere Lippen miteinander.

Während die Sonne aufgeht und die Welt langsam aus ihren Träumen erwacht, erschaffen wir unsere ganz eigenen. Während ich sie küsse, während ich sie liebe, wird mir bewusst, dass es noch so viele Augenblicke gibt, die ich mit Ally erleben will. Gerade jedoch will ich nichts weiter, als all die Wunder ihres Körpers zu begreifen.

Es ist anders, als ich erwartet habe und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen bin. In dieser Nacht in Liverpool lachen wir viel, fluchen ein wenig und verstehen uns ohne Worte. Es ist wunderschön.

Am unglaublichsten ist jedoch das Mädchen, das sich danach in meine Arme kuschelt und selig schläft, während ich vor Glück nicht einmal die Augen schließen kann. Ich habe nicht vor, sie jemals wieder loszulassen.

_________________

Ihr Lieben,

Einige dieser Versprechen aus diesem Kapitel sind nicht ganz unerheblich, also merkt sie euch ;)

Glaubt ihr, dass Ally nach London gehen oder in Manchester bleiben wird?

Wie würdet ihr euch an ihrer Stelle entscheiden?

Übrigens, bevor ich hier noch schmelze: Irgendwelche Tipps, wie man mit dieser unerträglichen Hitze umgehen kann?

Wenn euch das Kapitel gefallen hat, dann hinterlasst doch bitte ein kleines Sternchen ;)

Bis zum nächsten Mal.

Ipagpatuloy ang Pagbabasa

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