Kapitel 57

196 24 23
                                    

(drei Monate später/ 25.03.2014)

„Kuroo-san, warten sie bitte!" Ich drehte mich um und schaute in die braunen Augen eines Kommutatoren. Die Kirschblüten flogen durch den Wind zu Boden und an der Fassade des Unigebäudes ranken sich Pflanzen hoch. Der Frühling ist da. „Fujimoto-san, was gibt's?" Der junge Mann stellte sich aufrecht hin und verbeugte sich kurz, was ich ihm nachtat. „Ihre Präsentation in Managmentlehre war sehr ausführlich und beeindruckend. Hätten sie Interesse mit in meine Projektgruppe einzusteigen. Sie würden sehr gut passen, immerhin benötigen wir jemanden der in den Zweig 'Volleyball' gehen könnte. Ich habe Kontakte zu einigen Vereinen, was im Leben nach dem Studium vom Vorteil ist. Wenn sie Interesse haben, können sie sich an mich wenden." Meine Leistungen entsprechen einem überdurchschnittlichen Level und das schaffte ich nur mit Planung. Ich setzte alles auf mein Studium, da kommt mir diese Anfrage nur Recht. „Vielen dank für diese lobenden Worte, Fujimoto-san. Dieses Angebot werde ich mit Freude annehmen", teilte ich meine Entscheidung mit. Sowas könnte ich doch niemals abschlagen. „Das hört man doch gerne. Ich werde sie in unsere Gruppe integrieren. Könnte ich ihre Kontaktdaten haben, damit ich sie erreichen kann?" Verständlich nickte ich und reichte ihm eine Karte mit meinem Daten. „Dankeschön, man sieht sich. Auf Wiedersehen." Der braunhaarige verbeugte sich nochmals, ehe er davon stolzierte. Alle Leute auf dieser Uni spielen sich auf und wollen ein Stück vom Kuchen des Erfolges. Niemanden interessiert die Zwischenmenschliche Beziehung, nur das Geld. Japan, das Land der Erfolge, des Drucks und der Arbeit. Hätte ich früher gewusst, welche Auswirkungen das Land in der Zeit nach der Schule hat, hätte ich mein Leben ein Stück weitergenossen. Ich verließ den Campus meiner Uni und machte mich auf den Weg zu meinen Eltern. Hoffentlich kriege ich den Bus noch.

Alles hat in diesem Land einen straffen Plan. Jeder hat seinen Job in der Gesellschaft und wenn man da nicht mithält, gehört man nicht dazu. Es ist wie ein festes Gitter, man braucht jedes Teilchen damit es hält. Jeder hat Angst irgendwann rauszufallen und allein zu sterben, darum stürzen sie sich in eine Arbeit. 'Wenn du nicht das machst, was andere wollen, bist du ein niemand', das hörte ich schon so oft in meinem Leben. Und das ist der Grund, wieso ich kein professioneller Volleyballer wurde. Ich scheine stark, doch ich könnte so einem Druck nicht aushalten. Darum wählte ich Sportmanagment. Am Ende tat ich das, was andere wollten: Ein Studium. Egal, wie sehr ich mich vom Lauf des Lebers wehren will, bleibe ich im System stecken. Doch jemand anders entrann diesem Schicksal, aber das ist ehr eine Vermutung. Die Zeit vergeht so schnell und dabei verliere ich immer mehr an meinen Erinnerungen. Mein Abschluss ist ein Jahr her und meine Schulzeit verblasst in meinem Gedächtnis. Ich hab vergessen wie er roch oder wie seine Lippen sich anfühlten. Ich hab vergessen wie er mich immer anschaute und ich hab Angst seinen Namen zu vergessen. Aber das wird wahrscheinlich nie passieren, denn jeder kennt seinen Namen. Jeder kennt diesen selbstbewussten Gamer, welcher mit jeden Monat noch bekannter wird. Sein Name wird von den unterschiedlichen Leuten gerufen. Er ist das Aushängeschild von den Träumen aller Japaner. In seiner Schulzeit begann er Videos zu drehen und erfüllte das Leben anderer mit Freude. Er tat genau jenes, das andere sich nicht trauen.

Kodzuken ist kein durchschnittlicher Japaner, immerhin baute er sich sein eigenes System auf. Ab heute ist der Junge kein Oberschüler mehr und ab heute kann er Japan sein Mittelfinger präsentieren. Er zeigt so vielen Jugendlichen, dass Spaß wichtiger ist als Erfolg. Menschen schauen ihm zu, weil er keine Angst hat aus der Gesellschaft zu fallen. Er hat Erfolg und Freiheit.

Ich lief an einem kleinen Laden vorbei, bis ich vor dem Aufsteller mit Magazinen stehen blieb. Sein Gesicht prangt auf der Titelseite. Heute hat er sein Abschluss in der Tasche und ist nun offiziell Gamer. Er tut das, was er will. Kenma, ich habe auch Ziele in meinem Leben gefunden, jene werde ich auch verfolgen. Ich sehe Chancen, die ich ergreife und irgendwann hab ich mein Traum erreicht. Wir beide leben für uns, genau das wolltest du doch, oder? Obwohl du mich noch liebst, meldest du dich nicht. Meine Selbstzweifel daneben hindern mich auch. Zwar hab ich es geschafft unsere Trennung nicht mit etwas Schlechtem zu verbinden, dennoch kann ich dein letztes Wort nicht erwidern. Ich richtete meine Krawatte und schritt dann weiter die Straßen Tokios entlang.

Love-GameWhere stories live. Discover now