34. Neuer Look

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(POV. Nagisa)

„Hast du Angst?"
„Das passiert einfach so plötzlich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es wirklich mache. Was, wenn es mir nicht steht?"
„Das wird es."

Karma drehte die Schere um seinen Finger und grinste mich durch den Spiegel an. „Ich habe dir jemanden geholt, der sich damit auskennt. Sie wartet draußen."

Ich schluckte, als ich das Metall in seiner Hand schimmern sah. Scheren hatten mir noch nie Angst gemacht. Aber wenn es um meine Haare ging . . . da war es was ganz anderes.

„Wird Zeit, dass wir deine Mähne stutzen, Nagi", hatte Karma heute morgen gesagt.

Und jetzt saß ich hier, gefangen in seinem Zimmer, und würde gleich zusehen, wie mir mein altes Leben abgeschnitten wurde.

Karma machte mir einen Pferdeschwanz und lächelte vergnügt. „Kennst du Die rothaarige Schneeprinzessin?"
Ich schüttelte den Kopf.

„Ist auch nur ein kleiner Romance-Anime. Es geht um ein Mädchen, das von Zuhause abhaut, weil sie einen Prinzen heiraten soll, der sie nur wegen ihrer schönen Haarfarbe will. Deshalb ist das einzige was sie ihm zurücklässt, ihr abgeschnittenes Haar. Denn das ist es ja, was er so dringend wollte."

Karma kicherte und schmiss die Schere in meinen Schoß. „Was denkst du?"
„Dass sie lebensmüde ist", murmelte ich. „Karma, meine Familie würde mich umbringen, wenn wir das nachmachen."

„Die Schlange ist nicht mehr deine Familie", sagte er, wie letzte Nacht. „Willst du ihnen nicht heimzahlen, dein wahres Ich so lange unterdrückt zu haben?"
Er beugte sich auf meine Augenhöhe und antwortete sich selbst: „Doch."

Mein Daumen strich zittrig die kalten Klingen entlang. „Ja, ja du hast ja recht."
Er wartete. Als ich immer noch nichts tat, nahm er die Hand, in der ich die Schere hielt, und zog sie zu meinen Haaren.

„Warte", brachte ich heraus. „Warte, ich brauch noch einen Moment."

Er hielt inne. Dabei hielt er meine zitternde Hand still, die langsam die Schere öffnete. Die zwei Schneiden spreizten sich direkt vor meinem Haar, wie ein Krokodil, das das Maul aufreißt, um seine Beute zu packen.

Ich gab ihnen was zu fressen.

Karmas Mundwinkel zuckten, als die Schere ein schnappendes Geräusch von sich gab. Ich rang nach Luft, verdattert von meinem eigenen Verhalten.

Hab ich das echt gerade getan?!

Es war zu spät, um nochmal die Meinung zu ändern. Den Teil, den ich abgeschnitten hatte, konnte man nicht mehr retten.

Ich biss die Lippen zusammen und schnitt die restlichen Haare ab. Es dauerte nicht lang, die Schere war scharf. Karma legte den Zopf vorsichtig auf den Tisch und meine übrigen Haare sackten leicht wie Federn auf meinen Kopf zurück.

„Und?", fragte er.
„Und was?", würgte ich hervor.
„Wie hat es sich angefühlt?"
Ich zog die Schultern hoch. „Grauenhaft-"

Er umarmte mich von hinten. „Du hast das gut gemacht. Ich bin stolz auf dich."
Ich wollte weinen.
„Jetzt denkt keiner mehr so schnell, du wärst eine Frau", fuhr er fort. „Und die Schlange checkt es ein für alle Mal."

„Mum wird mich umbringen."
„Wird sie nicht."
Feuer brannte in seinen Augen, eine Drohung, die an meine ganze Familie ging. „Ich werde sie ausrotten, wenn sie dich auch nur anfassen."

„Du musst mich nicht beschützen . . ."
„Ja. Das stimmt. Aber ich will dass du weißt, dass ich hinter dir stehe."
„ . . . Danke."

Er lächelte. Mich überraschte immer wieder, wie sanft er sein konnte.

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Место, где живут истории. Откройте их для себя