5. Kapitel

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Kayden's P.O.V

Wir waren noch eine ganze Weile bei Lily's Dad geblieben, bis er wieder eingeschlafen war. Lily war seitdem sie das von ihrem Zwillingsbruder erfahren hatte, gefährlich ruhig geblieben. Aber ich wollte sie auch nicht aus ihren vielen und intensiven Gedanken reißen.

Das musste sie erst einmal verarbeiten.

Das Schlimme würde ja erst noch kommen. Wenn sie irgendwann die Hoffnung aufgab, dass sie jemals ihren Bruder finden würde. Ohne Namen, Adresse oder sonstige Informationen die uns einfach für eine Suche fehlten.

Aber Lily glaubte an Schicksal.

Und sie glaubte fest daran, dass sie ihn finden würde.

Natürlich unterstützte ich sie wo ich nur konnte, allerdings hatte ich auch Angst vor der Zukunft. Ihre Seele hatte schon zu viel durchgemacht, ob sie es verkraften könnte, wenn sie ihren Bruder nie kennenlernen würde?

Zuhause angekommen, setzte sie sich erst einmal im Wohnzimmer auf die Couch. Ich hockte mich neben sie hin und ohne irgendetwas zu sagen, kuschelte sie sich still an mich. Ich legte meinen linken Arm um sie und gab ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Ich wusste wie sehr sie diesen kleinen Kuss auf der Stirn liebte. Das hatte sie bisher immer beruhigen können.

Sie drückte ihre Wange näher an meine Brust und das einzige was ich hörte, waren ihre leisen Atemzüge.

Auf einmal hörte ich Getrampel von der Treppe und Leo kam um die Ecke gestolpert.

Sein Blick fiel sofort auf mein Mädchen und sein Ausdruck wurde trauriger.

"Was war denn im Krankenhaus?", fragte er vorsichtig.

"Ihrem Dad geht es den Umständen entsprechend gut", erklärte ich es ihm, als von Lily nichts kam.

Kurz darauf richtete sich Lily auf und sah ihrem Cousin entgegen.
"Vermisst du deine Mom?", kam es leise von Leo.

"Was? Nein. Mein Dad hat vor dem Unfall etwas herausgefunden", fing sie das Thema an.

Scheinbar wollte sie es ihrem Cousin erzählen, was ich nur unterstützen wollte.

"Was denn??"

Nun kam auch Ana um die Ecke gebogen und sah ihre Nichte gespannt an.

"Ich hab einen Bruder", ließ sie die Bombe dann platzen.

"Wa-", kam es nur noch geschockt von Leo.

"Einen Zwillingsbruder..."

Ana seufzte und rieb sich frustriert das Gesicht.

"Hast du es gewusst, Tante Ana?"

"Nein, Lily. Sowas würde ich dir niemals verheimlichen. Deine Mom hatte sich total abgeschottet. Sie war noch nie so der Familienmensch gewesen. Es war ganz normal bei ihr, wenn sie sich mal über ein Jahr nicht blicken hatte lassen. Ich hatte die Schwangerschaft gar nicht mitbekommen. Zumindest bis sie mit dir auf dem Arm mal vor meiner Haustür stand. Sie hatte es mir erzählt und, dass sie dich zur Adoption geben wird. Wo da dein Bruder war weiss ich wirklich nicht. Vielleicht hatte sie ihn schon bei der Geburt abgegeben, da sie wusste, dass ihr zwei Kinder zu viel waren. Ich weiss es nicht. Sie hatte dich auf alle Fälle nur ein paar Wochen."

"Danke, Ana", murmelte Lily.

"Wir können ihn natürlich gerne kennenlernen und ihn besuchen, wenn du das willst?", sagte Ana sofort.

"Ich weiss nicht wo er wohnt", nuschelte Lily enttäuscht.

"Kein Problem. Das finden wir schon raus. Wie heißt er denn?"

"Das weiss ich eben auch nicht. Mein Dad und ich haben nur ein Foto von ihm als Baby, mehr nicht. Mein Dad hatte vor dem Unfall schon gesucht und wollte sie alles Fragen, aber dann kam der Unfall dazwischen."

Mitleidig sah Ana sie an und fuhr sich gestresst durch ihre blonden Haare.

"Das kriegen wir schon irgendwie hin. Wir finden deinen Bruder, ja?"

Leo blieb währenddessen ganz leise und hielt sich komplett raus aus dem Gespräch. Er fühlte sich im Moment definitiv nicht wohl, dass sah man ihm an.

"Ja, danke, Tante Ana. Ich leg mich jetzt erst mal hin."

"Willst du etwas alleine sein?", fragte ich sie dann.

Sie schüttelte den Kopf und hob auch Wolli auf, der am Boden sein Leben genoss und vor sich hin geschlummert hatte.

Ich nickte verstehend und stand somit auch auf. Gemeinsam gingen wir in ihr Zimmer und sie ließ ihren Kater auf dem Bett runter von ihrem Arm.

Ziemlich erschöpft legte sie sich hin und verkroch sich unter ihrer Decke.
Ich kam zu ihr und zog sie gleich an mich. Lily drückte sich an meinen Oberkörper und schloss dann ihre müden Augen. Erneut gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn, was ihre Mundwinkel leicht nach Oben zucken ließ.

Ich fuhr ihren Rücken auf und ab, bis ihre Atmung langsamer und etwas lauter wurde.

Eine Weile blieb ich noch bei ihr und streichelte meine Freundin beruhigend. Ihre einzelnen Haarsträhnen im Gesicht schob ich ihr hinter das Ohr.

Als ich sicher war, dass sie fest schlief, stand ich vorsichtig auf. Ich hob Wolli am Fußende auf, welcher schon ganz genervt war, dass er immer bei seinem Schläfchen gestört wurde, und legte ihn an ihren Bauch hin.

Leise tapste ich dann aus dem Zimmer und lief zu Leo in sein Schlafzimmer.

Ich klopfte erst einmal an, bevor ich es betrat. Leo hockte in seinem Bett und zockte an seinem Fernseher.

Er reichte mir einen Controller, allerdings lehnte ich ab. Ich konnte damit ehrlich gesagt überhaupt nicht umgehen und interessieren tat mich das Zeug auch nicht. Ich wollte lieber raus und etwas unternehmen.

"Lily hat also einen Bruder", fing ich das Gespräch mit ihm an und setzte mich neben ihm auf das Bett.

"Sieht wohl so aus."

"Wie ist das für dich?"

"Was meinst du?", fragte er mich verwirrt.

"Ich hab deinen Gesichtsausdruck genau gesehen. Du hast Angst, wenn sie ihren Zwillingsbruder findet, dich liegen lässt. Weil du nicht ihr Bruder bist."

Leo seufzte und legte dann den Controller weg.

"Ich bin echt ein schlechter Mensch. Ich sollte sie unterstützen. Stattdessen führ ich mich auf wie ein kleines Baby und werd einfach eifersüchtig."

"Leo, du bist kein schlechter Mensch."

Er zuckte nur mit seinen Schultern.

"Du bist ihr Bruder. Vergiss das nicht."

Meinung zum Kapitel?

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Meinung zum Kapitel?

Würde mich wieder über Kommis freuen:)

Ein neues Kapitel von My Idiot ist auch schon seit einer halben Stunde veröffentlicht, falls es wer übersehen hat.

Eure
Melli♡

His name isWhere stories live. Discover now