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„Komm.", forderte Caspian mich auf, doch es klang eher wie eine Bitte als ein Befehl. „Ich will nicht.", hielt ich dagegen. „Wenn du nicht zu mir kommst, dann muss ich zu dir. Zu blöd, dass mir diese Schläuche im Weg stehen." Seine Hand legte sich um einen der Dinger und mir entfuhr ein Keuchen, ehe ich an seine Seite stüzte und die Hand packte. „Nicht!", entfloh es mir energisch. Der Griff entspannte sich. Mit geweiteten Augen und einem kleinen, fast schon überraschten Lächeln ließ der Mann von den Kabeln ab. „Versprich es mir.", meinte ich nachdrücklich. „Nur, wenn du mir auch etwas versprichst." Mit verengten Augen funkelte ich ihn an. „Komm, das Reden fällt mir plötzlich so schwer-näher, Anastasia, noch näher." Ich folgte der Bitte, wenn auch etwas zögerlich. Näher und näher, bis ich neben dem Bett in Greifweite stand. Ich strich mir eine Strähne hinter das Ohr als ich mich herabbeugte, den Atem unwillkürlich anhaltend. Ein Lächeln.

Die Zeit schien anzuhalten, als eine Hand mein Gesicht herab zog und sich seine Lippen auf meine legten. Sie waren trocken und rau, wie eine Wüste, doch trotzdem schien Hitze in mir zu explodieren und ein Vibrieren in meiner Brust ließ meine Hände sich in den Saum meines Pullis krallen. Die widerspenstige Strähne fiel wieder vom Ohr hervor. Ehe ich mich versah hatte der Alpha mich wieder freigegeben, auf den Lippen ein leichtes, seelisches Lächeln, die Augen glitzernd vor Zufriedenheit. „Caspian?", hauchte ich. „Willkommen zurück, Ana.", antwortete mein Gefährte mit sanfter Stimme und mit einem Hickser griff ich nach seiner Hand, um mit dem Daumen über die blasse Haut zu streicheln.

„Ich kann es nicht glauben. Es ist vorbei.", murmelte ich gepresst. Mit einem zustimmenden Brummen ergriff der Verletzte meine Hand, um unsere Finger zu verschränken. Winzige, elektrische Blitze durchfuhren den Arm. „Ja, ist es. Und du hast dein Versprechen gehalten.", bemerkte Caspian und Hitze schoss in meine Wangen, als ich einen Schritt zurück stolperte. Mit der freien Hand strich ich über die Lippen. „So habe ich unseren ersten Kuss nicht erwartet.", lachte mein Gefährte, doch seine dunklen Augen glänzten, während er mich beobachtete. Ich ließ den angestauten Atem aus den Lungen weichen. „Ich auch nicht."

"Hey, ihr Turteltäubchen! Dann ist also Ende gut alles gut!", unterbrach Alon unser Starren und ich entzog meine Hand der von Caspian, ehe ich sie hinter dem Rücken versteckte. Mein bester Freund inspizierte uns nur mit einem Grinsen. "Melody und Mark sind schonmal vorgegangen. Ein Beamter hat sie gesucht, sie wollen Melody in unserer Klasse einschreiben und ihr eine Wohnung in der Nähe zukommen lassen, wo sie gemütlich leben kann, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Du hättest ihr Strahlen sehen müssen!", berichtete er und ich konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. "Das hätte ich zu gerne gesehen. Schön, dass die beiden ein gutes Ende haben.", kommentierte ich, mein Gefährte neben mir brachte ein zustimmendes Nicken zusammen. Alon seufzte nur theatralisch und griff sich ans Herz. "Jetzt bin nur noch ich alleine. Ich Unglückspilz.", beschwerte er sich. Doch ehe er weiterjammernd konnte, unterbrach ihn das Knallen der Eingangstür. Ein dunkelhaariges Mädchen, welches mit bebenden Lippen im Türrahmen stand, den Blick auf das Krankenbett gerichtet. Cara. Nur zu gut konnte ich sie erinnern, das Mädchen, welches eigentlich für Caspian bestimmt gewesen war. "Oh Mondgöttin Caspian! Ich habe mir solche Sorgen gemacht..." Ihre Stimme brach ab, als ihr Blick von etwas anderem angezogen wurde, besser gesagt jemand anderem.

Mit kugelrunden Augen starrten sich Alon und Cara an, ehe das Mädchen heftig blinzelnd einen Schritt nach hinten tat. "Du, komm mit, wir müssen sofort reden.", nuschelte sie, ihre Stimme längst nicht mehr so energisch, wie sie hineingeplatzt war. Mein bester Freund schluckte schwer, ehe er ihr folgte. Mit einem leisen Klicken wurde die Tür geschlossen. Caspian und ich wechselten einen Blick, ehe wir beide wie verrückt zum Grinsen begannen. Wenn man schon Einsamkeit sprach, dann holte einem eben das Schicksal ein, liebster Alon! Der Gedanke erfüllte mein Herz mit aufregend prickelnder Wärme. Es hatten alle ein gutes Ende gefunden. Nun, außer Pietro natürlich. Gleichgewicht war wieder in die Welt der Werwölfe zurückgekehrt, so auch Lachen und Frieden. Ich hatte meine Mission erfüllt.

Danke an alle, die es bis hier geschafft haben! Ich bin euch und dieser Geschichte unglaublich dankbar, denn ich durfte viel lernen und nette, wunderbare Leser kennenlernen. Diese Geschichte hat mir als Autoren viel beigebracht und mich und meinen Schreibstil entwickeln lassen, welches ich in dem nächsten Buch beweisen will. Somit geht eine alte Welt zu Ende, damit eine neue Welt beginnen kann. Das Ende des Anfangs ist erreicht. Bis bald.

-nobodyniemand

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt