97. Kapitel ~ "Wir geben euch zwei Möglichkeiten."

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97. Kapitel ~ "Wir geben euch zwei Möglichkeiten."

Den Blick auf Dustin gerichtet, lehne ich mich zurück in die Kissen. Schmerz durchzieht meinen Kopf und den Rest meines Körpers. Ein Aufstöhnen kann ich gerade noch so unterdrücken.

"Du solltest dich besser ein bisschen ausruhen.", sagt er und probiert es mit einem Lächeln.

Doch erstaunlicherweise kriegt er diesmal rein gar nichts zustande, was mich mich nur noch elender fühlen lässt.
"Du hast recht.", bestätige ich.

Als ich die Augen jedoch schließe, ist nicht mehr an Schlaf zu denken.

Zwar bin ich völlig erschöpft, aber da sind wieder diese Bilder, die Angst.
Ethan steht mit einem Messer in der Hand vor mir, ehe er mich damit verletzt. Panisch reiße ich die Augen auf und kralle mich in die Bettdecke.

"Was ist los?", fragt Dustin und springt mit besorgter Miene auf.

"Nichts.", versuche ich ihn zu beruhigen. "Ich- ich habe nur an etwas Schlechtes gedacht."

"Soll ich...-", setzt er an, unterbricht sich jedoch selbst.

Fragend sehe ich ihn an. "Soll ich zu dir kommen?"

Still nicke ich zur Zustimmung.
Also kickt mein bester Freund sich die Schuhe von den Füßen und ich rutsche zur Seite, damit er Platz neben mir hat. Wenn auch etwas zögerlich lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen.

Nach einer halben Ewigkeit übermannt mich der Schlaf schließlich doch.

Als ich wach werde, erstaunlicherweise ohne irgendeinen Albtraum, ist Dustin nicht mehr neben mir. Hastig blinzelnd, hebe ich den Kopf und sehe mich um. Doch er ist nach wie vor da, nur das er wie zuvor auf dem Stuhl sitzt und in meine Richtung schaut.
Ihm selbst scheint es nicht gut zu gehen, denn die tiefen Ringe unter seinen Augen sind kaum zu übersehen. Ich bin ihm so dankbar. Verdammt dankbar, weil er mir nicht von der Seite weicht und einfach da ist. Er erwidert meinen Blick, streckt die Hand aus, um nach meiner zu greifen.

Sie ergreifend, lasse ich ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.

"Was ist passiert?", möchte ich wissen. "Nachdem ich...-", ich schlucke schwer. "...du weißt schon."

Der schwarzhaarige gibt ein leises Seufzen von sich, ehe er sich auf die Lippe beißt.

Das er zögert und nach Worten sucht, ist unverkennbar.

"Nachdem ich dich gesehen habe, war ich ziemlich panisch.", gibt er zu. "Ich wusste nicht, was ich tun sollte, nachdem du ohnmächtig geworden bist. Als ich dann das Rascheln von Gras hinter mir gehört habe und gesehen habe, wer da steht, bin ich ausgeflippt."
"Das Rascheln?", frage ich und bin erstaunt wie stark meine Stimme klingt.

Mit leeren, schon fast abwesenden Blick nickt er. Doch er sagt nichts.
"Es war Ethan, oder?", kommt es rasch über meine Lippen. Aber sein Name fühlt sich furchtbar falsch und widerlich in meinem Mund an.

Es gibt wenig Menschen, denen ich eine so große Abscheu gegenüber empfinde.

Abermals nickt Dustin.

"Ja.", sagt er. "Ich hatte die Waffe schneller in der Hand, als das er überhaupt ans Schießen hätte denken können."

Jetzt bin ich diejenige, die aus irgendeinem Grund, schwer schluckt.

Willenlos | Divergent / Die Bestimmung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt