Kapitel 7

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„Verlass mich nicht! Geh nicht. Bleib bei mir, bitte. Kuro ich brauche dich!" Ich streckte meine Hand aus. Ich wolle ihm hinterherrennen, aber mein Körper hörte nicht auf mich. Ich hockte schmerzverkrümmt am Boden. Kuro verblasste mit jedem Schritt. Mit jedem Schritt fühlte ich mich noch verlorener. „Du bist schuld. Ich brauch dich nicht mehr.", seine ruhige Stimme halte immer und immer wieder in diesem unendlichen Raum und dann fiel ich. Der Boden veränderte sich zu einem bodenlosen See und ich sank immer weiter in die Tiefe. „Kuro!", mein letzter Atemzug stieg in Luftblasen empor und ich verlor mein Bewusstsein.

„Kenma", jemand rüttelte an mir und ich schlug meine Lider auf. Mein Atem ging schnell und mir war unfassbar übel. „Alles gut? Du hattest bestimmt ein Alptraum." Tränen sammelten sich in meinen Augen und Shoyo nahm mich in den Arm. „Hey, ich bin für dich da. Wir sind Freunde! Ich höre dir immer zu." Ich nickte stumm und erwiderte seine Umarmung. Wir saßen so einige Zeit auf seinem Bett, ehe ich zu meinem Handy griff. Es war mitten in der Nacht, aber an Schlaf konnte ich einfach nicht mehr denken. Hinata wurde mit jeder Sekunde schwerer und ich merkte, dass er in meinen Armen eingeschlafen ist. Ich legte ihn vorsichtig zurück ins Bett und deckte ihn zu. Er ist in fabelhafter Freund. Er zwingt mich nicht dazu etwas zu sagen, ihm reichtes, wenn ich seine Nähe akzeptiere.

Kuro hingegen würde jede Kleinigkeit aus mir rauspressen. Wir kennen uns schon lange und er weiß wie ich mich fühle und wie ich denke, aber er denkt halt zu kompliziert. Er interpretiert viel zu viel, wodurch er meine eigentlich simplen Gedankengänge nicht versteht. Als ich nochmal mein Handy entsperrte sah ich eine Nachricht von ihm und wieder stieg mir die Übelkeit auf.
Ich bin bald in Miyagi. Wahrscheinlich hat Akaashi etwas gesagt und jetzt renn nicht wieder von mir weg. Ich mach mir Sorgen, komm bitte zum Bahnhof. Ich zwing dich nicht jetzt schon mit nach Tokio zu kommen, aber komm bitte zu mir.
Er hat das vor 16 Minuten geschickt, dass heißt, er müsste schon da sein.

Wie automatisch stand ich auf und zog mir ein schwarzen Hoodie über. Ich will zwar nicht gehen, aber vielleicht ist das meine Nebenaufgabe. „Boss: Feigheit besiegen"
Als ich die Tür aufmachen wollte drehte sich Shoyo zu mir und grinste müde: „Verlauf dich nicht." Ich lächelte leicht und ging nach draußen.

Die kalte Nachtluft umhüllte mich und ich wünschte mir wieder im Bett zu liegen. Kuro hat einfach mein Leben geändert. Er hat dieses Spiel verändert. Ich dachte es wird so Stationen geben, wie: Schulabschluss, langweiliger Club, Besiege den Boss: Klausur, oder finde Freunde, die man nach dem Bestehen der Stufe wegschmeißt. Aber nein.
Ich lernte Kuro kennen, vernachlässigte die Klausuren, kam in ein anstrengenden Club, traf Leute, die bis heute mich verfolgen und startete ein wichtiges Teilspiel: Love-Game.

Nun gehe ich durch schlecht beleuchtete Straßen, um meinen behinderten besten Freund zu treffen, der mal so kurz zwei Stunden Zugfahrt auf sich genommen hat. Wahrscheinlich muss ich gleich die Aufgabe: Freundschaft verlieren, auf mich nehmen. Wahrscheinlich muss ich meine Liebe gestehen, obwohl ich weiß, dass seine Liebe Mikasa gehört und nicht mir.

„Kenma!" Ich hob mein Blick und sah in der ferne seine Silhouette. Wie in meinem Traum war er von mir entfernt, aber er ging nicht fort. Noch nicht.
Er kam auf mich zu und alles in mir schrie danach zu fliehen. Aber ich konnte nicht. Die Kälte in mir verschwand augenblicklich als der beschissene Typ mich zu sich zog.

„Du haust einfach so ab! Das ist das erste Mal, dass du für so eine lange Zeit nicht erreichbar warst. Mach bitte sowas nie wieder! Ich kenn dich und ich weiß, dass du neue Regionen nicht magst. Du hast kein Orientierungssinn, auch nicht mit Google Maps. Chibi-chan ist da nicht besser. Was dachtest du dir dabei, einfach her zu fahren. Ich hätte mitkommen können. Kenma, sag etwas!" Er drückte mich leicht von sich und sah mich auffordernd an. Kompliziert und anstrengend, wie eine scheiß Szene aus einem Manga.

„Es tut mir leid.", war das einzige was aus meinem Mund kam. Die Stille wurde durch sein Lachen zerstört und es fühlte ich so an, als würde in mir etwas explodieren. „Du bist unverbesserlich. Aber so warst du schon immer und ich kann mich nicht beschweren, immer hin wollte ich dich als meinen besten Freund. Aber Kenma, du sollst mit mir reden, nicht weglaufen und keine Angst haben. Ich bin dein bester Freund und wenn das nicht reicht hast du noch den Knirps. Auch ich hätte es lieber, wenn du bei mir bleibst."

Meine Augen weiteten sich und ich wollte einfach in seine Arme springen, aber das geht nun mal nicht. „Kuro, ich...-„ Er unterbrach mich und zog mich wieder in seine Arme. „Fuck, Kenma schließ mich niemals aus deinem Leben aus, verstanden? Ich werde dich bis zum Ende deines Lebens nerven, also renn nicht von allem weg." Ich sagt nichts, auch wenn ich alles rauslassen wollte.

Kuro, ich liebe dich und ich muss einfach von dir wegrennen, damit ich in Ruhe leben kann. Ich hasse zwar diesen Abstand zwischen uns, aber ich kann diese Lücke nicht füllen. Du bist mir so unfassbar wichtig und dass nicht nur freundschaftlich. Ich weiß, dass du es nicht magst, wenn ich dich ignoriere, aber was soll ich sonst tun?! Scheiße.

„Langsam geht die Sonne auf. Ich bring dich zum Knirps." Kuro nahm meine Hand und lief los. Hitze stieg in mir auf und ich senkte mein Blick, damit er die Röte nicht erkennt. „Wo... Wo willst du bleiben? Wenn du willst, kann ich Shoyo fragen, ob-„ Wieder unterbrach er mich und grinste schelmisch: „Ich hab Saltyshima gesagt, dass ich komme. Er hat kein Bock, aber ein Freund muss man aufnehmen! Und du wolltest Zeit mit Chibi-chan verbringen und das kannst du auch machen, aber spätestens 17 Uhr fahren wir zurück. Ich mag es nicht dich mit anderen zu teilen." Zum Ende hin wurde er leiser und ich schaute ihn mit aufgerissenen Augen an.

„Was ist, Kitten? So geschockt?", lachte er und ich schüttelte mein Kopf. Das war kein Schock, sondern Hoffnung.

Love-GameWhere stories live. Discover now