Kapitel 29

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Die Tage vergehen und meine Beziehung zu Jake wird etwas besser. Auch wenn ich mich jedes Mal neu zusammenreißen muss, wenn ich ihn anschaue, können wir uns mittlerweile gut unterhalten. Und es ist wunderbar, dass er mein morgendliches Schweigen endlich hinnimmt und mich nicht mehr mit unnötigen Gesprächen nervt. Orlando wurde von Nick in die ganze Sache miteinbezogen. Jedoch können mir die Beiden momentan eher wenig helfen. Schließlich ist das einfach nur Kopfsache. ,,Mila, hallo?!" Wild fuchtelt Nick mit seinen Armen vor meinem Gesicht herum. ,,Hm, was?", frage ich verwirrt. ,,Ob du bereit bist?", fragt mein Schauspielpartner ungeduldig. ,,Jaja. Sorry, war in Gedanken." ,,Das haben wir bemerkt", gibt Dough dazu und zieht mich zu dem Platz, an dem ich stehen soll. Dann drückt er mir die Schachtel in die Hand. ,,Und jetzt will ich Wut. Richtige Wut, Verstanden?" ,,Verstanden, Sir", gebe ich zurück und salutiere aus Spaß. Nick grinst vor sich hin, während er an dem vorbereiteten Tisch Platz nimmt. ,,Action."

Mehr als wütend marschiere ich ins Esszimmer. Dieser kleine Bastard. Der kann sich auf was gefasst machen. Mit der größten Kraft die ich aufbringen kann, knalle ich die Kiste auf dem Tisch.

Laut lachend fliege ich aus meiner Rolle, als Nick den Löffel in seiner Hand mit einem lauten Platschen zurück in die Schüssel fallen lässt. Dabei schwappt die Milch aus der Schüssel und verteilt sich über den ganzen Tisch. ,,Scheiße hast du mich erschrocken." ,,Du wusstest doch, wie die Szene abläuft", rufe ich lachend und stütze mich auf dem Tisch ab. ,,Ja, aber du sollst kein Erdbeben erzeugen." Tief atme ich durch, schnappe mir erneut die kleine Kiste und gehe zurück zu meinem Startpunkt. Jemand kommt und wischt die Milch weg, Nick nimmt den Löffel in die Hand und wir starten erneut.

Wütend stürme ich in das Zimmer. Dieser elendige Bastard. ,,Wie kannst du es..."

Weiter komme ich nicht, denn Nicks unschuldiger Blick kombiniert mit der Art und Weise wie er das Müsli isst, lässt mich erneut aus der Rolle fliegen. ,,Man", rufe ich lachend und werfe meinen Kopf in den Nacken. ,,Das war aber jetzt nicht meine Schuld", meint Nick. ,,Es ist immer deiner Schuld", antworte ich und kehre zu meinem Platz zurück. Wir drehen weiter, doch die Szene will einfach nicht gelingen. Entweder Nick oder ich fliegen jedes Mal raus. Und wir wissen nicht mal wirklich wieso, schließlich ist die Szene nicht komisch oder richtig seltsam. ,,Was soll ich bloß mit euch machen?", fragt Dough verzweifelt. ,,Kannst du Nick bitte dieses Müsli wegnehmen?" ,,Nein", ruft Nick und isst einen weiteren Löffel davon. Bittend sehe ich zu Dough. ,,Das Müsli ist Schuld. Wirklich." ,,Okay. Wir schreiben die Szene um. So klappt das nicht. Wir drehen morgen weiter, allerdings verlieren wir dadurch einiges an Zeit. Ray wird mit euch schon mal den Kampf proben, damit wir dort dann Zeit sparen können." Leicht gehetzt gibt Dough einige Anweisungen. Nick und ich gehen zum Kostümraum, damit wir uns umziehen können.

Wie eine Choreographie gehe ich die Bewegungsabfolge durch. Vor, zurück, links, zurück, vor, vor, Drehung, rechts. Immer und immer wieder durchlaufe ich die Folge. Es ist ein Tanz aus verschiedenen Elementen. Na gut, fast ein Tanz. Keine Musik und die Schritte sind auch immer die Gleichen. Es ist nicht so vielfältig wie bei einer Tanzchoreo. Aber es muss auch geübt werden. ,,Okay, habs drauf", rufe ich Orlando zu, welcher ebenfalls seine Folge am üben war. Er kommt zu mir rüber. ,,Bereit besiegt zu werden?", fragt er grinsend und schwingt das stumpfe Schwert locker durch die Luft. ,,Du hast keine Chance", antworte ich genauso grinsend und stelle mich richtig hin. Auch Orlando stellt sich in Position. Ein einziger Blick reicht als Startsignal aus. Mit Kraft schmettern wir unsere Waffen aufeinander. Das laute Klirren hallt durch den Übungsraum. Als hätten wir es bereits stundenlang geübt, gehen wir die Abfolge der Reihe nach durch. Zwar etwas langsamer, als es später vor der Kamera sein wird, aber wenn man sich das ganze mit Zeitraffer vorstellt kommt es einem Schwertkampf schon recht nahe. Am liebsten würde ich Orlando sein Schwert mit einem heftigen Hieb aus der Hand schlagen. Allerdings wäre das dann nicht mehr die Choreographie. Somit habe ich keine andere Wahl, als das Schwert irgendwann loszulassen. ,,Na sieh mal einer an. Doch nicht so geschickt mit dem Schwert was?", spielt Orlando seine Rolle weiter. Wütend sehe ich ihn an, hebe dann aber gezwungenermaßen meine Hände. ,,Auf die Knie", befiehlt er und kommt näher. Fest beiße ich meine Zähne aufeinander, komme seiner demütigenden Aufforderung jedoch nach. Auch ich befinde mich mittlerweile vollends in meiner Rolle. ,,Nun wird dich niemand mehr retten. Du gehörst mir." ,,Niemals", zische ich leise. Die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen, sieht Orlando mich an. ,,Das werden wir ja noch sehen", beendet er die Szene. Dann lässt er das Schwert fallen. ,,Ich hab dich also doch besiegt", grinst er und hält mir die Hand hin. ,,Haha, du Witzbold. Steht ja so auch nicht im Script", antworte ich sarkastisch, während ich mich von ihm hochziehen lassen. Kaum stehe ich richtig, kommt Ray auf uns zu, damit wir die Probe analysieren können und er uns sagt was noch besser werden muss.

Ein Traum wird wahrWhere stories live. Discover now