Willenlos | Divergent / Die B...

By wort_kotze

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Die Stadt ist in Fraktionen unterteilt, in genau fünf. Ferox, die Mutigen. Amite, die Friedfertigen. Ken, die... More

1. Kapitel ~ Eignungstest & echte Angst
2. Kapitel ~ Die Entscheidung
3. Kapitel ~ Spring!
4. Kapitel ~ Kämpfen
5. Kapitel ~ Schwächen?
6. Kapitel ~ Four?
7. Kapitel ~ Trau dich!
8. Kapitel ~ Doch nicht so gut?
9. Kapitel ~ Eine Party bei den Ferox?
10. Kapitel~ Peinlich...
11. Kapitel ~ Der Besuchertag
12. Kapitel ~ Capture the Flag
13. Kapitel ~ Die erste Trainingsstufe ist beendet.
14. Kapitel ~ Die Angstlandschaft
15. Kapitel ~ 'Wehre dich dagegen.'
16. Kapitel ~ Gedankengänge
17. Kapitel ~ Ein Besuch bei den Ken
18. Kapitel ~ Ein tolles Gefühl
19. Kapitel ~ Wut & verdrehte Gefühle
20. Kapitel ~ Zusammenreißen?
21. Kapitel ~ Tattoos, Panik.
22. Kapitel ~ Freundschaft.
23. Kapitel ~ Nicht schon wieder.
24. Kapitel ~ Überzogener Streit, Erklärungen & Scheitern in der Landschaft
25. Kapitel ~ 'Klärt das im Ring'
26. Kapitel ~ Verhandlungen.
27. Kapitel ~ Komischer Tag.
28. Kapitel ~ Widerstand ist zwecklos.
29. Kapitel ~ Verdrehte Handlungen...
30. Kapitel ~ Schweigen wie ein Grab.
31. Kapitel ~ Angstlandschaft, Übermut & Streit
32. Kapitel ~ Einfach Eric und Ally.
33. Kapitel ~ die Abschlussprüfung
34. Kapitel ~ Drohungen & eine ganz andere Seite an Eric....
35. Kapitel~ Beobachtung & Konfrontation
36. Kapitel ~ 'Gib uns ein paar Minuten, um deine Gefühle zu analysieren.'
37.Kapitel ~ 'Wer weiß? Vielleicht bringen sie dich ja heute um.'
38. Kapitel ~ Das Missverhalten von Kieshiena Forgein
39. Kapitel ~ Dustin, ein wirklich guter Freund.
40. Kapitel ~ Kyle, der sich nicht provozieren lässt
41. Kapitel ~ Schokoladenkuchen ist eine gute Lösung.
42. Kapitel ~ Nicht weinen.
43. Kapitel ~ Nicht mehr lange & das neue Zimmer
44. Kapitel ~ Aufregung und ein bisschen Angst
45. Kapitel ~ Das Chaos geht erst los
46. Kapitel ~ Ein -diesmal- wahrscheinlich sicherer Entschluss
47. Kapitel ~ Die Wahrheit
48. Kapitel ~ 'Das liegt im Auge des Betrachters.'
49. Kapitel ~ Fragen über Fragen
50. Kapitel ~ Geheime Gespräche
51. Kapitel ~ Große Dummheit & Irrtümer
52. Kapitel ~ Albträume, Training & Beichten.
53. Kapitel ~Die Befehle im Kopf.
54. Kapitel ~ Schwäche
55. Kapitel ~ Perfektion
56. Kapitel ~ Schlechte Verlierer
57. Kapitel ~ Sturheit, Wahrheit & ein Schuss
58. Kapitel ~ Man spielt nicht mit dem Feuer.
59. Kapitel ~ Fast so wie ein Abschied
60. Kapitel ~ Es geht zu Ende
61. Kapitel ~ Jedermanns Reaktion.
62. Kapitel ~ Kleine Planänderung
63. Kapitel ~ Keine Stiff
64. Kapitel ~ Angriff & Flucht
65. Kapitel ~ West, ein hilfsbereiter Fraktionsloser?
66. Kapitel ~ 'Du kommst mir bekannt vor.'
67. Kapitel ~ Die Hölle der Träume.
68. Kapitel ~ West, der sich irgendwie komisch benimmt.
69. Kapitel ~ Sie wurden geliebt.
70. Kapitel ~ Bekannte Gesichter
71. Kapitel ~ Ein Teil von Alexias Geschichte
72. Kapitel ~ Unerwarteter Verrat
73. Kapitel ~ Ein schrecklicher Tag
74. Kapitel ~Zu den Candor
75. Kapitel ~ Von tausend nach hinten
76.Kapitel~ Bedenke deine Entscheidungen
77. Kapitel~ Der Wunsch allein zu sein
78. Kapitel ~ Noch ein Verräter
79. Kapitel ~ Erzwungene Wahrheit
80. Kapitel ~ Zwei Brüder
81. Kapitel ~ "Ihr Candor seid alle so unhöflich."
82.Kapitel ~ Überrumpeltes Wiedersehen
83. Kapitel ~ 'Oh sieh' an, noch eine Unbestimmte.'
84. Kapitel ~ Bedingungen
85. Kapitel ~ 'Ab jetzt musst du dich selbst beschützen, Klugscheißer.'
86. Kapitel~ Hoffnung ist beschissen. Oder etwa nicht?
87. Kapitel ~ So manch ein bekanntes Gesicht
88. Kapitel ~ "Es wird alles gut werden."
89.Kapitel ~ Neue Bekanntschaften & emotionale Achterbahnfahrten
90. Kapitel ~ Auf der Suche nach Ally
91. Kapitel ~ Besprechung & Ryders Gefühlsausbruch.
92. Kapitel ~ "Ich sollte damit aufhören. Ich weiß."
94. Kapitel ~ "Konzentrier' dich, Dustin!"
95. Kapitel ~ Niemand
96. Kapitel ~ Erklärungen
97. Kapitel ~ "Wir geben euch zwei Möglichkeiten."
98. Kapitel ~ Ich hole euch da raus.
99. Kapitel ~ Eine unerwartete Flucht
100. Kapitel ~ Kurzer Abschied
101.Kapitel~ "Wer sie sichtet, meldet sich unverzüglich bei den Ken."
102. Kapitel ~ Überraschung
103. Kapitel ~ "Wenn ich frei komme, werde ich euch alle aufknöpfen!"
104. Kapitel~ Ein Druckmittel?
105. Kapitel~ Angriff- die beste Verteidigung?
106. Kapitel~ Herzzerreißende Erinnerungen & schmerzhafte Wunden?
Epilog + Danksagung

93. Kapitel ~ Menschen, die etwas opfern.

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By wort_kotze

93. Kapitel ~ Menschen, die etwas opfern.

Schon als ich die Augen aufschlage, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dustin hat die Arme fest um mich geschlungen, sodass ich halb auf ihm drauf liege.

Ich blinzle ein paar Mal verwirrt.

Wahrscheinlich liegt es zum Einem daran das wir heute von hier verschwinden und zum Zweiten, wegen der Sache mit Dustin letzte Nacht. Mein Herz macht einen Sprung und ich presse die Lippen fest aufeinander.

So vorsichtig wie möglich befreie ich mich, indem ich seine Arme von mir schiebe.
"Hey", grummelt er und lässt mich zusammenfahren.
Während ich mir mit der Hand über die Augen fahre, drehe ich mich in seine Richtung. "Morgen."

Für ein paar Sekunden ist es still, dann lacht er -noch immer heiser vom Schlaf- auf.

"Alles gute zum Geburtstag."

Erst sage ich nichts, sondern starre nur schweigend vor mich hin, dann nicke ich und zwinge mich zu einem kleinen Lächeln. "Danke."

Auch Kieshiena gratuliert mir, wenn auch nicht so überschwänklich. Doch das erwarte ich nicht von ihr. Wieso auch? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, unsere Freundschaft ist gegessen. Aber jetzt zähle ich auf sie. Wir müssen zusammenhalten, sonst werden wir nicht weit kommen. Wie man so schön sagt; einer für alle und alle für einen.

Ich atme tief durch und probiere das aufgeregte Kribbeln in meinem Magen wegzudrücken, jedoch funktioniert das nicht so einfach.



Es ist still in Kieshienas Zimmer. Es ist noch lange nicht dunkel draußen, weshalb wir uns nicht auf den Weg machen können. Die Blondine sitzt mit angezogenen Beinen auf ihrem Bett und schaut mit nachdenklichem Blick vor sich hin. Dustin hat es sich währenddessen zur Aufgabe gemacht, ungeduldig durchs Zimmer auf und ab zu rennen.

"Kannst du mal damit aufhören?", frage ich ihn und wische mir die schwitzigen Finger an der orangen Hose der Amite ab, die ich von Kieshiena bekommen habe, da meine eigentlichen Sachen vor einer Weile in der Waschmaschine gelandet sind.

"Womit?", fragt er und hebt fragend den Blick.
"Mit dem verdammten Rumgelaufe.", gebe ich zurück und zwinge mich nicht allzu genervt zu klingen. Ich bin furchtbar angespannt, aber ich will es nicht an ihm auslassen.
"Oh.", meint er, zuckt mit den Schultern und lässt sich dann mit einem geräuschvollem Seufzen auf die Matratze fallen.

"Ally?", fragt Kieshiena schließlich in die erdrückende Stille hinein.
Den Kopf hebend, suche ich ihren Blick. "Ja?"

Sie steht auf, geht herüber zu einer der Komoden in ihrem Zimmer, zieht sie auf und holt einen Stapel schwarzer Kleidung heraus. Unwillkürlich zucken meine Mundwinkel nach oben.
"Das habe ich ganz vergessen, aber ich dachte, die hättest du vielleicht gern zurück.", setzt sie schulterzuckend an. "Meine Mutter hat sie gewaschen."

"Natürlich.", antworte ich und lächle sie an. "Danke."

Als sie mir die Sachen in die Hand drückt, trübt sich ihr Blick. Ihre Augen wirken in diesem Moment furchtbar traurig. "Das was ich gestern zu dir gesagt habe, tut mir leid.", entschuldigt sie sich mit ruhiger Stimme und blinzelt ein paar Mal. "Es war nicht so gemeint."

"Ist okay.", gebe ich nickend zurück. Ehe ich mich versehe, zieht sie mich in eine feste Umarmung.

Anschließend mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich eine ausgiebige Dusche nehme. Wer weiß wann ich das nächste Mal heißes Wasser zu Gesicht bekomme? Also sollte ich das nochmal ordentlich ausnutzen. Ich bin so angespannt, ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren. In meinem Kopf schwirren unentwegt Vorstellungen umher, wie es hinter dem Zaun aussieht. Dabei kann ich noch nicht einmal sicher sein, dass wir es überhaupt bis dahin schaffen.

Ich hoffe nur, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen werde. Auf dem Weg dahin könnte so einiges passieren und dahinter noch so einiges mehr. Ob dort Gefahren lauern? Für eine ehemalige Ken weiß ich reichlich wenig darüber, aber früher habe ich mich auch nicht für so etwas interessiert. Früher war ich nicht dauerhaft auf der Flucht. Ich seufze und schüttle den Kopf. Für die all die Gedanken ist kein Platz mehr in meinem Kopf, ich sollte damit aufhören.

Bevor ich das Badezimmer verlasse, werfe ich einen letzten Blick in den Spiegel.

Auch wenn ich nicht wirklich gut oder gesund aussehe, wirke ich entschlossen. Und das bin ich.

Heute wird sich mir niemand in den Weg stellen. Wenn es sein muss, kämpfe ich bis ich umfalle. Ich atme tief durch, ehe ich mich abwende und das Badezimmer verlasse.

Die Stunden bis zum Abend ziehen sich hin wie zäher Kaugummi. Doch allmählich wird es draußen immer dunkler. Und mit der verstreichenden Zeit wird die Nervosität noch größer, wenn das überhaupt möglich ist.

"Wie kommen wir eigentlich völlig unbemerkt hier raus?", fragt Dustin und sieht mit gehobenen Augenbrauen zwischen mir und Kieshiena hin und her.

Sie gibt ein kurzes Geräusch von sich, was wie eine Mischung aus aufstöhnen und lachen klingt. "Meine Eltern werden das sowieso nicht mitkriegen.", antwortet sie. "Wenn wir leise genug sind, kommen wir auch unbemerkt raus. Ich will nicht mehr hier sein, dass macht mich ganz krank. Aber dann heißt es ja endlich adios, Chicago."

Die beiden haben mittlerweile auch ihre alte Kleidung von den Ferox an. Es fühlt sich komisch an, sie wieder so zu sehen. Das macht schon fast den Anschein, als wäre alles so wie früher. Schon merkwürdig wie viel Wert wir darauf legen, die Farben unserer Fraktion zu tragen und das obwohl sie so viel schlechte Sachen getan haben. Wir werden wohl immer irgendwie dazu gehören.
Doch der Schein trügt sowieso. Es wird niemals mehr so sein. Ich kann nicht leugnen, das mich das mitnimmt. Je länger und öfter ich daran denke, desto trauriger macht es mich.

Irgendwie schaffe ich es die Gedanken daran zu verdrängen, aber die Unruhe in mir drin bleibt.

"Es wird dunkler.", sage ich, den Blick aus den Fenster werfend.
"Ich hab das Gefühl, ich kotze gleich, so viel Schiss hab ich.", wirft Dustin ein und bringt mich damit dazu mich zu ihm umzudrehen.
"Wir schaffen das.", sage ich und bin über den optimistischen Ton in meiner Stimme erstaunt.
"Natürlich schaffen wir das." Kieshiena grinst. "Bis jetzt haben wir doch auch immer alles hingekriegt."
Auch über Dustins Gesicht zieht sich schließlich ein leichtes Lächeln. "Wenn ihr das sagt, wird es wohl so sein."

Möglichst ohne einen Ton von mir zu geben, steige ich hinter Kieshiena und Dustin die Treppe herunter. Bei meinem Glück werden wir wegen mir auffliegen, weil ich es schaffe mich wie ein totales Trampeltier zu benehmen.

Die Stufe auf der ich stehe, gibt ein lautes Knarzen von sich, woraufhin ich scharf Luft einziehe. Doch keiner der beiden wirft mir einen bösen Blick, oder gemeinen Kommentar zu. Sie scheinen gar nicht darauf zu achten.

Glücklicherweise stürze ich nicht kopfüber die Treppe herunter, sondern schaffe es, wie ein normaler Mensch zu gehen. Ich atme erleichtert aus, als wir durch die Haustür schreiten, ohne Kieshienas Eltern geweckt zu haben.
"Verdammt.", wispert Dustin neben mir. "Ich flippe gleich aus."

Möglichst unauffällig greife ich nach seiner Hand und drücke sie leicht. Sie ist schwitzig und schon fast etwas zittrig, weshalb ich sicher bin, dass er sich genauso fühlt wie ich.

"Ganz ruhig.", murmle ich und ziehe meine Finger aus seinen.

"Wie du so schön sagst; alles wird gut."

"Psssht jetzt.", ermahnt die Blondine uns mit strengen Blick, wie ich auch durch die Dunkelheit erkennen kann. "Wir müssen jetzt zum Treffpunkt. Ich bin sicher, dass mein Bruder und die anderen schon warten."
Ich nicke zustimmend, dann beschleunige ich meine Schritte und tapse hinter ihr her.


Wie nicht anders zu erwarten, sind die drei Jungen schon am Treffpunkt. Aspen und Arvid tragen beide Rucksäcke auf dem Rücken und obwohl wir aus dem selben Haus gekommen sind, scheinen sie schon eine ganze Weile auf uns zu warten.

Ryders Arme sind vor der Brust verschränkt. "Wir müssen uns beeilen. Sobald die Amite oder die Patroillen der Ferox Wind von unserer Flucht kriegen, sind wir am Arsch."

"Ich sage das nicht gern, aber ich gebe dir recht.", werfe ich ein und von allen Seiten kommt leises, zustimmendes Gemurmel.

"Dann los.", sagt Kieshiena.

"Wenn's sein muss, räume ich jeden aus dem Weg, der mir zu nahe kommt.", erklärt Ryder siegessicher und spielt damit meine eigenen Gedanken wider. Wieso habe ich das Gefühl das wir uns irgendwie ziemlich ähnlich sind und uns trotzdem nicht ausstehen können?
"Das Wichtigste ist das wir hinter den Zaun kommen.", bestätigt Aspen.
"Dann hört auf zu reden, das macht mich ganz nervös. Lasst uns einfach los."

Und mit diesen Worten rennen wir nacheinander los.

"Du hast also heute Geburtstag.", stellt der dunkelhaarige Ryder fest, der mittlerweile neben mir her joggt.

Auch wenn er es nicht sehen kann, rolle ich die Augen und brumme zustimmend.
"Hoffentlich bringt uns das Glück."
"Da würde ich nicht zu sehr drauf hoffen.", murre ich und beschleunige mein Tempo, um ihn abzuhängen. Wirklich Lust mit ihm zu sprechen, habe ich nicht. Schließlich macht die Nervosität mir schon genügend zu schaffen und sein blödes, spöttisches Gestichel kann ich da am wenigsten gebrauchen.

Es kommt mir so vor, als würde eine halbe Ewigkeit vergehen, während wir alle mehr oder weniger laut prustend nebeneinander her trotten.

Mittlerweile tun mir die Beine schon ein wenig weh.
Kaum einer verspürt das Bedürfnis großartige Reden zu schwingen, oder sich zu unterhalten. Denn erstens ist das mit dem Atmen schon jetzt ein wenig schwer und zweitens ist die Anspannung zu groß. Ich schätze, wir sind allesamt ziemlich durcheinander und aufgebracht.

"Brauchen wir noch lange?", frage ich an Kieshiena gewandt, die nicht weit von mir entfernt läuft.
"Nein.", gibt sie so leise zurück das ich beinahe Probleme damit habe, sie zu verstehen. "Wir sind fast an den hintersten Gewächshäusern. Dann ist es nicht mehr weit."

Soweit ich weiß, weiß sie über all das Bescheid, weil sie schon als Kind gerne zu weit herausgerannt ist. So hat sie es mir zumindest erzählt.

Ich nicke lediglich und anschließend mache ich mich daran zurück in Dustins Nähe zu kommen. Denn ich bin unbewaffnet und im Falle des Falles wird er mir irgendwie helfen müssen. Zumindest wenn Gefahr droht.

Weitere Minuten vergehen in denen wir nichts tun, außer zu rennen. Wir sind relativ schnell, bis Ryder ganz plötzlich abbremst und inne hält. Alamiert halten alle ihren Mund.

"Wir haben Glück, das die Amite uns noch nicht bemerkt haben. Wir müssen uns beeilen."
Wie aufs Stichwort gerufen, blitzen Lichter in der Ferne auf. Außerdem ist das laute Pfeifen des Zuges kaum zu überhören. Doch ich bezweifle das der Lichtschein davon stammt.
"Das sind die Ferox.", sagt Kieshienas Bruder, Arvid, fest und der Horror in seiner Stimme ist kaum zu überhören.

"Wir müssen zuerst an ihnen vorbei.", murmle ich.
"Das schaffen wir.", sagt Kieshiena.

Schon jetzt spüre ich wie mein Herz heftig gegen meine Rippen pocht und das Adrenalin durch meinen Körper pumpt. Ich bin bereit, egal was auf uns zukommt. Ich bin bereit. Etwas anderes bleibt mir auch nicht übrig.

Ich atme tief durch. Jetzt darf ich nur nicht den Kopf verlieren.

Unser Tempo ist erheblich langsamer geworden, aber es ist besser so. Ansonsten würden wir ziemlich schnell auffliegen. Das Gras wächst hier hinten viel höher, als vor den Gewächshäusern. Es geht mir fast bis zum Bauchnabel.
Im Moment ist es so schnell das es mir schon fast angst macht. Die Ferox, die nur ein paar hundert Meter von uns entfernt, warten geben keinen Ton von sich. Ab und zu hört man Knacksen von abgebrochenen Stöckern unter unseren Füßen, sonst ist alles ruhig.


"Scheiße.", ertönt Ryders Stimme.
Wie aus einem Reflex bleibe ich wie angewurzelt stehen. "Was?"

Dustin rennt in mich herein, weshalb ich ein paar Schritte nach vorne stolpere und ins Straucheln gerate. "'Tschuldigung.", kommt es von ihm.

"Ich glaube, die Amite haben mitbekommen, dass jemand abhauen will.", sagt der mürrische Ferox und als ich die Scheinwerfer entdecke, als ich einen Blick über die Schulter werfe, wird mir ganz schlecht. Das kann doch nicht wahr sein. Alles was schief gehen kann, geht schief.
"Nein, nein.", murmle ich aufgebracht und balle die Hände zu Fäusten. "Wir können jetzt nicht geschnappt werden."

"Ich habe eine Idee.", sagt Kieshiena hastig. Sie wirft das Messer, das sie in den Händen hält, zu Boden.
Als hätten die beiden sich abgesprochen lässt Arvid den Rucksack ins Gras fallen.

Entgeistert beobachte ich die beiden.

"Was soll das?", frage ich verwirrt.
"Halt die Klappe, Ally.", sagt Kieshiena. "Und jetzt versteckt euch!"

Ohne zu zögern führen die anderen ihren Befehl aus. Sie rennen ein paar Schritte, dann ertönen dumpfe Geräusche, als würde man sich auf den Boden werfen. Nicht gerade das beste Versteck.
Und ich stehe völlig perplex da, kann mich kaum rühren.
"Hörst du schwer?", fährt sie mich an. "Du willst weg von hier. Du musst am dringstens weg, also runter mit dir!"

Ich starre die Blondine durch die Dunkelheit hinweg an. "Nein.", sage ich kopfschüttelnd. "Ihr könnt das nicht machen. Wir schaffen das zusammen. Ihr müsst mitkommen."

"Dustin.", sagt Kieshiena mit fester Stimme und ich spüre den Arm meines besten Freundes um mich. Auch wenn ich Widerstand leiste, schafft er es mich mit sich zu ziehen.
"Hör auf." Ich versuche seine Hände abzuschütteln, scheitere jedoch.
"Ally.", sagt er leise, jedoch eindringlich. Als ich nicht darauf reagiere, wirft er sich auf mich und drückt mich mit seinem ganzen Körpergewicht in den Dreck.

"Geh runter von mir!", blaffe ich.
Doch seine Hand schließt sich so fest über meinen Mund, das nur gedämpftes Brummen meinen Mund verlässt. Ich spüre die Tränen in meinen Augen und kann gar nicht genau sagen wieso. Wahrscheinlich weil Kieshiena und ihr Bruder auf die Freiheit verzichten, um sie uns zu verschaffen.

Die Geräusche von sich nähernden Autos werden lauter. Mein Herz schlägt immer schneller und allmählich tut Dustin mir weh. Ich probiere ihm klar zu machen, dass er von mir runtergehen soll und die Hand von meinem Mund nehmen soll, doch es kommt kein einziges klares Wort dabei heraus.

"Sei leise.", flüstert er, so leise das es beinahe nur ein Hauchen ist. "Bitte."

Sie werden uns doch sowieso sehen, suchen und dann finden, denke ich verzweifelt. Sich zu verstecken ist völlig sinnlos.

Eine Autotür öffnet sich und es fühlt sich an, als würde mein Herz ein paar Sekunden aussetzen. Ich wage es kaum zu atmen, denn die Angst entdeckt zu werden, ist zu groß.
Dustin scheint es ähnlich zu gehen, denn er ist mucksmäuschenstill.

Weder Arvid noch Kieshiena scheinen großen Widerstand zu leisten, als sie dazu aufgefordert werden ins Auto zu steigen. Sie tun es völlig freiwillig.
"Ist hier noch jemand?", fragt eine leise Stimme.
Ein Mann antwortet. "Ich glaube nicht. Ich gucke nach."
Man hört seine Schritte kaum, doch er läuft nicht weit von uns entfernt vorbei. Mir wird kotzübel vor lauter Aufregung. Wir werden entdeckt, denke ich verzweifelt. Sie werden uns finden.

"Nein.", gibt der Mann zurück, beschleunigt seine Schritte. "Hier ist niemand. Wir können los."
Erleichtert atme ich auf. Die Spannung fällt augenblicklich von mir ab.


Und trotzdem versuche ich mich aus irgendeinem Grund von Dustin loszumachen, um aufzuspringen und sie davon abzuhalten, mitzufahren. Das Gras wackelt verdächtig und mein bester Freund drückt mich schmerzhaft mit dem Ellbogen nach unten. Ich gebe auf, da es sowieso nichts mehr bringen würde. Ein Seufzen entweicht mir. Die Türen schlagen zu, der Motor startet, die Autos entfernen sich. Verdammte Scheiße, das war knapp.

Die Anspannung scheint von mir abzufallen und trotzdem kann ich nichts gegen die Tränen ausrichten, die in meinen Augenwinkeln glitzern.

"Das waren auf jeden Fall die Amite.", kommt es unverkennbar von Ryder, der nicht weit von uns entfernt sein kann, da seine Stimme relativ dicht klingt.

"Verrückt das sie uns nicht bemerkt haben.", wirft nun auch Aspen ein.
Endlich lässt Dustin von mir ab und auch wenn er es nicht sehen kann, funkle ich ihn wütend an. "Was sollte das?", rede ich leise auf ihn ein. "Wie konntest du sie das einfach machen lassen?"

"Sie haben uns geholfen.", erwidert er. Sein Tonfall klingt verletzt. "Und ich wollte nicht, dass du ins offene Messer rennst."

"Aprospos Messer.", murmle ich und krabble dahin wo Kieshiena ihrs fallen lassen hat. Jetzt habe ich wohl auch eine Waffe. Zwar kann ich nicht gerade viel damit anfangen, aber was soll's. Es fühlt sich nicht gut an, aber ich fürchte, wir müssen jetzt weiter machen, als wäre nichts passiert.

Trotzdem schlägt mein Herz so unglaublich heftig, das ich das Gefühl habe, es platzt jede Sekunde aus meiner Brust.

Die übrigen drei Jungen richten sich ebenfalls auf. Ein verzweifeltes Wimmern verlässt meine Lippen. "Ich kann nicht ohne sie weiter.", protestiere ich. "Wir wollten das hier zusammen machen."
Ryder kommt ein paar Schritte auf mich zu und rauft sich die Haare. "Hör' zu, Ally.", sagt er. "Entweder du kommst mit, oder wir gehen ohne dich."
"Nein.", wirft Dustin ein. "Ich würde nicht ohne sie gehen."
"Na schön. Ist mir doch egal.", sagt Ryder und zuckt die Schultern.
"Könnt' ihr kurz die Klappe halten?", fragt Aspen und gibt ein genervtes Stöhnen von sich. "Es bringt uns nichts, wenn ihr euch ankeifert."

Keiner sagt etwas dazu, stattdessen breitet sich eine angespannte Stille aus. Ich weiß nicht, was ich tun oder fühlen soll. Momentan kann ich kaum glauben was die beiden uns ermöglicht haben.
Das war eine so selbstlose Tat, das ich es kaum realisieren kann. Beinahe hätte ich vergessen, das es noch Menschen gibt, denen ich scheinbar wichtig bin. Menschen, die etwas für mich opfern.

Ein riesiger Kloß bildet sich in meinem Hals und bringt mich dazu schwer zu schlucken.

"Was machen wir jetzt?", ergreift Dustin das Wort.

"Wir gehen natürlich weiter.", erklärt der schwarzhaarige Ryder selbstverständlich. "Ansonsten war alles umsonst."

Erneut breitet sich Stille aus, bis ich schließlich antworte.
"Willst du, dass das was sie getan haben umsonst war?"
"Nein.", sage ich mit harter Stimme. "Wir sollten weiter."

Meine Finger sind noch immer schwitzig, weil ich so nervös bin. Die Amite haben wir scheinbar abgewimmelt, aber was ist mit den Ferox, die nicht weit entfernt auf uns warten?
Keiner von uns hat eine Ahnung wie viele es mittlerweile sind und wie stark sie bewaffnet sind. Bei dem Gedanken daran wird mir ganz schlecht.

"Wir beeilen uns jetzt. Und wir sind vorsichtig wegen den Patrollien."
"Gut."

Dustin läuft dicht neben mir, die Pistole in seinen Händen fest umklammert. Ich tue es ihm gleich, bloß mit dem Messer. Wir kommen den Ferox immer näher. Ihre leisen Stimmen werden zu uns herüber getragen. Mit jedem Meter, den wir dichter kommen, wird mir unbehaglicher.

Jetzt bin ich diejenige, die sich so fühlt, als müsste sie sich übergeben.

"Wir schaffen es nie an ihnen vorbei.", murmle ich.
"Wo ist denn dein Optimismus hin, Allychen?", fragt Ryder mit einem höhnischem Lächeln in der Stimme.
Die Zähne fest zusammenbeißend, versuche ich seinen bissigen Kommentar zu überhören. Jetzt ist ein wirklich ungelegener Zeitpunkt, um Streit mit ihm anzufangen.

"Wenn sie uns angreifen, werden wir ihnen den Arsch versohlen."

Wir machen einen großen Bogen um sie herum, laufen gebückt, um nicht allzu auffällig zu sein, aber mein Gefühl sagt mir, dass das nichts wird. Irgendwann werden sie uns bemerken. Wir können sie nicht einfach umgehen.
"Kein Ton mehr ab jetzt.", befiehlt Ryder, der jetzt anscheiend die Führungsrolle eingenommen hat. Doch das will ich jetzt nicht in Frage stellen. Er ist der erfahrenste Ferox von uns, deswegen ist das okay. Auch wenn ich mir seine Befehle nicht gern anhöre.

Mucksmäuschenstill passieren wir die Ferox, die ein gutes Stück von uns entfernt stehen. Mein Herz schlägt unglaublich schnell in meiner Brust. Meine Hände sind mir ganz zittrig. Das Bedürfnis meine Beine in die Hand zu nehmen und so schnell zu rennen wie ich nur kann, überkommt mich. Aber das kann ich nicht machen, es wäre zu auffällig. Auffällig und feige. Stattdessen bleibe ich völlig still, zwinge mich ruhig zu atmen und trotte hinter den Jungen her.


Mit einem Mal wird alles verdächtig still. Wir haben die Ferox auf ihren Wachposten schon ein gutes Stück hinter uns gebracht. Die ganze Zeit über haben sie sich mit gedämpften Stimmen unterhalten, doch jetzt ist da nichts mehr. Außer völliger Ruhe.
Mir rutscht das Herz in die Hose. Alamiert umklammere ich das Messer.

Und dann auf einmal werden die Schritte lauter.

Wir müssen weg von hier.

Eine Gänsehaut jagt mir den Rücken hinunter, als der Kugeldonner losbricht.  

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