Serendipity || h.s. ✓

By dezemberwind

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„Er war ihr Abenteuer und ihr Untergang zugleich." Harry Styles hat genug von der Liebe. Doch dann befindet e... More

vorwort
prelude
prolog
1 | sonorous
2 | languid
3 | quiescent
4 | murmur
5 | halcyon
6 | plethora
7 | caprice
8 | nebolous
9 | maladroit
10 | coruscate
11 | dulcet
12 | desultory
13 | radiant
14 | Susurration
15 | suffuse
17 | penumbra
18 | felicity
19 | coalesce
20 | surreptitious
21 | effervescent
22 | mellifluous
23 | pyrrhic
24 | cynical
25 | inexorable
26 | resonant
27 | evocative
28 | felicity
29 | resplendent
30 | petrichor
31 | enchanted
32 | vestige
33 | beguile
34 | afar
35 | enrapture
36 | moiety
37 | amorphus
38 | crescent
39 | shriek
40 | zenith
41 | coarse
42 | dalliance
43 | inexorable
epilog
danksagung

16 | ebullient

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By dezemberwind

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e b u l l i e n t

februar 2013

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Allison || Laute Musik ist das erste, was mir entgegenschallt, als ich mit unsicheren Schritten auf das Haus zugehe, dass sich perfekt in die Nachbarschaft einschmiegt.

Mein Herz klopft wie verrückt und am liebsten wäre ich aus Panik direkt wieder umgedreht, denn auf einer Party aufzutauchen ist ohnehin nicht eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Auf einer Party aufzutauchen, auf der bloß fremde Menschen sind, gehört zu meinen schlimmsten Alpträumen.

Doch Harry zuliebe atme ich dreimal tief durch und betätige dann die Türklingel. Während ich warte, zupfe ich unsicher an dem schwarzen Kleid, das Jil mir angedreht hat. Es ist bisher immer in den Weiten meines Kleiderschranks untergegangen und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn es dort auch noch eine Weile geblieben wäre. Aber meine beste Freundin hat mich davon überzeugt, dass man bei einer Party bei Harry Styles nicht einfach in Jogginghose auftauchen kann.

Als die Tür nach drei weiteren Klingelversuchen endlich geöffnet wird, bin ich erleichtert über meine Kleidungswahl, denn ich bin trotz des Kleides immer noch eine derjenigen, die am dezentesten gekleidet sind. Überall funkeln mir Outfits entgegen und bei einigen Mädchen bin ich mir nicht sicher, ob ihre Kleider überhaupt noch als welche bezeichnet werden können, so viel Bein wie sie zeigen. Sofort bin ich neidisch auf sie, denn nie im Leben hätte ich mich getraut, so etwas anzuziehen und sie sehen allesamt fantastisch aus.

„Komm rein, komm rein", brüllt mir ein Fremder entgegen und legt mir wie selbstverständlich einen Arm um die Schulter, während er mich ins Innere des Hauses zieht. Seine Stimme kommt mir seltsam bekannt vor, aber ich kann sie niemandem zuordnen. „Nur nicht schüchtern, meine Liebe. Immer hereinspaziert."

Der Dunkelhaarige schenkt mir ein breites Lächeln, welches ich unsicher erwidere. Ich lasse meine Jacke auf den Haufen neben der Tür fallen, der bereits deutlich gewachsen ist in den letzten Stunden. Meine Reisetasche, die gefährlich spannt, die Fahrt jedoch noch erfolgreich hinter sich gebracht hat, folgt sogleich.

„Ich bin wegen Harry hier", erkläre ich, nachdem ich kurz abgewogen habe, ob ich meine Schuhe loswerden sollte. Im Gegensatz zum Rest der Partygesellschaft bin ich in schwarzen Boots unterwegs, aber das ist wahrscheinlich immer noch besser, als barfuß durch das Gebäude zu stapfen. „Ist er hier?"

Mein Gegenüber lacht schallend und zwinkert mir zu. „Das hier ist Harrys Geburtstagsparty. Wir sind alle wegen ihm hier."

„Stimmt, dumme Frage", murmele ich mit roten Wangen, was er aufgrund der Lautstärke sicherlich nicht verstehen kann. „Weißt du, wo er ist?"

„Das letzte Mal habe ich ihn in der Küche gesichtet, wo er mit einem Kübel Eiswürfel gekämpft hat", erwidert der Dunkelhaarige. „Soll ich dich zu ihm bringen?"

„Musst du nicht", entgegne ich ausweichend, während ich ihm nicht in die Augen sehen kann. Ich bin noch nie jemand gewesen, der sich irgendwem aufgedrängt hat.

„Mache ich doch gerne. Ist doch selbstverständlich", meint er. „Ich bin übrigens Nick. Aber du kannst auch Grimmie sagen."

„Der aus dem Radio?", quietsche ich, bevor ich mich selbst dafür treten könnte. „Sorry, das ist total unhöflich, aber ich bin süchtig nach Musik."

Nick lacht erneut. „Ja, genau. Der komische Typ aus dem Radio. Und du bist?"

„Sorry, ganz vergessen." Meine Wangen werden nur noch röter, doch ich hoffe, dass er es auf die Hitze in der Wohnung schiebt. „Ich bin Ally."

„Ally, hm? Freut mich sehr, dich kennenzulernen", erwidert Nick und beginnt uns einen Weg durch den Flur zu bahnen, in dem sich bereits einige Leute lautstark unterhalten. „Woher kennst du Harry?"

„Lange Geschichte. Ich bin eigentlich eher eine flüchtige Bekannte", weiche ich aus, doch der Radiohost sieht mich nur noch umso neugieriger an.

„Meinst du, dass du sie mir irgendwann mal erzählen kannst?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Wahrscheinlich sollte dir das lieber Harry erzählen. Ich bin mir nicht sicher, wie viel Infos ich über die Begegnung herausgeben darf. Sorry."

Die Angst, dass ich ihn damit vor den Kopf gestoßen haben könnte, verschwindet, als ich sein breites Lächeln sehe.

„Alles cool, Ally. Es ist schön zu sehen, dass du nicht direkt alles Private über Harry ausplauderst", entgegnet Nick und zieht mich durch das Wohnzimmer, in dem bereits einige Leute sich fröhlich zur Musik bewegen.

„Passiert das oft? Das Leute einfach Dinge über Harry jedem erzählen?"

Er rümpft die Nase. „Leider ja."

Ich nicke stumm, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Gespräche mit Fremden sind mir noch nie leicht gefallen und auch wenn Nick eine nette Art an sich hat, bin ich froh, als wir endlich die Küche betreten.

Dort ist Harry gerade dabei, fluchend vor seiner Tiefkühltruhe zu stehen und an ihr zu rütteln, bis er schließlich ein Paket Eiswürfel herauszieht.

„Hey Hazza", rufe ich gerade laut genug, dass er mich noch hören kann.

Sobald er sich umdreht, fällt sein Blick auf Nick und mich. Das Lächeln auf seinem Gesicht könnte meinem Konkurrenz machen. Er lässt die Auswürfel unbeachtet auf der Arbeitsplatte liegen und zieht mich in seine Arme. Sofort ist mir warm.

„Hey Al", lächelt er und küsst mich dann so langsam, als hätten wir alle Zeit der Welt.

„Flüchtige Bekannte, hm? Schon klar", kommentiert Nick lachend, als Harry mich wieder loslässt. „Dann lass ich euch beide Mal alleine. Die Eiswürfel müssen auch dringend mal Auslauf bekommen und wer wäre ich, wenn ich sie nicht an die Gäste verteilen würde?"

„Danke, dass du mir meine Freundin gebracht hast, Grimmie", ruft Harry ihm lachend hinterher, während der Radiohost wieder ins Wohnzimmer verschwindet.

„Herzlichen Glückwunsch, Birthdayboy", murmele ich lächelnd.

Harry legt die Arme um mich und scheint die neugierigen Blicke der anderen Anwesenden gar nicht wahr zu nehmen. Ich hingegen fühle mich, als würden tausend Kameras mich ablichten und winde mich unbehaglich, bis er seine Umarmung verstärkt.

„Danke, Al. Du bist übrigens mein bestes Geburtstagsgeschenk", flüstert er mir ins Ohr.

Ich verdrehe lachend die Augen und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Tut mir übrigens leid, dass ich so spät komme."

Harry runzelt die Stirn und sieht dabei so süß aus, dass ich den Anblick einen Augenblick einfach genieße In diesen Momenten wirkt er nicht wie derjenige, der tausende Mädchen zu seinen Füßen liegen hat, sondern bloß wie ein Junge, der ebenfalls noch nicht ganz verstanden hat, wie genau das Leben eigentlich funktioniert. „Du bist doch pünktlich."

„Ich habe nicht gesagt, dass ich zu spät bin, sondern bloß, dass ich gerne eher gekommen wäre", grinse ich. „Ich bin immer pünktlich, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Im Gegensatz zum Rest meiner Familie."

Er klaut sich lächelnd einen Kuss von meinen Lippen. „Das ist überraschend."

„Wieso?", frage ich ihn verwirrt, während ich immer noch versuche, die neugierigen Blicke um uns herum auszublenden. Glücklicherweise sind es deutlich weniger geworden und die meisten sind bereits wieder in ihre eigenen Gespräche vertieft.

„Weil meine Exfreundin grundsätzlich zu spät kam." Harry lacht verlegen und fährt sich durch die Haare. „Das hätte ich dir nicht erzählen sollen, denn auf Dates redet man wahrscheinlich nicht über seine Expartner."

„Keine Sorge, genau genommen ist das nur deine Geburtstagsparty und kein Date." Lächelnd verschränke ich meine Finger in seinem Nacken. „Und meine Liste der Expartner ist ohnehin nicht sonderlich lang, also wirst du nicht viele Geschichten von mir bekommen."

„Meine auch nicht", entgegnet Harry.

Ich verdrehe die Augen. „Das glaube ich dir nicht."

„Wieso nicht?" Harry zieht mich aus der Küche in einen Raum, in dem sich bereits einige Geschenke sammeln. Stumm nimmt er mir meines aus der Hand, das ich schon seit dem Eintreten wie eine Rettungsleine umklammere und legt es zu dem Haufen. „Weil alle Musiker tausend Liebschaften haben müssen?"

Seine Stimme klingt ungewohnt bitter, so habe ich ihn noch nie gehört. Ich versuche, ihn anzusehen, doch er weicht meinem Blick gekonnt aus und beschäftigt sich stattdessen damit, ein Geschenk ein wenig zur Seite zu schieben, obwohl ohnehin noch genug Platz auf dem Präsenttisch ist.

„Soll ich das Geschenk jetzt aufmachen, Al?"

Mein Herz klopft wie verrückt, während ich an den Inhalt denke. „Nein, lieber später, wenn wir alleine sind, okay?"

Er nickt schweigend und lehnt sich dann gegen eines der Regale, wobei er mich immer noch nicht wirklich ansieht.

„Das war übrigens gerade nicht negativ gemeint", murmele ich und verschränke meine Finger vorsichtig mit seinen. Sie passen perfekt ineinander. „Ich kann mir bloß schwer vorstellen, dass du nicht andauernd eine Freundin hast. Dafür bist du zu..."

Die Musik dringt immer noch durch jeden Raum des Hauses, laut und unerschütterlich, aber gerade wirkt sie ein wenig wie hinter einem Schleier verschwunden, während sich bloß Harry und ich in diesem kleinen Raum aufhalten, der ansonsten wahrscheinlich als Abstellkammer genutzt wird.

Ich bin froh darüber, dass wir alleine sind, denn dieses Gespräch will ich nicht in Anwesenheit der glotzenden Menge führen.

„Zu?", erkundigt er sich, als ich abbreche.

Mit roten Wangen weiche ich ihm aus. „Du bist zu du. Du weißt schon, charmant, gutaussehend, manchmal ein wenig nervig, aber ansonsten doch wirklich toll."

Lachend zieht Harry mich in seine Arme und als er mich dieses Mal küsst, schließe ich die Augen. Es gibt nichts Schöneres, als immer wieder seine Lippen auf meinen spüren zu dürfen.

Dafür habe ich die dreistündige Reise nach London unheimlich gerne auf mich genommen.

Dafür würde ich bis ans Ende der Welt reisen.

„Mein Leben ist für Beziehungen nicht so gut geeignet", gibt Harry schließlich leise zu, nachdem wir wieder zu Atem gekommen sind. Dennoch hält er mich immer noch umschlungen, als hätte er nicht vor, mich je wieder loszulassen. „Zu wenig Zeit und zu viele Mädchen, die es nicht ehrlich meinen. So viele sind einfach bloß an Harry Styles interessiert. Außerdem..."

„Außerdem?"

„Wenn ich mit jemandem ausgehe, dann meine ich es immer ernst, aber mit meinem Leben so einen kennenzulernen, ist nicht so einfach." Harrys Hände malen sanfte Kreise auf meinen Rücken, während ich mich an ihn lehne und meinen Kopf über sein schnell schlagendes Herz lege. „Ich bin niemand, der bloß Mal für ein paar Wochen eine Beziehung anfängt. Mit meiner Exfreundin Anna war ich jahrelang zusammen, bis ich dann zu X Factor gegangen bin. Und danach gab es nie wirklich jemanden, der mich interessiert hat."

Harry stockt kurz und ich sehe wieder zu ihm auf, bloß um zu sehen, dass er mich bereits mit einem unsicheren Lächeln mustert. „Niemanden, bis ich dich getroffen habe, Al."

Mein Herz stürzt tausend Meilen in den Abgrund herunter, während es gleichzeitig Flügel bekommt.

„Ich bin froh, dass du das so siehst", flüstere ich.

Wahrscheinlich hört er meine Worte über die Lautstärke der Musik nicht einmal, so leise wie sie sich in die Freiheit schleichen. Wahrscheinlich sieht er bloß wie sich meine Lippen bewegen, ein Geheimnis in der Dunkelheit der Nacht. Wahrscheinlich wird Harry nie wissen, was ich ihm eigentlich sage.

Doch eigentlich ist all dies auch egal, denn als ich meine Lippen auf seine lege und er den Kuss ebenfalls voller Verlangen erwidert, brauchen wir keine Worte mehr. Wir fühlen bloß, einander und das Leben, und manchmal ist das besser als alles andere.

„– Ahnung, wo ihr eure beschissene Sahne versteckt habt, Lou. Wohne ich hier oder du?"

Die Tür der Abstellkammer wird schwungvoll aufgerissen und eine brünette Schönheit tritt fluchend in den kleinen Raum. Als sich ihre braunen Augen auf Harry und mich legen, bleibt sie ruckartig stehen.

„Sorry, wart ihr beschäftigt?"

Harry räuspert sich. „Nein überhaupt nicht."

Harrys rascher Atem straft ihn tausend Lügen, doch wenn das Mädchen nicht ganz doof ist, hat sie ohnehin schon die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Seine Haare sehen aus, als wäre er in einen Wirbelsturm geraten und meine Frisur gewinnt gerade sicherlich auch keinen Schönheitswettbewerb. Ganz zu schweigen zu meinen Händen, die ihm gerade hastig wieder sein T-Shirt herunterziehen.

„El, das ist Ally", stellt Harry mich vor. „Ally, das ist Lous Freundin Eleanor."

In diesem Moment kommt Louis in die Kammer gestürzt und bleibt ebenso überrascht stehen wie das Mädchen vorhin.

„Lou kennst du ja bereits, Al."

„Oh ja, wir haben uns bereits kennengelernt, wobei ihr da so aneinander gehängt habt, dass ich Alpträume davon hatte. Also vielleicht war Ally da anderweitig in Gedanken", kommentiert Louis trocken.

Mein Gesicht fängt an zu brennen und Eleanor funkelt Louis an. „Jetzt verschreck Ally doch nicht gleich."

„Ich suche doch bloß diese beschissene Sahne." Louis hebt unschuldig die Hände in die Luft, was über sein breites Grinsen nicht hinwegtäuschen kann. „Die habt ihr beiden doch gerade hoffentlich nicht in irgendwelchen Sexspielchen benutzt, oder Haz?"

„Lou, du bist so ein Idiot. Wieso gebe ich mich überhaupt mit dir ab?", flucht Eleanor und pikst ihm lachend in die Wange.

„Internationales Popstarimage", entgegnet ihr Freund.

„Sorry, aber das ist ja vollkommen überholt." Eleanor streckt Louis die Zunge heraus und hakt sich dann bei mir unter. „Komm, Ally, sollen die beiden doch die Sahne finden. Wir haben besseres zu tun."

Ich werfe Harry einen überforderten Blick zu, den dieser jedoch nicht einmal mehr bemerkt, weil er sich bereits seufzend mit Louis auf die Suche nach Sahne stürzt.

Eleanor drückt mir in der Küche ein Glas Bowle in der Hand und erzählt mir dann so selbstverständlich etwas aus ihrem Leben, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen.

„Also was glaubst du, sollte ich mich bei Lani entschuldigen? Oder ist meine Mitbewohnerin selbst schuld, dass sie über meine Schuhe stolpert?" Eleanor sieht mich fragend an, während sie den Stab in ihrem Cocktail kreisen lässt.

„Ich schätze, dass sie schon Recht hat", gebe ich langsam zu, während ich gleichzeitig befürchte, sie vor den Kopf zu stoßen. „Aber ich kann dich auch verstehen, Ordnung ist auch nicht so meine Stärke."

Lachend legt die Studentin mir einen Arm über die Schulter. „Ich sehe schon, wir werden uns blenden verstehen, Ally. Das ist gut, denn wir werden wahrscheinlich eine Menge Zeit miteinander verbringen."

„Wirklich?" Überfordert sehe ich sie an und füge dann eilig hinzu: „Ich meine nicht, dass das schlecht wäre."

„Wirklich", entgegnet sie und nimmt einen großen Schluck ihres Cocktails. „One Direction hat es an sich, Termine grundsätzlich länger zu ziehen als nötig und Backstage warten zu müssen ist so viel spaßiger, wenn man Begleitung hat. Außerdem hast du doch sicherlich vor, Harry mal auf Tour zu besuchen?"

„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", gebe ich zu. „Es ist nicht so, als hätte er mal irgendetwas in dieser Richtung erwähnt. Vielleicht will Harry das auch nicht."

Sie verdreht lachend die Augen. „Ich bitte dich, Ally. Er ist sowas von in dich verschossen und sieht dich mit diesem Dackelblick an, den man gar nicht nachmachen kann. Den hat er zu Schulzeiten schon immer drauf gehabt."

„Du kennst Harry also schon von früher?", frage ich neugierig.

„Unsere Familien kennen sich seit Ewigkeiten. Wir haben uns von Zeit zu Zeit immer mal wieder gesehen." Sie nippt erneut an ihrem Cocktail. „Harry hat Lou und mich verkuppelt. Kennst du die Geschichte noch nicht?"

Überraschenderweise ist es erstaunlich einfach, mich mit Eleanor zu unterhalten und es dauert nicht lange, bis ich auftaue. Sie ist so locker, dass selbst ich keine Probleme habe, mich mit ihr zu unterhalten und schon nach wenigen Minuten sehe ich mich nicht mehr hilfesuchend nach Gastgeber der Geburtstagsparty um, sondern genieße die Unterhaltung einfach.

„Wo ist eigentlich der Rest von One Direction? Ich dachte, dass Harry alle eingeladen hätte?", frage ich Eleanor schließlich, die mittlerweile dazu übergegangen ist, Erdnüsse durch die Küche zu werfen.

Ich folge ihrem Beispiel nach kurzem Zögern und muss zugeben, dass es durchaus Spaß macht, zu versuchen, die Nüsse in einem benutzten Glas zu versenken.

„Sicherlich hat er das. Die fünf hocken selbst in ihrer freien Zeit andauernd aufeinander, das ist manchmal wirklich unnormal", erzählt sie mir grinsend. „Sie wären sicherlich hier, wenn sie in England wären. Aber Niall ist momentan noch auf einen Abstecher in Irland, Liam mit Dani auf Ibiza im Urlaub und Zayn ist eben Zayn."

Ich runzele die Stirn. „Was bedeutet?"

„Verschwunden, bis die Tour wieder losgeht. Wahrscheinlich hat er sich in einem seiner Häuser versteckt und das Handy ausgestaltet, damit er in Ruhe malen kann. Partys sind nicht unbedingt seins."

Eine weitere Nuss gleitet durch meine Hand, verfehlt das Ziel jedoch um einen halben Meter.

„Ich bin auch nicht der größte Partyfan", gebe ich zu.

„Zu viele neugierige Blicke?"

„Heute definitiv", meine ich. Das ist nicht mein erster Gedanke gewesen, denn ich bin auch an normalen Tagen niemand, der sich gerne unter viele Leute begibt, aber all die fremden Menschen und ihre fragenden Mienen tragen zu meinem Partyhass bei.

Eleanor sieht mich grinsend an. „Beim ersten Mal habe ich mich andauernd gefragt, ob mir irgendwie ein Popel aus der Nase hängt oder ob ich Klopapier unter den Füßen habe. Bis ich dann verstanden habe, das es an Louis liegt."

Vier weitere Nüsse wagen einen Flugversuch zur gleichen Zeit, weil Eleanor schwört, dass sich so ihre Chancen verbessern. Tatsächlich schafft sie es jedoch nicht, das Ziel auch nur einmal zu treffen.

„Wird das irgendwann besser?"

„Nein, nicht wirklich. Heute Abend ist es noch wirklich entspannt, weil bloß Freunde hier sind", erwidert sie. „Witzig wird es dann, wenn dich Wildfremde anglotzen."

Schluckend sehe ich sie an. „Gewöhnt man sich daran?"

„Ebenfalls nein", lacht sie.

Ich seufze.

„Keine Sorge, Ally." Sie legt mir einen Arm um die Schulter und sieht mich aufmunternd an. „Irgendwie kommt man damit klar. Louis ist es wert und ich bin sicher, dass Harry das auch ist. Außerdem wird es zumindest auf den internen Partys keinen mehr interessieren, dass du mit ihm knutschst. Sie sind alle bloß neugierig, weil sie dich nicht kennen."

Ich bin mir nicht sicher, ob mich das beruhigen soll. Falls dies ihr Ziel ist, ist es nicht wirklich von Erfolg gekrönt, denn mein Herz klopft immer noch, während meine Schultern sich verkrampfen.

Die Anspannung entweicht erst, als Harry mir von hinten seine Arme um den Rücken schlingt und meinen Nacken mit sanften Küssen übersieht.

Lächelnd drehe ich mich um, damit ich ihn ansehen kann. „Na, habt ihr die Sahne gefunden?"

„Nein, denn Louis ist für den Einkauf verantwortlich gewesen und hat sie anscheinend vergessen. Das ist ihm aber erst eingefallen, als wir selbst ganz oben hinter den Nudeln gesucht haben", grummelt er und sieht augenverdrehend zu seinem besten Freund herüber, der sich keiner Schuld bewusst zu sein scheint.

Stattdessen nimmt er Eleanor bloß grinsend ein paar der Erdnüsse ab und beginnt ebenfalls, diese im Glas zu versenken.

„Angeber", flucht die Studentin, als Louis direkt die erste Nuss im Ziel versenkt.

„Ich treffe eben –"

Eleanor hält ihm lachend den Mund zu. „Keiner hier will deine versauten Gedanken hören, Lou."

„Ach ja? Gestern Nacht hast du da noch was ganz anderes gesagt", entgegnet ihr Freund zwinkernd und verwickelt sie in einen Kuss, der mich direkt woanders hinsehen lässt.

„Ich verstehe jetzt, was du damit meinst, das die beiden kein Problem damit haben, sich aufzuessen, wenn du im Raum bist", meine ich zu Harry, der daraufhin schallend zu lachen beginnt.

„Hast du Lust mit mir zu tanzen?", flüstert er mir ins Ohr, wobei sein warmer Atem eine Gänsehaut über meinen Körper rieseln lässt.

„Sicher."

Harry sieht mich überrascht an. „Wirklich, Al?"

„Ja", lache ich. „Ich bin zwar im Gegensatz zu Seth kein professioneller Balletttänzer, aber ich bin auch nicht schlecht."

Er verschränkt unsere Hände und zieht mich dann durch das gut gefüllte Wohnzimmer in den Bereich, wo bereits einige Leute durch den Raum wirbeln.

Sobald ich die Musik in meinem Körper spüre, mich von ihr lebendig machen lasse, verschwinden all die Gedanken an die neugierigen Blicke, die mir auf jedem Schritt folgen. Auf der Tanzfläche verwandele ich mich von dem Mädchen, das nichts mehr hasst als Aufmerksamkeit, in eine Version meiner Selbst, dem all dies nicht mehr wichtig ist.

Es zählt bloß der Bass unter meinen Füßen, das Kribbeln in meinen Fingerspitzen und Harry.

"Du bist gut, Al."

„Und du furchtbar, Hazza." Ich lache ausgelassen, während er mich einmal um die Achse dreht und ich mich wirbelnd wieder in seinen Armen wiederfinde. „Aber keine Sorge, ein paar Jahre Tanzunterricht und dann bekommen wir das auch hin."

Neugierig sieht er mich aus seinen Augen an, die heller funkeln als alle Sterne. „Hast du welchen gehabt?"

„Zwei Mal die Woche."

Die Musik dringt durch meine Adern, bringt mich zum Bewegen und lässt meine Gedanken schweigen. Sie ist meine persönliche Droge, meine Flucht von der Wirklichkeit und gleichzeitig könnte ich mich nicht mehr am Leben fühlen.

„Wieso weiß ich davon nichts, Al?"

Ich zucke mit den Achseln. „Du hast nie gefragt."

„Warum hast du es mir nicht einfach erzählt?"

„Keine Ahnung, wahrscheinlich dachte ich einfach, dass es dich nicht interessiert", gebe ich zu. „Wollen wir jetzt tanzen oder nicht?"

Lachend wirbelt er mich weiter durch das Wohnzimmer, bis wir beide eine Pause brauchen. Dann mischen wir uns unter die Gäste, wobei er mich immer hinter sich herzieht und nicht einen Augenblick lang meine Hand loslässt.

Harry wirkt den ganzen Abend unwahrscheinlich glücklich und scherzt mit allen, als wären sie seine besten Freunde. Die meisten sind wirklich nett und schließen mich in ihre Gespräche ein, aber ich bin dennoch froh, als es leerer wird und schließlich der letzte Gast, nicht wirklich überraschend Nick, sich verabschiedet.

„Was bitte hast du alles eingepackt?", fragt Harry mich schließlich lachend, als er meine Reisetasche hochhievt.

Ich grinse. „Bloß mein halbes Zimmer."

„Man könnte meinen, dass du direkt einziehen willst", scherzt er, was einen verdächtigen Rotschimmer auf meine Wangen zaubert.

Stumm folge ich ihm durch die Wohnung, während ich unauffällig die Umgebung mustere, denn ich habe bisher keinen der privaten Räume gesehen.

„Du kannst dich hier umziehen. Das ist größer als das Gästebad", meint Harry schließlich, nachdem er mich in das Bad seines Schlafzimmers geführt hat.

Alleine das Gästebad hat sicherlich fast die Größe meines Kinderzimmers, wie ich während des Abends festgestellt habe, aber ich bin zu müde, um ihn darauf hinzuweisen. Stattdessen schließe ich bloß hinter mir ab und schlüpfe dann in meinen Schlafanzug. Die alte Jogginghose und das weite T-Shirt sind alles andere als verführerisch, aber viel zu bequem, weswegen ich Jills Vorschlag von einem knappen Nachthemd eindeutig abgelehnt habe. Wenn Harry mich mag, dann wird er mit dem kitschigen Eisbärenoberteil vorlieb nehmen müssen.

Als ich wieder ins Schlafzimmer zurückkehre, stelle ich fest, dass Harry sich ebenfalls bereits umgezogen hat und auf dem Bett sitzt. Statt seines Hemdes trägt er nun bloß ein einfaches T-Shirt und seine Lieblingshose, die voller Löcher ist.

Seine Stirn wird von tiefen Falten geprägt, während er auf sein Handy herunterstarrt, als würde es ihm tausend Rätsel aufgeben.

„Alles okay?", frage ich leise.

Sobald er meine Stimme hört, sieht er zu mir hoch und versucht sich an einem Lächeln, das ein wenig verrutscht. „Ja, sicher."

„Du klingst nicht wirklich überzeugend." Ich setze mich vorsichtig neben ihn auf die Matratze. „Was ist los?"

Er lässt sich auf den Rücken fallen und starrt dann einen Augenblick lang stumm auf die Schlafzimmerdecke. Dann tasten seine Hände blind, bis sie meine Finger finden und ich streiche beruhigend mit dem Daumen über seinen Handrücken.

„Ich dachte bloß, dass mein Dad angerufen hat", flüstert Harry. „Aber wahrscheinlich hat er einfach viel auf der Arbeit zu tun gehabt. Er ruft dann sicherlich morgen an."

Ich schlucke, während ich versuche, seine Worte zu verarbeiten. Ich habe in den letzten Wochen immer öfter mitbekommen, wie Harry auf einen Anruf seines Vaters gewartet hat und dann dennoch versetzt wurde. Aber erst jetzt wird mir bewusst, wie verkorkst das alles wirklich ist. Es ist sein Geburtstag und nicht einmal eine jämmerliche Textnachricht scheint sein Dad auf die Reihe zu bekommen. Zum ersten Mal verspüre ich wirkliche Wut auf diesen Mann und wünschte, er würde selbst einmal sehen können, wie gebrochen Harry in diesen Momenten aussieht. Doch das tut er nicht, denn er ist wieder einmal ganz woanders, während sein Sohn sich bloß einen Vater wünscht.

„Sicherlich tut er das", flüstere ich und versuche überzeugt zu klingen.

Ich lasse mich ebenfalls auf den Rücken fallen und lehne meinen Kopf an seine Schulter, woraufhin er mir einen Kuss auf die Stirn gibt.

Einige Momente schweigen wir bloß, während die Sekunden weiterwandern und die Welt nicht weiter entfernt sein könnte.

„Du willst wahrscheinlich schlafen", flüstert Harry und rollt sich vom Bett herunter. „Ich gehe dann mal."

Verwirrt sehe ich ihn an. „Wohin gehst du bitte?"

„Ich muss das Sofa noch beziehen, sonst habe ich mir morgen den Rücken ausgerenkt."

Langsam beginne ich zu verstehen, worauf er hinauswill und halte ihn hastig fest, als er Anstalten macht, sein Schlafzimmer zu verlassen.

„Das Sofa ist doch total verklebt vom ganzen Alkohol."

Er zuckt mit den Achseln. „Das stört mich nicht, Al. Keine Sorge."

„Ich lasse dich in deinem eigenen Haus sicherlich nicht auf dem Sofa schlafen."

„Ich kann auch bei Lou pennen, wenn dir das besser gefällt", meint Harry, während er ein Gähnen unterdrückt.

„El ist da. Die beiden freuen sich sicherlich, wenn du dich als Übernachtsungsgast einlädst", merke ich trocken an.

„Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Außerdem würde ich mir das auch lieber ersparen, bevor ich ganz traumatisiert werde." Harry lacht leicht und fährt sich durch die Haare. „Aber wir haben auch irgendwo noch eine Luftmatratze und –"

Ich ziehe ihn wieder zu mir herunter auf das Bett, was ihm kurz die Worte abschneidet und sehe ihn dann mit roten Wangen an, während mein Herz einen Marathon rennt.

„Hazza, ich versuche dir hier gerade indirekt zu sagen, dass ich mit dir in einem Bett schlafen will. Das ist nicht einfach für mich, also mach es bitte nicht noch schwerer, in denen du hier tausend Lösungsvorschläge findest."

„Oh", stößt er aus und sieht mich dann so überrumpelt an, dass ich lachen muss.

Er murmelt etwas Unverständliches und zieht mich dann fest in seine Arme, bevor er meinen Hals mit Küssen übersieht.

„Ich schätze, dass ich dann wohl in meinem Bett schlafen werde, Al."

„Ich – " Räuspernd versuche ich meine Worte zu finden. „Ich will bloß nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst, okay? Ich werde nicht mit dir schlafen, also schon im gleichen Bett, aber nicht mit dir."

Meine Gesicht fühlt sich an, als würde ich jeden Moment verbrennen und das Harry mir grinsend seine Hand an die Wange lehnt, hilft auch nicht gerade. „Okay."

Ich starre die weiße Decke über unseren Köpfen an.

„Es ist nicht so, dass ich noch nie Sex hatte oder so", meine ich hastig, während ich seinem Blick ausweichen muss. „Aber ich kenne dich einfach noch nicht genug dafür."

Lächelnd zieht er mich fester an sich, sodass ich sein schnell schlagendes Herz spüren kann, das meinem Konkurrenz macht. „Das ist okay. Ich habe keine Erwartungen und freue mich einfach darauf, mit dir in meinen Armen einschlafen zu dürfen."

Ich nicke, während ich ihn mit einem unsicheren Lächeln ansehe. „Das klingt gut."

Harry stützt sich auf einem Ellbogen ab. „Ist küssen erlaubt?", flüstert er gegen meine Lippen.

„Ja, eindeutig", lache ich und gebe ihm einen flüchtigen Kuss. „Aber vorher kriegst du noch dein Geburtstagsgeschenk."

Stöhnend lässt er sich wieder auf den Rücken fallen. „Hat das nicht Zeit bis morgen? Gerade sind deine Küsse eindeutig Geschenk genug."

Ich lache, während ich kurz mit ihm kämpfe, um mich aus seiner Umarmung zu befreien und tapse dann aus dem Schlafzimmer. Das Haus wirkt plötzlich ungewohnt, ist es doch still im Vergleich zu den vorherigen Stunden und ich brauche einen Augenblick, bis ich den Lichtschalter im Flur finde. Barfuß laufe ich durch die Wohnung in die durchs Mondlicht spärlich beleuchtete Küche und finde dann in der Abstellkammer das Päckchen, das ich mitgebracht habe. Durch die Zugfahrt ist eine Ecke leicht eingedrückt und das Geschenkpapier mit den Weihnachtsmännern ist auch nicht wirklich Geburtstagstauglich, aber immerhin besser gar keines. In unserem Haushalt nutzt man seine Chancen und ich habe mich auf die restliche Verpackung von den Feiertagen gestürzt, damit ich Harrys Geschenk überhaupt einpacken konnte.

Nachdem ich mich versichert habe, dass die Karte immer noch auf dem Päckchen angebracht ist, klemme ich es mir unter den Arm und gehe dann wieder in Harrys Schlafzimmer zurück.

Er liegt in der gleichen Position, in der ich ihn zurückgelassen habe, auf dem riesigen Bett, das locker eine Großfamilie aufnehmen könnte. Es ist ohne Zweifel der Hingucker in dem geschmacklich eingerichteten Raum, der durch sanfte Farben überzeugen weiß. Doch das Bett ist keinen zweiten Blick von mir wert, wenn ich stattdessen Harry anstarren darf.

„Hier, Hazza. Das ist für dich."

Als ich mich neben ihm aufs Bett fallen lasse, setzt er sich ebenfalls auf und sieht neugierig auf das Päckchen, das ich ihm in die Hand drücke.

Mit konzentriertem Gesichtsausdruck beginnt er, das Klebeband abzuknibbeln und geht dabei so behutsam vor, dass ich ihm am liebsten ungeduldig helfen würde. Doch stattdessen setze ich mich auf meine Fingerspitzen und sehe ihm bloß dabei zu, während meine Gedanken sich immer weiter um die Frage drehen, ob ich ihm doch etwas anderes hätte schenken sollen. Wahrscheinlich ist es eine ganz blöde Idee und kann ohnehin nicht mit all den anderen Geschenken mithalten, die er heute Abend bekommen hat.

„Willst du nicht erst die Karte lesen?", frage ich ihn mit klopfenden Herzen.

Er schüttelt lächelnd den Kopf. „Nein, Al. Das Beste kommt immer am Schluss."

Als hätte er alle Zeit der Welt, bearbeitet Harry seelenruhig weiter das Geschenkpapier. Währenddessen sterbe ich innerlich tausend Tode, immer wieder von neuem.

„Du hast mir ein Vintage-Radio gekauft?" Strahlend sieht er mich an, bevor er direkt wieder das Geschenk begutachtet.

„Ich dachte mir, dass du dir wahrscheinlich sowieso alles selbst kaufen kannst, aber solche Kleinigkeiten gönnt man sich ja doch nicht. Du hast mal gesagt, dass du auf Vintage Sachen stehst und als ich das Radio gesehen habe, dachte ich, dass das vielleicht keine schlechte Idee wäre", murmele ich unsicher. „Aber wenn es dir nicht gefällt, dann –"

„Ich liebe es, Al. Danke. Es ist wirklich toll", lächelt er und küsst mich. „Jetzt die Karte?"

Ich nicke stumm, weil ich meine Atmung nicht mehr unter Kontrolle habe und nur daran denken muss, welche Worte ich auf das Papier geschrieben habe. Vielleicht war es eine ganz blöde Idee, doch während seine Augen stumm über die gekritzelte Schrift entziffern, ist es ohnehin schon zu spät, um sie zurückzunehmen. Und eigentlich möchte ich das auch gar nicht.

Als Harry die Karte gelesen hat, legt er sie vorsichtig neben sich auf die Matratze und starrt mich einen Moment lang stumm an. Mein Herz stürzt sich über tausend Mauern, während ich am liebsten wegrennen würde, doch ich bin wie erstarrt.

Er ist der erste, der unser Schweigen bricht und als er schließlich spricht, zittert seine Stimme merklich.

„Meinst du das ernst, was du geschrieben hast? Du willst also wirklich mit mir zusammen sein, Al? Also so richtig?"

Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe, während ich meinen Atem unter Kontrolle zu bringen versuche. „Ich dachte, dass wolltest du auch?"

„Auf jeden Fall", entgegnet er mit einem breiten Lächeln. „Aber wenn du noch nicht bereit für eine Beziehung bist, dann –"

Ich unterbreche ihn, bevor mich der Mut wieder verlässt. „Bin ich", versichere ich ihm. „Außerdem hast du vorhin Nick erzählt, dass ich deine Freundin bin, also haben wir keine wirkliche Wahl, oder?"

Harry lacht mit roten Wangen. „Das ist mir einfach so rausgerutscht. Es überrascht mich, dass dir das überhaupt aufgefallen ist."

„Du wärst überrascht, was mir alles auffällt, was mit dir zu tun hat", gebe ich leise zu. „Heißt das also, dass ich jetzt deine Freundin bin?"

„Ja." Lachend zieht er mich in seine Arme und gibt mir einen Kuss, der mein Herz zum Stocken bringt. „Wobei es vielleicht besser wäre, wenn du das nicht direkt jedem erzählst."

Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. „Wieso nicht?"

„Weil ich dich erst einmal für mich haben will", flüstert er und küsst mich erneut, bevor ich weiter über seine Worte nachdenken kann.

Meine Gedanken schweigen, während mein Herz immer wieder seinen Namen flüstert.

Harry, Harry, Harry.

Dann ist plötzlich alles still und es existieren nur noch wir beide.

Zwei einsame Seelen in der Dunkelheit der Nacht, die heller strahlt als alles andere.

Wir sind einen Augenblick lang die ganze Welt.

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