Kapitel 17

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Der nächste Tag beginnt früh und als wir am Drehort ankommen, ist bereits alles aufgebaut. Heute steht erstmal nur eine kleine Zweierszene mit Nick und mir an. Die Maske geht ziemlich schnell und auch mein Kostüm ist sehr einfach und schlicht gehalten. Ein graues Shirt und eine schwarze Hose. Die Sachen werde ich bei den nächsten Drehs jedoch noch öfter tragen, schließlich sind Nick und ich hier mitten in der Wildnis gelandet und haben in der Welt der Serie keine Möglichkeit und umzuziehen. Mit einem Rucksack ausgestattet werden wir von Dough in die Richtige Startposition gestellt und wir gehen einmal den Ablauf Schritt für Schritt durch, in welche Richtung wir gehen müssen, wo wir stehen bleiben, Blickrichtung, alles was eben wichtig ist. So lange bis unser Regisseur endlich zufrieden ist und wir mit der Probe beginnen können.

,,Ich gebe es auf. Hier waren wir doch schonmal. Dyrik, wir wissen beide nicht wo wir sind, haben kaum noch Wasser und kein Essen." Verzweifelt bleibe ich stehen und drehe mich einmal im Kreis. ,,Hör auf so zu denken. Wir müssen nach Norden." ,,Und wo ist Norden?", frage ich leicht genervt. Dyrik sieht sich um. ,,Da lang", meint er und läuft los. ,,Warte", rufe ich und renne zu ihm. Er bleibt stehen und dreht sich zu mir. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss. ,,Wir schaffen das, oder?" Dyrik nickt. ,,Ja. Wir beide können alles schaffen", antwortet er und küsst mich nochmal, bevor wir wieder losgehen.

,,Ahh, oh mein Gott. Wo kommen diese fetten Käfer überall her", rufe ich genervt und schiebe den riesigen schwarzen Käfer von meiner Hose. ,,Die tuen doch nichts", lacht Nick. ,,Ja, aber die sind groß und jedes mal erschrecke ich mich. Was ein Scheiß ey." Ich greife nach den Keksen und nehme mir zwei. ,, Mila, schau mal." Julian kommt aufgeregt zu mir und hat etwas in seinen Händen. ,,Wenn das einer dieser Käfer ist, dann verpiss dich." ,,Ne, keine Sorgen." Das Blitzen in seinen Augen zeigt mir aber, dass es durchaus nichts tolles in seiner Hand ist. Dafür kenne ich meinen besten Freund zu gut. Er öffnet seine Hand und ein Frosch sitzt darin. Kichernd hält er die Hand an mein Gesicht. ,,Geh weg. Ich hasse Frösche", rufe ich und renn in meiner Not zu Nick.  ,,Hilf mir", jammer ich, jedoch lacht Nick mich einfach nur aus. ,,Ich mag euch nicht", grummel ich. ,,Das trifft sich ja super. Wir dich nämlich auch nicht", grinst mein bester Freund. Beleidigt strecke ich beiden die Zunge raus und gehe zum Essenstisch, um mir noch mehr Kekse zu holen. Das Einzige was bei denen hilft.

Im Schneidersitz sitze ich vor dem kleinen Feuer, zerbreche kleine Stöcke und werfe sie dann in die Flammen. ,,Hier. Trink etwas." Dyrik hält mir die volle Flasche Wasser hin. Gierig lösche ich meinen Durst. ,,Danke." ,,Hast du etwas zu essen gefunden?" Ich präsentiere ihm ein paar Blaubeeren, die ich gefunden habe. ,,Nimm du sie. Ich habe sowieso keinen Hunger." Ich will ihm die Beeren in die Hand geben, doch er schüttelt den Kopf. ,,Wir teilen. Du musst etwas essen." Dyrik nimmt sich die Hälfte und wir schütten uns die Beeren in den Mund. Müde lege ich meinen Kopf auf seine Schulter. Lächelnd streicht Dyrik mir über die Wange. ,,Weißt du wieso ich dich so liebe?" ,,Wieso?", frage ich leise. ,,Weil du dich nie unterkriegen lässt. Von niemanden. Und du stehst das hier durch. Außerdem bist du das hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt." Ich lächel leicht. Ja, sowas sagen viele Männer und vermutlich auch zu vielen Frauen. Doch mittlerweile weiß ich, dass Dyrik das sehr ernst meint. Seine Hand dreht mein Gesicht zu ihm und der andere Arm zieht mich auf seinen Schoß. Sanft legt er seine Lippen auf meine. Mit einem kleinen gebe ich mich dem Kuss hin. Viel zu lange habe ich Dyriks Nähe nicht mehr so intensiv gespürt. Dyrik wird immer fordernder und vertieft den Kuss, bis wir uns schweratmend wieder lösen. ,,Ich liebe dich", haucht er und fährt sanft mit seinem Daumen über meine Unterlippe. ,,Ich dich auch", erwider ich und lege meinen Kopf erneut auf seine Schulter ab. ,,Versuch etwas zu schlafen. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns."

Es ist mitten in der Nacht, als ich die Tür zu meinem Hotelzimmer öffne. Julian schläft bereits tief und fest. So leise wie möglich ziehe ich mich um und mache mich bettfertig. Meinen ersten Nachtdreh habe ich hinter mir. Doch es wird garantiert nicht der letzte gewesen sein. Schließlich ist es etwas anderes, ob man in einer abgedunkelten Kulisse spielt oder es draußen wirklich Nacht ist. Aber manche Szenen müssen eben draußen gefilmt werden, da es einfach eine komplett andere Wirkung hat, als wenn alles vor dem Greenscreen simuliert wird. So können wir Schauspieler uns auch einfach viel besser in die Rollen und Situationen reinfühlen. Kaputt lasse ich mich in das Bett fallen, schaffe es gerade noch so mir meinen Wecker zu stellen und dann schlafe ich auch schon ein.

Ein Traum wird wahrOnde histórias criam vida. Descubra agora