Kapitel 53

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Fertig von den Flügen und der Zeitverschiebung hieve ich meinen Koffer vom Band. Nur noch wenige Schritte und ich sehe meine Familie wieder. Alle traurigen Gedanken sind auf einmal verschwunden und eine unfassbare Sehnsucht nach meinen Eltern kommt hoch. Ohne es zu bemerken laufe ich immer schneller zum Ausgang. Obwohl es zehn Uhr vormittags und mitten unter der Woche ist, herscht reges Treiben am Flughafen. Dann trete ich raus auf die Abholplattform und sehe auch schon das Auto meiner Eltern in einer der Parklücken stehen. Das Gefühl von Heimat überkommt mich und ich kann nicht anders, als breit zu grinsen, als meine Eltern mich bemerken. ,,Hallo", begrüße ich sie und umarme beide gleichzeitig. Auch ich werde von beiden umarmt und befinde mich in der Mitte. Endlich Zuhause. Endlich wieder bei der Familie. ,,Wir haben dich vermisst", lächelt mein Vater. ,,Ich euch doch auch." Am liebsten würde ich noch Stunden so stehen bleiben. Aber mein Vater nimmt den Koffer und öffnet den Kofferraum. Mama steigt bereits auf den Beifahrersitz und ich mache mich erschöpft auf der Rückbank breit. Wenig später rollen wir vom Flughafengelände und die Fragen gehen los. Ich beginne alles zu erzählen, was meine Eltern noch nicht wissen. Auch wenn wir oft telefoniert und geskypt haben, fallen mir immer neue lustige Sachen ein, die ich noch nicht erzählt habe.

Nach zwanzig Minuten kommen wir am Haus an. Kaum bin ich ausgestiegen, springt bereits Julian aus dem Haus. ,,Millie", ruft er ungehalten. Glücklich falle ich in die Arme meines besten Freundes. Lange kann ich ihm jedoch keine Aufmerksamkeit geben, denn schon springt Space laut bellend um mich herum. Ausgiebig begrüße ich meinen Hund und dann Juri, der ebenfalls aus dem Haus kommt. ,,Ich will auch", meckert er und zieht mich wieder aus meiner Hocke hoch. ,,Jungs, vorsichtig mit Mila", ruft Martha, während sie auch raus kommt. Auch sie begrüße ich glücklich und natürlich danach Julians Vater. Währendessen haben meine Eltern schon das Gepäck ins Haus getragen. Schnell folge ich ihnen und atme den wunderbaren vertrauten Geruch von Zuhause ein. Nichts könnte das Wort besser beschreiben, als dieses Gefühl. Als ich weiter gehe, fällt mir der gedeckte Tisch auf. ,,Wir dachten, wir veranstalten ein kleines Willkommensbrunch", lächelt Mama. ,,Ich habe riesigen Hunger", seufze ich beim Anblick des randvoll Brötchenkorbes. Meinen Koffer stelle ich einfach ins Wohnzimmer. Während alle noch mehr leckere Sachen auf den Tisch stellt, lasse ich mich erschöpft auf den Stuhl sinken. Schließlich sitzen alle und ich greife hungrig nach einem Körnerbrötchen im Korb. Wie sehr ich richtiges Brot und Brötchen in Amerika vermisst habe. Immer nur dieses Toastbrot, das hängt einem wirklich irgendwann zum Hals raus.

Nachdem ich satt bin und nochmal viel erzählt habe, ziehe ich mich um und fahre dann mit Julian in den Stall. Ein Jahr habe ich meine Pferde nicht gesehen. Und ich habe sie so vermisst. Heute gehen wir erstmal eine entspannte Runde spazieren. Es tut so gut die vertrauten Straßen zu sehen, den Weg zu dem Stall, wo meine Pferde untergebracht sind. Julian parkt seinen Wagen und ich springe mit Vorfreude aus dem Auto. Die Müdigkeit von heute morgen ist verschwunden. Augenblicklich strömt der bekannte Stallgeruch in meine Nase. Wie ich es liebe. Schnell betrete ich die kleine Kammer, wo wir das Futter und anderen Kram aufbewahren. Odin und Diva stehen in einer Herde von gerade Mal sechs Pferden. Aber ich finde das perfekt so. Alle haben genug Platz um sich aus dem Weg zu gehen oder zu spielen. Sie haben das ganze Jahr über Zugang zur Wiese und Heu und es gibt genug Unterstände um Schutz zu suchen. Ein kleiner Reitplatz ist auch dabei und mehr braucht es nicht, damit ich und die Pferde glücklich sind. Schnell öffne ich die Tür zu der großen Box, von der aus man direkt ins Paddok kommt. ,,Die sind bestimmt wieder unten", meint Julian mit einem Blick auf das leere Paddok. Wir gehen den Trampelpfad runter, der zur großen Weide führt. Da stehen alle sechs und grasen friedlich mit gesenkten Kopf. Wie immer pfeife ich zwei unterschiedliche Töne kurz hintereinander. Odin hebt als erster ruckartig seinen Kopf. Stocksteif steht er da, weiß nicht so recht, was er tun soll. ,,Na komm, Großer", locke ich den schwarzen Wallach. Er stößt ein lautes Wiehern aus und stürmt dann los. Freudig schlägt er mit dem Schweif, als er schlitternd vor mir zum stehen kommt. ,,Na du", begrüße ich ihn lächelnd. Aufgeregt steigt er vorne leicht hoch und hebt zur Begrüßung sein Bein. ,,Ja ich hab dich auch vermisst", kicher ich. Sanft legt er sein weiches Maul in meine Hände. Leicht lehne ich meine Stirn an seinen Kopf. Wie sehr ich dieses durchgeknallte Pferd doch liebe. Doch lange währt die Ruhe nicht, denn Diva hat ebenfalls mitbekommen, dass ich wieder da bin. Meine freche Fuchsstute stupst mich von hinten an. Also lasse ich von Odin ab, der sich dann auf den Weg zu Julian macht. Währendessen begrüße ich mein Pony ausgiebig. Auch sie habe ich natürlich vermisst. Odin habe ich zwar schon länger aber das ändert nichts an meiner Liebe zu ihr. Auch die anderen Pferde sind jetzt neugierig geworden. Ich begrüße Levante, der als erstes ankommt und danach die Anderen, bis Odin sich eifersüchtig dazwischen stellt. Ja, er hat einen sehr speziellen Charakter. Jedoch ignoriere ich seine Aufdringlichkeit gekonnt und drehe mich wieder zu Diva. Er muss meine Taten akzeptieren, denn ich bin aus Odins Sicht sein Herdenchef.

Ein Traum wird wahrWhere stories live. Discover now