Sie allerdings blieb stur und ließ dieses Thema unter den Tisch fallen, währenddessen sie in den Rissen des Pullovers anfing, Schrammen und mehr rote Flüssigkeit zu verteilen.
Inzwischen waren wir beide nun auf dem Weg zur Feier. Immer wieder kamen uns kleinere Kinder entgegen, die allerdings einen Bogen um uns machten und Elternteile, welche mit belustigten Ausdrücken schauten. Mittlerweile habe ich wirklich gut gemacht Hörner auf meinem Kopf, mein Gesicht war mit dunklen Farben umrahmt und auch die zerrissene Hose und der Pullover waren ziemlich gut und blutig geworden. Das einzige was mich noch immer störte war dieses Schwänzchen. Dennoch durfte ich dies auch nicht entfernen, da hatte mich Feer ausdrücklich vor gewarnt. Sie fand es niedlich so und nun musste ich als Dämon mit 'Teufelsschweif' herumlaufen. Im Großen und Ganzen musste ich Feer allerdings loben. Trotz dem Fakt, dass ich Dämonen kein Stück mehr abkonnte, hat sie das Kostüm von mir perfekt abgerundet. Auch meine Kontaktlinsen musste ich rausnehmen mit dem Argument: Ist doch eine Gruselparty, da würden alle denken die unterschiedlichen Augenfarben gehören zum Kostüm.
Es tat schon etwas weh, als sie meinte, dass meine beiden Augenfarben gut als Beilage für mein Kostüm wären. Schließlich konnte ich für das hellblaue und grüne Auge nichts. Aber ich wusste ja, dass dies nicht böse oder gemein gemeint war. Ein bisschen Angst blieb trotzdem noch, es könnte ja passieren, dass mir doch jemand auf die Schliche kommen würde. Aber naja, zurück zum Thema: Feer hatte es in so kurzer Zeit perfekt hinbekommen, uns umzustylen. Wenn sie etwas besonders gut konnte, dann war es das. Auch bei ihrem Aussehen hätte sie kein bisschen an Kraft gespart.
Ihre Haare waren hochgesteckt und gleichzeitig so verdreht, dass es einfach nur majestätisch aussah. Das schwarze Kleid betonte sowohl Körper, als auch Kurven, allerdings nicht zu doll, sonst hätte Hadim sie nicht raus gelassen. Bei diesem Gedanken musste ich erneut schmunzeln. Hadim bemühte sich ständig um seine kleine Schwester. Er wollte eben nicht, dass sie sich zu freizügig gab. Total verständlich bei der heutigen Gesellschaft.
"Was überlegst?", fragte die schwarze Königin und schob ihr Krönchen wieder an die korrekte Stelle. "Ach nichts, du hast das nur super hinbekommen in der Zeit, die du hattest", lächelte ich sie an und sie grinste schelmisch zurück. "Trotzdem dass du ein Dämon wurdest?", feixte sie und ich verdrehte meine Augen. "Ja trotz dessen." Und genau bei dem Thema fiel es mir wieder ein; Was ist denn bitte, wenn Ceylon oder Ican dort waren!?
Darüber hatte ich bis jetzt nämlich keinen einzigen Gedanken verschwendet, doch nun war das auch zu spät, denn Feer und ich traten schon an die Haustür. Meine Panik herunterschluckend sah ich zu ihr und sie drückte schon lächelnd die Klingel. Zum Umdrehen war's also nun zu spät.
Tief atmete ich nochmal durch und sah mich um. Den Vorgarten kannte ich nicht, genauso wie eigentlich das gesamte Haus. Wer auch immer hier lebte, der hatte hoffentlich eine gute Versicherung, denn allein der Garten war schon ordentlich verwüstet.
Bereits von vor der Tür aus konnte man das Geschrei der Partygäste und die laute Musik vernehmen und innerlich zog sich bei mir alles zusammen. War doch keine so gute Idee hier her zu kommen. Doch knapp nachdem die Tür geöffnet wurde, zog mich Feer hinein und drängelte sich mit mir an der Hand durch die tanzende Menschenmenge. Egal ob betrunken oder bekifft, anscheinend gab's jede Art von Alkohol und Drogenmissbrauch auf der Party und das wusste ich seit dem ersten Moment, als wir beiden hier eingetreten waren. Der Geruch verriet einfach alles.
Noch immer machte Feer keine wirklichen Anstalten stehen zu bleiben und erst, als wir etwas am Rand der wild tanzenden Gruppe standen, hielt sie inne. "So Schatzi~ hab uns vorhin im Vorbeigehen Getränke geholt", rief sie und drückte mir einen Plastikbecher in die Hand. Ich wollte dennoch gerne wissen was ich da trinken würde, doch Feer konnte ich anscheinend nicht mehr fragen. Denn nachdem sie mir den Becher gegeben hatte, war sie auch schon wieder verschwunden.
Unsicher stellte ich die Flüssigkeit wieder ab, -ich würde nichts trinken wovon ich keine Ahnung hatte was es war- und lehnte mich an einen Tisch. Der Abend könnte noch lang werden, dachte ich und sah schnell auf mein Handy, das gerade mal kurz nach neun angab.
Abwartend sah ich mich wieder um. In den einen Ecken standen die üblichen betrunkenen Pärchen, welche sich beinahe gegenseitig auffrassen, Jup so konnte ich die betiteln. In den anderen saßen Jugendliche mit und ohne weiteren Flaschen in den Händen. Mein eigenes Seufzen kaum hörend drückte ich mich vom Tisch und stolperte in die Küche, wenigstens ein Wasser wollte ich mir holen.
Dort angekommen räusperte ich mich erstmal lautstark, um die zwei Personen, die sich auf den Küchenmöbeln rekelten auseinander zu bringen. Glücklicherweise taten die beiden mir fremden Gesichter dies auch relativ schnell und torkelten murrend aus dem Raum. Erleichtert gerade keinen Live Porno miterlebt zu haben, machte ich mich daran mir ein Glas und eine ganz normale Wasserflasche zu finden. Anscheinend gabs hier nur alkoholische Getränke, jedenfalls war das mein erster Gedanke, bis ich doch noch eine Mineralwasserflasche entdeckte und mir einen Schluck eingoss.
Bis jetzt war ich auch noch ganz positiv auf diese Feier gestimmt. Klar, Betrunkene und Pärchen gab's auf eigentlich jeder solcher Partys -was nicht hieß, dass ich ständig auf solchen herumturnte- doch noch habe ich weder Ceylon noch Ican oder Eros gesehen, welche mir den Abend bestimmt versauen könnten. Lächelnd sah ich in mein Glas und trank noch ein bisschen, bis mich eine altbekannte Stimme aus der Ruhe zog. Zu früh gefreut...
"Amüsierst du dich gut Kleiner?" Ich schaute auf. Meine Augen waren genau auf die des Braunblonden gerichtet und dennoch antwortete ich nicht. Eros seufzte, lehnte sich dann aber zu mir und griff ebenfalls nach einem Glas, welches er genauso wie ich mit purem Wasser befüllte.
"Du weißt schon, dass ich dir nichts tuen würde?", kam es nach einiger Zeit von Sexgottes Sohn und ich nickte "ich weiß Eros. Trotzdem weißt du ebenfalls, wie sehr mich die ganze Dämonensache verwirrt hat." Nun war er an der Reihe zu nicken, musterte dabei auch mein Aussehen. "Teufel?", frage er doch ich schüttelte meinen Kopf "Dämon, jedenfalls nach Feer." Dann begann er schief zu grinsen, gab mir ein verabschiedendes Kopfnicken mit den Worten "Werde mir dann mal eine heiße Begleitung für heute Nacht suchen" und lief schonmal los. Bevor Eros aus der Tür raus war rief ich ihm noch ein 'viel Glück' zu was er quittierte indem er nochmal zurückkam und grinsend 'Brauch ich nicht' formulierte. Das entlockte mir dann doch noch ein Grinsen und so winkte ich dem Grünäugigen zu, der dann schlussendlich aus dem Raum aus die Tanzfläche zulief.
Eros war ja an sich in Ordnung. Nur wenn er zu anzüglich wurde, mir gegenüber, war er ziemlich unangenehm. Jedenfalls wenn er sich an mich ranmachte.
Nach weiteren Minuten, die ich nur in der Küche verbracht, begann auch mich langsam die Hitze einzuholen. Wieso auch hatte ich einen Pullover als Kostüm bekommen!? Kein Wunder, dass ich also auch anfing zu schwitzen.
Die Musik dröhnte in meine Ohren, erst jetzt, da ich sie vorhin noch ausgeblendet hatte und nun wurden mir auch die lauten Gespräche aller wieder bewusst. Gequält ging ich also aus dem Küchenbereich und trat ausversehen sofort ins Wohnzimmer, in welchem sich die große Masse an Menschen anscheinend versammelt hatte.
Menschen über Menschen tummelten sich in der Menge und rieben sich gegenseitig aneinander, übten aber gleichzeitig auch tanzende Bewegungen aus. Bei dieser Art von sexuellen Taten kam mir beinahe mein heutiges Mittag wieder hoch. Wie könnte man denn bitte sowas genießen?! Fremde Hintern an sich gerieben bekommen stellte ich mir nicht besonders angenehm vor.
Nichtsdestotrotz bewegten sich viel zu viele Gestalten in der flackernden Licht, sodass ich auch keine Gesichter erkennen konnte.
Die Musik wechselte. Etwas Ruhigere wurde eingespielt und es bildeten sich einzelne Paare, wie ich das von Hochzeiten kannte. Die Arme der Mädchen schlungen sich um die Hälse der Kerle und Hüften bewegten sich langsamer. Das war dann schon etwas angenehmer.
Leicht begann ich wieder zu lächeln, als ich ebenfalls Feer auf mich zu kommen sah und diese mich schlussendlich auch auf die Tanzfläche zog.
"Ich will das auch", murrte sie und legte ihre Hände in meinen Nacken. Ich musste einfach schmunzeln, schmiegte meine Hände dann allerdings doch an ihre Hüfte und bewegte mich ebenfalls langsam im Takt. Auch wenn das bestimmt nicht sonderlich gekonnt aussah. Die Brünette schien das jedoch zu genießen und grinste mich von unten an. "Mach ja doch Spaß mit dir zu tanzen Dämon", ziegelte sie mich auf, doch ich lächelte einfach ohne etwas zu erwidern. Bis jetzt hatte ich nicht wirklich auf das Aussehen von anderen geachtet. Es waren bestimmt eh nur die üblichen Verkleidungen wie Geister, Zombies und Vampire.
Der ruhige Tanz ging auch eine Weile lang gut. Wie gesagt, eine Weile, doch als meine Gedanken gerade abschweiften, rempelte uns auf einmal jemand an. Eine Lache kam aus dieser Richtung und mit Ruck wurde ich von Feer weggezogen und an eine andere Brust gedrückt.
Arme schlangen sich um meine Hüfte, wobei ich mich etwas abdrückte und hochschaute. Genau in eines der nun zwei Gesichter, die ich am heutigen Abend eigentlich vermeiden wollte. Ceylon schmunzelte zu mir und legte wirklich entspannt seine Hände an meine Taille, um mich bei ihm zu halten. Ich konnte nur stocksteif stehen bleiben. "Na du?", grinste er worauf ich eher genervt eine Antwort gab "nichts na du. Lass mich einfach los!", damit wieder aus meiner starre getrieben, stemmte ich meine Arme gegen seinen Oberkörper, welcher ebenfalls mit Kratzern übersät war und wollte mich wieder wegdrücken, doch der Schwarzhaarige hielt mich gekonnt. Ceylon beugte sich zu mir herunter und raunte, leise aber dominant, "Komm schon. Die anderen um uns herum gucken schon doof. Nur ganz kurz" damit war auch dieses Gespräch zu ende, anscheinend. Denn der Ältere stellte sich wieder normal hin, umfasste noch immer meine Hüfte und zog mich vorsichtig zu sich.
Gekonnt und langsam bewegte er sich zur Musik, jedoch spürte ich förmlich, wie angespannt er war. Ich war es ja auch, bis er wieder anfing zu sprechen "Hübsches Kostüm", lächelte er und ich spürte wie er leicht an dem Schwänzchen zog. "Ey...", quietschte ich auf und schlug ihm auf den Arm, sodass er losließ...
"Auch wenn Dämonen schon etwas anders aussehen~", sein Grinsen war breit und ich spüren genau, dass sich die eintretende Gänsehaut über meinen Rücken frass. "Du musst es ja wissen was?", feixte ich, erschrak allerdings, als seine Augen sich zu Schlitzen formten. Ohne weiteres zu erwidern bewegte ich mich nicht gerade geschickt weiter. Dabei trat ich Ceylons sogar zwei bis drei Male auf die Füße, aber der quittierte nichts, selbst das Kostüm von mir ließ er in Ruhe. So rein gar nichts brachte er raus und das verwirrte mich noch mehr. War der Kerl kaputt? Oder weshalb?
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, doch der andere reagierte nicht mehr und bewegte sich langsam weiter. Er sagte nichts, machte auch nichts, was ich irgendwie als Gefahr deuten musste. Es war einfach nur... mal angenehm. Oder?
"Schöne Augen...", kam es flüsternd von ihm und ich erschrak leicht, was ihn zum erneuten Lächeln brachte. "Was?"-"nichts nichts", schmunzelte er und ich seufzte auf.
"Das hier ist gerade total komisch", flüsterte ich weiter und brachte ihn damit erneut zum Lachen, mir selbst war nicht zu lachen zu mute aber okay.
"Wieso lachst du jetzt?", fragte ich vorsichtig, noch immer angespannt, um jede Sekunde reiß aus zu nehmen. Ceylon schüttelte seinen Kopf, ließ mich dann aber auch wieder frei. Er lächelte mich nochmal kurz an, warte was!? Der muss definitiv krank sein, so oft wie Ceylon heute gelächelt hatte.
"Es ist jedenfalls nicht alles so wie du denkst Knut.", mehr sagte er nicht und mir nochmal auf die Schulter klopfend trat er einen Schritt nach hinten und verschwand schlussendlich ganz.
Ich blieb verwirrt zurück... was war das denn!?
Das Kostüm sowie die Feier völlig ausgeblendet, schaute ich zurück in die Masse, in der Ceylon gerade eben verschwunden war.
"Na endlich zeigt der Junge mehr Gefühl", ertönte die amüsierte Stimme von dem Piercing Träger und stellte sich neben mich... was das jetzt alles zu bedeuten hatte, wüsste ich allerdings gerne.