28. Fesseln und Bestrafung

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Nein!

Ich aktivierte das Gift in meinen Speicheldrüsen, allerdings brauchte der Stoff lange, um überhaupt ein Zischen von sich zu geben. Was war das?

Sie öffneten ihre Gürtel, dann ihre Hosen. Gerade als ich versuchte, meine aufgeschürften Handgelenke aus den Fesseln zu zerren, hörte ich etwas von draußen. Dann öffnete sich die Tür.

Es war ein ganz leises, fast vorsichtiges Geräusch, als wolle jemand nach einem schlafenden Kind sehen. Genau deshalb zuckten alle Beteiligten auch so heftig zusammen.

Keuchend stützte Karma die Hände auf seinen Knien ab. Er sah anders aus. Seine ausgebreiteten Flügel wirkten größer und kräftiger als gestern noch und von der Wunde an seiner Hand war keine Spur mehr zu sehen.

Er sah geheilt aus. Er sah gut aus.

Die Diener waren zu beschäftigt um auf so etwas zu achten, hektisch fummelten sie an ihren Gürteln herum.
Karma kicherte. ,,Störe ich?"
Seine Stimme füllte den ganzen Raum aus, ohne dass er sie erheben musste.

Oh mein Gott.

,,N-Nein, natürlich nicht", stotterte der Kurzhaarige endlich.
Der andere faltete nervös seine Hände. ,,Wie ich sehe geht es di- Euch wieder gut. Sich so schnell an die neuen Kräfte zu gewöhnen dürfte doch eigentlich gar nicht möglich sein . . . ?"

,,Aaach, das war leicht", winkte Karma ab. ,,Ich habe mich einfach auf alle neuen Sinneseindrücke einzelnd konzentriert. Nach ein bisschen Übung dauert das nicht lang. Ich bin schon dran gewöhnt."

Sie sahen aus, als hätte er einen schlechten Witz gemacht. Er grinste, kam zu mir und zog den Knebel aus meinem Mund.
Ich lächelte zurück und schmiegte mich an seine Hand. ,,Karma. Du bist hier."

,,Natürlich, Nagi~"
,,Braucht Ihr was?", störte der Dämon unseren Moment. ,,Wir können Euch Foltermittel oder Spielzeuge anschaffen, für ihre Bestrafung."

,,Seine", verbesserte Karma sie. ,,Nagisa ist männlich, also seine. Und nein, ich habe schon eine andere Aufgabe für euch."
Er kehrte mir wieder den Rücken zu und ihre Schultern spannten sich an.
,,Welche Aufgabe?"

,,Geht duschen." Seine Stimme war weich vor Hohn. ,,Ich kann euch bis hier hin riechen."
Stille, dann ein entgeistertes Japsen. Die Ohren der zwei wurden rot, als sie die Köpfe senkten und sich zum Gehen abwandten.

,,Noch was", hielt Karma sie auf und zeigte mit dem Finger auf mich. ,,Dieses Mal habe ich es durchgehen lassen. Aber sollte Nagisa noch mehr Wunden haben, als den Schnitt an seinem Hals, werde ich es euch auf eurer wertlosen Haut doppelt zurückzahlen."

,, . . . Ja, Majestät."
Sie verbeugten sich ein zweites Mal und knallten die Tür zu.
Karma zuckte vor dem lauten Geräusch zurück und raufte sich durch die Haare. ,,Also gut."

Mir blieb wieder nur der Mund offen stehen. Er sah aus wie ein Gott.
,,Hast du mich vermisst?", stichelte er, sobald er meinen Blick sah. Trotzig schüttelte ich den Kopf.

Er kicherte. ,,Weißt du, Nagi, ich kann dein Herz hören. Süß, wie es sich verschnellert hat, als ich reingekommen bin."

Ich wurde knallrot. Oh . . .

,,Du musst hungrig sein. Willst du Pizza oder Burger?"

Als ich satt war, legte Karma den Karton zur Seite und wickelte eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger. Er hatte mich natürlich füttern müssen. Meine Fesseln zu lösen wäre ja viel zu leicht gewesen.

,,Deine Haare sind länger geworden", stellte er fest.
Ich machte mir nicht die Mühe, den Blickkontakt zu trennen, um mich von der Aussage selbst zu überzeugen. ,,Bringst du mich jetzt um? Du hast gesagt, dass du es machst, sobald dein Vater tot ist."

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. ,,Natürlich werde ich dich nicht töten, was habe ich davon? Nein, eine kleine Bestrafung reicht schon aus."
Ich bekam Gänsehaut.

Eine Bestrafung . . . Was wird er mit mir machen?

Heiße Erregung schoss in meine Lenden und ich verfluchte mich dafür. Das ging alles viel zu schnell. Außerdem sollten mir diese Gedanken gar nicht gefallen.

Karma lachte so plötzlich, dass ich zusammenzuckte. ,,Perversling. Du hast direkt falsch gedacht, stimmt's? Du magst den Gedanken, wehrlos und gefesselt vor mir zu knien. Eigentlich willst du doch bestraft werden."

,,Gar nicht wahr", murmelte ich.
,,Ah, ja? Und was soll dann das hier?"
Seine Hand legte sich auf meinen Schritt und kniff leicht zu. Ich sog Luft ein.

,,Hart wie Stein." Er grinste und näherte sich meinem Gesicht. Ich kam ihm entgegen, doch gerade als sich unsere Lippen zu einem Kuss streiften, zog er sich wieder zurück und stand auf.

Man, war das unbefriedigend. Frustriert versuchte ich ihm zu folgen, doch das Gestell, an dem ich gefesselt war, schepperte nur und hielt mich mit eisernen Armen fest.
,,Bitte", flehte ich.
,,Was?", fragte er spielerisch.

,,Mach mich los. Ich- mache alles. Bitte."
Er grinste düster. ,,Gefährlich, sowas zu sagen."
Ich erwiderte nichts darauf.

Nach einigen Sekunden wurde ihm das zu langweilig. Er wagte einen einzelnen Schritt auf mich zu. Wieder zog ich an den Ketten.
,,Komm runter", lachte er. ,,Du siehst aus wie ein Pferd im brennenden Stall."

Es vergnügte ihn wohl, mich einzuheizen und abkühlen zu lassen.
Ich atmete tief durch und probierte ein Lächeln. ,,Karma."

Ich beugte mich so weit vor, wie es die Fesseln zuließen. Er beobachtete mich dabei, und als mein Gesicht kurz vor seinem Schritt verharrte, welcher sich auf meiner Augenhöhe befand, legte er seine Hand auf meinen Kopf und presste seinen Schritt in mein Gesicht.

Durch die Hose presste sich Härte gegen meine Lippen. Er war erregt. Ich konnte es fühlen. Verdammt, ich wollte sie. Was war denn los mit mir?

Vorsichtig küsste ich die Erhebung und hörte, wie sich Karmas Atem verschnellerte. ,,Mmmh~ okay, gut."
Geschmeidig ging er in die Hocke, nahm mein Gesicht zwischen die Hände und drückte seinen Mund auf meinen.

In dem Kuss lag nichts von der Zärtlichkeit, mit der er mich sonst immer küsste. Es fühlte sich so an, als sei ich ein kleiner Snack, ein Spielzeug.

,,Willst du deine Bestrafung wissen?", schnurrte Karma in mein Ohr. Sein Mund saugte verlangend an meinem Hals und ein heißes Kribbeln jagte wie ein Stromschlag meinen Rücken hinunter. Ich seufzte zustimmend.

,,Dann hör gut zu", sprach er weiter, nahm mein Kinn und zwang mich dazu, in das satte Gold seiner Augen zu schauen. Es war von Begierde nur so getränkt. ,,Ent~zug."

Auf einmal stand er auf und ging zur Tür.
,,Wa- Was?", stammelte ich. „Warte! Was heißt das?!"
Er legte die Hand auf die Klinke, öffnete aber noch nicht. Ein sadistisches Glucksen entkam seiner Kehle.

,,Entzug von mir. Du siehst mich für die kommende Woche nicht mehr wieder. In der Zeit bleibst du hier eingesperrt und kriegst von Dämonen dein Essen. Sollte was sein, wendest du dich an sie, und vergiss nicht, ich kann hören, wie viele Personen in diesem Raum sind. Nochmal meinen Namen zu rufen weil ich dich "retten muss" wird also nicht passieren, wenn du alleine bist."

Er gab mir einen Moment Zeit, seine Worte zu mir durchdringen zu lassen. Ich merkte, wie ich anfing zu zittern. Stopp, Pause, wie jetzt? Das konnte er doch nicht ernst meinen?

,,Nein", brachte ich heraus. ,,I-Ich- Karma, bitte lass mich nicht . . . bitte!"
Sein Blick war verstörend neutral. Selbst als erste Tränen über meine Wangen kullerten und ich hektisch an den Ketten zerrte, zeigte er keine Gefühlsregung.

,,Selbst Schuld. Du hast mich verraten, schon vergessen?"

Er öffnete die Tür, hielt jedoch inne.
,,Wenn ich jetzt rausgehe, lösen sich deine Fesseln. Solltest du fliehen und nach mir suchen, wirst du mich nie wieder sehen. Also sei lieber brav und halt die eine Woche durch."

Die Tür fiel zu, die Ketten setzten mich auf dem Boden ab und mein ganzer Körper bebte vor Verzweiflung. Was als nächstes passierte, weiß ich nur noch schleierhaft.

Ein fremder Dämon kam herein und brachte mich in ein Badezimmer, welches, laut seinen Erklärungen, von nun an für mich allein gedacht sei. Unter der Dusche fing ich an zu heulen. Es war der Albtraum. Karma meinte es ernst.

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Where stories live. Discover now