112

By danaovem

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"112, wie kann ich Ihnen helfen?" "I-Ich hab jemanden umgebracht und ich...ich kann nicht aufhören." ××× Sie... More

Vorwort
Call no. 1
Call no. 2
Call no. 3
Call no. 4
Call no. 5
Call no. 6
Call no. 6 / pt. 2
Call no. 7
Call no. 7 / pt. 2
Call no. 7 / pt. 3
Call no. 8
Call no. 8 / pt. 2
Call no. 8 / pt. 3
The last call - no. 9
• Chapter 2 •
• Chapter 3 •
• Chapter 4 •
• Chapter 5 •
• Chapter 6 •
• Chapter 7 •
• Chapter 8 •
• Chapter 9 •
• Chapter 10 •
• Chapter 11 •
• Chapter 12 •
• Chapter 13 •
• Chapter 14 •
• Chapter 15 •
• Chapter 16 •
• Chapter 17 •
FORTSETZUNG DIESER STORY
• Chapter 18 •
Danksagung

• Chapter 1 •

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By danaovem

Für mich fing ein neues Kapitel an, als ich aus dem Gebäude des Notrufes ging.
Ich fühlte mich neu.
Ich fühlte mich frei.
Ich fühlte mich etwas besser, auch wenn ich mir nun einen neuen Job suchen musste.
Ich fühlte mich einfach anders.

Thaddeus zog mich aus meiner Wohnung, die ich noch mit einem letzten Handgriff abschließen konnte, bevor er mich durchs Treppenhaus schleifen konnte.

Seine Hand war um meine gewickelt, zog mich einfach hinter sich her und zu meinem Auto, in das er sich auf den Fahrersitz setzte und die Autoschlüssel aus meiner Jackentasche kramte.

"Woher wusstest du, dass die Schlüssel dort sind?"

"Ich hab dich beobachtet. Du tust sie immer in die linke Tasche, nie in die rechte, und hast ständig deine Hand an deinen Schlüsseln, weil du wahrscheinlich Angst hast sie zu verlieren."

Baff musterte ich ihn. Er grinste ertappt, zuckte kurz mit seinen Schultern, steckte den passenden Schlüssel in das Auto und ließ den Motor an, was auch das Radio leise zum spielen brachte.

Er legte eine Hand ans Steuer, die andere auf die Gangschaltung, weshalb ich meine Hand zügig über seine an der Gangschaltung legte.

"Kannst du überhaupt Auto fahren?"

"Du meinst, ob ich einen Führerschein hab?"

Ich nickte deutlich und mit großen Abständen.

"Ja, Lucy, ich hab einen Führerschein, lässt du mich jetzt bitte unsere Hintern zu meinem alten zu Hause fahren, damit ich dort alles ausräumen kann?", scherzte er und lachte im Abgang. Er lachte auch, als ich meine Hand von seiner nahm. Und er lachte weiterhin, als er mein Gesicht sah, nachdem er Vollgas gab, um mich zu erschrecken.

Ich hoffte die ganze Fahrt über, dass uns die Polizei nicht entdeckte, da ich die komische Wahnvorstellung hatte, sie wüssten genau wie Thaddeus aussah und mit wem er unterwegs war. Ich fühlte mich, als sei ich auch auf der Flucht vor dem Recht.
Doch ich war nicht mehr auf der Flucht vor mir selber, und das erheiterte mich um Längen.

"Wann sind wir da?"

"Du hörst dich an, wie ein kleines Kind. Sei nicht so ungeduldig, mein altes zu Hause läuft uns nicht davon."

"Aber ich bin gespannt."

"Bin ich allerdings auch."

"Wieso?"

"Ich war die letzten Tage nicht dort. Es hätte ein Brand geben können, und ich hätte es nicht mitbekommen. Oder einen Einbruch. Wer weiß."

Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Ich mochte seine Worte, mochte seine Art zu reden und mochte, wie er mich immer wieder ansah, während er mit mir redete. Er verlor nie wirklich den Augenkontakt zu seinem Gesprächspartner.

Nach einer Ewigkeit des Fahrens, ich hätte schwören können, dass es maximal 20 Minuten waren, er sagte, dass es nur 8 waren, erreichten wir eine Straße, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie war voller alter Autos und alter Häuser, irgendwie so dunkel und monoton. Sie erweckte in mir Horror.

Als ich ausstieg, zog mir ein kalter Luftzug um den Körper herum. Es kam mir zu gruselig vor, um wahr zu sein. Thaddeus lockerte meine Stimmung mit einer Geste. Er klimperte mit den Schlüsseln, ging auf mich zu und steckte sie mir zurück in meine linke Jackentasche.

Aus seiner eigenen Jeanstasche zog er einen einzigen Schlüssel, welcher bereits gerostet war.

"Bereit für die Bruchbude?"

"Ich glaube, so schlimm ist es nicht."

"Deine Meinung wird sich ändern, sobald du es gesehen hast."

Meine Meinung änderte sich tatsächlich, als er vor einem Haus stehen blieb, das älter aussah als meine Ur-Oma wahrscheinlich sein musste. Die Haustür knarzte, als er sie öffnete, und der Türrahmen besaß abfallenden Lack.

Innen roch es ebenso alt, wie das Haus von außen aussah. Es war stickig und schwer zu atmen. Warm. Und alle Fenster waren geschlossen. Er machte sich nicht die Mühe, überhaupt eins zu öffnen, sondern ging direkt auf den Esstisch zu, auf dem etwas lag, was er eilig zusammenpackte.

"Was machst du?", ich ging näher an ihn heran, um zu sehen, was er so schnell vor mir zu verbergen versuchte.

Dabei bemerkte ich die Unordnung in seinem Wohnzimmer. Die vielen Zeitungsartikel auf dem Boden. Die leeren Kaffetassen und mehrere Jalousien, die nicht hochgezogen wurden, was den Raum noch dunkler machte. Die Tapete kam an manchen Ecken schon herunter, in der angrenzenden Küche stand dreckiges Geschirr zusammen mit offenen Schränken, in denen nichts mehr vorhanden war. Staub befand sich in manchen Ecken. Es sah wirklich heruntergekommen aus. Er tat mir leid. Ich hatte Mitleid. Gewaltiges Mitleid.

Ich hätte es auf ihn schieben können, dass seine Wohnung so aussah, aber ich schob es auf das fehlende Geld.
Das fehlende Geld ist schließlich für jeden schon mal ein Problem gewesen.

"Hey", legte ich ihm meine Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen. "Schon gut", fügte ich hinzu und schaute um ihn herum, um sehen zu können, was er vor mit verstecken wollte.

Es war eine Sammlung. Eine simple Sammlung an Messern. Keine, mit denen man zu Abend isst. Ausgefallene. Und an manchen klebte rote Substanz, die ich als Blut ansah.
Es war kein schöner Anblick, das muss ich zugeben, doch konnte ich auch nicht geschockt wirken, da ich es nicht war.

Seine Augen sahen mich mit Furcht an. Diese Furcht wurden umso größer, als ich einen Schritt zurück ging, während er sich zu mir drehte. Seine Finger an der Sammlung lagen, die in einer Art Etui gehalten wurden.

"Hab keine Angst vor mir.", bat er.

"Hab ich nicht.", wiederholte ich, und ging erneut einen Schritt auf ihn zu.

"Ich wollte...", er schluckte schwer, "Ich wollte sie waschen und...ich hab...keine Ahnung...ich hab sie nicht gewaschen."

"Okay"

"Du bist nicht angewidert oder willst am liebsten davon rennen?"

"Angewidert schon, aber ich will nicht davon rennen. Ich bin mit dir hier, um deine Sachen zu holen. So lange du den Kram nicht zu deinen Sachen zählst.."

"Nein"

"Gut", lächelte ich ihn bestätigend an. Ich wollte nicht, dass er sich mies oder beschissen fühlte. Ich wollte auch nicht, dass er sich schämte.

In Eile packte er die Messersammlung zusammen, legte sie auf einen Stuhl und ging mit mir zusammen weiter durch das Haus. Ich trat auf einige Zeitungsartikel, als ich ihm hinterher lief und bemerkte, wie selbstsicher er die Treppe hinauf ging, die uns zu seinem Schlafzimmer brachte, was überhaupt nicht wie sein Zimmer aussah.

An den Wänden hingen Bilder von einem verheirateten Paar. Sie hielten einander fest, die Frau trug ihr Hochzeitskleid. Der Mann sah ehrlich glücklich aus, sie sah eher gezwungen glücklich aus. Ich dachte kurz, dass diese Paar seine Eltern sein konnten, doch dann fiel mir ein, dass er ja adoptiert wurde und dort aufwuchs. Dass er also sein eigentliches Elternhaus weit danach bewohnte, schien mir unmöglich zu sein.

Doch um sicher zu gehen, fragte ich ihn: "Sind das deine Eltern oder fremde Leute, von denen du krankhafter Weise Bilder in deinem Schlafzimmer hängen hast?"

"Die zweite Option."

"Ugh", kam aus meinem Mund reflexartig, weshalb ich ihn mir kurz zu hielt. "Klingt unschön."

Er wanderte um die Pritsche herum, von der er mir erzählt hatte, um sich neben mich zu stellen und ebenfalls auf die Fotos von dem Ehepaar zu sehen.

"Ich hab dieses Haus für wenig Geld vermietet bekommen, nachdem die Frau von den Bildern ihn verließ und der Mann ins Gefängnis musste."

"Wieso hast du die Bilder hängen gelassen?"

Seine Schulter stupste meine an, während er weiter erzählte.

"Ich wollte sie erst abhängen, doch dann hab ich in der Zeitung von den beiden gelesen. Durch Zufall. War eine einmalige Titelstory."

Ich sah zu ihm hoch und entdeckte die blauen Augen auf die Fotos sehen. Sie analysieren und wahrnehmen, als stünden die Personen real und zum Greifen nahe vor ihm.

"Ich erinnere mich nicht mehr an die Namen...", fing er an, "Aber beide sehen auf den Fotos glücklich aus, oder nicht?"

"Sie sieht eher gezwungen glücklich aus."

"Richtig", bemerkte er, "Sie verließ ihn, da er sie über Jahre geschlagen und vergewaltigt hatte. Sie hat nie etwas gesagt, bis alles heraus kam. Er musste ins Gefängnis. Sie wollte nicht mehr in diesem Haus voller Erinnerungen und Dreck wohnen. In dem er sie auch noch betrogen hatte."

"Und du wohnst hier genau weshalb...?"

"Weil Ich keine Erinnerungen mit diesem Haus verbunden hab. Es war für mich also kein großer Akt hier einzuziehen, vor allem für wenig Geld. Das ist das Ding an diesen Geschichten. Manche Menschen verbinden mit Orten ihr halbes Leben, andere überhaupt nichts."

Ich staunte. Ich staunte über den Kampfgeist dieser Frau und über die Kraft, die sie in sich gehabt haben musste. Ich staunte über Thaddeus' Worte und über seine Denkweise dieser Dinge. Ich staunte darüber, wie er auf einer Pritsche Nacht für Nacht schlafen konnte. Es erstaunte mich durchaus.

"Ich hab nie darüber nachgedacht..."

"Viele Leute denken über so etwas nicht nach, sehen einfach weg, beschäftigen sich zu sehr mit sich selbst. Das ist das Leben. So ist das halt."

"Aber es ist traurig."

Nun sah er zu mir herunter, anstatt zu den Bildern zu schauen.

"Ich meine...es ist schade und traurig zugleich. Wieso können Menschen nicht einfach mal genau hinsehen und helfen? Ein bisschen Nächstenliebe zeigen?"

"Die Welt ist nicht fair. Und Karma erwischt nicht jeden."

Er stupste mich absichtlich ein weiteres Mal mit seiner Schulter an, was mich etwas aus meinen tiefen Gedanken heraus holte. Unter seiner Pritsche zog er kurz darauf einen Koffer heraus, in den er willkürlich Klamotten warf, die er aus seinen alten Schrank heraus zog. Die meisten von den Sachen schienen dreckig zu sein. Ich wusste, dass ich sie bei mir zu Hause direkt waschen würde, obwohl er es nicht wollen würde.

Über seiner Pritsche entdeckte ich eine Flagge mit vielen bunten Farben darauf. Wie ein Regenbogen. Ich wusste, was sie bedeutete. Sie stand für die Homosexualität und Bisexualität, so weit ich informiert war.

"Ich bin in meinem bisherigen Leben vielen Menschen begegnet, denen ich diese Flagge wegen ihrer Intoleranz gern tätowiert hätte.", sagte er dazu.

Er begeisterte mich nur noch mehr.
Zu ihm nach Hause zu fahren war absolut kein Fehler gewesen.

Nachdem er seine Sachen fertig gepackt hatte, gingen wir wieder nach unten. Er ließ mir den Vortritt, da er selbst viel langsamer ging als ich.
Ich dachte mir, dass er sich noch von dem Haus verabschieden wolle. Seine Augen wanderten überall umher, besonders zu den ranzigen Tapeten und dem dreckigen Boden.

"Das Haus hätte mal so schön werden können, wenn ich genug Geld gehabt hätte.", sagte er verträumt, als wir unten im Flur standen.

"Hattest du keinen Job?"

"Doch", er schaute zu mir, seine Augen gefüllt mit Verlust, "Aber ich wurde raus geworfen, da der Laden dicht gemacht hat. War ein schöner Job in einem Musikgeschäft."

"Du magst Musik?"

"Herrgott, ich liebe Musik.", staunte er, "Musik macht alles besser."

Ich lächelte aufgrund seiner Worte. Meine Augen sahen aus der Scheibe neben seiner Haustür. Die Straße schien wie leer gefegt zu sein.

"Bist du bereit, um das alles hinter dir zu lassen?"

"Ich schätze schon."

"Was wird aus dem Haus?"

Er wanderte um mich herum, stellte sich neben mich, sah zu der Treppe, der ich meinen Rücken zugewandt hatte.

"Ich denke, ich werde den Mietvertrag kündigen."

"Soll ich dir dabei helfen?"

"Nein, ich schaff das schon allein. So lange die Polizei keine Fahndungsfotos von mir auf den Straßen aufhängt..."

Wieder lächelte ich simpel.
Und er lächelte, als wir diesen Ort verließen und zu meiner Wohnung zurück fuhren.
Und er lächelte auch noch, als er mit seinen Sachen meine Wohnung betrat und sich in meinem Zimmer ausbreitete.
Und er lächelte mich einfach nur an, als ich in meinem Kleiderschrank Platz für ihn schuf.

Teilweise konnte ich nicht glauben, was ich da tat, doch hatte sich in meinem gesamten Leben noch nichts so richtig angefühlt, als einem Menschen zu helfen, der eigentlich nichts besaß, außer sich selbst und einem verrotteten Haus.

Ich gab ihm ein neues zu Hause.
Und er gab mir sein Ich.
Und er versuchte sich nicht für mich zu ändern, da er es bereits tat, ohne es zu wollen oder zu bemerken.
Und ich veränderte mich, ohne dass ich es wollte oder bemerkte.

Nun lebte ich nicht mehr allein, sondern mit dem Mann unter einem Dach, der sich mir als T vorgestellt hatte, und für mich zu Thaddeus Tjarks wurde.
Der mehr war, als nur ein Mörder und Psychopath.
Der eine Persönlichkeit besaß, die hinter seiner Fassade verborgen lag, doch sich mir immer mehr zeigte.

Und ich liebte jede Sekunde, in der er sein wahres Ich zum Vorschein brachte.

×××

Ich kann nur immer wieder schreiben, wie sehr ich #Tucy shippe.
Heh.

Ich konnte mir das Haus sogar bildlich total gut vorstellen und wie er darin gelebt haben musste.
Das macht es irgendwie so besonders, finde ich.
Generell entwickelt sich sein Charakter zu mehr, als dem, was Lucy und alle anderen zu Anfang in ihn gesehen haben. Und ich liebe das.

Schreibt mir gerne eure Feelings und Gedanken in die Kommentare, meine Lieben. <3

Danke fürs lesen und für die Votes!
I love u all!

Lots of love 💙

By the way: chapter 1, weil für sie ein neues Kapitel im Leben begonnen hat, nachdem sie ihren Job kündigte.
Da sie sich nun mehr auf ihn konzentrieren konnte und die beiden ihre Zweisamkeit zu erleben beginnen! (Hoffe es ist verständlich)

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