♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl...

By Raven-Alice

68.6K 5.6K 14.1K

Sie rettet sein Leben - Er will sie töten ✰✰✰ Ein düsterer Vampir, ein verhängnisvoller Zauber und eine alles... More

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114

62

356 27 79
By Raven-Alice

Eine kühle Hand legte sich auf ihren Hals und vorsichtig fuhren die Finger unterhalb ihres Kiefers entlang, bis sie kurz verharrten.

Sie war unglaublich müde und schaffte es nicht, ihre bleiernen Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken. Das irritierende Gefühl, dass sie eine wichtige Sache überging, klopfte an ihr Unterbewusstsein. Doch das musste warten, zu einladend war das warme Wohlgefühl, welches sie sanft dahinschaukelte und ihren Körper mit einer unvergleichlichen Entspannung durchströmte. Es schien, als würde eine weiche Schicht aus Nebel alle Sorgen von ihr fernhalten.
Diese Hand, war das Nicolas? Er musste es sein.

Ein Nagen arbeitete in ihren Hinterkopf, als wenn etwas Unheilvolles auf sie lauerte. Sie brauchte jetzt Nicolas' Nähe, in seinem Armen wollte sie weitertreiben, die warmen Wellen zusammen mit ihm genießen. Sie versuchte, den Kopf zur Seite zu legen, um sich in seine Hand zu kuscheln, doch dieser kippte unkontrolliert auf ihre Schulter. Nicolas legte seine Finger nicht an ihre Wange, wie sie es gehofft hatte, sondern zog diese weg. Sehnsüchtig seufzte sie auf.

»Ich denke, du kommst nun alleine zurecht. Hat lange genug gedauert, warst ganz schön zugedröhnt.« Diese Stimme, sie war so falsch. So anders. So ... nicht Nicolas. Melissa versuchte, ihren Kopf hochzuheben, doch er sackte nach vorne weg. Ihre Augenlider waren wie zugeklebt. Wieder trug sie dieses Vibrieren in jeder einzelnen Körperzelle fort.

Als etwas auf ihre Wangen klopfte, brummte sie protestierend.

»Hey, Mädchen! Zeit zum Aufwachen. Du hast es überstanden. Ich mach mich mal vom Acker.« Schon wieder diese verkehrte Stimme. Die Stimme störte.

Neben ihr raschelte es, ein Klacken erklang und kühle Luft umströmte unvermittelt ihr Gesicht. War das das Zuschlagen einer Tür? Abermals versuchte Melissa die Augen zu öffnen. Es gelang ihr nur kurz. Wo war sie? Ihr Kopf sackte erneut weg, diesmal zur rechten Seite, und stieß unsanft gegen eine harte Oberfläche. Die Wellen zerstoben zu einem ungemütlichen Chaos. Sie musste sich konzentrieren. Das Nagen an ihrem Unterbewusstsein wurde drängender, zwängte sich nach vorne. Was war ihr entfallen? Sie hob erneut die Lider, kurz flackerten diese auf, bevor sie sich mit verschwommenem Blick umsah. Ihr Kopf lehnte an einer Scheibe in einer Tür. Sie war in einem Wagen. Nicolas' Wagen. Warum schlief sie hier? Tief holte sie Luft, bewegte sich behutsam und erlangte schließlich ein wenig Kontrolle über ihre Muskulatur.

Ihr war so kalt. Trotz der großen Decke, in welche sie gewickelt war. Nein, keine Decke, ein schwarzer Mantel.

Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf.

Nicolas, der in einem Türrahmen stand. Sie selbst, wie sie sich in seine Arme fallen ließ. Und eine Spritze.

Ihr wurde noch kälter, eisig kalt. Hektisch fing sie an zu atmen, viel zu schnell, doch die Luft erreichte kaum noch ihre Lungen. Ihr Herz raste und Übelkeit überrollte sie. Nein, das konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Nicolas hatte das nicht wirklich getan. Panisch sah sie sich im Auto um. Sie war allein. Wo? Der Wagen stand in einer nichtssagenden Feldeinfahrt, neben sich eine schmale Straße. Wo war Nicolas?

Er konnte es nicht getan haben. Er hatte es ihr versprochen. Ihr würde nichts geschehen, solange er bei ihr war.

Warum war er nicht hier? Verammt, Sie musste sich konzentrieren. Stückchenweise kamen die restlichen Erinnerungen.

Sie sollte fortgebracht werden, wenn der Mann Nicolas hatte. Dieser entsetzliche Mann, er machte ihr solche Angst. Aber dieser hatte beim zweiten Türöffnen nicht dortgestanden, sondern Nicolas. Er hielt und schützte sie, bis ... die Nadel, die sich in ihren Arm schob. Alles um sie herum verzog sich in weite Ferne und nur die wohligen Wellen blieben.

Nicolas war nicht hier. Er musste bei diesen Leuten geblieben sein. Was würden sie mit ihm anstellen? Magensäure stieg Melissa in den Mund, das Atmen wurde immer schwerer. 

Schweißperlen bildete sich auf ihrer Stirn. Mit zittrigen Fingern riss sie an der Türklinke, rutschte ab, versuchte es erneut und endlich öffnete sich die Tür. Sie beugte sich halb nach draußen, brachte ihre gesamte Kraft auf, um sich festzuhalten, und übergab sich.

Zitternd und in Schweiß gebadet schob sie sich zurück auf den Beifahrersitz und sackte in diesen zusammen. Krampfhaft kämpfte sie darum Luft zu holen. Es half Nicolas nicht, wenn sie erstickte. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie ihren Körper ansatzweise wieder unter Kontrolle hatte.

Sie musste etwas tun, jemanden informieren. Sie sollte Tara anrufen. Tara wüsste, was nötig wäre. Nicolas' Worte kamen ihr in den Sinn, sie sollte auf keinen Fall Tara in Gefahr bringen. Doch Melissa konnte unmöglich hier sitzen und schweigen. Sie brauchte jemanden, der ihr half, der Nicolas zurückhkolte.

Hektisch riss sie an der Klappe des Handschuhfachs. Es sprang auf und Schokoladenriegel landeten auf ihren Beinen und rutschen weiter bis auf den Boden. Einige Sekunden starrte Melissa auf die Süßigkeiten. Nicolas hatte diese für sie besorgt. Tränen stiegen ihr in die Augen, doch dafür hatte sie keine Zeit. Achtlos zerrte sie Zettel und Kleinkram aus dem Fach und schmiss alles auf den Boden, aber sie fand nicht, wonach sie suchte. Sie brauchte dringend Nicolas' Handy, so oft ließ er es im Wagen liegen, es musste einfach irgendwo hier sein. Noch einmal tastete sie das Innere des Faches ab, doch es blieb leer. Panisch wickelte sie sich aus Nicolas' Mantel und griff in die Taschen. Nichts. Sie untersuchte die Beifahrertür und beugte sich danach weit zur Seite, bis sie ebenfalls an der Fahrertür ankam. Dabei drückte ein harter Gegenstand schmerzhaft in ihre Hüfte und erschwerte ihr die Suche. Wütend griff sie unter ihren Hosenbund und zog das störende Ding hervor.

Noch nie hatte der Anblick eines Smartphones bei ihr eine derartige Erleichterung ausgelöst. Endlich konnte sie den rettenden Anruf tätigen.

Und noch etwas anderes wurde ihr bewusst. Man hatte sie nicht durchsucht, bevor man sie zurückgelassen hatte – oder näher berührt. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper unwillkürlich, alleine bei dem Gedanken an die Möglichkeit.

Als sie den Bildschirm aktivierte, leuchtete ihr eine Notizapp entgegen mit einer Nachricht »Ruf Josephina an, sie wird dir helfen. Kein Wort zu Tara, zu gefährlich. Es tut mir leid.« Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle und sie konnte den Strom aus dicken Tränen nicht länger zurückhalten. Er hatte noch versucht, ihr beizustehen, als er für sich schon keinen Ausweg mehr sah.

Aber das sie es unterlassen würde Tara anzurufen, konnte er vergessen, so schnell gab sie nicht auf. Halb blind vor Tränen wischte sie über den Bildschirm, öffnete das Telefonbuch und scrollte sich durch die Kontakte, bis sie bei »T« angekommen war. Keine Tara. Wie konnte das sein? Sie versuchte es unter »S« wie »Schwester«. Nichts. Irgendwo musste sie doch sein, oder hatte Nicolas die Nummer gelöscht, um sicher zu sein, dass Melissa Tara nicht erreichen konnte? Egal, dann würde sie sich eben bei Adam melden, es machte kaum einen Unterschied.

Aber nach kurzer Suche stellte Melissa fest, dass auch er nicht im Telefonbuch enthalten war. Panisch durchsuchte sie nun alle Kontakte, es musste doch ein hilfreicher Name dabei sein, allerdings sagte ihr keiner davon etwas. Keiner bis auf einen.

Kari.

Melissa starrte auf die vier Buchstaben. Was wusste sie über die Vampirin? Nicht viel mehr, als das, was Nicolas ihr erzählt hatte. Dass sie alt und einflussreich war und Menschen und Vampire um sich sammelte, wie andere Leute Briefmarken, und dass er Melissa nicht in ihrer Nähe wissen wollte.

Und dass sie etwas für Nicolas übrig hatte. Vielleicht würde sie ...

Eine Nummer erschien auf dem Bildschirm. Kein Klingeln, kein Vibrieren, der Anruf war vollkommen stumm. Melissa drückte auf den grünen Kreis.

»Verflucht, endlich! Sag sofort, wo du bist, oder ich bring dich um! Ich bring dich auf jeden Fall um, wenn du wieder hier bist. Wo bist du?« Eine von Panik durchtränkte Frauenstimme quietschte durch den Hörer.

»Tara?«, fragte Melissa krächzend.

Die Stimme verstummte einen Moment und fuhr dann gemäßigter fort: »Melissa? Bist du das?«
Melissa hielt die Luft an. Nie hatte sie die besonnene Vampirin so außer sich erlebt. Was mochte sich zwischen ihr und Nicolas ereignet haben? Wusste sie, dass er sich für Melissa ausgeliefert hatte? Hatte er Tara über seine Pläne informiert?

»Melissa? Bist du bei Nicolas? Bitte sag mir, was bei euch los ist. Geht es ihm gut? Ist alles in Ordnung?« Taras Stimme überschlug sich fast.

Mühsam schluckte Melissa, doch sie brachte keinen Laut hervor. Was sollte sie Tara sagen? Es war Melissas Schuld, dass Nicolas fort war, in den Händen von diesem grässlichen Mann, nur weil sie sich heimlich davongeschlichen hatte, weil sie Nicolas' Bedenken nicht ernst genommen hatte.

Was würde Tara machen, wenn sie von der Lage ihres Bruders erfuhr? Melissa machte sich keine Illusionen. Die Vampirin würde alles daran setzen, ihren Bruder zurückzuholen. Verdammt, sie war als Mensch in Karis Haus gelaufen, um sich in einen Vampir verwandeln zu lassen und ihren Bruder schützen zu können. Sie würde ohne Zögern erneut direkt in die Höhle des Löwen laufen. Doch würde es wieder glimpflich ausgehen? Dieser Mann, er hasste Vampire abgrundtief, was sollte ihn daran hindern, Tara ebenfalls festzusetzen – oder Schlimmeres. Und dann waren Adam und Amia auf sich allein gestellt. Wie lange würde Adam seine Natur verbergen können, bis man auf ihn aufmerksam wurde? Vielleicht würden diese Menschen auch Adam fangen? Sie hatten ihn bereits einmal angegriffen. Melissa könnte damit leben, wenn Tara nie wieder ein Wort mit ihr sprach, aber nicht damit für den Untergang der gesamten Vampirfamilie verantwortlich zu sein.

»Melissa, rede endlich!« Jetzt schrie Tara hemmungslos ins Telefon.

Melissas Körper bebte mehr noch als zuvor. »Es ... es tut ... es tut mir leid«, stammelte sie und drückte den Anruf weg. Mit brennenden Augen rieb sie sich über die prickelnden Handgelenke und wappnete sich für den nächsten Anruf.

»Nicolas, welch' angenehme Überraschung.« Die glasklaren Worte der alten Vampirin schnitt durch den Innenraum des Wagens.

Kurz zögerte Melissa. Sie hatte nicht mit der überzogenen Freude gerechnet, die Kari an den Tag legte. Dann sprach sie mit kratziger Stimme. »Hier ist Melissa. Nicolas ist nicht bei mir. Er ist ... in Schwierigkeiten.« Stille.

Fast glitt Melissa das Handy aus den verkrampften Fingern. Sie wartete auf eine Reaktion, doch diese kam nicht.

»Er braucht Hilfe. Dringend.«

Nur ein leises Luftholen auf der anderen Seite verriet Melissa, dass die Leitung nicht tot war.
Und dann, endlich, sprach Kari. »Du wagst es, mich zu kontaktieren? Unter seinem Namen? Du Mensch!?« Karis Stimme triefte vor Abscheu.

»Bitte«, sagte Melissa und ihr war bewusst, wie jämmerlich sie sich anhören musste. »Er braucht Hilfe. Bitte.«

»Das sagtest du bereits.« Die Vampirin brachte es fertig, noch kälter als zuvor zu klingen. »Also los. Du hast eine Minute. Was ist vorgefallen?«

Stockend und chaotisch berichtete Melissa die jüngsten Ereignisse und hoffte inständig, dass ihre wirren Worte irgendeinen Sinn für die Vampirin ergaben.

Wieder schwieg Kari sekundenlang, bevor sie sprach. »Schau dich um, siehst du einen Straßennamen, dort wo du dich gerade aufhältst?« Mit dieser Aufforderung hatte Melissa nicht gerechnet. Verwirrt blickte sie nach vorne, dann hinter sich und tatsächlich stand dort an einer einsamen Kreuzung ein Schild. Sie nannte der Vampirin den Namen.

»Rühr dich nicht vom Fleck. Ich schicke jemanden, der dich holt.« Dann wurde der Anruf beendet.

Melissa kam es vor, als würde eine kalte Hand langsam ihren Rücken hinaufklettern. Doch sie würde warten.

Continue Reading

You'll Also Like

Lucifer By romy

Paranormal

485K 20.2K 35
Manche Dinge, sollten einfach nicht passieren. Wie zum Beispiel deinen eigenen Schutzengel zu treffen, der entgegen deiner Vorstellungen alles andere...
Shy Star By Blxmenkxnd

General Fiction

159K 6.7K 36
Die schüchterne Skylar wird von ihrer besten Freundin Miriam dazu überredet an einem Casting der Band "Paradise" teilzunehmen. Die drei Jungs der Ban...
1.6M 94.8K 66
Einen Mord zu beobachten ist schon NICHT lustig, dann noch entführt zu werden ist auch nicht so der Hit... Aber das auch noch von der arrogantesten F...
807 76 13
Wenn man seine wahre Liebe findet sollte man sie behalten und nie mehr gehen lasse, oder? Aber was wenn sie dir entgleitet und dann nie mehr zurück...