Kapitel 51

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Bestimmt zum zehnten Mal streiche ich mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Morgen ist es also vorbei. Kaum zu glauben." Sehnsüchtig starre ich in den klaren Sternenhimmel, während meine Beine vom Dach des Wohnwagens baumeln und nehme einen weiteren Schluck Bier. ,,Das Jahr ging wirklich schnell vorbei", meint Nick. Seufzend lehne ich mich an ihn. Morgen ist der letzte Drehtag. Und in zwei Tagen fliege ich zurück nach Köln. Ich vermisse natürlich meine Familie, meine Pferde, alles in Köln. Aber auch Hollywood ist mir wichtig geworden. Die Leute hier, die Stadt. Das tägliche Leben am Set. An all das habe ich mich so schnell gewöhnt. Die tägliche Maske mit Nick und Sam, das Abendessen mit Nick, Orlando und Ryan. Die bescheuerten Gespräche oder einfach nur das Beisammensitzen in den Drehpausen. Als ich hier her kam, ist mir das Jahr so ewig lang vorgekommen. Ein ganzes Jahr, quasi endlos Zeit. Und nun ist es vorbei. Einfach um, weggeflogen. Was ich hier alles erlebt habe. Ich habe viel über mich selbst gelernt und bin so vielen Menschen dankbar, dass sie mir dabei geholfen haben. Ich habe Tränen gelacht und geweint. War verzweifelt und hatte schöne Momente. Die schönen überwiegen natürlich eindeutig. ,,Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you
where ever I go I'm gonna
come back to walk these streets again
Bye bye, Hollywood Hills forever", singe ich leise vor mich hin. Ich will nicht das es endet. Zumindest noch nicht jetzt.

In der Maske ist die Stimmung ausgelassen. Sam quatscht ungehalten mit Nick und auch ich versuche den letzten Tag so gut es geht zu genießen. Aber irgendwie ist das gar nicht so einfach. Obwohl ich am liebsten die Zeit anhalten würde, vergehen die Stunden. Nick und ich spielen die letzte Szene, als hätten wir nie etwas anderes getan. Ich bekomme gar nicht mit, dass so viele Kameras da sind und befinde mich in jedem Take vollkommen in meiner Rolle. Und dann ist die Szene im Kasten. Dough ist zufrieden und alles ist abgedreht. Während Applaus von den hunderten Leuten aufkommt, die alle die letzte Szene mit angesehen haben, stehe ich immer noch in der Kulisse und weiß nicht so ganz wohin mit meinen Gefühlen. Einerseits bin ich unglaublich stolz und glücklich, dass ich es so weit geschafft habe, so viele Erfahrungen sammeln konnte und meinen Traum gelebt habe. Andererseits weiß ich jedoch, dass es jetzt endgültig vorbei ist. Ich kann die Zeit nicht zurück drehen. ,,Es war mir eine Ehre mit dir vor der Kamera zu stehen", meint Nick lächelnd. ,,Danke, ebenso. Ich kann noch gar nicht glauben, dass es vorbei ist."  ,,Geht mir auch so." Nick kommt noch einen Schritt näher und umarmt mich fest. Mit geschlossenen Augen genieße ich seine beruhigende Nähe. Alle sind mir sehr wichtig geworden, aber Nick auf jeden Fall am meisten. Wir haben schließlich die meiste Zeit miteinander verbracht, intime Szenen gedreht und gemeinsam auch einiges durchgemacht. ,,Du kannst später traurig sein. Jetzt wird gefeiert", sagt Nick, als wir uns wieder lösen.

Umgezogen und bereit wir eine Menge Alkohol betrete ich die Party, die bereits im vollen Gange ist. Dabei ist es gerade mal sieben Uhr. ,,Millie." ,,Harry", rufe ich überrascht aus, als der Sänger auf mich zugerannt kommt. Stürmisch umarmen wir uns. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe. ,,Was machst du denn hier?" ,,Du glaubst doch nicht, dass ich mir die Party entgehen lasse." Schief grinst er mich an und greift dann nach meiner Hand. ,,Na komm, ich wollte eigentlich gerade zum Buffet." ,,Das hört sich gut an." Gemeinsam gehen wir zum Buffet und setzen uns dann mit gefüllten Tellern an einen freien Tisch. Es dauert nicht lange bis sich Orlando, Nick und Ryan zu uns gesellen. Die Chaotengruppe vereint. Während wir essen schaue ich mich ein wenig um. Da das Wetter heute echt toll ist, findet alles Open Air statt. Eine große Anlage wurde aufgebaut und ein DJ mischt am Pult die Musik zusammen. Davor ist eine Tanzfläche, auf der sich bereits einige Leute zusammen gefunden haben. Rechts von der Musik befindet sich das Buffet, welches dem an Weihnachten ungefähr gleich kommt. Daneben gibt es eine Getränkebar. Und dahinter stehen mehrere Tische und Bierbänke. Überall wurde mit Lichterketten und Lampions geschmückt und Scheinwerfer wurden aufgestellt. Wirken wird das alles aber bestimmt erst, wenn es dunkel wird. Außerdem hat Dough bereits verraten, dass es ein Feuerwerk geben wird. Ein mehr als krönender Abschluss für diese wundervolle Zeit. ,,Mila." Unsanft schüttelt Orlando mich an der Schulter. ,,Mmh?" Irritiert sehe ich auf. ,,Schläfst du etwa schon? Nick hat gefragt ob wir tanzen gehen." Motiviert springe ich auf. ,,Was für eine Frage?!" Schnell bringen wir unser Geschirr weg und gesellen uns dann zu den anderen Tänzern.

Ein Traum wird wahrWhere stories live. Discover now