Kapitel 1

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(Gegenwart: 02.09.2020)

„Moin und Willkommen zu meinem Livestream. Ich bin Kodzuken und eigentlich wollte ich heute mit euch zocken, aber ihr habt euch sehnlichst ein Q and A gewünscht. Keine Ahnung, wieso", fing ich an meine Community zu begrüßen. Es ist um Zehn am Abend und tausende Zuschauer sind schon online. Mein Blick ging zu meinem linken Monitor, wo der Live-Chat mir angezeigt wird. „Also haut die ersten Fragen in den Chat, nebenbei spiele ich dennoch Minecraft." Ich setzte meine alte Arbeit an 'Laputa' in 'Minecraft' fort. Ein scheiß anstrengendes, aber schönes Projekt.

Stimmt das wirklich, dass du nur instand-Nudeln isst? Ich musste laut lachen. „Danke für diese Frage und hauptsächlich schon. Ein guter Freund von mir, Nishinoya Yuu, sein Kanal ist verlinkt, schickt mir aus aller Welt verschiedene Sorten. Wenn ihr wollt, dass ich mal welche aus Kolumbien oder so probiere, dann stimmt einfach auf Insta ab. Dort sollte demnächst eine Umfrage starten", beantwortete ich gutgelaunt die Frage. Noya-san reist um die Welt und ist ein Blogger geworden. Na ja, was anderes hätte ich auch nicht erwartet.

Kennst du Lev Haiba??? „Ich war mit diesem behinderten Riesen auf der Oberschule. Er war einfach lästig", sagte ich ehrlich und erkannte den wahren Lev im Chat. Der schaut immer noch meine Videos! „Du wirst mich immer verfolgen", stellte ich genervt fest und im Chat las ich sein „Ja". Nervig. Die nächste Frage könnte ich nicht so einfach beantworten.
Wie war die Oberschule für dich und hattest du ein Crush?
Ich hörte kurz auf zu spielen und sah direkt in meine Cam. „Das wird eine lange Geschichte, aber ich erzähle sie euch gerne, wie ich meine erste große Liebe im Leben hatte und wie das alles endete. Also holt euch Ramen und lehnt euch zurück..."

(Die Jahre 2012 bis 2013)

Mein Name ist Kenma Kozume und ich liebe Videospiele sehr. Wie doll ich Games mag? Nun, von 'Zelda' bis 'Counter-strike', rüber zu 'World of Warcraft' oder 'League of Legends'. Ah, und Minecraft sollte man auch nicht unbeachtet lassen. Meine Leidenschaft gehört einfach diesen Games. Ohne sie bin ich nichts! Jedes dieser Meisterwerke ruft in mir ein zwanghaftes Verlangen aus, diese schnellstmöglich durchzuspielen oder alle Features zu erkunden. Doch dieses Game was ich momentan ungewollt angefangen habe, übertrifft bis jetzt meine gesamten Spielerfahrungen. Es handelt sich dabei um: „Das Spiel des Lebens!", oder besser gesagt „Love-Game". Das Ziel des Spiels ist meinen bester Freund Tetsuro Kuroo dazu zu bringen, meine Gefühle zu erwidern.

In der Grundschule war ich immer allein, das heißt, ich hatte keine Freunde. Aus diesem Grund habe ich mich in die Welt der Videospiele begeben. Doch, dass sollte sich schon bald ändern. Eines Tages zog ein aufgedrehter Junge ins Nachbarhaus und wollte mich unbedingt kennenlernen. Wisst ihr wie nervig das war? Er klebte immer an meiner Seite und zwang mich täglich raus zu gehen! Der Typ hatte es sogar geschafft mich zum Volleyball spielen zu überreden. Ihr müsst eines über mich wissen, ich hasse Sport mehr als alles andere auf dieser Welt!

Ihr könnt schon erahnen wer dieser Junge war. Es war Kuro und wegen ihm spiele ich heute den Zuspieler auf der Nekoma-Oberschule Volleyball. Wobei er die Position des Mittelblockers und des Kapitäns innehat. Dieses Game mit dem Namen „Volleyball" ist absolut anstrengend. Dennoch kann ich dieses Spiel wegen Kuro nicht so einfach deinstallieren.

Ein Resultat dieses beschissenen Multiplayergames ist, dass dieser Arsch es geschafft hat, mich neuen Leuten vorzustellen. Demzufolge bekam ich unweigerlich mehr soziale Kontakte. Auch wenn Kuro es geschafft hatte, mich anderen Gleichaltrigen näher zu bringen, konnte ich es dennoch schaffen von mir selbst aus einen weiteren Spieler kennenzulernen. Sein Name lautet Shoyo Hinata. Zugegeben, auch sein Charakter ist verdammt Nerven aufreibend. Denn er ist laut, hyperaktiv, eine Fressmaschine, Kindsköpfig und dazu noch Volleyball versessen.

Allerdings ist Kuro, im Gegensatz zur quirligen Karotte, eine kindische fast schon behinderte Zumutung! Er platzte plötzlich in mein Leben rein und nahm sich das Recht, meinen ruhigen Tagesablauf auf den Kopf zu stellen! Wie einen Köter schleppte er mich überall hin und dabei verlor ich meine Unauffälligkeit, die ich mir so mühselig in der Grundschulzeit aufgebaut hatte.

Hinzu kommt, dass er sich über alles lustig macht und immer irgendwelche Sprüche rauklopft. Ich verstehe nicht, wieso er nicht von mir ablassen kann. Immer hin bin ich ein durchschnittlicher Japaner mit nicht vielen Freunden oder Interessen. Im Übrigen stellt der Typ das komplette Gegenteil von mir da. Ja, Kuro geht mir unglaublich auf den Geist, aber dennoch habe ich mich in ihn verliebt. Vielleicht weil er mich nie aufgegeben hat und stets an meiner Seite war.

Na ja, als durchschnittlicher Japaner führe ich auch einen ganz normalen Alltag. Ok, ich lass die Lügen sein. Die Wahrheit sieht natürlich anders aus. Der „bemerkenswerte Kapitän" bringt meinen geschätzten „normalen Alltag" komplett durcheinander.

Ich stehe gegen sieben Uhr auf und frühstücke ein wenig. Gleichzeitig zocke ich irgendein Handyspiel. Im selben Moment bombardiert mich Shoyo mit seinen neusten Geschichten. Eine Halbestunde später räume ich mein Zimmer provisorisch auf. Der Grund dafür liegt an meinen abendlichen Zockerstunden und den damit verbundenen Haufen an Snacks. Anschließend ziehe ich mir meine Uniform an und warte am Küchentisch auf meinen besten Freund, der immer ohne Ankündigung ins Haus tritt. Vor einigen Jahren erhielt er ein Hausschlüssel, da ich nie die Tür öffne, wenn es klingelt.

Und nun stehe ich hier und warte auf das bereits beschriebene Szenario, wo Kuro ganz unaufgefordert die Küche betritt und mich in die Schule zerrt.

„Guten Morgen!". Der aufgedrehte Hohlkopf trat die Tür zur Küche auf und ich stöhnte genervt. Der lernt einfach nicht, wie man normal eine Tür öffnet! „Halt die Schnauze", zischte ich zurück. Wie schafft er es, bereits am Morgen mich anzukotzen? Amüsiert kam der große Trottel auf mich zu, während mein Blick wieder auf meinem Handy lag.

Gerade spiele ich Subway Surfers, was Besseres habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Was solls, es ist ganz okay. Als ich dachte, dass ich endlich einen neuen Highscore knacken konnte, rannte meine Figur im Game gegen ein Zug. Game Over. Traurig atmete ich aus. Kuro interessierte sich nicht für meine Niederlage und so zog er mich aus dem Haus.

„Ich hätte mein Rekord knacken können, Bastard!", knurrte ich ihn an. Er lachte nach meiner Aussage und ließ zeitgleich meine Hand los, welche er vorher gepackt hatte. Also, meine Hand hätte er jetzt nicht unbedingt loslassen müssen, aber okay. Muss wohl damit leben. „Beruhig dich, Kitten. Wir müssen halt zur Schule." Wollt ihr wissen, was ich noch nicht leiden kann? Ich kann es nicht ab, wenn dieser Idiot mich Kitten nennt! Ich bin keine kleine Katze oder ein Haustier. Aber es regt mich noch mehr auf, wenn er irgendwelchen Fangirls Kosenamen gibt. Das ist einfach nur widerlich. Ich muss mich zusammenreißen, sonst schaffe ich dieses Drecks Love-Game nicht!

„Guten Morgen, Kleines!" Ich könnte bei diesem Spitznamen kotzen und bei dieser Person. Sie ist der Grund, wieso ich dem Game Over so nah bin. Mikasa Takahashi. Sie gehörte zu den Fans von Kuro und ich hasse sie abgrundtief, weil er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt und mir nicht. „Guten Morgen, Kuroo-san und Kozume-san!", sagte die blonde Drittklässlerin. Sie verkörpert leider so vieles was Kuro mag. Sie ist eine Volleyballspielerin im dritten Jahr, sie hat lange blonde Haare und liebt Strände, dazu hat sie einen kleinen Hund. Kuro liebt Hunde. Ich hingegen kann sie nicht leiden. Katzen sind viel ruhiger und brauchen weniger Aufmerksamkeit, als aufgedrehte Köter. „Kenma, begrüß sie doch auch! Sowas ist höflich." Ich antwortete darauf nicht.

Mein Motto: Ich begrüße keine Menschen, die ich hasse! Mein Blick glitt wie so oft auf mein Handy zurück. Freudig stellte ich eine neue Nachricht von Shoyo fest. Ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
Shoyo: Kommt ihr auch zum Trainingslager???
Ich tippte schnell meine Nachricht, da Kuro mich auffordernd anstarrte. Er nervt.
Ich: Ja, wir sehen uns.

„Ke-..." Ich schaute zu dem Mädchen verachtend auf. Menschen wie sie...Menschen, die allein von Aufmerksamkeit leben, regen mich auf. „Morgen." Ohne auf Kuroo zu warten, ging ich auf das Schulgebäude zu. Ich werde dieses Game definitiv nicht verlieren!

Love-GameWhere stories live. Discover now