Clarisia
Damien Lynch.
Gott, wie ich diesen Kerl verabscheute. Selbstgefällig hatte er seine grossen Füsse auf den gegenüberliegenden Stuhl gelegt und blockierte damit zwei Plätze am Mittagstisch.
Ich unterdrückte ein genervtes Schnauben und knallte mein Tablet auf den Tisch.
"Warum so energisch heute?", scherzte Derik und lachte kehlig.
Damien zuckte nicht einmal mit der Wimper. Nur schon, wenn ich seine Visage zu Gesicht bekam, kochte heisse Wut in meinem Bauch hoch.
Seelenruhig blätterte er die Seite seines Comics um und schob sich einen Kaugummi in den Mund.
Er hatte nächste Woche seinen achtzehnten Geburtstag, war der junge Alpha unseres Rudels und las Comics.
Ich setzte mich neben meine Freundin Lorelie an den Tisch, nicht ohne mit den Augen zu rollen.
"Es wird besser werden, glaub mir." Derik lehnte sich zu mir herüber und lächelte mir zu.
Seine schwarzen Haare warfen einen kurzen Schatten auf seine Stirn und liessen seine stahlblauen Augen noch heller wirken. "Die Gereiztheit nimmt ab, je länger dein Geburtstag her ist."
"Leute", stöhnte ich entsetzt auf. "Bitte, ich will nicht schon wieder darüber reden."
Lorelie schlürfte lautstark Orangensaft durch ihren Strohhalm. "Deine Prägung kommt sicher bald."
Jayce und Brian unterbrachen für einen kurzen Moment ihr Gespräch über das Motorradrennen, welches sie am vorigen Abend im Fernsehen gesehen hatten und warfen mir neugierige Blicke zu.
"Nichts zu sehen, Jungs." Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Ihr könnt weiterreden."
Lorelie lachte laut und schlug ihre Zähne in den glänzenden Apfel.
Während ich meinen Kartoffelbrei mit Bratensauce ass, hoffte ich, dass Derik Recht behalten würde.
Die Unruhe des Wolfes in mir, der verzweifelt nach seinem Gefährten suchte, trieb mich in den Wahnsinn.
Eine Bewegung unterbrach meinen finsteren Gedanken.
Damien nahm seinen Kaugummi aus dem Mund, beugte sich vor und klebte ihn unter meinen Stuhl.
Ohne auch nur von seinem dämlichen Comic aufzusehen.
"He, spinnst du?", fauchte ich aufgebracht.
Er hob den Blick von seinem Heft. Das Blau seiner Augen vermischte sich mit einem dunklen Grün und leuchtete im Licht der Mittagssonne, das durch die Fenster der Cafeteria fiel.
Ich schluckte zweimal, dann kniff ich angriffslustig die Augen zusammen.
"Ich habe nicht gesehen, dass du da sitzt", entgegnete er ruhig.
Seine Stimme klang tief und weich, doch ich konnte den spöttischen Unterton heraushören.
Jayce lachte über meine empörte Miene.
"Krieg dich wieder ein, Cass", meinte er. "Es ist nur ein Kaugummi."
"Das ist eklig!", zischte ich und deutete auf Damiens Brust. "Du bist eklig."
Über den Tisch hinweg funkelte ich ihn aufgebracht an, doch er widmete sich bereits wieder seinem Comic. Die Seite raschelte leise, als er sie umblätterte.
"Oh, jetzt hast du mich aber verletzt", jammerte Damien übertrieben.
Derik grinste mich frech an.
"Lass ihn doch, Cass. Bald wird er sich prägen und dann wird er sich wohl oder übel benehmen müssen."
Der Kommentar brachte ihm tatsächlich einen finsteren Blick von Damien ein.
Ich lächelte Derik über den Tisch hinweg an, woraufhin er mir mit einem Auge zuzwinkerte.
"Hey Leute." Jessy, die Tochter unseres Beta-Wolfes, trat an unseren Tisch und hob zur Begrüssung die Hand.
"Hey", murmelte ich, während ich den Kartoffelbrei in meinen Mund schaufelte.
"Jessy!" Damien klappte seinen Comic zu, wobei ich die Überschrift Wolverine und die groteske Zeichnung eines Möchtegern-Werwolfes auf dem Cover erkennen konnte.
Ein Lächeln verzog seine Lippen, liess seine blaugrünen Augen strahlen.
Sein Blick fiel hinab auf Jessys üppigen Ausschnitt und ich schnaubte leise durch die Nase.
Ich sah hinab auf seine Füsse auf dem Stuhl neben mir und unterdrückte den Impuls seine Schnürsenkel zusammen zu knoten, während er mit Jessy flirtete.
Dafür war ich nun entschieden zu alt.
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Hey Leute, ich hoffe euch gefiel das erste Kapitel. Das nächste ist länger ;)
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