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Die nächsten Tage waren ruhig. Für meinen Geschmack etwas zu ruhig. Da ich ordentlich etwas für die Schule zu tun hatte, konnte ich gar nicht anders, als Alon und Melody links liegen zu lassen und mich vorerst auf meine Noten zu konzentrieren. Bis am Samstag ein lautes Knallen ertönte und ich zusammenzuckte. Ich drehte mich so schnell zu meiner Zimmertür um, sodass ich fast von meinem Schreibtischstuhl rutschte und konnte mich gerade noch an dessen Lehne festkrallen. Mit aufgerissenen Augen funkelte ich den Jungen an, der im Türrahmen stand. Er erwiderte den Blick, die Augen glänzten entschlossen. "Es reicht mit deinem Herzschmerz und der Schule, du unternimmst heute etwas Lustiges mit mir.", stellte Alon klar und ehe ich mich versah, kam er mit großen Schritten auf mich zu und packte meinen Arm. Mir blieb kaum noch Zeit, meine Schulbücher zu schließen.

Voller Hast zog ich meine Schneeschuhe an, während Herbst dabei war, mit ernstem Gesicht um mich herumzulaufen und so den Schal um mich zu wickeln. "Was soll das? Was hast du überhaupt vor?", fuhr ich ihn an. "Was wohl? Dich aus deinem dunklen Loch zu holen, um dich nochmals hineinzustoßen! Ich werde dich heute in einer Schneeballschlacht feierlich besiegen und deine Ehre nehmen.", beschloss er und ich hob eine Augenbraue. "Ach ja? Dann lass dich gewarnt sein, ich werde dir heute eine weiße Abfuhr erteilen.", erwiderte ich und stürmte ihn nach, als er nach draußen in den Garten rannte, um die ersten Schneebälle zu formen.

Es war ein bitteres Gefecht, die Kugeln schienen nur so zu fliegen. Jede Seite musste immer wieder Treffer einbüßen. "Fein, ich gebe zu, du bist ein ehrenwürdiger Gegner! Das heißt aber noch lange nicht, dass du heute trotzdem dein weißes Wunder erleben wirst!", kreischte ich hinter dem Baum hervor, der unter meinem Fenster situiert war. Als Antwort bekam ich nur ein Lachen und eine Salve an weißen Kugeln. Ich biss die Zähne zusammen und ignorierte meinen Arm, der langsam zum Brennen begann. So sehr ich es auch wollte, ich hatte Alon einen fairen Kampf geschworen, also war Magie nicht erlaubt.

Immer wieder feuerten wir Schneebälle auf den Anderen, doch nur selten trafen wir. Dafür waren wir zu eingespielt. Bis Herbst entschied, es war Zeit für einen offensiven Frontalangriff. In einem Moment, wo ich neue Schneebälle formte, kam er aus seiner Deckung hervor und ehe ich überhaupt aufschreien konnte, legten sich seine Arme um mich und wir landeten im Schnee. Blöd war nur, dass er auf mir saß und ich so keinerlei Möglichkeit hatte, ihn von mir zu stoßen. Die warmen, braunen Augen funkelten amüsiert, während ich mit schmollendem Ausdruck versuchte, mich aus meiner misslichen Situation zu winden. "Sieht so aus, als müsse mir die Eisprinzessin in den nächsten Tagen eine Zimtschnecke spendieren.", stellte er fest und ich sog scharf die Luft ein. "Meinetwegen, hilf mir aber lieber hoch. Diese blöde Jacke ist zu dick.", nörgelte ich.

Wir grinsten uns an, ich wahrscheinlich ein bisschen siegessicherer, denn als er mich an den Armen packte und mich auf die Füße stellen wollte, zog ich an seinen Handgelenken und stellte meine Füße so hin, dass er gar nicht anders konnte, als in den Schnee zu fallen. Ein begeistertes Quietschen entfuhr mir, als ich mich auf ihn stürzte und seine Handgelenke in den Schnee drückte. "Tja, wer zuletzt lacht, lacht am Besten.", wies ich ihn an und grinste hochzufrieden. Doch dieses Feixen fror ein, als ich plötzlich feurige Wut in mir spürte. Unter mir erstarrte Alon ebenfalls, den Blick auf jemanden hinter mir gerichtet. Ich musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer da stand.

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt