Kapitel 19

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,,Hey, Lizzy", begrüße ich meine Maskenbildnerin und lasse mich auf den freien Stuhl vor den Spiegel fallen. Der Raum ist vollgestopft mit allen möglichen Sachen. Schminke ohne Ende, Perücken, Kostüme und sonst noch jeglicher Krimskrams. Aber das sieht bei mir im Musical auch so aus. Das hat dieser Raum so an sich. Ein Prüllmagnet. Wenn man nicht weiß wo etwas hin soll, immer in den Maskenraum. Mit einem breiten Lächeln umarmt mich Lizzy herzlich. ,,Was ist denn mit dir los?", frage ich verblüfft. ,,Ich muss dir was erzählen. Ich bin schwanger", kreischt sie und umarmt mich wieder. Überfordert sehe ich sie an. ,,Das ist toll. Wirklich. Kommt nur so... Plötzlich", stammel ich und will mir am liebsten gegen die Stirn schlagen. Lizzy beichtet mir gerade das schönste was einer Frau passieren kann und ich kriege nur Müll raus. ,,Herzlichen Glückwunsch", raffe ich mich auf und umarme sie erneut. Immer noch leicht verwirrt setze ich mich auf den Stuhl. ,,Wie weit bist du?" ,,Im zweiten Monat." ,,Das freut mich. Wirklich." Ich lächel sie ehrlich an, bis mir etwas einfällt. ,,Wie lange bist du denn noch da? Und wer kommt dann für dich?" ,,Noch zwei Monate. Mein Mann und ich wollen uns richtig gut auf das Kind vorbereiten, weswegen ich etwas früher gehe. Dough sucht momentan nach einem Ersatz." Ich nicke. Wow. Das muss ich erstmal verarbeiten. Wie soll ich nur ohne Lizzy meinen Morgen verbringen? Denn die meisten Menschen nerven mich morgens. Doch Lizzy und ich verstehen uns da irgendwie. Manchmal reden wir, manchmal aber auch nicht. Und das ist vollkommen in Ordnung.

,,Ich sags euch, sie sieht exakt so aus." ,,Zeig mir das Bild nochmal." ,,Stimmt du hast Recht. Eine Gewisse Ähnlichkeit besteht." ,,Worum geht's?", frage ich neugierig und versuche einen Blick auf das Handy von Nick zu erhaschen. Dieser zieht das jedoch ganz schnell weg und lässt es in seiner Tasche verschwinden. ,,Nichts, nichts", ruft er hastig und schenkt mir ein übertriebenes Lächeln. ,,Ah ja", antworte ich nicht gerade überzeugt. ,,Wie siehst du denn aus?", meint Orlando und deutet auf meine Stirn, wo sich eine Fake-Schnittwunde befindet. Des weiteren ist mein Gesicht von Dreck beschmiert. ,,He, du fügst mir das Ding zu, also sei mal schön still", gebe ich scherzhaft zurück und drohe Orlando mit meinem Zeigefinger. ,,Uiuiuiu, jetzt habe ich aber Angst", lacht er mich aus. ,,Ja solltest du auch." Er setzt gerade an, etwas zu sagen, als Dough uns zur ersten Probe ruft. Nick und ich werden nebeneinander in der Kulisse positioniert. ,,Ich muss dir noch was sagen", flüster ich ihm leise zu, ohne mich zu bewegen. ,,Was denn?", fragt Nick zurück. ,,Lizzy ist schwanger." ,,Cool,freut mich für sie", wispert er. ,,Das ist alles? Tolle Reaktion." ,,Was erwartest du während der ersten Probe? Soll ich einen Freudentanz aufführe." ,,Wäre angemessen", gebe ich zurück und bemühe mich nicht zu Grinsen. Diese Vorstellung ist einfach zu komisch. Ich will gerade etwas sagen, als Orlando seinen Monolog vor der Kamera unterbricht und sich verärgert umdreht. ,,Verdammt nochmal, seid still auf den billigen Plätzen", ruft er. Dough ist jetzt auch leicht wütend und bricht die Probe ab. ,,Warum könnt ihr nicht einfach Mal die Klappe halten?", meint Orlando. Schnell zeigt Nick auf mich. ,,Sie ist es schuld."  ,,Was?", protestiere ich empört. ,,Wage es nicht zu leugnen", zischt mein Schauspielpartner. Fiebernd suche ich nach einer Antwort. ,,Du hast mitgemacht", sage ich schließlich triumphierend. Stolz auf meine eigene Antwort setze ich ein breites Grinsen auf. ,,Wo sie Recht hat...", beginnt Orlando und fängt sich einen wütenden Blick von Nick ein. ,,Das ist nicht hilfreich", zischt er. ,,Schluss jetzt. Sonst kommen wir nicht durch. Alles auf Anfang", ruft Dough und hechtet wild durch die Kulisse. Die Schauspieler und Komparsen beginnen sich aufzustellen und auch wir gehen zurück an unsere Plätze. ,,Klappt es diesmal ohne Unterbrechung?", fragt Orlando und wirft mir einen Blick zu. Ich strecke ihm die Zunge raus, was er mir daraufhin mit einem Grinsen gleich tut. Die Probe läuft ganz gut, aber natürlich gibt es wie immer noch Sachen die verändert werden müssen oder neu gemacht werden müssen.

Mit einem festen Schlag kreuze ich meine Eisenstange mit der von Nick. Ein klirrendes Geräusch entsteht und der Dunkelhaarige schaut mir die in die Augen. Kurz schweift sein Blick meinen Körper runter. ,,Du siehst heiß aus, in deinem Kampfoutfit.", sagt er leise und grinst dabei. Gleichzeitig einstudiert, drehen wir uns nach links. Mit einer eleganten Bewegung drückt er meine Eisenstange, die ein Schwert darstellen soll, zur Seite und entwaffnet mich somit. Gleichzeitig zieht er mich an der Hüfte zu sich ran. ,,Aber du musst aufpassen." Grinsend beiße ich mir auf die Unterlippe. ,,Worauf? Dass du mir unterlegen bist?" Er kommt näher. ,,Da verwechselst du etwas." Kurz bevor sich unsere Lippen berühren, hebe ich mein Bein umd trete feste auf den Boden, dabei streife ich seinen Schuh leicht, damit Nick im perfekten Moment reagieren kann. Kaum habe ich ihn ,getreten' schreit er etwas auf und schaut mich irritiert an. ,,Vielleicht bin ich nicht so stark wie du, aber ich bin flink und arbeite mit Tricks." Damit hebe ich mein Schwert auf uns lasse ihn verdattert stehen. ,,Perfekt", ruft Tyler und klascht in die Hände. ,,So könnt ihr morgen vor die Kamera. Merkt euch die Schrittfolge und übt sie zur Not nochmal. Wir sehen uns morgen, okay?" Wir verabschieden uns und er verlässt die Trainingshalle. Kaum sind wir alleine kommt Nick auf mich zu. ,,Na, Deer, Lust zu tanzen?" Ich lache. ,,Netter Versuch, aber zu kannst nicht tanzen. Zumindest nicht so wie ich. Das kann nur Julian." ,,Ach stimmt, dein heiliger Freund. Habs ganz vergessen." Dafür kassiert er einen Schlag gegen den Arm.  ,,Schon gut. Bühne frei", grinst er und macht eine ausladene Bewegung Richtung Hallenmitte. Ich starte das Lied, zu dem ich tanzen will und stelle mich auf. Mal kurz abschalten und alles vergessen. Nur die Musik und ich.

Ein Traum wird wahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt