93. Kapitel ~ Menschen, die etwas opfern.

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93. Kapitel ~ Menschen, die etwas opfern.

Schon als ich die Augen aufschlage, habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Dustin hat die Arme fest um mich geschlungen, sodass ich halb auf ihm drauf liege.

Ich blinzle ein paar Mal verwirrt.

Wahrscheinlich liegt es zum Einem daran das wir heute von hier verschwinden und zum Zweiten, wegen der Sache mit Dustin letzte Nacht. Mein Herz macht einen Sprung und ich presse die Lippen fest aufeinander.

So vorsichtig wie möglich befreie ich mich, indem ich seine Arme von mir schiebe.
"Hey", grummelt er und lässt mich zusammenfahren.
Während ich mir mit der Hand über die Augen fahre, drehe ich mich in seine Richtung. "Morgen."

Für ein paar Sekunden ist es still, dann lacht er -noch immer heiser vom Schlaf- auf.

"Alles gute zum Geburtstag."

Erst sage ich nichts, sondern starre nur schweigend vor mich hin, dann nicke ich und zwinge mich zu einem kleinen Lächeln. "Danke."

Auch Kieshiena gratuliert mir, wenn auch nicht so überschwänklich. Doch das erwarte ich nicht von ihr. Wieso auch? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, unsere Freundschaft ist gegessen. Aber jetzt zähle ich auf sie. Wir müssen zusammenhalten, sonst werden wir nicht weit kommen. Wie man so schön sagt; einer für alle und alle für einen.

Ich atme tief durch und probiere das aufgeregte Kribbeln in meinem Magen wegzudrücken, jedoch funktioniert das nicht so einfach.



Es ist still in Kieshienas Zimmer. Es ist noch lange nicht dunkel draußen, weshalb wir uns nicht auf den Weg machen können. Die Blondine sitzt mit angezogenen Beinen auf ihrem Bett und schaut mit nachdenklichem Blick vor sich hin. Dustin hat es sich währenddessen zur Aufgabe gemacht, ungeduldig durchs Zimmer auf und ab zu rennen.

"Kannst du mal damit aufhören?", frage ich ihn und wische mir die schwitzigen Finger an der orangen Hose der Amite ab, die ich von Kieshiena bekommen habe, da meine eigentlichen Sachen vor einer Weile in der Waschmaschine gelandet sind.

"Womit?", fragt er und hebt fragend den Blick.
"Mit dem verdammten Rumgelaufe.", gebe ich zurück und zwinge mich nicht allzu genervt zu klingen. Ich bin furchtbar angespannt, aber ich will es nicht an ihm auslassen.
"Oh.", meint er, zuckt mit den Schultern und lässt sich dann mit einem geräuschvollem Seufzen auf die Matratze fallen.

"Ally?", fragt Kieshiena schließlich in die erdrückende Stille hinein.
Den Kopf hebend, suche ich ihren Blick. "Ja?"

Sie steht auf, geht herüber zu einer der Komoden in ihrem Zimmer, zieht sie auf und holt einen Stapel schwarzer Kleidung heraus. Unwillkürlich zucken meine Mundwinkel nach oben.
"Das habe ich ganz vergessen, aber ich dachte, die hättest du vielleicht gern zurück.", setzt sie schulterzuckend an. "Meine Mutter hat sie gewaschen."

"Natürlich.", antworte ich und lächle sie an. "Danke."

Als sie mir die Sachen in die Hand drückt, trübt sich ihr Blick. Ihre Augen wirken in diesem Moment furchtbar traurig. "Das was ich gestern zu dir gesagt habe, tut mir leid.", entschuldigt sie sich mit ruhiger Stimme und blinzelt ein paar Mal. "Es war nicht so gemeint."

Willenlos | Divergent / Die Bestimmung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt