Aufbrausend, Ahnungslos, Alpha

By quedarse

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Cass ist ein normaler Werwolf. Ausser, dass sie ihren Gefährten drei Monate nach ihrem Geburtstag noch nicht... More

Kaugummi
Kraft
Hintern
Fremd
Das Biest in mir
Atmen
Unruhe
Gefährte
Bring mich in Versuchung
Wo warst du
Wilderer
Northern Lake
Schokolade
Familie
Kontrolle
Der Sommer kommt
Hitze
Meins
Gebrochen
Tränen
Du und Ich
Garten Eden
Ich muss
Nur fünf Minuten
Wie ein Paar
Vergangenheit
Wasserfest
Silbermondrudel
Bitte
Beinahe
Epilog

Luna

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By quedarse

Clarisia

Am nächsten Tag fehlte Damien beim nachmittäglichen Training.
Unsere gesamte Altersgruppe wirkte unkonzentriert, die Party im Garten Eden hatte ihre Spuren hinterlassen.
Arnie beendete unser Training früher, kopfschüttelnd schickte er uns vom Sandplatz.

Ich sammelte meine Trinkflasche ein und lief hinüber zu den älteren Trainingsgruppen.
Nachdem ich ein paar Minuten zugesehen hatte, fasste ich meinen Mut zusammen. Als Kira eine kurze Pause hatte, trat ich auf sie zu.
Mit dem Unterarm wischte sie über ihre verschwitzte Stirn und lächelte mich zur Begrüssung an.

"Hast du... hast du Damien gesehen?", fragte ich hastig, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
Kiras helle Brauen wanderten in die Höhe, doch ich hielt ihrem prüfenden Blick stand.
"Er schläft", antwortete Kira mit einem Zwinkern. "Die letzten Wochen waren anstrengend für den kleinen Alpha."
Der Blick ihrer blauen Augen huschte über mein Antlitz. "Unser Vater hat ihm heute freigegeben. Warum fragst du?"

"Nur so." Ich zuckte mit möglichst gleichmütiger Miene mit den Schultern.
Kira unterdrückte ein schelmisches Grinsen. "Du könntest ihn wecken. Er hätte bestimmt nichts dagegen."
Bevor ich es verhindern konnte, gab ich ein gereiztes Knurren von mir, doch Kira lachte bloss.
Sie klopfte mir kameradschaftlich auf den Rücken.

Nachdem ich geduscht hatte, legte ich mich auf mein Bett und dachte darüber nach, was am Abend zuvor passiert war.
Ich musste wohl eingenickt sein, denn als ich wieder erwachte, drang bereits das schummrige Licht der Dämmerung durch das Fenster.
Noch etwas benebelt von dem viel zu langen Nickerchen tapste ich die Treppe hinunter. Stimmengewirr drang aus dem Wohnzimmer, vermischt mit dem künstlichen Ton des Fernsehers.
Als ich den unteren Stock erreichte, erkannte ich Damien auf dem Sofa und mein Herz machte einen Sprung.
Jayce lag ausgestreckt auf dem Teppich, ungewöhnlich grün im Gesicht.

"Wie hat er nur das Training überstanden?", fragte ich an Lorelie gewandt, die mit einer Tasse Tee aus der Küche kam.
"Ann hat erzählt, dass er sich dreimal übergeben hat", meinte sie mit einem breiten Grinsen. "Hat wohl die Gins nicht so gut vertragen, wie er gedacht hat."
Ich kicherte schadenfroh. "Geschieht ihm Recht, so wie er sich an Jessy rangemacht hat."
"Apropos!" Lorelie sah mich mit merkwürdiger Miene an.

"Ihr habt es getan, stimmt's?", flüsterte sie, ein aufgeregtes Leuchten in den Augen.
"Schh!", machte ich erschrocken und zog sie von unseren Freunden fort. "Wie hast du das erraten?"
Ein triumphierender Ausdruck schlich sich auf das Gesicht meiner Freundin. "Erstens, wart ihr gestern auf einmal verschwunden. Zweitens, hältst du nicht mehr ständig deinen Bauch, das heisst, deine Hitzeschmerzen sind weg und oh mein Gott, du strahlst!"
Sie holte tief Luft. "Und drittens, Damien war seit Wochen nicht mehr so entspannt."

Ich folgte ihrem Blick zu der Gestalt des jungen Alphas auf dem Sofa.
Damien hatte einen Ellbogen auf die Lehne gestützt, den Kopf auf die Hand gelegt und döste, die Augen geschlossen.
Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. "Gut kombiniert, Sherlock!"
Lorelie japste nach Luft. "Ich will alles wissen!"
"Du hast mir auch nicht davon erzählt", versuchte ich sie abzuwimmeln, doch meine beste Freundin zog vielsagend die Brauen in die Höhe.

"Willst du hören, wie ich mit deinem Bruder geschlafen habe?"
Bei dem Gedanken daran verzog ich angewidert mein Gesicht. "Iih, nein!"
Ich liess den Blick über das volle Wohnzimmer wandern. "Reden wir später darüber, zu zweit."
Lorelie nickte eifrig. "Abgemacht! Ich bringe Popcorn mit."
Ich rollte mit den Augen und sie kniff mich grinsend in den Oberarm.

Unschlüssig stellte ich mich neben das Sofa. Ann machte mir mit einem Lächeln Platz und rutschte auf Brians Schoss, um es sich dort gemütlich zu machen.
Nach kurzem Zögern setzte ich mich neben Damien, er schien meine Anwesenheit zu spüren oder vielleicht roch er mich auch, denn er öffnete leicht die Lider.

"Hey", sagte ich leise und lächelte ihn verlegen an.
Damien legte den Arm um meine Schultern und zog mich an sich.
Mit pochendem Herzen kuschelte ich mich gegen seine harte Brust, seine Wärme umfing mich wie ein schützender Mantel.
Damien küsste mich auf den Scheitel und vergrub schnuppernd die Nase in meinem Haar.
"Ach, ihr seid so süss zusammen", seufzte Jessy neidisch, sie überschlug ihre langen Beine und schob sich eine Handvoll M&M's in den Mund.

Peinlich berührt vergrub ich das Gesicht an Damiens Brust, der Geruch, der an seinem Shirt haftete wirkte betörend.
Damien verlagerte sein Gewicht und die Bewegung seines Körpers jagte ein warmes Kribbeln über meine Haut.
Ann lächelte Jessy zuversichtlich an. "Bald ist es bei dir auch so weit."
"Mein Geburtstag ist erst im Juli", jammerte diese.

"He Jessy", krächzte Jayce auf dem Fussboden. "Was sagst du zu uns zwei? Als Gefährten?"
Er schaffte es trotz seinem Kater ihr anzüglich zuzuzwinkern, woraufhin Jessy ihn mit dem Fuss gegen die Schulter stiess.
"Nicht", brachte Jayce heraus und presste fest die Lippen zusammen. "Sonst muss ich kotzen. Aber du kannst später mit mir kuscheln."
Jessys betretene Miene entlockte Damien ein träges Lächeln.

"Ach übrigens", flüsterte er an meinem Ohr. "Meine Mutter will dich sprechen."
"Unsere... unsere Luna?", stotterte ich, woraufhin er mit den Augen rollte.
"Nein, meine andere Mutter", bemerkte er trocken.
"Aber warum?", fragte ich erschrocken.
"Nun", Damien zog spöttisch die Brauen in die Höhe, "du bist die junge Luna."
"Oh." Ich senkte den Blick auf seine breite Brust und schluckte schwer.
"Das hättest du dir vorher überlegen sollen", raunte Damien mit einem schadenfrohen Grinsen. "Bevor du dich auf den Alpha prägst."

Er beugte sich vor und küsste meinen Hals, die sanfte Berührung seiner Lippen jagte einen heissen Schauer über meinen Körper. Ich räusperte mich und schob ihn bestimmt von mir.
Ein Schleier verklärte seinen Blick, seine Augen wurden schläfrig.
"Uns sehen alle zu", zischte ich.
Damien lehnte sich zurück, nicht ohne mich näher an sich zu ziehen.
Er räusperte sich. "Meine Mutter, unsere Luna, erwartet dich morgen um fünf."
Nach kurzem Zögern nickte ich. "Soll ich etwas mitbringen?"
Er sah mich verständnislos an. "Was willst du denn mitbringen?"

Ich zuckte ratlos mit den Schultern, gedankenverloren strich ich mit den Fingern über sein Shirt. Unter dem dünnen Stoff konnte ich die harten Muskeln seiner Brust erfühlen. "Blumen oder so."
"Untersteh dich!" Ich lachte über den entsetzten Ausdruck, der auf Damiens Gesicht trat. "Mach es nicht noch peinlicher als es bereits ist. Du musst nur dein Gehirn mitbringen."
Er sah mich an, holte tief Luft, dann klappte er seinen Mund wieder zu.

"Na los, sag es", forderte ich mit einem resignierten Schnauben.
Ein breites Grinsen verzog seine Lippen und ein freches Funkeln erhellte das dunkle Grün seiner Augen. "Das wird bestimmt schwierig, da du dein Hirn bereits vor zehn Jahren die Toilette heruntergespült hast."
Ich schüttelte amüsiert den Kopf, woraufhin Damien die Stirn runzelte und das Grinsen von seinem Gesicht verschwand.
"Was ist?" Auffordernd hob ich die Brauen.

"Das ist nur halb so witzig, wenn du es auch lustig findest", murmelte er betrübt.
Ich lachte kehlig, halbherzig boxte ich den jungen Alpha in die Schulter. "Dann sehen wir uns morgen bei deiner Mami Zuhause."
Damien verengte angriffslustig die blauen Augen und ich konnte mein Grinsen nicht mehr zurückhalten.
"Ich weiss nicht, was du hast", sagte ich spöttisch. "Ich finde das immer noch urkomisch."
Seine genervte Miene entlockte mir ein lautes Kichern.

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Pünktlich um fünf Uhr am Nachmittag klingelte ich bei den Lynchs Zuhause.
Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass Damien nicht da war, sondern mit seinem Vater unterwegs war. Seine Mutter bat mich freundlich herein und führte mich hinauf in ein kleines Zimmer.
Hohe Regale, vollgestellt mit unzählbaren Büchern, bedeckten die Wände, ein lilafarbener Vorhang dämpfte das sanfte Licht der Nachmittagssonne.

An der Wand über dem hölzernen Schreibtisch prangte ein Foto der Familie. Damien, auf dem Bild ungefähr sechs Jahre alt, schnitt als einziger eine Grimasse. Hellblonde Haare hingen zerzaust in seine Stirn und sein rot-weiss gestreiftes Shirt schlackerte lose um den kleinen Körper.
Ein Moosfleck zierte die Hosen auf Höhe der Knie. Die Hände seines Vaters ruhten warnend auf seinen Schultern.
Kira trug ein geblümtes Kleid und imitierte die Haltung ihrer Mutter, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht.

Damiens Mutter bemerkte meinen Blick, ein Schmunzeln trat auf ihre Lippen.
"Mein Sohn war schon immer ein Wildfang", bemerkte sie sanft. "Dafür liebe ich diesen Jungen umso mehr."
Unsere Luna bot mir einen Stuhl an und suchte danach Bücher aus den Regalen, die ich lesen sollte.
Auf den vergilbten Einbänden konnte ich erkennen, dass es sich dabei um Absatmmungstabellen und Sitten von fremden Rudeln handelte.
Interessiert musterte ich den abgegriffenen Buchrücken über unser eigenes, das Northern Lake, Rudel.
Damiens Mutter suchte wichtige Passagen aus den Büchern für mich heraus und markierte sie mit Lesezeichen.

"Es sind auch Bücher über die Politik mit den Menschen darunter", sagte sie, als sie das letzte Buch zuklappte. "Aber keine Bange, es wird noch ein paar Jahre dauern bis Damien das Rudel übernehmen wird."
Sie packte die Bücher in eine bunte Stofftasche, die ich dankend entgegen nahm. "Und ich werde dich begleiten. Wenn du fragen hast, darfst du dich jederzeit an mich wenden."
Respektvoll neigte ich den Kopf. "Vielen Dank, Luna."
"Bitte", entgegnete sie sofort, "nenn mich Ilsa."

Schüchtern erwiderte ich ihr Lächeln, das ihre bernsteinfarbenen Augen zum Leuchten brachte und kleine Fältchen in ihre äusseren Augenwinkel zauberte.
Ilsa legte die Unterarme auf die Tischplatte, ihre schmalen Finger verschränkten sich.
In ihren Zügen konnte ich vage das Antlitz ihres Sohnes erkennen, ihre Nase war schmaler, doch die geschwungenen Lippen hatte sie eindeutig an Damien weitervererbt.
Aufmerksam musterte sie mein Gesicht, bis ich betreten den Blick senkte.

"Hat er dir schon gesagt, wie du ihn bändigen kannst?", fragte sie plötzlich.
Überrumpelt hob ich den Kopf und sah in ihre bernsteinfarbenen Augen.
"Nun, also er hat... er hat gesagt, dass ich forsch mit ihm reden soll", antwortete ich mit leiser Stimme.
Ich fixierte das grosse Foto über ihrem Kopf und hoffte inständig, dass sie die Schamesröte auf meinen Wangen übersah.
Ilsa nickte, ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen. "Forsch, klar und streng."
Sie löste ihre verknoteten Finger. "Gib ihm Anweisungen. Das braucht am Anfang etwas Überwindung, ich weiss."

Sie lachte, ihre Stimme klang hell und ihr Lachen wirkte ansteckend.
Meine Haltung entspannte sich etwas, ich löste den Blick von dem Bild und sah in ihre funkelnden Augen.
"Es ist die Aufgabe der Luna, den Alpha zu besänftigen, wenn er die Kontrolle verliert", sagte sie. "Oder besser, bevor es soweit kommt."
Damiens Mutter beugte sich vor. "Männliche Alphas benötigen klare Regeln, Leitplanken. Dafür nutzen wir die sogenannten Luna-Techniken."
Ich runzelte kritisch die Stirn, woraufhin sie erneut auflachte. "Als ich mich auf Amir geprägt habe, hatte ich auch meine Zweifel. Aber du wirst schon sehen, es funktioniert."

Sie griff über den Tisch nach meinen Fingern und drückte sie kurz. "Die Art und Weise mit ihm zu reden ist unglaublich wichtig. Berührungen helfen, um die Alphas zu besänftigen."
Ich erinnerte mich daran, wie ich meine Hand auf Damiens Brust gelegt hatte, als mein Bruder ihn beschimpft hatte, und nickte langsam.
"Ich lege gern meine Hand auf Amirs Unterarm, das macht ihn ruhiger", fuhr Ilsa fort. "Und die Berührung ist auch für öffentliche Anlässe unauffällig genug."
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, ein Lichtstrahl fiel durch das Fenster und erhellte ihre Augen. "Ach, und falls Damien sauer auf dich sein sollte, zeig dich verletzlich. Das weckt seinen Beschützerinstinkt."
Ilsa strich eine ihrer blonden Haarsträhnen aus der Stirn, verschmitzt zwinkerte sie mir zu. "Bei Amir funktioniert das jedes Mal."

Ich unterdrückte ein Kichern, gerade als im unteren Stock die Tür ging.
Damiens tiefe Stimme drang an meine Ohren und beschleunigte das rhythmische Pochen meines Herzens.
Ilsa bemerkte, wie ich mich nach der Zimmertür umsah und erhob sich. "Lass uns nach unten gehen."
Ich folgte unserer Luna die Treppe hinunter zu den beiden Alphas.
Damien drehte sich um, unsere Blicke trafen sich.

"Damien", hauchte ich mit hoher Stimme und biss sogleich auf meine Unterlippe.
Vor einer Woche hätte ich mich lieber von einer Klapperschlange beissen lassen, als seinen Namen so auszusprechen.
Damiens intensiver Blick brannte auf meiner Haut, ich hob das Kinn in die Höhe und stakste unsicher auf ihn zu.
Ein paar Schritte entfernt blieb ich stehen, doch Damien packte mich an den Handgelenken und zog mich schwungvoll an seine Brust.

"Ich habe dich vermisst", raunte er an meinem Ohr.
Seine heisere Stimme jagte eine Gänsehaut über meinen Körper. Damien küsste mich vor seinen Eltern, bis ich ihn peinlich berührt wegschob.
Er räusperte sich und drehte sich zu seiner Mutter um, nicht ohne seine Finger mit meinen zu verschränken.
"Kuchen?", fragte er und hob die Brauen in die Höhe.
"Natürlich", antwortete diese mit einem Schmunzeln.
Während Ilsa einen Schokoladenkuchen aus der Küche holte, brachte Damiens Vater kleine, weisse Espressotassen und Porzellanteller hinüber zum Tisch.

"Alpha", grüsste ich, respektvoll neigte ich den Kopf.
Der Mann musterte mich eindringlich. "Clarisia, du darfst mich Amir nennen."
"Oh", machte ich verlegen. Meine Stimme krächzte leicht und ich räusperte mich. "Alphamir."
Damien schnaubte amüsiert durch die Nase. Er hatte offenbar Recht gehabt, mein Gehirn befand sich irgendwo in den Irrwegen des Abwasserkanals.
"Das ist mir auch schon passiert", sagte Ilsa und gab Damien einen Klaps auf die Schulter, woraufhin das dämliche Grinsen von seinem Gesicht verschwand.
Amir selbst lächelte, er füllte Kaffeepulver in einen silbernen Kaffeekocher und setzte die Kanne auf die Herdplatte.

"Ihr habt einen italienischen Kaffeekocher?", brachte ich überrascht heraus.
Ein lustiger Funke erhellte Amirs Augen. "Deine Mutter hat das ganze Rudel damit ausgestattet."
Schüchtern erwiderte ich das Lächeln des Alphas. Ihn in einer solch alltäglichen Situation zu sehen, löste ein beklemmendes Gefühl in mir aus.
Ich setzte mich neben Damien an den Tisch und Ilsa reichte mir ein grosses Stück Kuchen.
Mein Blick fiel auf die Gabeln am anderen Ende der Tischplatte, das Silber leuchtete hell im Sonnenlicht.
Ich beugte mich zu Damien hinüber.

"Gibst du mir..." Ich räusperte mich. "Gib mir eine Gabel."
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken tat Damien, was ich ihm befohlen hatte.
Perplex nahm ich die Gabel entgegen, mein Blick wanderte hinüber zu Ilsa.
Sie nickte kaum merklich und zwinkerte mir zu.
Erst als die Familie der Alphas begonnen hatte zu essen, getraute ich mich von dem Kuchen zu probieren.
"Hm, das ist unglaublich lecker!", brachte ich mit vollem Mund heraus.
Hastig schluckte ich und tupfte mit der Serviette über meine Lippen. "Entschuldigung."
Damien unterdrückte ein Grinsen, woraufhin ich ihm einen feindseligen Blick zuwarf.

"Vielen Dank." Ilsa neigte den Kopf, sie schien sich tatsächlich über mein Kompliment zu freuen. "Ich bin gelernte Bäckerin. Aber durch meine Aufgabe als Luna kann ich meinen Beruf nur noch in den eigenen vier Wänden ausüben."
Sie lächelte mich sanft an. "Ein Preis, den man als Luna zahlt."
Für eine Weile war nur das leise Klirren des Bestecks auf dem Porzellan zu hören.
"Wie ich sehe, habt ihr euch noch nicht markiert", bemerkte Amir plötzlich, mit leichtem Unmut in der Stimme. "Aber gepaart habt ihr euch schon?"
Seine dunklen Brauen wanderten in die Höhe, eine Geste, die ich bereits zur Genüge von seinem Sohn kannte. "Oder etwa auch noch nicht."

Vor Schreck verschluckte ich mich an meinem Kuchen.
"Dad!" Damien funkelte seinen Vater empört an, die Hand mit der Gabel auf halbem Weg zu seinem Mund in der Luft erstarrt.
"Ich meine ja nur", grummelte Amir unzufrieden. "Die Bindung eines Alphas mit seiner Luna ist ein wichtiger Prozess und ihr solltet nicht zu lange warten."
Damien knurrte drohend, seine Haltung versteifte sich und er zeigte leicht die Zähne.
Dass er sich getraute seinem Vater zu drohen, erstaunte mich, doch der ausgewachsene Alpha wandte tatsächlich den Blick ab.

Mein Kopf glühte und meine Handflächen fühlten sich schwitzig an.
Als ihr Mann tief Luft holte, legte Ilsa ihre Hand auf seinen Unterarm und lachte fröhlich. "Lass gut sein, Amir."
Damiens Vater grummelte leise, doch in diesem Moment pfiff der Kaffeekocher in der Küche und er erhob sich.
Damien beugte sich über den Tisch, er schob einen Drittel des übriggebliebenen Gebäcks auf seinen Teller.
Mit grossen Augen sah ich zu, wie er den überfüllten Porzellanteller zu sich heranzog.

"Was?" Er hob die hellen Brauen, als er meine erstaunte Miene bemerkte. "Ich mag nun mal Süsses."
Sein Blick fiel hinab auf meine Lippen, ein anzügliches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
"Damien!", hauchte ich entsetzt und sah bestürzt zu seiner Mutter hinüber.
Sie tat so, als ob sie seinen gierigen Blick nicht bemerkt hätte, doch ich konnte sehen, wie sie ein Schmunzeln unterdrückte.

Unter dem Tisch trat ich gegen Damiens Schienbein, damit er seine Augen an einen anderen Ort hinrichtete.
Mit einem Räuspern machte er sich über seinen Kuchen her und ich starrte peinlich berührt auf die Krümel in meinem Teller, eine heisse Röte auf den Wangen.

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