Kapitel 14

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Mit einem fetten Grinsen im Gesicht sehe ich zu wie Zeo im Bus verschwindet, der sie zum Hotel fährt. Ich bin sie los. Endlich. Darauf habe ich eine Woche gewartet. Kaum ist der Bus verschwunden, jubel ich einmal laut auf. ,,Das war jetzt übertrieben." ,,Maul halten", entgege ich und gebe Nick einen Stoß. ,,Du bist so freundlich", sagt er ironisch. ,,Von irgendwem muss ich es ja haben." ,,Von mir nicht." ,,Das glaubst du doch selbst nicht." ,,Okay, hast ja Recht", gibt er zu und wir verlassen unseren Beobachtungsposten. Natürlich waren wir nicht genau am Parkplatz, das wäre viel zu auffällig gewesen. Wir haben uns hinter der Mensa verschanzt. Dort hat man einen wunderbaren Blick auf den Parkplatz, wird aber selbst nicht gesehen.

Gemeinsam mit Orlando fahre ich über die einsame Landstraße. Seit mindestens zwanzig Minuten ist kein Auto mehr an uns vorbei gefahren. Doch er will mir einfach nicht sagen wo es hin geht. Dough meinte wir sollen uns einen ruhigen Ort suchen, wie bei Nick und mir, da ich nicht nur mit ihm einen Kuss und gewisse Szenen habe, sondern auch mit Orlando. Auch wenn das kein beabsichtigter Kuss meiner Rolle ist. Denn schließlich ist Orlando der ,Bösewicht' in der Serie und küsst mich gegen meinen Willen. So soll es zumindest aussehen. Aber bis es überhaupt so weit kommt müssen wir erstmal normale Küsse hinbekommen. Obwohl es mir recht egal ist wen ich küsse, und Julian und Nick bisher nicht die Einzigen waren, die ich in meinem Leben geküsst habe, spüre ich bei Orlando etwas wie Aufregung. Denn er ist schließlich um einiges älter und könnte schon fast mein Vater sein. Aber andererseits hat er dadurch natürlich auch einiges mehr an Erfahrung als ich.

,,Wir sind da", reißt mich Orlando aus den Gedanken. Wir stehen auf einem Schotterplatz, umgeben vom Bäumen. Auf einer Seite jedoch öffnet sich die Baumwand und gibt eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt frei. Auch wenn sie sehr weit weg ist. Niemand außer uns ist hier und das macht das Ganze wirklich schön. ,,Und?", fragt Orlando grinsend, während er seinen Gurt löst. ,,Das ist unglaublich", murmel ich fasziniert und öffne die Autotür. ,,Das ist mein Lieblingsplatz hier." Wir steigen aus und sofort weht ein angenehmer frischer Wind. Da es keine Sitzmöglichkeit gibt, beschließt Orlando die Motorhaube dem Boden vorzuziehen. So sitzen wir also auf der Motorhaube des Jeeps und genießen die Stille. ,,Bist du nervös?", beginnt Orlando und sieht mich von der Seite an. ,,Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich hab schon einige geküsst, gerade im Musical, da ich ja nicht immer mit Julian auf der Bühne stehen kann. Aber du bist mit Abstand der Älteste." ,,Und mit Abstand der Schönste", erwidert er grinsend. ,,Neee, eher nicht so. Du bist zu fett", lache ich und drücke meinen Finger in seinen durchtrainierten Bauch. Schließlich ist Orlando alles andere als übergewichtig. ,,Man sollte dir den Mund zukleben", erwidert Orlando komplett ernst. ,,Vielleicht solltest du auch einfach mal die Klappe halten", erwieder ich frech. Lachend zieht er mich zu sich rüber und dreht meinen Kopf zu sich. ,,Bereit?", fragt er leise. ,,Ähm, keine Ahnung", erwider ich überrumpelt. Ehe ich weiß was passiert drückt Orlando seine Lippen auf meine. Sofort rücke ich näher zu ihm, erwieder den Kuss und vertiefe ihn. Er ist ein verdammt guter Küsser, selbst mein Julian kann da nicht mithalten. Und auch wenn keine echten Gefühle in diesem Kuss stecken, es fühlt sich verdammt richtig und gut an.

,,Wow", ist das Einzige was ich rausbekomme, als wir uns lösen. Orlando hebt seine Hand und streicht mir leicht mit seinem Daumen über die Lippe. Dann sucht er meinen Blick, nur um mich kurz darauf noch eimmal zu küssen. Diesmal bin ich auch bereit meinen Mund zu öffnen, um den Kuss zu vertiefen. Fast vergesse ich, dass es immer noch Orlando ist, den ich küsse, so sehr versinke ich. Seine eine Hand liegt sanft aber dennoch bestimmt an meinem Nacken, während die andere mich an der Hüfte hält, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere. Meine Hände liegen dank der Überraschung erst auf seiner Brust, nach einiger Zeit entspanne ich mich jedoch und lasse sie etwas runtergleiten. Schweratmend lösen wir uns und sehen uns erneut an. ,,Nicht übel", grinst Orlando und wir setzen uns wieder richtig hin. Sein Arm bleibt jedoch an meiner Hüfte und ich lege entspannt meinen Kopf auf seiner Schulter ab. ,,Ich hätte echt nicht damit gerechnet, dass du so gut küssen kannst", murmel ich und schließe müde die Augen. ,,Ach nein? Du enttäuscht mich, Mila. Das muss man mir doch ansehen." Ich lache leise. ,,Aber du bist auch echt gut. Ich glaube entweder man kann es oder man kann es nicht. Ich hatte schon echt grausige Küsse." ,,Echt jetzt?" ,,Klar. Nichts gegen Keira Knightley, ich mag sie echt gerne, aber sie ist eine unfassbar schlechte Küsserin." ,,Ach krass. Das hätte man gar nicht gedacht. Vorallem weil es in Fluch der Karibik doch soooo romantisch aussieht", übertreibe ich es etwas. ,,Ja und weißt du auch wieso? Weil ich die ganze Arbeit gemacht hab. Auch wenn Keira versucht hat sich Mühe zu geben, es war einfach grausig. Und ehrlich gesagt, bei dir war ich mir auch recht unsicher." ,,Hallo? Ich bin ja mal die beste Küsserin, die du jemals hattest klar?" ,,Natürlich, natürlich", gibt er ironisch von sich. Dafür fängt er sich von mir einen leichten Schlag gegen die Brust ein. ,,Oh, ich wusste gar nicht, dass du auch so auf schlagen und hartes Zeug stehst. Ich hab aber leider keine Peitsche dabei." ,,Man Orlando", rufe ich genervt und rutsche etwas von ihm weg. Das klappt aber leider nicht ganz so gut, da er seinen Arm immer noch um meiner Hüfte hat. ,,Okay, wir vergessen das Gespräch einfach, ja?", lacht Orlando und nimmt endlich die Arme von mir. ,,Danke", seufze ich und rutsche von der Motorhaube. ,,Was wird das?" ,,Fotos. Schließlich brauche ich auch was für Instagram", antworte ich und halte ihm mein Handy hin. Leise stöhnt er auf und nimmt mein Handy an, während ich mich an den Rand des Hügels stelle.

Ein Traum wird wahrWhere stories live. Discover now