25. Meine hübsche Trophäe

Start from the beginning
                                    

,,Wo ist mein Dad?", nutzte ich die Gelegenheit.
,,Saal", krächzte er und versuchte kläglich, vor Nagini zurückzuweichen, die gerade den Flügel seines Freundes verschlang. ,,Du stirbst, dein Püppchen will er behalten."

Püppchen.

Er kicherte heiser. ,,Dann darfst du genau zusehen, wie deine hübsche Trophäe durchgefickt wird-"
Sein Kopf trennte sich vom Rest des Körpers und rollte mit einem ekelerregenden Geräusch über den Boden.

,,Karma . . ."
Vorsichtig nahm mir Nagisa das Schwert aus der Hand. ,,Ist schon gut, lass uns gehen. Lange bleibt es hier bestimmt nicht so friedlich."

Ich schnaufte frustriert. Die Vorstellung zusehen zu müssen, wie Nagisa von meinem Vater vergewaltigt wurde, gab mir das Bedürfnis, loszukotzen.

Er wird mich nur dafür am Leben lassen. Damit ich es mitansehen muss.

Ich biss mir verkrampft in den Daumen, um nicht zu würgen. Jedes Mal, wenn ich von der Menschenwelt wiederkam, kam mir die Unterwelt so abnormal vor.

,,Alles okay?", reagierte Nagisa. Bevor ich antworten musste, verstand er von selbst. ,,Ah- hey. Ich kann mich wehren, das weißt du doch. Und du hast selbst gesagt, dass wir das hinkriegen. Zusammen, ja?"

Er lächelte unsicher und zog mich von dem Massaker weg. Ich brummte, ließ seine Hand jedoch nicht los. Nagini war inzwischen fertig mit ihrer kleinen Mahlzeit, wickelte sich wieder um Nagisa und funkelte mich amüsiert an.

Mir wurde schnell klar, dass Nagisa mit dem "mir ein ganzes Jahr lang durch die Hölle folgen" wirklich nicht gelogen hatte. Er führte mich gezielt durch die verzwickten Gänge und schien sich bestens auszukennen.

Ob er auch beobachtet hat, wie ich schlafe?

Zu Dad's geliebtem Thronsaal dauerte es nicht lange. Weil uns abgesehen von den vier Bauernopfern niemand über den Weg gelaufen war, mussten wir hier richtig sein.

Starr fixierte ich die Tür, dabei befahl ich meinen Schultern, sich zu lockern. Er war doch nur ein dummer, alter Dämon, der getötet werden musste. Kinderspiel.
Selbst wenn er mir in wirklich allem überlegen war. Kinderspiel!

Nagisa drückte meine Hand. Ich lächelte ihn an und umschloss die verrostete Klinke. ,,Nagisa?"
,,Hm?"
,,Ich will ihn töten. Du darfst ein Massaker veranstalten, aber überlass mir meinen Dad."

Er zögerte, ich verlangte viel. ,,Was, wenn er dich verletzt?"
„Das lässt sich nicht vermeiden. Du musst ruhig bleiben, klar? Und stell dich hinter mich.“

Mein Instinkt bewahrheitete sich, als ich die Tür öffnete und spitze Metallpfeile auf uns zu pfiffen, die an meiner Schutzbarriere abprallten. Als der Hagel nachließ, sah ich meinen Erzeuger auf seinem Thron sitzen.

,,So eine nette Begrüßung", murmelte ich. ,,Ein Wunder, dass unsere Gäste immer so abgeschreckt sind."
,,Hast du was gesagt?", rief Dad herüber, obwohl er mich ganz genau gehört hatte.

Er blickte ziemlich griesgrämig drein. Erst, als er sich Nagisa zuwandte und sorgfältig dessen Körper betrachtete, hellte sich seine Miene auf. ,,Nagisa."
Er betonte jede Silbe, als sei der Junge sein kostbarster Schatz.

,,Wie schön, dich zu sehen. Sind die Zöpfchen neu? Sie stehen dir. Hach, aber wieso ist Karma noch am Leben?"

Nagisa sah weg, offenbar hatte er keine Lust, auf die Fragen zu reagieren.
Ich war so freundlich: ,,Ich bin gekommen um zu kündigen."
Dad nickte langsam. ,,Du warst von Anfang an zu schlecht für diesen Job. Du bist gefeuert."

,,Gut, dass wir uns einig sind."
Ich schmunzelte. ,,Jedenfalls würde ich dich dafür ablösen. Ob auf die harte oder weiche Tour ist deine Entscheidung."

Seiner Kehle entwich ein Lachen, eins, das viel zu schnell außer Kontrolle glitt.
Nagisa warf mir einen düsteren Blick zu: "Der ist fast gruseliger als du."

Ich wartete geduldig, bis er sich beruhigte. Es dauerte, aber das war irgendwie auch gut. Sein Lachen hob meine Mordlust nur noch mehr.

Ich wollte ihn zerfetzen. Beobachten, wie er langsam verblutete und zu Asche zerfiel und ihn bis dahin so fürsorglich foltern, wie er es an meinen Geburtstagen tat.

Dein Geschenk, nannte er es. Von mir, für dich. Bist du glücklich?

Ich hasste ihn so sehr.

,,So ein Zufall, ich wollte dir gerade das gleiche vorschlagen!", rief er endlich.
,,Heh."
Wir starrten uns provokativ an, beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

,,Tja. Dann wohl auf die harte Tour", stellte ich schließlich fest.
,,Geht wohl nicht anders", seufzte er theatralisch und stand auf, um in die Hände zu klatschen.

Dämonen teleportierten in den Saal. Ich zählte nicht mit, wie viele es waren, aber sichtlich genug, um Nagisa und mich zu umstellen. Grinsend hoben sie die Waffen und spielten mit den glatten, deutlichen Muskeln unter ihren Rüstungen.

,,Karma nicht", befahl mein Vater und fuchtelte mit den Armen. ,,Trennt die beiden voneinander!"
,,Nein!", rief Nagisa.

Plötzlich herrschte eine verwirrende Aufruhr im Saal. Während ich von meinem Freund weggezerrt wurde, klammerte der sich an mir fest (der Gedanke, von mir getrennt zu sein, gefiel ihm wohl nicht so) und wurde von mehreren Dämonen brutal zu Boden gerungen.

Eine Flucht war unmöglich. Es war, als hätte sich jeder Dämon ein Körperteil ausgesucht, dass er auf den Boden pinnte. Ich konnte gar nicht mitzählen, wie viele sich für Nagisas Hintern entschieden.

Vor allem nicht, weil ich in dem Moment am Hals gepackt und gegen eine Wand geschmettert wurde.
,,Das war also dein Plan?", flötete Dad und drückte meine Atemwege zu. ,,Du kommst her, lässt deinen Lover gefangen nehmen und trittst in einem aussichtslosen Kampf gegen mich an?"

Er lachte mir direkt ins Gesicht. Ich wollte nicht wissen, wie viel Spucke auf mich rieselte.
,,Joa", hauchte ich. Mein Kopf dröhnte. Ich fuhr meine Krallen aus und kratzte seine Hände, bis er von mir abließ. Hustend sank ich zu Boden. 

Kein guter Anfang. Er weiß, wie er mich ablenken kann.

Besorgt sah ich zu Nagisa. Oder eher in dessen Richtung. Die Dämonen hatten sich wie ein Schleier um ihn geschart. Ich vermutete, dass er immer noch am Boden festgehalten wurde. Und ihren Blicken nach zu urteilen, ging ihnen langsam auf, wie hübsch er war.

Auch mein Vater bemerkte es. ,,Finger weg von Nagisa, ihr sollt ihn nicht anrühren! Und lasst die Schlange am Leben! Das sind meine Spielzeuge!"

Ich runzelte die Stirn. Das war mein Text.
Naja, abgesehen vom letzten Satz.

Obwohl . . .

,,Hey, Alterchen." Ich richtete mich auf. ,,Du weißt schon, dass Nagisa sechzehn ist? Ist es irgendwie dein neuer Fetisch, es mit jemandem treiben zu wollen, der in meinem Alter ist? Ich hoffe, das heißt nicht, ich bin als nächstes dran. Inzest ist doch selbst hier unten next Level."

Ein belustigtes Schnauben kam aus der Menge. Dads Augen schnellten zu den Dämonen und er fragte sich wohl genau so wie ich, auf wessen Seite sie eigentlich standen. Vielleicht sollte ich ihn weiter bloßstellen.

,,Und überhaupt, seit wann stehst du bitte auf Männer? Du hast meine Mutter getötet, weil du mehr als eine Bitch zum Flachlegen haben wolltest, und jetzt wo du Dutzende hast, willst du Nagisa? Ist das dein Ernst? Wenn das so weiter geht, sind bald noch die Zwölfjährigen dran-"

,,DAS REICHT!", keifte er und regte sich als Erster. Einer der Dämonen musste kichern und kassierte einen Nackenklatscher von hinten.
,,Du wirst bereuen auch nur geboren zu sein, wenn ich mit dir fertig bin!"

Ich rollte mit den Augen. ,,Tu ich doch schon längst. Und die armen Zwölfjährigen sicher auch, wenn du, Pedo, sie-"
,,AAH!"

Lachend duckte ich mich unter seiner Faust hindurch. Er hatte sich peinlich schnell von mir provozieren lassen. So von seinem Zorn geblendet, traf ihn ein Schlag in seine Visage also ziemlich unerwartet.

Unter meinen Knöcheln war ein befriedigendes Knacken zu hören. Ich hatte ihm die Nase gebrochen.

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Where stories live. Discover now